und lasse dieses dein Geschäffte seyn, wie du JEsum loben mögest, nachdeme du nun weist, woher und von wem alle deine gute Triebe kommen. Und wann auch dieselben abnehmen solten, so weist du wieder, bey wem du dich anzumelden, und daß JEsus allein dein sterbendes Füncklein wieder aufblasen, und in Glut und Flamme setzen kan durch den Odem seines Gei- stes und seines Worts, wann nur deine Liebe klaget, weinet und etwaschreyet: Ach JEsu! mein Hertz hat keine Lust mehr an dir und deinem Evangelio; es liegt nur so oben auf, und will nicht mehr recht eindringen: JEsu, Krafft der blöden Hertzen! ach du lebst und ich bin todt! wirst du mich nicht zu dir ziehen; ach so muß ich von dir fliehen etc.
Achte dann, mein Kind, die kleinen Anfänge des Himmelreichs in dir nicht gering! einmal ich meines Orts kan nicht anderst als dich selig preisen. Selig sind deine Augen, daß sie mit inniglicher Lust sehen und lesen können, was du liesest; und selig sind deine Oh- ren, denen es die süffeste Kurtzweil ist, vom Heyland zu hören: Es ist gewißlich nicht ein leeres Sehen und Hören; sintemal deine Augen und Ohren Thore sind der Gerechtigkeit, durch welche der König der Ehren einziehet. Wo hinein? in dein Hertz hinein, mit dem gantzen Geleit seiner Gnade. Es sind die Triumph- Porten der Ewigkeit, die der H. Geist durch seine allmächtige Krafft dem Sieges-Fürsten und HErrn der Herrlichkeit aus allergnädigster Liebe zu dir auf- schliesset, damit er es, als einen Preiß seines Bluts, als einen Lidlohn seiner sauren Arbeit, und als eine Beute seines Siegs über die sonst unüberwindliche Tyrannen, in Besitz nehme, und als ein weites Land zu seinem ewigen Königreich mache.
§. 41. O
der Verfuͤhrung der Jugend.
und laſſe dieſes dein Geſchaͤffte ſeyn, wie du JEſum loben moͤgeſt, nachdeme du nun weiſt, woher und von wem alle deine gute Triebe kommen. Und wann auch dieſelben abnehmen ſolten, ſo weiſt du wieder, bey wem du dich anzumelden, und daß JEſus allein dein ſterbendes Fuͤncklein wieder aufblaſen, und in Glut und Flamme ſetzen kan durch den Odem ſeines Gei- ſtes und ſeines Worts, wann nur deine Liebe klaget, weinet und etwaſchreyet: Ach JEſu! mein Hertz hat keine Luſt mehr an dir und deinem Evangelio; es liegt nur ſo oben auf, und will nicht mehr recht eindringen: JEſu, Krafft der bloͤden Hertzen! ach du lebſt und ich bin todt! wirſt du mich nicht zu dir ziehen; ach ſo muß ich von dir fliehen ꝛc.
Achte dann, mein Kind, die kleinen Anfaͤnge des Himmelreichs in dir nicht gering! einmal ich meines Orts kan nicht anderſt als dich ſelig preiſen. Selig ſind deine Augen, daß ſie mit inniglicher Luſt ſehen und leſen koͤnnen, was du lieſeſt; und ſelig ſind deine Oh- ren, denen es die ſuͤffeſte Kurtzweil iſt, vom Heyland zu hoͤren: Es iſt gewißlich nicht ein leeres Sehen und Hoͤren; ſintemal deine Augen und Ohren Thore ſind der Gerechtigkeit, durch welche der Koͤnig der Ehren einziehet. Wo hinein? in dein Hertz hinein, mit dem gantzen Geleit ſeiner Gnade. Es ſind die Triumph- Porten der Ewigkeit, die der H. Geiſt durch ſeine allmaͤchtige Krafft dem Sieges-Fuͤrſten und HErrn der Herrlichkeit aus allergnaͤdigſter Liebe zu dir auf- ſchlieſſet, damit er es, als einen Preiß ſeines Bluts, als einen Lidlohn ſeiner ſauren Arbeit, und als eine Beute ſeines Siegs uͤber die ſonſt unuͤberwindliche Tyrannen, in Beſitz nehme, und als ein weites Land zu ſeinem ewigen Koͤnigreich mache.
§. 41. O
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0081"n="63"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Verfuͤhrung der Jugend.</hi></fw><lb/>
und laſſe dieſes dein Geſchaͤffte ſeyn, wie du JEſum<lb/>
loben moͤgeſt, nachdeme du nun weiſt, woher und von<lb/>
wem alle deine gute Triebe kommen. Und wann auch<lb/>
dieſelben abnehmen ſolten, ſo weiſt du wieder, bey<lb/>
wem du dich anzumelden, und daß JEſus allein dein<lb/>ſterbendes Fuͤncklein wieder aufblaſen, und in Glut<lb/>
und Flamme ſetzen kan durch den Odem ſeines Gei-<lb/>ſtes und ſeines Worts, wann nur deine Liebe klaget,<lb/>
weinet und etwaſchreyet: Ach JEſu! mein Hertz hat<lb/>
keine Luſt mehr an dir und deinem Evangelio; es liegt<lb/>
nur ſo oben auf, und will nicht mehr recht eindringen:<lb/>
JEſu, Krafft der bloͤden Hertzen! ach du lebſt und ich<lb/>
bin todt! wirſt du mich nicht zu dir ziehen; ach ſo muß<lb/>
ich von dir fliehen ꝛc.</p><lb/><p>Achte dann, mein Kind, die kleinen Anfaͤnge des<lb/>
Himmelreichs in dir nicht gering! einmal ich meines<lb/>
Orts kan nicht anderſt als dich ſelig preiſen. Selig<lb/>ſind deine Augen, daß ſie mit inniglicher Luſt ſehen und<lb/>
leſen koͤnnen, was du lieſeſt; und ſelig ſind deine Oh-<lb/>
ren, denen es die ſuͤffeſte Kurtzweil iſt, vom Heyland<lb/>
zu hoͤren: Es iſt gewißlich nicht ein leeres Sehen und<lb/>
Hoͤren; ſintemal deine Augen und Ohren Thore ſind<lb/>
der Gerechtigkeit, durch welche der Koͤnig der Ehren<lb/>
einziehet. Wo hinein? in dein Hertz hinein, mit dem<lb/>
gantzen Geleit ſeiner Gnade. Es ſind die <hirendition="#fr">Triumph-<lb/>
Porten</hi> der Ewigkeit, die der H. Geiſt durch ſeine<lb/>
allmaͤchtige Krafft dem Sieges-Fuͤrſten und HErrn<lb/>
der Herrlichkeit aus allergnaͤdigſter Liebe zu dir auf-<lb/>ſchlieſſet, damit er es, als einen Preiß ſeines Bluts,<lb/>
als einen Lidlohn ſeiner ſauren Arbeit, und als eine<lb/>
Beute ſeines Siegs uͤber die ſonſt unuͤberwindliche<lb/>
Tyrannen, in Beſitz nehme, und als ein weites Land<lb/>
zu ſeinem ewigen Koͤnigreich mache.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 41. O</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[63/0081]
der Verfuͤhrung der Jugend.
und laſſe dieſes dein Geſchaͤffte ſeyn, wie du JEſum
loben moͤgeſt, nachdeme du nun weiſt, woher und von
wem alle deine gute Triebe kommen. Und wann auch
dieſelben abnehmen ſolten, ſo weiſt du wieder, bey
wem du dich anzumelden, und daß JEſus allein dein
ſterbendes Fuͤncklein wieder aufblaſen, und in Glut
und Flamme ſetzen kan durch den Odem ſeines Gei-
ſtes und ſeines Worts, wann nur deine Liebe klaget,
weinet und etwaſchreyet: Ach JEſu! mein Hertz hat
keine Luſt mehr an dir und deinem Evangelio; es liegt
nur ſo oben auf, und will nicht mehr recht eindringen:
JEſu, Krafft der bloͤden Hertzen! ach du lebſt und ich
bin todt! wirſt du mich nicht zu dir ziehen; ach ſo muß
ich von dir fliehen ꝛc.
Achte dann, mein Kind, die kleinen Anfaͤnge des
Himmelreichs in dir nicht gering! einmal ich meines
Orts kan nicht anderſt als dich ſelig preiſen. Selig
ſind deine Augen, daß ſie mit inniglicher Luſt ſehen und
leſen koͤnnen, was du lieſeſt; und ſelig ſind deine Oh-
ren, denen es die ſuͤffeſte Kurtzweil iſt, vom Heyland
zu hoͤren: Es iſt gewißlich nicht ein leeres Sehen und
Hoͤren; ſintemal deine Augen und Ohren Thore ſind
der Gerechtigkeit, durch welche der Koͤnig der Ehren
einziehet. Wo hinein? in dein Hertz hinein, mit dem
gantzen Geleit ſeiner Gnade. Es ſind die Triumph-
Porten der Ewigkeit, die der H. Geiſt durch ſeine
allmaͤchtige Krafft dem Sieges-Fuͤrſten und HErrn
der Herrlichkeit aus allergnaͤdigſter Liebe zu dir auf-
ſchlieſſet, damit er es, als einen Preiß ſeines Bluts,
als einen Lidlohn ſeiner ſauren Arbeit, und als eine
Beute ſeines Siegs uͤber die ſonſt unuͤberwindliche
Tyrannen, in Beſitz nehme, und als ein weites Land
zu ſeinem ewigen Koͤnigreich mache.
§. 41. O
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/81>, abgerufen am 18.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.