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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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und holländischen Handlung.
Handelsstädten anbetrifft, so können sie hier alle moscowitische
Juchten, Specerey-Material-Farb- und Fischwaaren, u. s. w.
dermaßen vortheilhaft einkaufen, als an einem Orte; imglei-
chen, wer sich mit smyrnischer, cyprischer und barbarischer Baum-
wolle will versehen, hat zu Amsterdam in dem billigsten Preiße
die beste Gelegenheit. Die moscowitischen Waaren sind daselbst
im Ueberflusse zu bekommen, auch wird das schwedische Kupfer
stark nach Amsterdam gebracht, und ist daselbst öfters so wohl-
feil, als in Schweden selbst. Hingegen gehen aus den ober-
ländischen Handelsstädten in großer Menge nach Amsterdam
die vielen Sorten Blech, sächsische und böhmische blaue Farbe,
Leinwand, etc. daß also auf beyden Seiten beständig ein sehr starker
Handel sich ereignet. Endlich wird auch zu Amsterdam 7) mit den
daselbst verfertigten Manufacturen stark gehandelt. Diese,
sind in solches Aufnehmen gerathen, daß sie vielmals die fran-
zösischen übertreffen. Man fabricirt zu Amsterdam und in den
umliegenden Städten Stoffe, Damaste, silberne und goldene
Spitzen, Sammet, wollene Zeuge, Tapeten, Gold- und an-
dere Leder. Auch werden des Jahrs über viele tausend Stü-
cke wollene Tücher gemacht. Nicht weniger findet man hier
ungefähr 30 Zuckerbeckereyen, nebst vielen Raffinirern von Bo-
rax, Kampfer, Zinnober, Schwefel, etc. Jn der dasigen Glas-
hütte werden große Bier- und andere Gläser gemacht, und bis
in Jndien verschickt. Jn dem Raspelhause finden die Misse-
thäter ihre Arbeit mit dem Mahlen und Raspeln von allerhand
hartem Farbeholze. Jn dem Seidenwindenhause wird die Sei-
de von armen Magdchen aufgewunden, um sie von dem Müßig-
gange abzuhalten. Die übrigen öffentlichen, und insonderheit
zur Handlung dienenden Häuser sind: 1) die Börse, die
ungefähr wohl 4500 Personen in sich halten kann, und alle
Werkeltage zu Mittagszeit von 12 bis halb 2, oder bis 2 Uhr
offen ist. Es hat in selbiger eine jegliche Art des Gewerbes
ihren angewiesenen Platz nach den Nummern der Pfeiler, da-
mit man diejenigen, mit denen man zu handeln hat, um so
viel leichter finden könne. An den meisten Pfeilern wird die
Notification von allen öffentlichen Verkaufungen der Weine und
anderer Güter angeklebt; wie auch die Namen derer in Ladung
liegenden Schiffe, und der Orte, wohin ihr Lauf gerichtet ist.
2) Die berühmte Banco ist 1609 den 31 Jenner angeleget wor-
den. Ungeachtet diese Bank keine offene Casse zu baaren Aus-
zahlungen, wie die venetianische Banco hat, indem die Bezah-
lungen durch einen schlechten Transport, oder durch Aßigna-
tion des einen auf den andern, geschehen: so unterläßt man
doch nicht, dem Reglemente der Bank unbeschadet, bisweilen
Bezahlungen in wirklichem Gelde zu thun. Es befindet sich
zu Amsterdam niemand leicht bey Mitteln, welcher nicht sein
Vermögen in der Bank hätte, und dieses um so viel mehr, da
man mit Bancopartien, wenn man will, baares Geld; und
mit baarem Gelde auch Bancopartien haben kann. Umständ-
liche Nachricht findet man von ihr in unserer Akademie der

Kaufl.

und hollaͤndiſchen Handlung.
Handelsſtaͤdten anbetrifft, ſo koͤnnen ſie hier alle moſcowitiſche
Juchten, Specerey-Material-Farb- und Fiſchwaaren, u. ſ. w.
dermaßen vortheilhaft einkaufen, als an einem Orte; imglei-
chen, wer ſich mit ſmyrniſcher, cypriſcher und barbariſcher Baum-
wolle will verſehen, hat zu Amſterdam in dem billigſten Preiße
die beſte Gelegenheit. Die moſcowitiſchen Waaren ſind daſelbſt
im Ueberfluſſe zu bekommen, auch wird das ſchwediſche Kupfer
ſtark nach Amſterdam gebracht, und iſt daſelbſt oͤfters ſo wohl-
feil, als in Schweden ſelbſt. Hingegen gehen aus den ober-
laͤndiſchen Handelsſtaͤdten in großer Menge nach Amſterdam
die vielen Sorten Blech, ſaͤchſiſche und boͤhmiſche blaue Farbe,
Leinwand, ꝛc. daß alſo auf beyden Seiten beſtaͤndig ein ſehr ſtarker
Handel ſich ereignet. Endlich wird auch zu Amſterdam 7) mit den
daſelbſt verfertigten Manufacturen ſtark gehandelt. Dieſe,
ſind in ſolches Aufnehmen gerathen, daß ſie vielmals die fran-
zoͤſiſchen uͤbertreffen. Man fabricirt zu Amſterdam und in den
umliegenden Staͤdten Stoffe, Damaſte, ſilberne und goldene
Spitzen, Sammet, wollene Zeuge, Tapeten, Gold- und an-
dere Leder. Auch werden des Jahrs uͤber viele tauſend Stuͤ-
cke wollene Tuͤcher gemacht. Nicht weniger findet man hier
ungefaͤhr 30 Zuckerbeckereyen, nebſt vielen Raffinirern von Bo-
rax, Kampfer, Zinnober, Schwefel, ꝛc. Jn der daſigen Glas-
huͤtte werden große Bier- und andere Glaͤſer gemacht, und bis
in Jndien verſchickt. Jn dem Raſpelhauſe finden die Miſſe-
thaͤter ihre Arbeit mit dem Mahlen und Raſpeln von allerhand
hartem Farbeholze. Jn dem Seidenwindenhauſe wird die Sei-
de von armen Magdchen aufgewunden, um ſie von dem Muͤßig-
gange abzuhalten. Die uͤbrigen oͤffentlichen, und inſonderheit
zur Handlung dienenden Haͤuſer ſind: 1) die Boͤrſe, die
ungefaͤhr wohl 4500 Perſonen in ſich halten kann, und alle
Werkeltage zu Mittagszeit von 12 bis halb 2, oder bis 2 Uhr
offen iſt. Es hat in ſelbiger eine jegliche Art des Gewerbes
ihren angewieſenen Platz nach den Nummern der Pfeiler, da-
mit man diejenigen, mit denen man zu handeln hat, um ſo
viel leichter finden koͤnne. An den meiſten Pfeilern wird die
Notification von allen oͤffentlichen Verkaufungen der Weine und
anderer Guͤter angeklebt; wie auch die Namen derer in Ladung
liegenden Schiffe, und der Orte, wohin ihr Lauf gerichtet iſt.
2) Die beruͤhmte Banco iſt 1609 den 31 Jenner angeleget wor-
den. Ungeachtet dieſe Bank keine offene Caſſe zu baaren Aus-
zahlungen, wie die venetianiſche Banco hat, indem die Bezah-
lungen durch einen ſchlechten Transport, oder durch Aßigna-
tion des einen auf den andern, geſchehen: ſo unterlaͤßt man
doch nicht, dem Reglemente der Bank unbeſchadet, bisweilen
Bezahlungen in wirklichem Gelde zu thun. Es befindet ſich
zu Amſterdam niemand leicht bey Mitteln, welcher nicht ſein
Vermoͤgen in der Bank haͤtte, und dieſes um ſo viel mehr, da
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mit baarem Gelde auch Bancopartien haben kann. Umſtaͤnd-
liche Nachricht findet man von ihr in unſerer Akademie der

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[493/1097] und hollaͤndiſchen Handlung. Handelsſtaͤdten anbetrifft, ſo koͤnnen ſie hier alle moſcowitiſche Juchten, Specerey-Material-Farb- und Fiſchwaaren, u. ſ. w. dermaßen vortheilhaft einkaufen, als an einem Orte; imglei- chen, wer ſich mit ſmyrniſcher, cypriſcher und barbariſcher Baum- wolle will verſehen, hat zu Amſterdam in dem billigſten Preiße die beſte Gelegenheit. Die moſcowitiſchen Waaren ſind daſelbſt im Ueberfluſſe zu bekommen, auch wird das ſchwediſche Kupfer ſtark nach Amſterdam gebracht, und iſt daſelbſt oͤfters ſo wohl- feil, als in Schweden ſelbſt. Hingegen gehen aus den ober- laͤndiſchen Handelsſtaͤdten in großer Menge nach Amſterdam die vielen Sorten Blech, ſaͤchſiſche und boͤhmiſche blaue Farbe, Leinwand, ꝛc. daß alſo auf beyden Seiten beſtaͤndig ein ſehr ſtarker Handel ſich ereignet. Endlich wird auch zu Amſterdam 7) mit den daſelbſt verfertigten Manufacturen ſtark gehandelt. Dieſe, ſind in ſolches Aufnehmen gerathen, daß ſie vielmals die fran- zoͤſiſchen uͤbertreffen. Man fabricirt zu Amſterdam und in den umliegenden Staͤdten Stoffe, Damaſte, ſilberne und goldene Spitzen, Sammet, wollene Zeuge, Tapeten, Gold- und an- dere Leder. Auch werden des Jahrs uͤber viele tauſend Stuͤ- cke wollene Tuͤcher gemacht. Nicht weniger findet man hier ungefaͤhr 30 Zuckerbeckereyen, nebſt vielen Raffinirern von Bo- rax, Kampfer, Zinnober, Schwefel, ꝛc. Jn der daſigen Glas- huͤtte werden große Bier- und andere Glaͤſer gemacht, und bis in Jndien verſchickt. Jn dem Raſpelhauſe finden die Miſſe- thaͤter ihre Arbeit mit dem Mahlen und Raſpeln von allerhand hartem Farbeholze. Jn dem Seidenwindenhauſe wird die Sei- de von armen Magdchen aufgewunden, um ſie von dem Muͤßig- gange abzuhalten. Die uͤbrigen oͤffentlichen, und inſonderheit zur Handlung dienenden Haͤuſer ſind: 1) die Boͤrſe, die ungefaͤhr wohl 4500 Perſonen in ſich halten kann, und alle Werkeltage zu Mittagszeit von 12 bis halb 2, oder bis 2 Uhr offen iſt. Es hat in ſelbiger eine jegliche Art des Gewerbes ihren angewieſenen Platz nach den Nummern der Pfeiler, da- mit man diejenigen, mit denen man zu handeln hat, um ſo viel leichter finden koͤnne. An den meiſten Pfeilern wird die Notification von allen oͤffentlichen Verkaufungen der Weine und anderer Guͤter angeklebt; wie auch die Namen derer in Ladung liegenden Schiffe, und der Orte, wohin ihr Lauf gerichtet iſt. 2) Die beruͤhmte Banco iſt 1609 den 31 Jenner angeleget wor- den. Ungeachtet dieſe Bank keine offene Caſſe zu baaren Aus- zahlungen, wie die venetianiſche Banco hat, indem die Bezah- lungen durch einen ſchlechten Transport, oder durch Aßigna- tion des einen auf den andern, geſchehen: ſo unterlaͤßt man doch nicht, dem Reglemente der Bank unbeſchadet, bisweilen Bezahlungen in wirklichem Gelde zu thun. Es befindet ſich zu Amſterdam niemand leicht bey Mitteln, welcher nicht ſein Vermoͤgen in der Bank haͤtte, und dieſes um ſo viel mehr, da man mit Bancopartien, wenn man will, baares Geld; und mit baarem Gelde auch Bancopartien haben kann. Umſtaͤnd- liche Nachricht findet man von ihr in unſerer Akademie der Kaufl.

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1097>, abgerufen am 22.12.2024.