cher Hofmeisters-Treue auf die rechte Strasse gen Zion gestellet, und darauf noch immer fortleite, auch täglich mehr Weisheit u. Gnade zu richtigen Schritten schen- cke. Wann du nun dessen gewahr wirst, so klopffe in die Hände, hüpffe, springe, singe, klinge, jauchtze, lobe deinen GOtt und rühme: "Welch einen guten" GOtt habe ich! wie hertzlich und mehr als vätter-" lich meynt ers mit mir! welche Güte, Gedult und" Langmuth übt er gegen mir! welch einen getreuen" Hofmeister und Geleitsmann hat er mir gegeben," der allein Weisheit, Krafft und Vermögen hat," mein ausschweiffendes Hertz im Zaum zu halten," und meine gantz verdorbene Seele neu zu schaffen." Lieber Vatter! muste dann gerad ich eben so fertig" seyn, einen solchen zum Hertzens-Lehrer, Führer" und Zuchtmeister zu haben, der wahrer, ewiger" GOtt, und dem Vatter und Sohn an Macht und" Herrlichkeit gleich ist? Wie frohe bin ich!"
§. 38.
Siehest du dann andere Kinder, die nicht gerne be- ten, und stille sind, auch nicht gern von JEsu, seinen Ständen, Mittler-Amt, Leben, Lehre, Leyden, und was arme Sünder von ihm zum besten haben, hören; sondern lange Weile darbey haben, und lieber üppige Schwäncke, Fablen, Comedien, und allerley Narren- theidungen hören; hingegen unter den Unterweisun- gen mit den Füssen scharren, kratzen, und hin und her gaffen, unterdessen die übrige Zeit in ungestümme Ver- derben, und nur auf Spielen, Lauffen, Schreyen, Zan- cken, Rauffen, Schlagen, und alles, was ihrem Maul angenehm ist, zu verschlingen verpicht sind, mithin
einen
der Verfuͤhrung der Jugend.
cher Hofmeiſters-Treue auf die rechte Straſſe gen Zion geſtellet, und darauf noch immer fortleite, auch taͤglich mehr Weisheit u. Gnade zu richtigen Schritten ſchen- cke. Wann du nun deſſen gewahr wirſt, ſo klopffe in die Haͤnde, huͤpffe, ſpringe, ſinge, klinge, jauchtze, lobe deinen GOtt und ruͤhme: „Welch einen guten“ GOtt habe ich! wie hertzlich und mehr als vaͤtter-“ lich meynt ers mit mir! welche Guͤte, Gedult und“ Langmuth uͤbt er gegen mir! welch einen getreuen“ Hofmeiſter und Geleitsmann hat er mir gegeben,“ der allein Weisheit, Krafft und Vermoͤgen hat,“ mein ausſchweiffendes Hertz im Zaum zu halten,“ und meine gantz verdorbene Seele neu zu ſchaffen.“ Lieber Vatter! muſte dann gerad ich eben ſo fertig“ ſeyn, einen ſolchen zum Hertzens-Lehrer, Fuͤhrer“ und Zuchtmeiſter zu haben, der wahrer, ewiger“ GOtt, und dem Vatter und Sohn an Macht und“ Herrlichkeit gleich iſt? Wie frohe bin ich!‟
§. 38.
Sieheſt du dann andere Kinder, die nicht gerne be- ten, und ſtille ſind, auch nicht gern von JEſu, ſeinen Staͤnden, Mittler-Amt, Leben, Lehre, Leyden, und was arme Suͤnder von ihm zum beſten haben, hoͤren; ſondern lange Weile darbey haben, und lieber uͤppige Schwaͤncke, Fablen, Comedien, und allerley Narren- theidungen hoͤren; hingegen unter den Unterweiſun- gen mit den Fuͤſſen ſcharren, kratzen, und hin und her gaffen, unterdeſſen die uͤbrige Zeit in ungeſtuͤmme Ver- derben, und nur auf Spielen, Lauffen, Schreyen, Zan- cken, Rauffen, Schlagen, und alles, was ihrem Maul angenehm iſt, zu verſchlingen verpicht ſind, mithin
einen
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der Verfuͤhrung der Jugend.
cher Hofmeiſters-Treue auf die rechte Straſſe gen Zion
geſtellet, und darauf noch immer fortleite, auch taͤglich
mehr Weisheit u. Gnade zu richtigen Schritten ſchen-
cke. Wann du nun deſſen gewahr wirſt, ſo klopffe in
die Haͤnde, huͤpffe, ſpringe, ſinge, klinge, jauchtze, lobe
deinen GOtt und ruͤhme: „Welch einen guten“
GOtt habe ich! wie hertzlich und mehr als vaͤtter-“
lich meynt ers mit mir! welche Guͤte, Gedult und“
Langmuth uͤbt er gegen mir! welch einen getreuen“
Hofmeiſter und Geleitsmann hat er mir gegeben,“
der allein Weisheit, Krafft und Vermoͤgen hat,“
mein ausſchweiffendes Hertz im Zaum zu halten,“
und meine gantz verdorbene Seele neu zu ſchaffen.“
Lieber Vatter! muſte dann gerad ich eben ſo fertig“
ſeyn, einen ſolchen zum Hertzens-Lehrer, Fuͤhrer“
und Zuchtmeiſter zu haben, der wahrer, ewiger“
GOtt, und dem Vatter und Sohn an Macht und“
Herrlichkeit gleich iſt? Wie frohe bin ich!‟
§. 38.
Sieheſt du dann andere Kinder, die nicht gerne be-
ten, und ſtille ſind, auch nicht gern von JEſu, ſeinen
Staͤnden, Mittler-Amt, Leben, Lehre, Leyden, und
was arme Suͤnder von ihm zum beſten haben, hoͤren;
ſondern lange Weile darbey haben, und lieber uͤppige
Schwaͤncke, Fablen, Comedien, und allerley Narren-
theidungen hoͤren; hingegen unter den Unterweiſun-
gen mit den Fuͤſſen ſcharren, kratzen, und hin und her
gaffen, unterdeſſen die uͤbrige Zeit in ungeſtuͤmme Ver-
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/77>, abgerufen am 17.07.2024.
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