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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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4 Cap. Von der
vom Jahre 1682. (2) Betreffend die Waarenhandlung: so
sind die Waaren, womit die leipziger Kaufleute handeln, alle
Waaren, die nur an irgend einem Handelsplatze in Handel
kommen können, und bestehen mithin nicht nur in einheimischen,
sondern auch in fremden Waaren. Unter den (a) einheimischen
Waaren
verstehen wir a) die natürlichen Landesfrüchte Sach-
senlandes, als Korn, Wolle, welche insonderheit in der leipzi-
ger Ostermeßzahlwoche, oder gleich nach derselben, nachdem die
Schafschurzeit eher, oder später fällt, sich sehr häufig vor der Woll-
waage einfindet; Waid, Anis, Safflor, etwas am Weine; etc. b) die
sächsischen Manufacturen, als Wollen- und Seiden-Manufactu-
ren, sonderlich Tücher und Hüte, Leinwand, Spitzen, und genehte
Waaren, allerhand Glaswerk, blaue Farbe, Bleche, vortreffliches
Porcellän, das unter dem Namen des dreßdner, oder meißnischen
Porcelläns so berühmt ist, etc. c) die eigenen Gaben der Na-
tur um Leipzig herum, als Borsdorferäpfel, welche so gar bis
nach Frankreich versendet werden; Lerchen, die ebenfalls aus-
wärts verschicket werden; Spargel, medicinische Kräuter, und
andere mehr, wie man denn auch vor einigen Jahren in dem
Zucht- und Waysenhause einen Seidenbau angefangen, und zu
dem Ende eine Maulbeerbaumplantage im Stadtgraben, und
Theils um die Stadt angeleget hat; und d) die eigenen Ma-
nufacturen,
indem Leipzig eine ziemliche Menge Fabrikanten
und Manufacturisten aufweisen kann, die wegen ihrer Geschick-
lichkeit berühmt sind. Unter so vielen Manufacturen und Fa-
briken sind die Gold- und Silberfabriken, Seidenfabriken, sei-
dene und halbseidene Fabriken, Sammetfabriken, seidene
Strumpffabriken, Seidenfärbereyen, Tuchmanufacturen, Lein-
wand- und Zeugmanufacturen, Tapeten- Leinwand- und Cat-
tundruckereyen, Wachsleinwandfabriken, Ledermanufacturen,
und berliner Blau- oder Lackfabriken, vor andern anzumerken.
Der (b) fremden Waaren sind unzählige, und wird schwerlich
in einem Welttheile die Natur und Kunst etwas brauchbares in
Menge hervorbringen, das nicht in Leipzig, wenigstens auf den
dasigen Messen, zu haben wäre. Endlich ist noch (3) der Buch-
handel
übrig, welcher hier, nebst Frankfurt am Mayn, in
Deutschland am stärksten floriret. Die Handlungsarten beste-
hen theils in eigener, theils in Commißionshandlung; und ist
die Commißionshandlung nicht geringe, da die leipziger Kauf-
leute beständig, in- und außerhalb Meßzeiten, von den Kauf-
leuten aller Orten und Enden in Europa, Commißion erhalten,
Waaren ein- und zu verkaufen, Wechsel einzutreiben, Gelder
einzucaßiren und auszuzahlen, durchgehende Waaren weiter
fortzuschaffen etc. daher man eine nicht geringe Menge Commis-
sionärs und Spediteurs in Leipzig antrifft. Weiter ist die
Handlung der leipziger Kaufleute, theils eine einländische, theils
eine ausländische. Diese, die ausländische Handlung, ist sehr
weitläuftig und wichtig, da die hiesigen Kaufleute nicht nur
einheimische Waaren fast in alle europäische Länder versenden,
sondern auch Waaren in eben diesen Ländern einkaufen, und

beydes

4 Cap. Von der
vom Jahre 1682. (2) Betreffend die Waarenhandlung: ſo
ſind die Waaren, womit die leipziger Kaufleute handeln, alle
Waaren, die nur an irgend einem Handelsplatze in Handel
kommen koͤnnen, und beſtehen mithin nicht nur in einheimiſchen,
ſondern auch in fremden Waaren. Unter den (a) einheimiſchen
Waaren
verſtehen wir a) die natuͤrlichen Landesfruͤchte Sach-
ſenlandes, als Korn, Wolle, welche inſonderheit in der leipzi-
ger Oſtermeßzahlwoche, oder gleich nach derſelben, nachdem die
Schafſchurzeit eher, oder ſpaͤter faͤllt, ſich ſehr haͤufig vor der Woll-
waage einfindet; Waid, Anis, Safflor, etwas am Weine; ꝛc. b) die
ſaͤchſiſchen Manufacturen, als Wollen- und Seiden-Manufactu-
ren, ſonderlich Tuͤcher und Huͤte, Leinwand, Spitzen, und genehte
Waaren, allerhand Glaswerk, blaue Farbe, Bleche, vortreffliches
Porcellaͤn, das unter dem Namen des dreßdner, oder meißniſchen
Porcellaͤns ſo beruͤhmt iſt, ꝛc. c) die eigenen Gaben der Na-
tur um Leipzig herum, als Borsdorferaͤpfel, welche ſo gar bis
nach Frankreich verſendet werden; Lerchen, die ebenfalls aus-
waͤrts verſchicket werden; Spargel, mediciniſche Kraͤuter, und
andere mehr, wie man denn auch vor einigen Jahren in dem
Zucht- und Wayſenhauſe einen Seidenbau angefangen, und zu
dem Ende eine Maulbeerbaumplantage im Stadtgraben, und
Theils um die Stadt angeleget hat; und d) die eigenen Ma-
nufacturen,
indem Leipzig eine ziemliche Menge Fabrikanten
und Manufacturiſten aufweiſen kann, die wegen ihrer Geſchick-
lichkeit beruͤhmt ſind. Unter ſo vielen Manufacturen und Fa-
briken ſind die Gold- und Silberfabriken, Seidenfabriken, ſei-
dene und halbſeidene Fabriken, Sammetfabriken, ſeidene
Strumpffabriken, Seidenfaͤrbereyen, Tuchmanufacturen, Lein-
wand- und Zeugmanufacturen, Tapeten- Leinwand- und Cat-
tundruckereyen, Wachsleinwandfabriken, Ledermanufacturen,
und berliner Blau- oder Lackfabriken, vor andern anzumerken.
Der (b) fremden Waaren ſind unzaͤhlige, und wird ſchwerlich
in einem Welttheile die Natur und Kunſt etwas brauchbares in
Menge hervorbringen, das nicht in Leipzig, wenigſtens auf den
daſigen Meſſen, zu haben waͤre. Endlich iſt noch (3) der Buch-
handel
uͤbrig, welcher hier, nebſt Frankfurt am Mayn, in
Deutſchland am ſtaͤrkſten floriret. Die Handlungsarten beſte-
hen theils in eigener, theils in Commißionshandlung; und iſt
die Commißionshandlung nicht geringe, da die leipziger Kauf-
leute beſtaͤndig, in- und außerhalb Meßzeiten, von den Kauf-
leuten aller Orten und Enden in Europa, Commißion erhalten,
Waaren ein- und zu verkaufen, Wechſel einzutreiben, Gelder
einzucaßiren und auszuzahlen, durchgehende Waaren weiter
fortzuſchaffen ꝛc. daher man eine nicht geringe Menge Commiſ-
ſionaͤrs und Spediteurs in Leipzig antrifft. Weiter iſt die
Handlung der leipziger Kaufleute, theils eine einlaͤndiſche, theils
eine auslaͤndiſche. Dieſe, die auslaͤndiſche Handlung, iſt ſehr
weitlaͤuftig und wichtig, da die hieſigen Kaufleute nicht nur
einheimiſche Waaren faſt in alle europaͤiſche Laͤnder verſenden,
ſondern auch Waaren in eben dieſen Laͤndern einkaufen, und

beydes
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[428/1032] 4 Cap. Von der vom Jahre 1682. (2) Betreffend die Waarenhandlung: ſo ſind die Waaren, womit die leipziger Kaufleute handeln, alle Waaren, die nur an irgend einem Handelsplatze in Handel kommen koͤnnen, und beſtehen mithin nicht nur in einheimiſchen, ſondern auch in fremden Waaren. Unter den (a) einheimiſchen Waaren verſtehen wir a) die natuͤrlichen Landesfruͤchte Sach- ſenlandes, als Korn, Wolle, welche inſonderheit in der leipzi- ger Oſtermeßzahlwoche, oder gleich nach derſelben, nachdem die Schafſchurzeit eher, oder ſpaͤter faͤllt, ſich ſehr haͤufig vor der Woll- waage einfindet; Waid, Anis, Safflor, etwas am Weine; ꝛc. b) die ſaͤchſiſchen Manufacturen, als Wollen- und Seiden-Manufactu- ren, ſonderlich Tuͤcher und Huͤte, Leinwand, Spitzen, und genehte Waaren, allerhand Glaswerk, blaue Farbe, Bleche, vortreffliches Porcellaͤn, das unter dem Namen des dreßdner, oder meißniſchen Porcellaͤns ſo beruͤhmt iſt, ꝛc. c) die eigenen Gaben der Na- tur um Leipzig herum, als Borsdorferaͤpfel, welche ſo gar bis nach Frankreich verſendet werden; Lerchen, die ebenfalls aus- waͤrts verſchicket werden; Spargel, mediciniſche Kraͤuter, und andere mehr, wie man denn auch vor einigen Jahren in dem Zucht- und Wayſenhauſe einen Seidenbau angefangen, und zu dem Ende eine Maulbeerbaumplantage im Stadtgraben, und Theils um die Stadt angeleget hat; und d) die eigenen Ma- nufacturen, indem Leipzig eine ziemliche Menge Fabrikanten und Manufacturiſten aufweiſen kann, die wegen ihrer Geſchick- lichkeit beruͤhmt ſind. Unter ſo vielen Manufacturen und Fa- briken ſind die Gold- und Silberfabriken, Seidenfabriken, ſei- dene und halbſeidene Fabriken, Sammetfabriken, ſeidene Strumpffabriken, Seidenfaͤrbereyen, Tuchmanufacturen, Lein- wand- und Zeugmanufacturen, Tapeten- Leinwand- und Cat- tundruckereyen, Wachsleinwandfabriken, Ledermanufacturen, und berliner Blau- oder Lackfabriken, vor andern anzumerken. Der (b) fremden Waaren ſind unzaͤhlige, und wird ſchwerlich in einem Welttheile die Natur und Kunſt etwas brauchbares in Menge hervorbringen, das nicht in Leipzig, wenigſtens auf den daſigen Meſſen, zu haben waͤre. Endlich iſt noch (3) der Buch- handel uͤbrig, welcher hier, nebſt Frankfurt am Mayn, in Deutſchland am ſtaͤrkſten floriret. Die Handlungsarten beſte- hen theils in eigener, theils in Commißionshandlung; und iſt die Commißionshandlung nicht geringe, da die leipziger Kauf- leute beſtaͤndig, in- und außerhalb Meßzeiten, von den Kauf- leuten aller Orten und Enden in Europa, Commißion erhalten, Waaren ein- und zu verkaufen, Wechſel einzutreiben, Gelder einzucaßiren und auszuzahlen, durchgehende Waaren weiter fortzuſchaffen ꝛc. daher man eine nicht geringe Menge Commiſ- ſionaͤrs und Spediteurs in Leipzig antrifft. Weiter iſt die Handlung der leipziger Kaufleute, theils eine einlaͤndiſche, theils eine auslaͤndiſche. Dieſe, die auslaͤndiſche Handlung, iſt ſehr weitlaͤuftig und wichtig, da die hieſigen Kaufleute nicht nur einheimiſche Waaren faſt in alle europaͤiſche Laͤnder verſenden, ſondern auch Waaren in eben dieſen Laͤndern einkaufen, und beydes

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1032>, abgerufen am 22.12.2024.