Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 1. Die erste Quelle
sti/ und prüfe dich in allen deinen Eigenschafften
darnach. Des heiligen Kindes JEsu eini-
ges Geschäfft
ware, GOtt in seiner liebens-wür-
digsten Schönheit zu schauen, seine tiefe Weißheit
zu hören, seine himmlische Krafft zu riechen, seine
unbeschreibliche Gütigkeit zu schmecken, seine nahe
Gegenwart zu fühlen, mithin den Willen seines
Vatters gerne zu thun Ps. 40, 9. Das holdselige JE-
sulein nahme sich auch keines Dinges an, was um
seinetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En-
geln und Menschen zu Bethlehem und Jerusalem ge-
schahe, und bliebe in der allerinnigsten Vereinigung
mit seinem himmlischen Vatter unverrückt. Luc.
2, 49. Col. 2, 9.

Hast du nun auch deine allersüsseste Freude, den
Willen des Vatters auszurichten? Jsts dir auch
eine Lust und Kurtzweil, mit deinem Heyland dich
zu ersprachen, als ob er sichtbarlich und leibhafftig bey
dir wäre? Leckest du auch die Zeugnisse des H. Gei-
stes wie Honig und Manna und geläuterten Zucker-
kandel? Saugest du auch an des HErrn JESU
Worten, Lehren, Wundern, Leben, Leyden, Wohl-
thaten, Aemtern, Ständen, Geheimnissen, Seg-
nungen, Kräfften und Herrlichkeiten, wie ein Säug-
ling an den Brüsten seiner Mutter, und wie eine
Biene an denen Sonnen-reichen Thau-safftigen
Kräutern sauget? Reget sich nun nichts dergleichen
in deinem Jnwendigen, gehet hingegen dein Ver-
langen, Wünschen, Trachten und Bestreben nur
nach dem, was die Sinnen kitzeln, den Bauch ver-
gnügen, und was dir die Erde geben kan? Ach so
so hast du fein glatt nichts vom Sinn des heiligen
Kindes JEsu, und kanst folglich auch vom Tauff-

Bund

Cap. 1. Die erſte Quelle
ſti/ und pruͤfe dich in allen deinen Eigenſchafften
darnach. Des heiligen Kindes JEſu eini-
ges Geſchaͤfft
ware, GOtt in ſeiner liebens-wuͤr-
digſten Schoͤnheit zu ſchauen, ſeine tiefe Weißheit
zu hoͤren, ſeine himmliſche Krafft zu riechen, ſeine
unbeſchreibliche Guͤtigkeit zu ſchmecken, ſeine nahe
Gegenwart zu fuͤhlen, mithin den Willen ſeines
Vatters gerne zu thun Pſ. 40, 9. Das holdſelige JE-
ſulein nahme ſich auch keines Dinges an, was um
ſeinetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En-
geln und Menſchen zu Bethlehem und Jeruſalem ge-
ſchahe, und bliebe in der allerinnigſten Vereinigung
mit ſeinem himmliſchen Vatter unverruͤckt. Luc.
2, 49. Col. 2, 9.

Haſt du nun auch deine allerſuͤſſeſte Freude, den
Willen des Vatters auszurichten? Jſts dir auch
eine Luſt und Kurtzweil, mit deinem Heyland dich
zu erſprachen, als ob er ſichtbarlich und leibhafftig bey
dir waͤre? Leckeſt du auch die Zeugniſſe des H. Gei-
ſtes wie Honig und Manna und gelaͤuterten Zucker-
kandel? Saugeſt du auch an des HErrn JESU
Worten, Lehren, Wundern, Leben, Leyden, Wohl-
thaten, Aemtern, Staͤnden, Geheimniſſen, Seg-
nungen, Kraͤfften und Herrlichkeiten, wie ein Saͤug-
ling an den Bruͤſten ſeiner Mutter, und wie eine
Biene an denen Sonnen-reichen Thau-ſafftigen
Kraͤutern ſauget? Reget ſich nun nichts dergleichen
in deinem Jnwendigen, gehet hingegen dein Ver-
langen, Wuͤnſchen, Trachten und Beſtreben nur
nach dem, was die Sinnen kitzeln, den Bauch ver-
gnuͤgen, und was dir die Erde geben kan? Ach ſo
ſo haſt du fein glatt nichts vom Sinn des heiligen
Kindes JEſu, und kanſt folglich auch vom Tauff-

Bund
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0044" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 1. Die er&#x017F;te Quelle</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ti/</hi> und pru&#x0364;fe dich in allen deinen Eigen&#x017F;chafften<lb/>
darnach. <hi rendition="#fr">Des heiligen Kindes JE&#x017F;u eini-<lb/>
ges Ge&#x017F;cha&#x0364;fft</hi> ware, GOtt in &#x017F;einer liebens-wu&#x0364;r-<lb/>
dig&#x017F;ten Scho&#x0364;nheit zu &#x017F;chauen, &#x017F;eine tiefe Weißheit<lb/>
zu ho&#x0364;ren, &#x017F;eine himmli&#x017F;che Krafft zu riechen, &#x017F;eine<lb/>
unbe&#x017F;chreibliche Gu&#x0364;tigkeit zu &#x017F;chmecken, &#x017F;eine nahe<lb/>
Gegenwart zu fu&#x0364;hlen, mithin den Willen &#x017F;eines<lb/>
Vatters gerne zu thun P&#x017F;. 40, 9. Das hold&#x017F;elige JE-<lb/>
&#x017F;ulein nahme &#x017F;ich auch keines Dinges an, was um<lb/>
&#x017F;einetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En-<lb/>
geln und Men&#x017F;chen zu Bethlehem und Jeru&#x017F;alem ge-<lb/>
&#x017F;chahe, und bliebe in der allerinnig&#x017F;ten Vereinigung<lb/>
mit &#x017F;einem himmli&#x017F;chen Vatter unverru&#x0364;ckt. Luc.<lb/>
2, 49. Col. 2, 9.</p><lb/>
          <p>Ha&#x017F;t du nun auch deine aller&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Freude, den<lb/>
Willen des Vatters auszurichten? J&#x017F;ts dir auch<lb/>
eine Lu&#x017F;t und Kurtzweil, mit deinem Heyland dich<lb/>
zu er&#x017F;prachen, als ob er &#x017F;ichtbarlich und leibhafftig bey<lb/>
dir wa&#x0364;re? Lecke&#x017F;t du auch die Zeugni&#x017F;&#x017F;e des H. Gei-<lb/>
&#x017F;tes wie Honig und Manna und gela&#x0364;uterten Zucker-<lb/>
kandel? Sauge&#x017F;t du auch an des HErrn JESU<lb/>
Worten, Lehren, Wundern, Leben, Leyden, Wohl-<lb/>
thaten, Aemtern, Sta&#x0364;nden, Geheimni&#x017F;&#x017F;en, Seg-<lb/>
nungen, Kra&#x0364;fften und Herrlichkeiten, wie ein Sa&#x0364;ug-<lb/>
ling an den Bru&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;einer Mutter, und wie eine<lb/>
Biene an denen Sonnen-reichen Thau-&#x017F;afftigen<lb/>
Kra&#x0364;utern &#x017F;auget? Reget &#x017F;ich nun nichts dergleichen<lb/>
in deinem Jnwendigen, gehet hingegen dein Ver-<lb/>
langen, Wu&#x0364;n&#x017F;chen, Trachten und Be&#x017F;treben nur<lb/>
nach dem, was die Sinnen kitzeln, den Bauch ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen, und was dir die Erde geben kan? Ach &#x017F;o<lb/>
&#x017F;o ha&#x017F;t du fein glatt nichts vom Sinn des heiligen<lb/>
Kindes JE&#x017F;u, und kan&#x017F;t folglich auch vom Tauff-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bund</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0044] Cap. 1. Die erſte Quelle ſti/ und pruͤfe dich in allen deinen Eigenſchafften darnach. Des heiligen Kindes JEſu eini- ges Geſchaͤfft ware, GOtt in ſeiner liebens-wuͤr- digſten Schoͤnheit zu ſchauen, ſeine tiefe Weißheit zu hoͤren, ſeine himmliſche Krafft zu riechen, ſeine unbeſchreibliche Guͤtigkeit zu ſchmecken, ſeine nahe Gegenwart zu fuͤhlen, mithin den Willen ſeines Vatters gerne zu thun Pſ. 40, 9. Das holdſelige JE- ſulein nahme ſich auch keines Dinges an, was um ſeinetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En- geln und Menſchen zu Bethlehem und Jeruſalem ge- ſchahe, und bliebe in der allerinnigſten Vereinigung mit ſeinem himmliſchen Vatter unverruͤckt. Luc. 2, 49. Col. 2, 9. Haſt du nun auch deine allerſuͤſſeſte Freude, den Willen des Vatters auszurichten? Jſts dir auch eine Luſt und Kurtzweil, mit deinem Heyland dich zu erſprachen, als ob er ſichtbarlich und leibhafftig bey dir waͤre? Leckeſt du auch die Zeugniſſe des H. Gei- ſtes wie Honig und Manna und gelaͤuterten Zucker- kandel? Saugeſt du auch an des HErrn JESU Worten, Lehren, Wundern, Leben, Leyden, Wohl- thaten, Aemtern, Staͤnden, Geheimniſſen, Seg- nungen, Kraͤfften und Herrlichkeiten, wie ein Saͤug- ling an den Bruͤſten ſeiner Mutter, und wie eine Biene an denen Sonnen-reichen Thau-ſafftigen Kraͤutern ſauget? Reget ſich nun nichts dergleichen in deinem Jnwendigen, gehet hingegen dein Ver- langen, Wuͤnſchen, Trachten und Beſtreben nur nach dem, was die Sinnen kitzeln, den Bauch ver- gnuͤgen, und was dir die Erde geben kan? Ach ſo ſo haſt du fein glatt nichts vom Sinn des heiligen Kindes JEſu, und kanſt folglich auch vom Tauff- Bund

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/44
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/44>, abgerufen am 21.11.2024.