liums in Böhmen drey Viertel Jahr in der Marter-Stu- ben im Stock liegen, und weil er mit dem Fieber behasstet ware, auf Verordnung der Clerisey, statt des kalten Was- sers, Speichel und Gerber-Laugen zum Labtrunck haben, auch sonsten währender Gefängniß dreymahl Streiche, und zwaren beym Pranger achtzig, auf dem Rathhanß siebenzig, und auf dem Marckt-Platz sechzig erleiden müssen) so sol- test du aus Liebe zu einem so unvergleichlichen Lieb- haber alles mit Freuden annehmen, und dir bey diesem brünstigen Gefühl der Liebe Christi das Ha- ber-Brod besser, als alle Niedlichkeiten der Für- sten-Tafeln schmecken; zumalen wann du dabey die Verheissung hättest, so viel du fassen könnest, in alle Ewigkeit mit Christo gemein zu haben.
Nachdem du dann des höchsten GOttes Sohn, den HErrn Himmels und der Erden zu deinem Ca- meraden haben kanst, er dir auch verspricht, als ein treuer Freund es in allen Anläuffen mit dir zu hal- ten; so halte ihm das Gegenrecht, um so vielmehr, da du allen Vortheil von seiner Gesellschafft hast, Sprüchw. Sal. 3, 13-26. B. Weißh. Cap. 7, 8 und 9 gantz. Und was sollte doch auch unter der Sonne so viel werth seyn, daß du JEsum des- wegen verlassen solltest?
Sagst du etwa: Ach möchte ich doch auch erfüllet werden mit Früchten der Gerechtigkeit und Heiligkeit/ daß GOtt auch an mir verkläret würde; welch ein Himmel wäre mir das! Allein ich vermag nichts aus mir selber/ und ha- be keine Krafft.
Gut! Bleibe nur in Christo, so wird alles überflüßig kommen. Was klagest du: Es frie-
ret
Das 8. Capitel.
liums in Boͤhmen drey Viertel Jahr in der Marter-Stu- ben im Stock liegen, und weil er mit dem Fieber behaſſtet ware, auf Verordnung der Cleriſey, ſtatt des kalten Waſ- ſers, Speichel und Gerber-Laugen zum Labtrunck haben, auch ſonſten waͤhrender Gefaͤngniß dreymahl Streiche, und zwaren beym Pranger achtzig, auf dem Rathhanß ſiebenzig, und auf dem Marckt-Platz ſechzig erleiden muͤſſen) ſo ſol- teſt du aus Liebe zu einem ſo unvergleichlichen Lieb- haber alles mit Freuden annehmen, und dir bey dieſem bruͤnſtigen Gefuͤhl der Liebe Chriſti das Ha- ber-Brod beſſer, als alle Niedlichkeiten der Fuͤr- ſten-Tafeln ſchmecken; zumalen wann du dabey die Verheiſſung haͤtteſt, ſo viel du faſſen koͤnneſt, in alle Ewigkeit mit Chriſto gemein zu haben.
Nachdem du dann des hoͤchſten GOttes Sohn, den HErrn Himmels und der Erden zu deinem Ca- meraden haben kanſt, er dir auch verſpricht, als ein treuer Freund es in allen Anlaͤuffen mit dir zu hal- ten; ſo halte ihm das Gegenrecht, um ſo vielmehr, da du allen Vortheil von ſeiner Geſellſchafft haſt, Spruͤchw. Sal. 3, 13-26. B. Weißh. Cap. 7, 8 und 9 gantz. Und was ſollte doch auch unter der Sonne ſo viel werth ſeyn, daß du JEſum des- wegen verlaſſen ſollteſt?
Sagſt du etwa: Ach moͤchte ich doch auch erfuͤllet werden mit Fruͤchten der Gerechtigkeit und Heiligkeit/ daß GOtt auch an mir verklaͤret wuͤrde; welch ein Himmel waͤre mir das! Allein ich vermag nichts aus mir ſelber/ und ha- be keine Krafft.
Gut! Bleibe nur in Chriſto, ſo wird alles uͤberfluͤßig kommen. Was klageſt du: Es frie-
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Das 8. Capitel.
liums in Boͤhmen drey Viertel Jahr in der Marter-Stu-
ben im Stock liegen, und weil er mit dem Fieber behaſſtet
ware, auf Verordnung der Cleriſey, ſtatt des kalten Waſ-
ſers, Speichel und Gerber-Laugen zum Labtrunck haben,
auch ſonſten waͤhrender Gefaͤngniß dreymahl Streiche, und
zwaren beym Pranger achtzig, auf dem Rathhanß ſiebenzig,
und auf dem Marckt-Platz ſechzig erleiden muͤſſen) ſo ſol-
teſt du aus Liebe zu einem ſo unvergleichlichen Lieb-
haber alles mit Freuden annehmen, und dir bey
dieſem bruͤnſtigen Gefuͤhl der Liebe Chriſti das Ha-
ber-Brod beſſer, als alle Niedlichkeiten der Fuͤr-
ſten-Tafeln ſchmecken; zumalen wann du dabey
die Verheiſſung haͤtteſt, ſo viel du faſſen koͤnneſt, in
alle Ewigkeit mit Chriſto gemein zu haben.
Nachdem du dann des hoͤchſten GOttes Sohn,
den HErrn Himmels und der Erden zu deinem Ca-
meraden haben kanſt, er dir auch verſpricht, als ein
treuer Freund es in allen Anlaͤuffen mit dir zu hal-
ten; ſo halte ihm das Gegenrecht, um ſo vielmehr,
da du allen Vortheil von ſeiner Geſellſchafft haſt,
Spruͤchw. Sal. 3, 13-26. B. Weißh. Cap. 7,
8 und 9 gantz. Und was ſollte doch auch unter
der Sonne ſo viel werth ſeyn, daß du JEſum des-
wegen verlaſſen ſollteſt?
Sagſt du etwa: Ach moͤchte ich doch
auch erfuͤllet werden mit Fruͤchten der
Gerechtigkeit und Heiligkeit/ daß GOtt
auch an mir verklaͤret wuͤrde; welch
ein Himmel waͤre mir das! Allein ich
vermag nichts aus mir ſelber/ und ha-
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/442>, abgerufen am 16.02.2025.
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