Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebet einer Wittwen
soll ohne Aufschub gewähret seyn: Jch will mich
aufmachen und mich über Zion erbarmen/ ich will
Helden erwecken und sie zu Fackeln machen unter
dem Stroh/ daß sie verzehren rechts und lincks al-
le feindselige Völcker rings umher.
Zach. 12, 6. Durch
diese will ich Juda und Jerusalem wieder aufhelf-
fen; die Tyrannen aber zur wohlverdienten Straffe
ziehen: Wie sich dann also denen bimmlischen Kna-
ben zu lieb der schwartz-zornige Himmel aufgehei-
tert/ deine Gnaden-Sonne wiederum über dem
Volck Jsrael lieblich zu scheinen angefangen/ und ein
ruinirendes Hagel-Wetter über dessen Feinde ausge-
brochen: So vieles vermögen deine vor deine Ehre
sterbende Lieblinge bey dir. O du GOtt Jsraels!
Ach hätten sich diese Helden nur an dir vergnüget/
nicht um eines fremden Gottes Tochter gebuhlet/
und sich nach Römern und Sparianern umgesehen;
so wäre ihr Horn durch deine Gunst erhaben wor-
den zur Erstaunung der gantzen Welt: Allein du
Erlöser! Deine Liebe übersteiget unendlich die Ge-
gen-Liebe deiner Erlöseten. O wie wunderselten
findest du ein Hertz/ das beständig zu allen Zeiten/
bey allen Gelegenheiten/ gantz dein seye/ wie dein
Hertz unveränderlich/ allezeit/ in allem Anliegen
gantz unser ist! Es ist keine Minuten/ da du nicht
JEsus heissest/ und dich deinem eigenthümlichen Nah-
men nach also beweisest gegen einen jeden/ der es
verlangt. Man achtet insgemein Wittwen und
Waisen für unglückhafftig; allein ich sehe/ daß es
nur darauf ankommt/ daß man an dir und deinem
Wort fest klebe; dann dadurch hats diese Wunder-
Säule deiner Barmhertzigkeit eben so weit mit ih-
ren Knaben gebracht/ als wann alle Propheten an
ihnen gearbeitet hätten; du forderst nicht mehr dann
nur Treue/ so ists alles gut. Solten jene der figür-
lichen Lehre/ so Moses auf dem Berg Sinai von
dir empfangen/ so getreu geblieben seyn/ und ich
solte deiner so Gnad-und Freuden-reichen Lehre/ so
du/ mein JEsu/ vom Vater aus dem Himmel ge-
bracht hast/ nicht bis in Tod getreu bleiben/ und
meine Kinder dazuhalten mit allem Ernst. Du

heissest

Gebet einer Wittwen
ſoll ohne Aufſchub gewaͤhret ſeyn: Jch will mich
aufmachen und mich uͤber Zion erbarmen/ ich will
Helden erwecken und ſie zu Fackeln machen unter
dem Stroh/ daß ſie verzehren rechts und lincks al-
le feindſelige Voͤlcker rings umher.
Zach. 12, 6. Durch
dieſe will ich Juda und Jeruſalem wieder aufhelf-
fen; die Tyrannen aber zur wohlverdienten Straffe
ziehen: Wie ſich dann alſo denen bimmliſchen Kna-
ben zu lieb der ſchwartz-zornige Himmel aufgehei-
tert/ deine Gnaden-Sonne wiederum uͤber dem
Volck Jſrael lieblich zu ſcheinen angefangen/ und ein
ruinirendes Hagel-Wetter uͤber deſſen Feinde ausge-
brochen: So vieles vermoͤgen deine vor deine Ehre
ſterbende Lieblinge bey dir. O du GOtt Jſraels!
Ach haͤtten ſich dieſe Helden nur an dir vergnuͤget/
nicht um eines fremden Gottes Tochter gebuhlet/
und ſich nach Roͤmern und Sparianern umgeſehen;
ſo waͤre ihr Horn durch deine Gunſt erhaben wor-
den zur Erſtaunung der gantzen Welt: Allein du
Erloͤſer! Deine Liebe uͤberſteiget unendlich die Ge-
gen-Liebe deiner Erloͤſeten. O wie wunderſelten
findeſt du ein Hertz/ das beſtaͤndig zu allen Zeiten/
bey allen Gelegenheiten/ gantz dein ſeye/ wie dein
Hertz unveraͤnderlich/ allezeit/ in allem Anliegen
gantz unſer iſt! Es iſt keine Minuten/ da du nicht
JEſus heiſſeſt/ und dich deinem eigenthuͤmlichen Nah-
men nach alſo beweiſeſt gegen einen jeden/ der es
verlangt. Man achtet insgemein Wittwen und
Waiſen fuͤr ungluͤckhafftig; allein ich ſehe/ daß es
nur darauf ankommt/ daß man an dir und deinem
Wort feſt klebe; dann dadurch hats dieſe Wunder-
Saͤule deiner Barmhertzigkeit eben ſo weit mit ih-
ren Knaben gebracht/ als wann alle Propheten an
ihnen gearbeitet haͤtten; du forderſt nicht mehr dann
nur Treue/ ſo iſts alles gut. Solten jene der figuͤr-
lichen Lehre/ ſo Moſes auf dem Berg Sinai von
dir empfangen/ ſo getreu geblieben ſeyn/ und ich
ſolte deiner ſo Gnad-und Freuden-reichen Lehre/ ſo
du/ mein JEſu/ vom Vater aus dem Himmel ge-
bracht haſt/ nicht bis in Tod getreu bleiben/ und
meine Kinder dazuhalten mit allem Ernſt. Du

heiſſeſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0468" n="450"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gebet einer Wittwen</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;oll ohne Auf&#x017F;chub gewa&#x0364;hret &#x017F;eyn: Jch will mich<lb/>
aufmachen und mich u&#x0364;ber Zion erbarmen/ ich will<lb/>
Helden erwecken und &#x017F;ie zu Fackeln machen unter<lb/>
dem Stroh/ daß &#x017F;ie verzehren rechts und lincks al-<lb/>
le feind&#x017F;elige Vo&#x0364;lcker rings umher.</hi> Zach. 12, 6. <hi rendition="#fr">Durch<lb/>
die&#x017F;e will ich Juda und Jeru&#x017F;alem wieder aufhelf-<lb/>
fen; die Tyrannen aber zur wohlverdienten Straffe<lb/>
ziehen: Wie &#x017F;ich dann al&#x017F;o denen bimmli&#x017F;chen Kna-<lb/>
ben zu lieb der &#x017F;chwartz-zornige Himmel aufgehei-<lb/>
tert/ deine Gnaden-Sonne wiederum u&#x0364;ber dem<lb/>
Volck J&#x017F;rael lieblich zu &#x017F;cheinen angefangen/ und ein<lb/>
ruinirendes Hagel-Wetter u&#x0364;ber de&#x017F;&#x017F;en Feinde ausge-<lb/>
brochen: So vieles vermo&#x0364;gen deine vor deine Ehre<lb/>
&#x017F;terbende Lieblinge bey dir. O du GOtt J&#x017F;raels!<lb/>
Ach ha&#x0364;tten &#x017F;ich die&#x017F;e Helden nur an dir vergnu&#x0364;get/<lb/>
nicht um eines fremden Gottes Tochter gebuhlet/<lb/>
und &#x017F;ich nach Ro&#x0364;mern und Sparianern umge&#x017F;ehen;<lb/>
&#x017F;o wa&#x0364;re ihr Horn durch deine Gun&#x017F;t erhaben wor-<lb/>
den zur Er&#x017F;taunung der gantzen Welt: Allein du<lb/>
Erlo&#x0364;&#x017F;er! Deine Liebe u&#x0364;ber&#x017F;teiget unendlich die Ge-<lb/>
gen-Liebe deiner Erlo&#x0364;&#x017F;eten. O wie wunder&#x017F;elten<lb/>
finde&#x017F;t du ein Hertz/ das be&#x017F;ta&#x0364;ndig zu allen Zeiten/<lb/>
bey allen Gelegenheiten/ gantz dein &#x017F;eye/ wie dein<lb/>
Hertz unvera&#x0364;nderlich/ allezeit/ in allem Anliegen<lb/>
gantz un&#x017F;er i&#x017F;t! Es i&#x017F;t keine Minuten/ da du nicht<lb/>
JE&#x017F;us hei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t/ und dich deinem eigenthu&#x0364;mlichen Nah-<lb/>
men nach al&#x017F;o bewei&#x017F;e&#x017F;t gegen einen jeden/ der es<lb/>
verlangt. Man achtet insgemein Wittwen und<lb/>
Wai&#x017F;en fu&#x0364;r unglu&#x0364;ckhafftig; allein ich &#x017F;ehe/ daß es<lb/>
nur darauf ankommt/ daß man an dir und deinem<lb/>
Wort fe&#x017F;t klebe; dann dadurch hats die&#x017F;e Wunder-<lb/>
Sa&#x0364;ule deiner Barmhertzigkeit eben &#x017F;o weit mit ih-<lb/>
ren Knaben gebracht/ als wann alle Propheten an<lb/>
ihnen gearbeitet ha&#x0364;tten; du forder&#x017F;t nicht mehr dann<lb/>
nur Treue/ &#x017F;o i&#x017F;ts alles gut. Solten jene der figu&#x0364;r-<lb/>
lichen Lehre/ &#x017F;o Mo&#x017F;es auf dem Berg Sinai von<lb/>
dir empfangen/ &#x017F;o getreu geblieben &#x017F;eyn/ und ich<lb/>
&#x017F;olte deiner &#x017F;o Gnad-und Freuden-reichen Lehre/ &#x017F;o<lb/>
du/ mein JE&#x017F;u/ vom Vater aus dem Himmel ge-<lb/>
bracht ha&#x017F;t/ nicht bis in Tod getreu bleiben/ und<lb/>
meine Kinder dazuhalten mit allem Ern&#x017F;t. Du</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">hei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0468] Gebet einer Wittwen ſoll ohne Aufſchub gewaͤhret ſeyn: Jch will mich aufmachen und mich uͤber Zion erbarmen/ ich will Helden erwecken und ſie zu Fackeln machen unter dem Stroh/ daß ſie verzehren rechts und lincks al- le feindſelige Voͤlcker rings umher. Zach. 12, 6. Durch dieſe will ich Juda und Jeruſalem wieder aufhelf- fen; die Tyrannen aber zur wohlverdienten Straffe ziehen: Wie ſich dann alſo denen bimmliſchen Kna- ben zu lieb der ſchwartz-zornige Himmel aufgehei- tert/ deine Gnaden-Sonne wiederum uͤber dem Volck Jſrael lieblich zu ſcheinen angefangen/ und ein ruinirendes Hagel-Wetter uͤber deſſen Feinde ausge- brochen: So vieles vermoͤgen deine vor deine Ehre ſterbende Lieblinge bey dir. O du GOtt Jſraels! Ach haͤtten ſich dieſe Helden nur an dir vergnuͤget/ nicht um eines fremden Gottes Tochter gebuhlet/ und ſich nach Roͤmern und Sparianern umgeſehen; ſo waͤre ihr Horn durch deine Gunſt erhaben wor- den zur Erſtaunung der gantzen Welt: Allein du Erloͤſer! Deine Liebe uͤberſteiget unendlich die Ge- gen-Liebe deiner Erloͤſeten. O wie wunderſelten findeſt du ein Hertz/ das beſtaͤndig zu allen Zeiten/ bey allen Gelegenheiten/ gantz dein ſeye/ wie dein Hertz unveraͤnderlich/ allezeit/ in allem Anliegen gantz unſer iſt! Es iſt keine Minuten/ da du nicht JEſus heiſſeſt/ und dich deinem eigenthuͤmlichen Nah- men nach alſo beweiſeſt gegen einen jeden/ der es verlangt. Man achtet insgemein Wittwen und Waiſen fuͤr ungluͤckhafftig; allein ich ſehe/ daß es nur darauf ankommt/ daß man an dir und deinem Wort feſt klebe; dann dadurch hats dieſe Wunder- Saͤule deiner Barmhertzigkeit eben ſo weit mit ih- ren Knaben gebracht/ als wann alle Propheten an ihnen gearbeitet haͤtten; du forderſt nicht mehr dann nur Treue/ ſo iſts alles gut. Solten jene der figuͤr- lichen Lehre/ ſo Moſes auf dem Berg Sinai von dir empfangen/ ſo getreu geblieben ſeyn/ und ich ſolte deiner ſo Gnad-und Freuden-reichen Lehre/ ſo du/ mein JEſu/ vom Vater aus dem Himmel ge- bracht haſt/ nicht bis in Tod getreu bleiben/ und meine Kinder dazuhalten mit allem Ernſt. Du heiſſeſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/468
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/468>, abgerufen am 24.11.2024.