Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 1. Die erste Quelle sti/ und prüfe dich in allen deinen Eigenschafftendarnach. Des heiligen Kindes JEsu eini- ges Geschäfft ware, GOtt in seiner liebens-wür- digsten Schönheit zu schauen, seine tiefe Weißheit zu hören, seine himmlische Krafft zu riechen, seine unbeschreibliche Gütigkeit zu schmecken, seine nahe Gegenwart zu fühlen, mithin den Willen seines Vatters gerne zu thun Ps. 40, 9. Das holdselige JE- sulein nahme sich auch keines Dinges an, was um seinetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En- geln und Menschen zu Bethlehem und Jerusalem ge- schahe, und bliebe in der allerinnigsten Vereinigung mit seinem himmlischen Vatter unverrückt. Luc. 2, 49. Col. 2, 9. Hast du nun auch deine allersüsseste Freude, den Bund
Cap. 1. Die erſte Quelle ſti/ und pruͤfe dich in allen deinen Eigenſchafftendarnach. Des heiligen Kindes JEſu eini- ges Geſchaͤfft ware, GOtt in ſeiner liebens-wuͤr- digſten Schoͤnheit zu ſchauen, ſeine tiefe Weißheit zu hoͤren, ſeine himmliſche Krafft zu riechen, ſeine unbeſchreibliche Guͤtigkeit zu ſchmecken, ſeine nahe Gegenwart zu fuͤhlen, mithin den Willen ſeines Vatters gerne zu thun Pſ. 40, 9. Das holdſelige JE- ſulein nahme ſich auch keines Dinges an, was um ſeinetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En- geln und Menſchen zu Bethlehem und Jeruſalem ge- ſchahe, und bliebe in der allerinnigſten Vereinigung mit ſeinem himmliſchen Vatter unverruͤckt. Luc. 2, 49. Col. 2, 9. Haſt du nun auch deine allerſuͤſſeſte Freude, den Bund
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0044" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 1. Die erſte Quelle</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">ſti/</hi> und pruͤfe dich in allen deinen Eigenſchafften<lb/> darnach. <hi rendition="#fr">Des heiligen Kindes JEſu eini-<lb/> ges Geſchaͤfft</hi> ware, GOtt in ſeiner liebens-wuͤr-<lb/> digſten Schoͤnheit zu ſchauen, ſeine tiefe Weißheit<lb/> zu hoͤren, ſeine himmliſche Krafft zu riechen, ſeine<lb/> unbeſchreibliche Guͤtigkeit zu ſchmecken, ſeine nahe<lb/> Gegenwart zu fuͤhlen, mithin den Willen ſeines<lb/> Vatters gerne zu thun Pſ. 40, 9. Das holdſelige JE-<lb/> ſulein nahme ſich auch keines Dinges an, was um<lb/> ſeinetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En-<lb/> geln und Menſchen zu Bethlehem und Jeruſalem ge-<lb/> ſchahe, und bliebe in der allerinnigſten Vereinigung<lb/> mit ſeinem himmliſchen Vatter unverruͤckt. Luc.<lb/> 2, 49. Col. 2, 9.</p><lb/> <p>Haſt du nun auch deine allerſuͤſſeſte Freude, den<lb/> Willen des Vatters auszurichten? Jſts dir auch<lb/> eine Luſt und Kurtzweil, mit deinem Heyland dich<lb/> zu erſprachen, als ob er ſichtbarlich und leibhafftig bey<lb/> dir waͤre? Leckeſt du auch die Zeugniſſe des H. Gei-<lb/> ſtes wie Honig und Manna und gelaͤuterten Zucker-<lb/> kandel? Saugeſt du auch an des HErrn JESU<lb/> Worten, Lehren, Wundern, Leben, Leyden, Wohl-<lb/> thaten, Aemtern, Staͤnden, Geheimniſſen, Seg-<lb/> nungen, Kraͤfften und Herrlichkeiten, wie ein Saͤug-<lb/> ling an den Bruͤſten ſeiner Mutter, und wie eine<lb/> Biene an denen Sonnen-reichen Thau-ſafftigen<lb/> Kraͤutern ſauget? Reget ſich nun nichts dergleichen<lb/> in deinem Jnwendigen, gehet hingegen dein Ver-<lb/> langen, Wuͤnſchen, Trachten und Beſtreben nur<lb/> nach dem, was die Sinnen kitzeln, den Bauch ver-<lb/> gnuͤgen, und was dir die Erde geben kan? Ach ſo<lb/> ſo haſt du fein glatt nichts vom Sinn des heiligen<lb/> Kindes JEſu, und kanſt folglich auch vom Tauff-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Bund</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0044]
Cap. 1. Die erſte Quelle
ſti/ und pruͤfe dich in allen deinen Eigenſchafften
darnach. Des heiligen Kindes JEſu eini-
ges Geſchaͤfft ware, GOtt in ſeiner liebens-wuͤr-
digſten Schoͤnheit zu ſchauen, ſeine tiefe Weißheit
zu hoͤren, ſeine himmliſche Krafft zu riechen, ſeine
unbeſchreibliche Guͤtigkeit zu ſchmecken, ſeine nahe
Gegenwart zu fuͤhlen, mithin den Willen ſeines
Vatters gerne zu thun Pſ. 40, 9. Das holdſelige JE-
ſulein nahme ſich auch keines Dinges an, was um
ſeinetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En-
geln und Menſchen zu Bethlehem und Jeruſalem ge-
ſchahe, und bliebe in der allerinnigſten Vereinigung
mit ſeinem himmliſchen Vatter unverruͤckt. Luc.
2, 49. Col. 2, 9.
Haſt du nun auch deine allerſuͤſſeſte Freude, den
Willen des Vatters auszurichten? Jſts dir auch
eine Luſt und Kurtzweil, mit deinem Heyland dich
zu erſprachen, als ob er ſichtbarlich und leibhafftig bey
dir waͤre? Leckeſt du auch die Zeugniſſe des H. Gei-
ſtes wie Honig und Manna und gelaͤuterten Zucker-
kandel? Saugeſt du auch an des HErrn JESU
Worten, Lehren, Wundern, Leben, Leyden, Wohl-
thaten, Aemtern, Staͤnden, Geheimniſſen, Seg-
nungen, Kraͤfften und Herrlichkeiten, wie ein Saͤug-
ling an den Bruͤſten ſeiner Mutter, und wie eine
Biene an denen Sonnen-reichen Thau-ſafftigen
Kraͤutern ſauget? Reget ſich nun nichts dergleichen
in deinem Jnwendigen, gehet hingegen dein Ver-
langen, Wuͤnſchen, Trachten und Beſtreben nur
nach dem, was die Sinnen kitzeln, den Bauch ver-
gnuͤgen, und was dir die Erde geben kan? Ach ſo
ſo haſt du fein glatt nichts vom Sinn des heiligen
Kindes JEſu, und kanſt folglich auch vom Tauff-
Bund
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |