europäische Reiche übertrifft, so gar die nicht ausgenommen, welche starke Seehandlung treiben. Wir wollen aus solcher so großen Menge nur einiger See- und Landstädte ihre Hand- lung kürzlich beschreiben. Wer die Handlung der übrigen Han- delsstädte genauer kennen lernen will, kann in unserer Akademie der Kaufleute die von ihnen handelnden besondern Artikel auf- schlagen.
§. 74.
Wir machen mit den deutschen Seestädten, und unter sol-Deutsche Seestädte: 1) Hamburg. chen mit Hamburg, der weltberühmten Hanse- Handels- und freyen Reichsstadt im Herzogthume Holstein, billig den Anfang. Selbige treibt eine überaus starke und große Handlung, wie sie denn auch unter andern wichtigen Freyheiten die Stapelgerech- tigkeit und das Privilegium der Elbzollfreyheit bis in die See hat. Jhre Handlung geschieht (1) zu Wasser und zu Lan- de. Jn Ansehung der Handlung zu Wasser merken wir an, a) daß Hamburg drey Einfahrten zu Wasser habe, nämlich die Alster, welche gegen Mitternacht in die Stadt eintritt; und auf der Elbseite gegen Mittag, sowol den Oberbaum als den Niederbaum, welcher letztere der größte Hafen der Stadt ist; der Canäle nicht zu gedenken, die so eingerichtet sind, daß die meisten Packhäuser| an sie stoßen. Weiter ist zu gedenken, b) daß die Schifffahrt der Hamburger, sich nicht allein unter- und oberhalb der Stadt auf der Elbe in die an solchem Flusse gelegenen Städte und Länder des römischen Reichs, sondern auch vermittelst und aus der Elbe über die See in alle euro- päische Königreiche und Länder erstrecke, wohin sie ihre Schiffe theils für ihre eigene, theils für anderer Nationen Rechnung schicken, und also im letztern Falle diesen für die Fracht fahren: gleichwie sie auf den Wallfischfang nach Grönland, Spitzbergen und der Straße Davis jährlich 60 bis 70 Schiffe gebrauchen. Da hingegen aber werden sie von den europäischen Nationen auch wieder auf der Elbe besuchet. Zu denen der Schifffahrt wegen vorgekehrten guten Anstalten gehören a) das Admirali- tätsgerichte, welches, nebst der Verwaltung der Gerichtsbar- keit in Seesachen, die auslaufenden Kauffahrteyflotten, wenn es nöthig, mit Convoyen oder Kriegsschiffen wider die Seeräuber begleiten läßt; b) das wohlbestellte Pilotenwesen, sonderlich zu Kuxhaven, um die in die Elbe einlaufenden Schiffe sicher durch- zubringen; c) die Versehung der Einfahrt der Elbe mit Feuer- thürmen, Baaken und Tonnen; d) die Assecuranz und Have- reyordnung der Stadt Hamburg, so 1731 bekannt gemacht worden; e) die Fahrzeuge, welche täglich, oder doch etlichemal in der Woche, so lange das Wasser offen ist, nach Glücksstadt, Stade, Buxtehude, Haarburg, und dem lüneburger Lande gehen; f) der Beurtmann, welcher fast alle 14 Tage nach Bremen und Amsterdam abgeht; g) das Anschlagen öffent- licher Zeddel an der Börse von den Schiffern, welche nach weitentlegenen Königreichen ihre Reise anzustellen gedenken, und nicht zu gewissen bestimmten Zeiten abgehen, um den Kauf-
leuten,
(C c 4)
deutſchen Handlung.
europaͤiſche Reiche uͤbertrifft, ſo gar die nicht ausgenommen, welche ſtarke Seehandlung treiben. Wir wollen aus ſolcher ſo großen Menge nur einiger See- und Landſtaͤdte ihre Hand- lung kuͤrzlich beſchreiben. Wer die Handlung der uͤbrigen Han- delsſtaͤdte genauer kennen lernen will, kann in unſerer Akademie der Kaufleute die von ihnen handelnden beſondern Artikel auf- ſchlagen.
§. 74.
Wir machen mit den deutſchen Seeſtaͤdten, und unter ſol-Deutſche Seeſtaͤdte: 1) Hamburg. chen mit Hamburg, der weltberuͤhmten Hanſe- Handels- und freyen Reichsſtadt im Herzogthume Holſtein, billig den Anfang. Selbige treibt eine uͤberaus ſtarke und große Handlung, wie ſie denn auch unter andern wichtigen Freyheiten die Stapelgerech- tigkeit und das Privilegium der Elbzollfreyheit bis in die See hat. Jhre Handlung geſchieht (1) zu Waſſer und zu Lan- de. Jn Anſehung der Handlung zu Waſſer merken wir an, a) daß Hamburg drey Einfahrten zu Waſſer habe, naͤmlich die Alſter, welche gegen Mitternacht in die Stadt eintritt; und auf der Elbſeite gegen Mittag, ſowol den Oberbaum als den Niederbaum, welcher letztere der groͤßte Hafen der Stadt iſt; der Canaͤle nicht zu gedenken, die ſo eingerichtet ſind, daß die meiſten Packhaͤuſer| an ſie ſtoßen. Weiter iſt zu gedenken, b) daß die Schifffahrt der Hamburger, ſich nicht allein unter- und oberhalb der Stadt auf der Elbe in die an ſolchem Fluſſe gelegenen Staͤdte und Laͤnder des roͤmiſchen Reichs, ſondern auch vermittelſt und aus der Elbe uͤber die See in alle euro- paͤiſche Koͤnigreiche und Laͤnder erſtrecke, wohin ſie ihre Schiffe theils fuͤr ihre eigene, theils fuͤr anderer Nationen Rechnung ſchicken, und alſo im letztern Falle dieſen fuͤr die Fracht fahren: gleichwie ſie auf den Wallfiſchfang nach Groͤnland, Spitzbergen und der Straße Davis jaͤhrlich 60 bis 70 Schiffe gebrauchen. Da hingegen aber werden ſie von den europaͤiſchen Nationen auch wieder auf der Elbe beſuchet. Zu denen der Schifffahrt wegen vorgekehrten guten Anſtalten gehoͤren a) das Admirali- taͤtsgerichte, welches, nebſt der Verwaltung der Gerichtsbar- keit in Seeſachen, die auslaufenden Kauffahrteyflotten, wenn es noͤthig, mit Convoyen oder Kriegsſchiffen wider die Seeraͤuber begleiten laͤßt; b) das wohlbeſtellte Pilotenweſen, ſonderlich zu Kuxhaven, um die in die Elbe einlaufenden Schiffe ſicher durch- zubringen; c) die Verſehung der Einfahrt der Elbe mit Feuer- thuͤrmen, Baaken und Tonnen; d) die Aſſecuranz und Have- reyordnung der Stadt Hamburg, ſo 1731 bekannt gemacht worden; e) die Fahrzeuge, welche taͤglich, oder doch etlichemal in der Woche, ſo lange das Waſſer offen iſt, nach Gluͤcksſtadt, Stade, Buxtehude, Haarburg, und dem luͤneburger Lande gehen; f) der Beurtmann, welcher faſt alle 14 Tage nach Bremen und Amſterdam abgeht; g) das Anſchlagen oͤffent- licher Zeddel an der Boͤrſe von den Schiffern, welche nach weitentlegenen Koͤnigreichen ihre Reiſe anzuſtellen gedenken, und nicht zu gewiſſen beſtimmten Zeiten abgehen, um den Kauf-
leuten,
(C c 4)
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europaͤiſche Reiche uͤbertrifft, ſo gar die nicht ausgenommen,
welche ſtarke Seehandlung treiben. Wir wollen aus ſolcher
ſo großen Menge nur einiger See- und Landſtaͤdte ihre Hand-
lung kuͤrzlich beſchreiben. Wer die Handlung der uͤbrigen Han-
delsſtaͤdte genauer kennen lernen will, kann in unſerer Akademie
der Kaufleute die von ihnen handelnden beſondern Artikel auf-
ſchlagen.
§. 74.
Wir machen mit den deutſchen Seeſtaͤdten, und unter ſol-
chen mit Hamburg, der weltberuͤhmten Hanſe- Handels- und
freyen Reichsſtadt im Herzogthume Holſtein, billig den Anfang.
Selbige treibt eine uͤberaus ſtarke und große Handlung, wie ſie
denn auch unter andern wichtigen Freyheiten die Stapelgerech-
tigkeit und das Privilegium der Elbzollfreyheit bis in die
See hat. Jhre Handlung geſchieht (1) zu Waſſer und zu Lan-
de. Jn Anſehung der Handlung zu Waſſer merken wir an,
a) daß Hamburg drey Einfahrten zu Waſſer habe, naͤmlich
die Alſter, welche gegen Mitternacht in die Stadt eintritt;
und auf der Elbſeite gegen Mittag, ſowol den Oberbaum als
den Niederbaum, welcher letztere der groͤßte Hafen der Stadt
iſt; der Canaͤle nicht zu gedenken, die ſo eingerichtet ſind, daß
die meiſten Packhaͤuſer| an ſie ſtoßen. Weiter iſt zu gedenken,
b) daß die Schifffahrt der Hamburger, ſich nicht allein unter-
und oberhalb der Stadt auf der Elbe in die an ſolchem Fluſſe
gelegenen Staͤdte und Laͤnder des roͤmiſchen Reichs, ſondern
auch vermittelſt und aus der Elbe uͤber die See in alle euro-
paͤiſche Koͤnigreiche und Laͤnder erſtrecke, wohin ſie ihre Schiffe
theils fuͤr ihre eigene, theils fuͤr anderer Nationen Rechnung
ſchicken, und alſo im letztern Falle dieſen fuͤr die Fracht fahren:
gleichwie ſie auf den Wallfiſchfang nach Groͤnland, Spitzbergen
und der Straße Davis jaͤhrlich 60 bis 70 Schiffe gebrauchen.
Da hingegen aber werden ſie von den europaͤiſchen Nationen
auch wieder auf der Elbe beſuchet. Zu denen der Schifffahrt
wegen vorgekehrten guten Anſtalten gehoͤren a) das Admirali-
taͤtsgerichte, welches, nebſt der Verwaltung der Gerichtsbar-
keit in Seeſachen, die auslaufenden Kauffahrteyflotten, wenn
es noͤthig, mit Convoyen oder Kriegsſchiffen wider die Seeraͤuber
begleiten laͤßt; b) das wohlbeſtellte Pilotenweſen, ſonderlich
zu Kuxhaven, um die in die Elbe einlaufenden Schiffe ſicher durch-
zubringen; c) die Verſehung der Einfahrt der Elbe mit Feuer-
thuͤrmen, Baaken und Tonnen; d) die Aſſecuranz und Have-
reyordnung der Stadt Hamburg, ſo 1731 bekannt gemacht
worden; e) die Fahrzeuge, welche taͤglich, oder doch etlichemal
in der Woche, ſo lange das Waſſer offen iſt, nach Gluͤcksſtadt,
Stade, Buxtehude, Haarburg, und dem luͤneburger Lande
gehen; f) der Beurtmann, welcher faſt alle 14 Tage nach
Bremen und Amſterdam abgeht; g) das Anſchlagen oͤffent-
licher Zeddel an der Boͤrſe von den Schiffern, welche nach
weitentlegenen Koͤnigreichen ihre Reiſe anzuſtellen gedenken, und
nicht zu gewiſſen beſtimmten Zeiten abgehen, um den Kauf-
leuten,
Deutſche
Seeſtaͤdte:
1) Hamburg.
(C c 4)
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1011>, abgerufen am 23.11.2024.
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