Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.portugiesischen Handlung. importante Stadt für eine Vormauer der portugiesischen Gold-bergwerke in America und als der Hauptsammelplatz des por- tugiesischen Commerzes daselbst, angesehen werden kann: so hat der König es dahin vermittelt und bey dem Hofe zu Madrit er- halten, daß, ehe die Stadt St. Sacrament an Spanien abgetreten wird, die Ausmessung der beyderseitigen Landesgränzen, und zwar nicht eher, als über 5 Jahre vorgenommen werden solle. Jm Jahre 1752 wurde, nach Anlaß des obgedachten Projects, denen von Lion gekommenen Fabricanten erlaubet, an verschie- denen Orten des Königreichs Seidenmanufacturen anzulegen: und da der König beschlossen hatte, eine neue Colonie in der Provinz Matto- Grosso an den Gränzen des spanischen Ameri- ca zu errichten: so wurde noch in solchem Jahre eine gute An- zahl Manns- und Weibspersonen aus den Gefängnissen des Reichs genommen, und nebst vielen andern freywilligen Perso- sen zur Bevölkerung dieser Colonie und zum dasigen Ackerbau dahin abgeführet. Zu Anfange des 1753 Jahres hatten einige französische Kaufleute Vorschläge, eine ostindische Compagnie aufzurichten: Herr de la Bourdonniere war der Erfinder die- ses Vorschlags, und hatte dem Herrn Granier bereits auf den guten Erfolg desselben 800000 Livres vorgeschossen. Die Octroy des Königs war auch schon bewilliget, als die portugiesischen Kaufleute die dringendesten Vorstellungen thaten, wie durch die Handlung der Ausländer, der Nation der größte Nachtheil zuwachsen würde. Es wurde also die königliche Bewilligung wieder zurück genommen; dem Herrn Granier aber erlaubet, auf dieses Jahr ein Schiff nach der Küste von Coromandel zu schicken, um sich seines Schadens einiger maßen zu erhohlen. Da hingegen wurden die portugiesischen Kaufleute befehliget, selbst eine dergleichen nach Ostindien besser als bisher handeln- de Compagnie zu entwerfen und aufzurichten: und dieser ostin- dischen Handlung Verbesserung ist seit der Zeit einer der wichtig- sten Vorwürfe der Bemühungen der Regierung zu Lissabon gewesen. So ist auch nur ohnlängst durch ein königl. Decret vom 7 Jun. 1755 die alleinige Handlung nach Maragnan oder Maranhaon, und nach Groß- Para, in Brasilien, einer Gesellschaft von Kauf- leuten verliehen worden, die unmittelbar von der Person des Königes abhängt, und folglich unter keinem andern Gerichte steht: wie denn auch Se. Majestät ihr zwo Kriegsschiffe zur Bedeckung ihrer Flotte bewilliget, und ihr im September, oder bald mit Anfange des Octobers, einen besondern Platz zu Lissa- bon angewiesen haben, um allda die Magazine erbauen zu las- sen, die sie nöthig haben wird. Was aber das große Unglück, welches am ersten November des nur verflossenen 1755 Jahres Portugal betroffen hat, für traurige Folgen in Ansehung der Handlung haben werde, muß die Zeit lehren. Denn gegen- wärtig kann man weiter nichts sagen, als daß an dem gedach- ten Tage des Vormittags die Haupt- und Residenzstadt Lissabon durch ein gewaltiges Erdbeben, und eine zu gleicher Zeit aus- gebrochene Feuersbrunst in einen Stein- und Aschenhaufen ver- wandelt
portugieſiſchen Handlung. importante Stadt fuͤr eine Vormauer der portugieſiſchen Gold-bergwerke in America und als der Hauptſammelplatz des por- tugieſiſchen Commerzes daſelbſt, angeſehen werden kann: ſo hat der Koͤnig es dahin vermittelt und bey dem Hofe zu Madrit er- halten, daß, ehe die Stadt St. Sacrament an Spanien abgetreten wird, die Ausmeſſung der beyderſeitigen Landesgraͤnzen, und zwar nicht eher, als uͤber 5 Jahre vorgenommen werden ſolle. Jm Jahre 1752 wurde, nach Anlaß des obgedachten Projects, denen von Lion gekommenen Fabricanten erlaubet, an verſchie- denen Orten des Koͤnigreichs Seidenmanufacturen anzulegen: und da der Koͤnig beſchloſſen hatte, eine neue Colonie in der Provinz Matto- Groſſo an den Graͤnzen des ſpaniſchen Ameri- ca zu errichten: ſo wurde noch in ſolchem Jahre eine gute An- zahl Manns- und Weibsperſonen aus den Gefaͤngniſſen des Reichs genommen, und nebſt vielen andern freywilligen Perſo- ſen zur Bevoͤlkerung dieſer Colonie und zum daſigen Ackerbau dahin abgefuͤhret. Zu Anfange des 1753 Jahres hatten einige franzoͤſiſche Kaufleute Vorſchlaͤge, eine oſtindiſche Compagnie aufzurichten: Herr de la Bourdonniere war der Erfinder die- ſes Vorſchlags, und hatte dem Herrn Granier bereits auf den guten Erfolg deſſelben 800000 Livres vorgeſchoſſen. Die Octroy des Koͤnigs war auch ſchon bewilliget, als die portugieſiſchen Kaufleute die dringendeſten Vorſtellungen thaten, wie durch die Handlung der Auslaͤnder, der Nation der groͤßte Nachtheil zuwachſen wuͤrde. Es wurde alſo die koͤnigliche Bewilligung wieder zuruͤck genommen; dem Herrn Granier aber erlaubet, auf dieſes Jahr ein Schiff nach der Kuͤſte von Coromandel zu ſchicken, um ſich ſeines Schadens einiger maßen zu erhohlen. Da hingegen wurden die portugieſiſchen Kaufleute befehliget, ſelbſt eine dergleichen nach Oſtindien beſſer als bisher handeln- de Compagnie zu entwerfen und aufzurichten: und dieſer oſtin- diſchen Handlung Verbeſſerung iſt ſeit der Zeit einer der wichtig- ſten Vorwuͤrfe der Bemuͤhungen der Regierung zu Liſſabon geweſen. So iſt auch nur ohnlaͤngſt durch ein koͤnigl. Decret vom 7 Jun. 1755 die alleinige Handlung nach Maragnan oder Maranhaon, und nach Groß- Para, in Braſilien, einer Geſellſchaft von Kauf- leuten verliehen worden, die unmittelbar von der Perſon des Koͤniges abhaͤngt, und folglich unter keinem andern Gerichte ſteht: wie denn auch Se. Majeſtaͤt ihr zwo Kriegsſchiffe zur Bedeckung ihrer Flotte bewilliget, und ihr im September, oder bald mit Anfange des Octobers, einen beſondern Platz zu Liſſa- bon angewieſen haben, um allda die Magazine erbauen zu laſ- ſen, die ſie noͤthig haben wird. Was aber das große Ungluͤck, welches am erſten November des nur verfloſſenen 1755 Jahres Portugal betroffen hat, fuͤr traurige Folgen in Anſehung der Handlung haben werde, muß die Zeit lehren. Denn gegen- waͤrtig kann man weiter nichts ſagen, als daß an dem gedach- ten Tage des Vormittags die Haupt- und Reſidenzſtadt Liſſabon durch ein gewaltiges Erdbeben, und eine zu gleicher Zeit aus- gebrochene Feuersbrunſt in einen Stein- und Aſchenhaufen ver- wandelt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f1051" n="447"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">portugieſiſchen Handlung.</hi></fw><lb/> importante Stadt fuͤr eine Vormauer der portugieſiſchen Gold-<lb/> bergwerke in America und als der Hauptſammelplatz des por-<lb/> tugieſiſchen Commerzes daſelbſt, angeſehen werden kann: ſo hat<lb/> der Koͤnig es dahin vermittelt und bey dem Hofe zu Madrit er-<lb/> halten, daß, ehe die Stadt St. Sacrament an Spanien abgetreten<lb/> wird, die Ausmeſſung der beyderſeitigen Landesgraͤnzen, und<lb/> zwar nicht eher, als uͤber 5 Jahre vorgenommen werden ſolle.<lb/> Jm Jahre 1752 wurde, nach Anlaß des obgedachten Projects,<lb/> denen von Lion gekommenen Fabricanten erlaubet, an verſchie-<lb/> denen Orten des Koͤnigreichs Seidenmanufacturen anzulegen:<lb/> und da der Koͤnig beſchloſſen hatte, eine neue Colonie in der<lb/> Provinz Matto- Groſſo an den Graͤnzen des ſpaniſchen Ameri-<lb/> ca zu errichten: ſo wurde noch in ſolchem Jahre eine gute An-<lb/> zahl Manns- und Weibsperſonen aus den Gefaͤngniſſen des<lb/> Reichs genommen, und nebſt vielen andern freywilligen Perſo-<lb/> ſen zur Bevoͤlkerung dieſer Colonie und zum daſigen Ackerbau<lb/> dahin abgefuͤhret. Zu Anfange des 1753 Jahres hatten einige<lb/> franzoͤſiſche Kaufleute Vorſchlaͤge, eine <hi rendition="#fr">oſtindiſche Compagnie</hi><lb/> aufzurichten: Herr de la Bourdonniere war der Erfinder die-<lb/> ſes Vorſchlags, und hatte dem Herrn Granier bereits auf den<lb/> guten Erfolg deſſelben 800000 Livres vorgeſchoſſen. Die Octroy<lb/> des Koͤnigs war auch ſchon bewilliget, als die portugieſiſchen<lb/> Kaufleute die dringendeſten Vorſtellungen thaten, wie durch die<lb/> Handlung der Auslaͤnder, der Nation der groͤßte Nachtheil<lb/> zuwachſen wuͤrde. Es wurde alſo die koͤnigliche Bewilligung<lb/> wieder zuruͤck genommen; dem Herrn Granier aber erlaubet,<lb/> auf dieſes Jahr ein Schiff nach der Kuͤſte von Coromandel zu<lb/> ſchicken, um ſich ſeines Schadens einiger maßen zu erhohlen.<lb/> Da hingegen wurden die portugieſiſchen Kaufleute befehliget,<lb/> ſelbſt eine dergleichen nach Oſtindien beſſer als bisher handeln-<lb/> de Compagnie zu entwerfen und aufzurichten: und dieſer oſtin-<lb/> diſchen Handlung Verbeſſerung iſt ſeit der Zeit einer der wichtig-<lb/> ſten Vorwuͤrfe der Bemuͤhungen der Regierung zu Liſſabon geweſen.<lb/> So iſt auch nur ohnlaͤngſt durch ein koͤnigl. Decret vom 7 Jun. 1755<lb/> die alleinige Handlung nach <hi rendition="#fr">Maragnan</hi> oder Maranhaon, und<lb/> nach <hi rendition="#fr">Groß- Para,</hi> in <hi rendition="#fr">Braſilien,</hi> einer <hi rendition="#fr">Geſellſchaft von Kauf-<lb/> leuten</hi> verliehen worden, die unmittelbar von der Perſon des<lb/> Koͤniges abhaͤngt, und folglich unter keinem andern Gerichte<lb/> ſteht: wie denn auch Se. Majeſtaͤt ihr zwo Kriegsſchiffe zur<lb/> Bedeckung ihrer Flotte bewilliget, und ihr im September, oder<lb/> bald mit Anfange des Octobers, einen beſondern Platz zu Liſſa-<lb/> bon angewieſen haben, um allda die Magazine erbauen zu laſ-<lb/> ſen, die ſie noͤthig haben wird. Was aber das große Ungluͤck,<lb/> welches am erſten November des nur verfloſſenen 1755 Jahres<lb/> Portugal betroffen hat, fuͤr traurige Folgen in Anſehung der<lb/> Handlung haben werde, muß die Zeit lehren. Denn gegen-<lb/> waͤrtig kann man weiter nichts ſagen, als daß an dem gedach-<lb/> ten Tage des Vormittags die Haupt- und Reſidenzſtadt Liſſabon<lb/> durch ein gewaltiges Erdbeben, und eine zu gleicher Zeit aus-<lb/> gebrochene Feuersbrunſt in einen Stein- und Aſchenhaufen ver-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wandelt</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [447/1051]
portugieſiſchen Handlung.
importante Stadt fuͤr eine Vormauer der portugieſiſchen Gold-
bergwerke in America und als der Hauptſammelplatz des por-
tugieſiſchen Commerzes daſelbſt, angeſehen werden kann: ſo hat
der Koͤnig es dahin vermittelt und bey dem Hofe zu Madrit er-
halten, daß, ehe die Stadt St. Sacrament an Spanien abgetreten
wird, die Ausmeſſung der beyderſeitigen Landesgraͤnzen, und
zwar nicht eher, als uͤber 5 Jahre vorgenommen werden ſolle.
Jm Jahre 1752 wurde, nach Anlaß des obgedachten Projects,
denen von Lion gekommenen Fabricanten erlaubet, an verſchie-
denen Orten des Koͤnigreichs Seidenmanufacturen anzulegen:
und da der Koͤnig beſchloſſen hatte, eine neue Colonie in der
Provinz Matto- Groſſo an den Graͤnzen des ſpaniſchen Ameri-
ca zu errichten: ſo wurde noch in ſolchem Jahre eine gute An-
zahl Manns- und Weibsperſonen aus den Gefaͤngniſſen des
Reichs genommen, und nebſt vielen andern freywilligen Perſo-
ſen zur Bevoͤlkerung dieſer Colonie und zum daſigen Ackerbau
dahin abgefuͤhret. Zu Anfange des 1753 Jahres hatten einige
franzoͤſiſche Kaufleute Vorſchlaͤge, eine oſtindiſche Compagnie
aufzurichten: Herr de la Bourdonniere war der Erfinder die-
ſes Vorſchlags, und hatte dem Herrn Granier bereits auf den
guten Erfolg deſſelben 800000 Livres vorgeſchoſſen. Die Octroy
des Koͤnigs war auch ſchon bewilliget, als die portugieſiſchen
Kaufleute die dringendeſten Vorſtellungen thaten, wie durch die
Handlung der Auslaͤnder, der Nation der groͤßte Nachtheil
zuwachſen wuͤrde. Es wurde alſo die koͤnigliche Bewilligung
wieder zuruͤck genommen; dem Herrn Granier aber erlaubet,
auf dieſes Jahr ein Schiff nach der Kuͤſte von Coromandel zu
ſchicken, um ſich ſeines Schadens einiger maßen zu erhohlen.
Da hingegen wurden die portugieſiſchen Kaufleute befehliget,
ſelbſt eine dergleichen nach Oſtindien beſſer als bisher handeln-
de Compagnie zu entwerfen und aufzurichten: und dieſer oſtin-
diſchen Handlung Verbeſſerung iſt ſeit der Zeit einer der wichtig-
ſten Vorwuͤrfe der Bemuͤhungen der Regierung zu Liſſabon geweſen.
So iſt auch nur ohnlaͤngſt durch ein koͤnigl. Decret vom 7 Jun. 1755
die alleinige Handlung nach Maragnan oder Maranhaon, und
nach Groß- Para, in Braſilien, einer Geſellſchaft von Kauf-
leuten verliehen worden, die unmittelbar von der Perſon des
Koͤniges abhaͤngt, und folglich unter keinem andern Gerichte
ſteht: wie denn auch Se. Majeſtaͤt ihr zwo Kriegsſchiffe zur
Bedeckung ihrer Flotte bewilliget, und ihr im September, oder
bald mit Anfange des Octobers, einen beſondern Platz zu Liſſa-
bon angewieſen haben, um allda die Magazine erbauen zu laſ-
ſen, die ſie noͤthig haben wird. Was aber das große Ungluͤck,
welches am erſten November des nur verfloſſenen 1755 Jahres
Portugal betroffen hat, fuͤr traurige Folgen in Anſehung der
Handlung haben werde, muß die Zeit lehren. Denn gegen-
waͤrtig kann man weiter nichts ſagen, als daß an dem gedach-
ten Tage des Vormittags die Haupt- und Reſidenzſtadt Liſſabon
durch ein gewaltiges Erdbeben, und eine zu gleicher Zeit aus-
gebrochene Feuersbrunſt in einen Stein- und Aſchenhaufen ver-
wandelt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |