handeln, sondern auch ihr Leinwandgewerbe nach Holland, England, Spanien, und fast durch die ganze Welt ausbreiten, und diese Waaren theils für eigene, theils für anderer Rech- nung versenden; 3) in dem Tuchhandel, welcher aber nicht so beträchtlich als der vorstehende ist, jedoch werden viele schlesi- sche Tücher nicht nur auf den breßlauer, Leipziger, und andern Messen verthan, sondern sie gehen auch nach Böhmen, Mähren, Brandenburg, Ungarn, Polen, Rußland, und bis nach Persien; und 4) in dem Handel mit der Färberröthe, welche besonders auf den breßlauischen Feldern in großer Menge gepflanzet, und sowol von den Schlesiern zur Färbung ihrer Tücher verbraucht, als auch nach Sachsen, Polen, Venedig und Holland stark verführet wird. Die eingehenden Waaren, welche Breßlau entweder selbst verbraucht, oder mit welchen es wiederum Han- del an Auswärtige treibt, sind: 1) Weine, vorzüglich österrei- chische und ungarische; 2) polnische und ungarische Ochsen; 3) Salz, woran Schlesien Mangel leidet, jedoch darf anitzo unter der königlich preußischen Regierung, außer polnisches Steinsaltz, kein anderes, denn hällisches und schönebecker Kochsalz eingeführet werden. Unter eben dieser Regierung sind 1742 der Stadt Breßlau, statt der bisherigen Jahrmärkte auf Mittfa- sten und Crucis, zwey öffentliche freye Jahrmessen verliehen worden, davon die erste auf den Sonntag Lätare, und die zweyte auf den Montag vor Mariä Geburt geleget ist. Nach Ver- lauf der ersten 8 Tage nehmen die Zahlwoche und Scontrotage ihren Anfang, und ist der vierte Tag derselben als der Zahltag festgesetzet. Weiter publicirten Se. Königliche Majestät von Preußen 1742 nicht nur eine Meß- und Handelsgerichtsord- nung samt Declaration der breßlauischen Wechselordnung vom Jahre 1738; sondern verordneten auch zugleich zwey öffentliche Handelsgerichte, als eines erster Jnstanz, und zur Appellation ein Obergerichte. Endlich haben Sie auch die Aufsicht und Direction des ganzen schlesischen und glatzischen Commercienwesens einem zu Breßlau besonders etablirten Com- mercien-Conferenzcollegio anvertrauet. Man wechselt auf Hamburg, Amsterdam, Leipzig, Wien, Nürnberg, Augspurg, Danzig und Venedig. Uebrigens ist hier ein Oberpostamt, unter welches alle übrige schlesische Postämter gehören. Siehe unsere Akad. der Kaufl. unter Breßlau.
§. 94.
Vortheile Deutsch- lands zur Handlung: 1) bequeme Lage zur Handlung.
Diese Handelsstädte, deren wir weit mehrere beschreiben könnten, wenn es uns der Raum verstattete, zeugen insge- samt von der Wichtigkeit und dem schönsten Flore der deut- schen Handlung. Was nun aber solche so ungemein erhebt, ist 1) die so vortheilhaftige Lage Deutschlands zur Handlung, da es in einer so gemäßigten Himmelsgegend; recht mitten in Europa; an der Ost- und Nordsee auf der einen, auf der an- dern am adriatischen Meere liegt; und an allen Orten von schiffreichen Flüssen durchströmet wird, unter welchen die Do- nau, der Rhein, der Mayn, die Weser, die Elbe, und die Oder
die
4 Cap. Von der
handeln, ſondern auch ihr Leinwandgewerbe nach Holland, England, Spanien, und faſt durch die ganze Welt ausbreiten, und dieſe Waaren theils fuͤr eigene, theils fuͤr anderer Rech- nung verſenden; 3) in dem Tuchhandel, welcher aber nicht ſo betraͤchtlich als der vorſtehende iſt, jedoch werden viele ſchleſi- ſche Tuͤcher nicht nur auf den breßlauer, Leipziger, und andern Meſſen verthan, ſondern ſie gehen auch nach Boͤhmen, Maͤhren, Brandenburg, Ungarn, Polen, Rußland, und bis nach Perſien; und 4) in dem Handel mit der Faͤrberroͤthe, welche beſonders auf den breßlauiſchen Feldern in großer Menge gepflanzet, und ſowol von den Schleſiern zur Faͤrbung ihrer Tuͤcher verbraucht, als auch nach Sachſen, Polen, Venedig und Holland ſtark verfuͤhret wird. Die eingehenden Waaren, welche Breßlau entweder ſelbſt verbraucht, oder mit welchen es wiederum Han- del an Auswaͤrtige treibt, ſind: 1) Weine, vorzuͤglich oͤſterrei- chiſche und ungariſche; 2) polniſche und ungariſche Ochſen; 3) Salz, woran Schleſien Mangel leidet, jedoch darf anitzo unter der koͤniglich preußiſchen Regierung, außer polniſches Steinſaltz, kein anderes, denn haͤlliſches und ſchoͤnebecker Kochſalz eingefuͤhret werden. Unter eben dieſer Regierung ſind 1742 der Stadt Breßlau, ſtatt der bisherigen Jahrmaͤrkte auf Mittfa- ſten und Crucis, zwey oͤffentliche freye Jahrmeſſen verliehen worden, davon die erſte auf den Sonntag Laͤtare, und die zweyte auf den Montag vor Mariaͤ Geburt geleget iſt. Nach Ver- lauf der erſten 8 Tage nehmen die Zahlwoche und Scontrotage ihren Anfang, und iſt der vierte Tag derſelben als der Zahltag feſtgeſetzet. Weiter publicirten Se. Koͤnigliche Majeſtaͤt von Preußen 1742 nicht nur eine Meß- und Handelsgerichtsord- nung ſamt Declaration der breßlauiſchen Wechſelordnung vom Jahre 1738; ſondern verordneten auch zugleich zwey oͤffentliche Handelsgerichte, als eines erſter Jnſtanz, und zur Appellation ein Obergerichte. Endlich haben Sie auch die Aufſicht und Direction des ganzen ſchleſiſchen und glatziſchen Commercienweſens einem zu Breßlau beſonders etablirten Com- mercien-Conferenzcollegio anvertrauet. Man wechſelt auf Hamburg, Amſterdam, Leipzig, Wien, Nuͤrnberg, Augſpurg, Danzig und Venedig. Uebrigens iſt hier ein Oberpoſtamt, unter welches alle uͤbrige ſchleſiſche Poſtaͤmter gehoͤren. Siehe unſere Akad. der Kaufl. unter Breßlau.
§. 94.
Vortheile Deutſch- lands zur Handlung: 1) bequeme Lage zur Handlung.
Dieſe Handelsſtaͤdte, deren wir weit mehrere beſchreiben koͤnnten, wenn es uns der Raum verſtattete, zeugen insge- ſamt von der Wichtigkeit und dem ſchoͤnſten Flore der deut- ſchen Handlung. Was nun aber ſolche ſo ungemein erhebt, iſt 1) die ſo vortheilhaftige Lage Deutſchlands zur Handlung, da es in einer ſo gemaͤßigten Himmelsgegend; recht mitten in Europa; an der Oſt- und Nordſee auf der einen, auf der an- dern am adriatiſchen Meere liegt; und an allen Orten von ſchiffreichen Fluͤſſen durchſtroͤmet wird, unter welchen die Do- nau, der Rhein, der Mayn, die Weſer, die Elbe, und die Oder
die
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4 Cap. Von der
handeln, ſondern auch ihr Leinwandgewerbe nach Holland,
England, Spanien, und faſt durch die ganze Welt ausbreiten,
und dieſe Waaren theils fuͤr eigene, theils fuͤr anderer Rech-
nung verſenden; 3) in dem Tuchhandel, welcher aber nicht ſo
betraͤchtlich als der vorſtehende iſt, jedoch werden viele ſchleſi-
ſche Tuͤcher nicht nur auf den breßlauer, Leipziger, und andern
Meſſen verthan, ſondern ſie gehen auch nach Boͤhmen, Maͤhren,
Brandenburg, Ungarn, Polen, Rußland, und bis nach Perſien;
und 4) in dem Handel mit der Faͤrberroͤthe, welche beſonders
auf den breßlauiſchen Feldern in großer Menge gepflanzet, und
ſowol von den Schleſiern zur Faͤrbung ihrer Tuͤcher verbraucht,
als auch nach Sachſen, Polen, Venedig und Holland ſtark
verfuͤhret wird. Die eingehenden Waaren, welche Breßlau
entweder ſelbſt verbraucht, oder mit welchen es wiederum Han-
del an Auswaͤrtige treibt, ſind: 1) Weine, vorzuͤglich oͤſterrei-
chiſche und ungariſche; 2) polniſche und ungariſche Ochſen;
3) Salz, woran Schleſien Mangel leidet, jedoch darf anitzo
unter der koͤniglich preußiſchen Regierung, außer polniſches
Steinſaltz, kein anderes, denn haͤlliſches und ſchoͤnebecker Kochſalz
eingefuͤhret werden. Unter eben dieſer Regierung ſind 1742 der
Stadt Breßlau, ſtatt der bisherigen Jahrmaͤrkte auf Mittfa-
ſten und Crucis, zwey oͤffentliche freye Jahrmeſſen verliehen
worden, davon die erſte auf den Sonntag Laͤtare, und die zweyte
auf den Montag vor Mariaͤ Geburt geleget iſt. Nach Ver-
lauf der erſten 8 Tage nehmen die Zahlwoche und Scontrotage
ihren Anfang, und iſt der vierte Tag derſelben als der Zahltag
feſtgeſetzet. Weiter publicirten Se. Koͤnigliche Majeſtaͤt von
Preußen 1742 nicht nur eine Meß- und Handelsgerichtsord-
nung ſamt Declaration der breßlauiſchen Wechſelordnung
vom Jahre 1738; ſondern verordneten auch zugleich zwey
oͤffentliche Handelsgerichte, als eines erſter Jnſtanz, und zur
Appellation ein Obergerichte. Endlich haben Sie auch die
Aufſicht und Direction des ganzen ſchleſiſchen und glatziſchen
Commercienweſens einem zu Breßlau beſonders etablirten Com-
mercien-Conferenzcollegio anvertrauet. Man wechſelt auf
Hamburg, Amſterdam, Leipzig, Wien, Nuͤrnberg, Augſpurg,
Danzig und Venedig. Uebrigens iſt hier ein Oberpoſtamt,
unter welches alle uͤbrige ſchleſiſche Poſtaͤmter gehoͤren. Siehe
unſere Akad. der Kaufl. unter Breßlau.
§. 94.
Dieſe Handelsſtaͤdte, deren wir weit mehrere beſchreiben
koͤnnten, wenn es uns der Raum verſtattete, zeugen insge-
ſamt von der Wichtigkeit und dem ſchoͤnſten Flore der deut-
ſchen Handlung. Was nun aber ſolche ſo ungemein erhebt,
iſt 1) die ſo vortheilhaftige Lage Deutſchlands zur Handlung,
da es in einer ſo gemaͤßigten Himmelsgegend; recht mitten in
Europa; an der Oſt- und Nordſee auf der einen, auf der an-
dern am adriatiſchen Meere liegt; und an allen Orten von
ſchiffreichen Fluͤſſen durchſtroͤmet wird, unter welchen die Do-
nau, der Rhein, der Mayn, die Weſer, die Elbe, und die Oder
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1040>, abgerufen am 24.11.2024.
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