dir hätte; da er doch das Horn des Heyls, und die von lauter Gnade und Wollust aus der Fülle der Gottheit überlauffende Quelle ist. O der un- begreiflichen Liebe! JEsus bittet dich, als ob er al- len Nutzen von dir hätte, daß du ihme anhangest. Die Seelen-Sonne ladet dich an ihre Lieb-war- me Blut-Strahlen ein, dich inniglich zu erquicken, Mal. 4, 2. Der Lebens-Baum ruffet dir unter seinen Schatten, dich zu schirmen und zu erlaben, Hohel. 2, 3. Der göttliche Heil-Brun- nen selber flehet dir, mit Freuden Wasser zu schöpffen/ Jes. 12, 3.
JEsus muthet dir auch nichts schweres und verdrießliches an. Oder was mag einer Reben, einem Zweig, leichters und erwünschters seyn, als im Weinstock, im safftigen Stamm zu bleiben? Was ist natürlichers, als daß die so hoch erhabene und begnadere Braut bey ihrem allein getreuen, rei- chen, schönen und herrlichen Bräutigam; der Saugling in seiner Mutter Schoos bey den vollen Brüsten; und das Glied am Haupt seyn? Wann es anmuthig ist, bey den Weisesten und Schönsten zu leben, und in dem süssesten sich zu erlustigen; wo wilst du im Himmel und auf Erden jemand finden, der Christo zu vergleichen wäre? Hohel. 5, 10. seq. Wann auch der König aller Königen, der HErr über alles dir was grosses, schweres, und schreckliches befehlen würde, daß du z. E. ein trüb- seliges Leben und fürchterliches Ende haben, oder nichts, als Haber-Brod und Kleyen, essen, und nichts, dann Gerber-Laugen trincken; (wie erst seit wenigen Jahren Wentzel/ ein Bekenner des Evange-
liums
D d 4
Der Beſchluß.
dir haͤtte; da er doch das Horn des Heyls, und die von lauter Gnade und Wolluſt aus der Fuͤlle der Gottheit uͤberlauffende Quelle iſt. O der un- begreiflichen Liebe! JEſus bittet dich, als ob er al- len Nutzen von dir haͤtte, daß du ihme anhangeſt. Die Seelen-Sonne ladet dich an ihre Lieb-war- me Blut-Strahlen ein, dich inniglich zu erquicken, Mal. 4, 2. Der Lebens-Baum ruffet dir unter ſeinen Schatten, dich zu ſchirmen und zu erlaben, Hohel. 2, 3. Der goͤttliche Heil-Brun- nen ſelber flehet dir, mit Freuden Waſſer zu ſchoͤpffen/ Jeſ. 12, 3.
JEſus muthet dir auch nichts ſchweres und verdrießliches an. Oder was mag einer Reben, einem Zweig, leichters und erwuͤnſchters ſeyn, als im Weinſtock, im ſafftigen Stamm zu bleiben? Was iſt natuͤrlichers, als daß die ſo hoch erhabene und begnadere Braut bey ihrem allein getreuen, rei- chen, ſchoͤnen und herrlichen Braͤutigam; der Saugling in ſeiner Mutter Schoos bey den vollen Bruͤſten; und das Glied am Haupt ſeyn? Wann es anmuthig iſt, bey den Weiſeſten und Schoͤnſten zu leben, und in dem ſuͤſſeſten ſich zu erluſtigen; wo wilſt du im Himmel und auf Erden jemand finden, der Chriſto zu vergleichen waͤre? Hohel. 5, 10. ſeq. Wann auch der Koͤnig aller Koͤnigen, der HErr uͤber alles dir was groſſes, ſchweres, und ſchreckliches befehlen wuͤrde, daß du z. E. ein truͤb- ſeliges Leben und fuͤrchterliches Ende haben, oder nichts, als Haber-Brod und Kleyen, eſſen, und nichts, dann Gerber-Laugen trincken; (wie erſt ſeit wenigen Jahren Wentzel/ ein Bekenner des Evange-
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Der Beſchluß.
dir haͤtte; da er doch das Horn des Heyls, und
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der Gottheit uͤberlauffende Quelle iſt. O der un-
begreiflichen Liebe! JEſus bittet dich, als ob er al-
len Nutzen von dir haͤtte, daß du ihme anhangeſt.
Die Seelen-Sonne ladet dich an ihre Lieb-war-
me Blut-Strahlen ein, dich inniglich zu erquicken,
Mal. 4, 2. Der Lebens-Baum ruffet dir
unter ſeinen Schatten, dich zu ſchirmen und zu
erlaben, Hohel. 2, 3. Der goͤttliche Heil-Brun-
nen ſelber flehet dir, mit Freuden Waſſer zu
ſchoͤpffen/ Jeſ. 12, 3.
JEſus muthet dir auch nichts ſchweres und
verdrießliches an. Oder was mag einer Reben,
einem Zweig, leichters und erwuͤnſchters ſeyn, als
im Weinſtock, im ſafftigen Stamm zu bleiben?
Was iſt natuͤrlichers, als daß die ſo hoch erhabene
und begnadere Braut bey ihrem allein getreuen, rei-
chen, ſchoͤnen und herrlichen Braͤutigam; der
Saugling in ſeiner Mutter Schoos bey den vollen
Bruͤſten; und das Glied am Haupt ſeyn? Wann
es anmuthig iſt, bey den Weiſeſten und Schoͤnſten
zu leben, und in dem ſuͤſſeſten ſich zu erluſtigen; wo
wilſt du im Himmel und auf Erden jemand finden,
der Chriſto zu vergleichen waͤre? Hohel. 5, 10.
ſeq. Wann auch der Koͤnig aller Koͤnigen, der
HErr uͤber alles dir was groſſes, ſchweres, und
ſchreckliches befehlen wuͤrde, daß du z. E. ein truͤb-
ſeliges Leben und fuͤrchterliches Ende haben,
oder nichts, als Haber-Brod und Kleyen, eſſen,
und nichts, dann Gerber-Laugen trincken; (wie erſt
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/441>, abgerufen am 18.07.2024.
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