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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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6 Cap. Von der
auf ihre Kosten diese unbekannten Länder zu entdecken, fand aber
nirgends Gehör. Hierauf kam er an den Hof des Königs Ferdinands
des V von Spanien, der nebst seiner Gemahlinn Jsabelle den Vor-
schlag annahm. Sie gaben ihm drey Schiffe, mit welchen er
aus dem Hafen Palos de Moguer in Andalusien am 3 August
oder den 1 September 1492 auslief, und so lange auf dem Meere
herum seegelte, bis er endlich Jnseln antraf, und zu Guana-
hani,
einer von den lucayschen Jnseln in America, den 11 No-
vember selbigen Jahres anländete. Die Einwohner dieser Jn-
sel erschraken über die ungewöhnlichen Schiffe, und liefen davon,
bis auf eine Weibsperson, welcher die Spanier Brodt, Wein
und Edelgesteine gaben, und sie damit davon gehen ließen.
Solches erweckte bey den übrigen Jnsulanern Muth, daß sie
nicht mehr vor ihren neuen Aukömmlingen so sehr flohen: und
diese gaben sich sodann Mühe, des dasigen Königs Gunst zu ge-
winnen, worinnen sie auch glücklich waren, indem selbiger ih-
nen erlaubete, eine hölzerne Festung an die Seeküste zu bauen.
Columbus ließ hierauf 42 Spanier daselbst, und eilete wiederum
zurück, um dem spanischen Könige von seinen Verrichtungen
Nachricht zu ertheilen. Er langete auch in dem folgenden 1493
Jahre in dem obgedachten Hafen Palos glücklich an. Wie er
nun dem königlichen Rathscollegio die Mittel vorgeschlagen
hatte, diese reiche Länder zu erobern, beschlossen die Glieder
desselben alsofort, ihn als indianischen Admiral wieder fort zu
senden, und ertheilten ihm alle Freyheiten, die er nur hierzu
verlangte. Es adelte ihn auch der König, zu Bezeigung seiner
Dankbarkeit. Columbus trat also seine Reise nach Westen den
2 September 1493 mit einer ansehnlichen Flotte von neuem an,
da er unterwegs die von ihm also genannte Jnsel St. Domingo
entdeckete, und endlich bey seiner zurückgelassenen Besatzung auf
obiger Jnsel anlangete, die er wegen der unterdessen von den
Spaniern an den Jndianern verübten Grausamkeiten ruiniret
fand. Er legte folglich eine neue Festung an, die er, der Kö-
niginn in Spanien zu Ehren, Jsabella nannte, und entdeckte
hiernächst die Goldminen von Cibao, wie auch noch verschiede-
ne andere Länder. Weil er aber zugleich einige Spanier, wel-
che zum andernmale neue Grausamkeiten an den Einwohnern
verübet, und dadurch verursachet, daß sie sich in die Wälder
verstecket und das Land unbebauet liegen gelassen, zu harter
Strafe gezogen, erweckte ihm dieses großen Neid; ja selbiger
gieng so weit, daß sie ihn bey dem Könige von Spanien ver-
läumderisch angaben, und ihn sogar mit Ketten gefesselt nach
Spanien zurück brachten. Jedoch sobald der König nach An-
ländung der Schiffe hiervon Nachricht erhielt, ließ er dem
Columbus die Fesseln abnehmen, erkannte seine vorgebrachte
Entschuldigung für gerecht, und erzeigte ihm fernerweit bis an
seinen Tod große Gnade.

2) Entde-
ckung des
festen Landes

Wie sich hierauf der König Ferdinand der V entschloß,
nochmals einige Schiffe nach der neuen Welt zu schicken; so
both sich Americus Vespucci, ein Florentiner von Geburt, der

damals

6 Cap. Von der
auf ihre Koſten dieſe unbekannten Laͤnder zu entdecken, fand aber
nirgends Gehoͤr. Hierauf kam er an den Hof des Koͤnigs Ferdinands
des V von Spanien, der nebſt ſeiner Gemahlinn Jſabelle den Vor-
ſchlag annahm. Sie gaben ihm drey Schiffe, mit welchen er
aus dem Hafen Palos de Moguer in Andaluſien am 3 Auguſt
oder den 1 September 1492 auslief, und ſo lange auf dem Meere
herum ſeegelte, bis er endlich Jnſeln antraf, und zu Guana-
hani,
einer von den lucayſchen Jnſeln in America, den 11 No-
vember ſelbigen Jahres anlaͤndete. Die Einwohner dieſer Jn-
ſel erſchraken uͤber die ungewoͤhnlichen Schiffe, und liefen davon,
bis auf eine Weibsperſon, welcher die Spanier Brodt, Wein
und Edelgeſteine gaben, und ſie damit davon gehen ließen.
Solches erweckte bey den uͤbrigen Jnſulanern Muth, daß ſie
nicht mehr vor ihren neuen Aukoͤmmlingen ſo ſehr flohen: und
dieſe gaben ſich ſodann Muͤhe, des daſigen Koͤnigs Gunſt zu ge-
winnen, worinnen ſie auch gluͤcklich waren, indem ſelbiger ih-
nen erlaubete, eine hoͤlzerne Feſtung an die Seekuͤſte zu bauen.
Columbus ließ hierauf 42 Spanier daſelbſt, und eilete wiederum
zuruͤck, um dem ſpaniſchen Koͤnige von ſeinen Verrichtungen
Nachricht zu ertheilen. Er langete auch in dem folgenden 1493
Jahre in dem obgedachten Hafen Palos gluͤcklich an. Wie er
nun dem koͤniglichen Rathscollegio die Mittel vorgeſchlagen
hatte, dieſe reiche Laͤnder zu erobern, beſchloſſen die Glieder
deſſelben alſofort, ihn als indianiſchen Admiral wieder fort zu
ſenden, und ertheilten ihm alle Freyheiten, die er nur hierzu
verlangte. Es adelte ihn auch der Koͤnig, zu Bezeigung ſeiner
Dankbarkeit. Columbus trat alſo ſeine Reiſe nach Weſten den
2 September 1493 mit einer anſehnlichen Flotte von neuem an,
da er unterwegs die von ihm alſo genannte Jnſel St. Domingo
entdeckete, und endlich bey ſeiner zuruͤckgelaſſenen Beſatzung auf
obiger Jnſel anlangete, die er wegen der unterdeſſen von den
Spaniern an den Jndianern veruͤbten Grauſamkeiten ruiniret
fand. Er legte folglich eine neue Feſtung an, die er, der Koͤ-
niginn in Spanien zu Ehren, Jſabella nannte, und entdeckte
hiernaͤchſt die Goldminen von Cibao, wie auch noch verſchiede-
ne andere Laͤnder. Weil er aber zugleich einige Spanier, wel-
che zum andernmale neue Grauſamkeiten an den Einwohnern
veruͤbet, und dadurch verurſachet, daß ſie ſich in die Waͤlder
verſtecket und das Land unbebauet liegen gelaſſen, zu harter
Strafe gezogen, erweckte ihm dieſes großen Neid; ja ſelbiger
gieng ſo weit, daß ſie ihn bey dem Koͤnige von Spanien ver-
laͤumderiſch angaben, und ihn ſogar mit Ketten gefeſſelt nach
Spanien zuruͤck brachten. Jedoch ſobald der Koͤnig nach An-
laͤndung der Schiffe hiervon Nachricht erhielt, ließ er dem
Columbus die Feſſeln abnehmen, erkannte ſeine vorgebrachte
Entſchuldigung fuͤr gerecht, und erzeigte ihm fernerweit bis an
ſeinen Tod große Gnade.

2) Entde-
ckung des
feſten Landes

Wie ſich hierauf der Koͤnig Ferdinand der V entſchloß,
nochmals einige Schiffe nach der neuen Welt zu ſchicken; ſo
both ſich Americus Veſpucci, ein Florentiner von Geburt, der

damals
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[456/1060] 6 Cap. Von der auf ihre Koſten dieſe unbekannten Laͤnder zu entdecken, fand aber nirgends Gehoͤr. Hierauf kam er an den Hof des Koͤnigs Ferdinands des V von Spanien, der nebſt ſeiner Gemahlinn Jſabelle den Vor- ſchlag annahm. Sie gaben ihm drey Schiffe, mit welchen er aus dem Hafen Palos de Moguer in Andaluſien am 3 Auguſt oder den 1 September 1492 auslief, und ſo lange auf dem Meere herum ſeegelte, bis er endlich Jnſeln antraf, und zu Guana- hani, einer von den lucayſchen Jnſeln in America, den 11 No- vember ſelbigen Jahres anlaͤndete. Die Einwohner dieſer Jn- ſel erſchraken uͤber die ungewoͤhnlichen Schiffe, und liefen davon, bis auf eine Weibsperſon, welcher die Spanier Brodt, Wein und Edelgeſteine gaben, und ſie damit davon gehen ließen. Solches erweckte bey den uͤbrigen Jnſulanern Muth, daß ſie nicht mehr vor ihren neuen Aukoͤmmlingen ſo ſehr flohen: und dieſe gaben ſich ſodann Muͤhe, des daſigen Koͤnigs Gunſt zu ge- winnen, worinnen ſie auch gluͤcklich waren, indem ſelbiger ih- nen erlaubete, eine hoͤlzerne Feſtung an die Seekuͤſte zu bauen. Columbus ließ hierauf 42 Spanier daſelbſt, und eilete wiederum zuruͤck, um dem ſpaniſchen Koͤnige von ſeinen Verrichtungen Nachricht zu ertheilen. Er langete auch in dem folgenden 1493 Jahre in dem obgedachten Hafen Palos gluͤcklich an. Wie er nun dem koͤniglichen Rathscollegio die Mittel vorgeſchlagen hatte, dieſe reiche Laͤnder zu erobern, beſchloſſen die Glieder deſſelben alſofort, ihn als indianiſchen Admiral wieder fort zu ſenden, und ertheilten ihm alle Freyheiten, die er nur hierzu verlangte. Es adelte ihn auch der Koͤnig, zu Bezeigung ſeiner Dankbarkeit. Columbus trat alſo ſeine Reiſe nach Weſten den 2 September 1493 mit einer anſehnlichen Flotte von neuem an, da er unterwegs die von ihm alſo genannte Jnſel St. Domingo entdeckete, und endlich bey ſeiner zuruͤckgelaſſenen Beſatzung auf obiger Jnſel anlangete, die er wegen der unterdeſſen von den Spaniern an den Jndianern veruͤbten Grauſamkeiten ruiniret fand. Er legte folglich eine neue Feſtung an, die er, der Koͤ- niginn in Spanien zu Ehren, Jſabella nannte, und entdeckte hiernaͤchſt die Goldminen von Cibao, wie auch noch verſchiede- ne andere Laͤnder. Weil er aber zugleich einige Spanier, wel- che zum andernmale neue Grauſamkeiten an den Einwohnern veruͤbet, und dadurch verurſachet, daß ſie ſich in die Waͤlder verſtecket und das Land unbebauet liegen gelaſſen, zu harter Strafe gezogen, erweckte ihm dieſes großen Neid; ja ſelbiger gieng ſo weit, daß ſie ihn bey dem Koͤnige von Spanien ver- laͤumderiſch angaben, und ihn ſogar mit Ketten gefeſſelt nach Spanien zuruͤck brachten. Jedoch ſobald der Koͤnig nach An- laͤndung der Schiffe hiervon Nachricht erhielt, ließ er dem Columbus die Feſſeln abnehmen, erkannte ſeine vorgebrachte Entſchuldigung fuͤr gerecht, und erzeigte ihm fernerweit bis an ſeinen Tod große Gnade. Wie ſich hierauf der Koͤnig Ferdinand der V entſchloß, nochmals einige Schiffe nach der neuen Welt zu ſchicken; ſo both ſich Americus Veſpucci, ein Florentiner von Geburt, der damals

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1060>, abgerufen am 22.12.2024.