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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
sorgen, ihre Töchter möchten keine Männer krie-
gen, wann sie denen Knaben den Zugang zum
Bette ihrer Töchtern versperren würden: Sie ma-
chen sich aber hierdurch am Blut ihrer Kindern
weit mehr schuldig, als aber die Haus-Väter
unter dem Gesetz, welche keine Lehne um das Tach
ihres Hauses macheten/
5 B. Mos. 22, 8.
Deswegen auch eine Tochter, wann sie in ihres
Vaters Hause gehuret hat, nicht unbillich vor des-
sen Haus-Thüre muste gesteiniget werden, weil er
solche samt den Fenstern nicht wohl verwahret hat-
te, v. 3. 21.

Es geben zwar junge Leute gemeiniglich vor, sie
haben gar nichts Böses im Sinn; sie sollen aber
wissen, daß sie gleichwohl auf dem Grund und
Boden des Fürsten der Finsterniß gehen: Es
kommet doch Feuer zum Zunder, also daß man mit
Warheit sagen kan, daß solche, wo nicht würck-
liche Hurer und Huren seyen, doch gerne solche wä-
ren, zum wenigsten leichtlich auch ohne ihr
Vorhaben solche werden können; die so viele früh-
zeitige Kindbetten sind von dem, was bey solchen
Anlässen vorgehe und vorgehen könne, genugsame,
aber auch leidige Zeugen. Und da man auf sol-
che Weise sich selber in die Versuchung stürtzet, so
verräth man sich nur allzuklar, mit welch abscheu-
licher Heucheley man sein Gebet verrichte.

Und ach des entsetzlichen Schadens, den der
Mord-Geist durch diese so sehr im Schwang ge-
hende und fast für keine Sünde mehr gehaltene
Gewohnheit bey jungen Leuten verursachet, da die
arme Jugend offt schon vor der Unterweisung zum

Heil.
B b 2

der Verfuͤhrung der Jugend.
ſorgen, ihre Toͤchter moͤchten keine Maͤnner krie-
gen, wann ſie denen Knaben den Zugang zum
Bette ihrer Toͤchtern verſperren wuͤrden: Sie ma-
chen ſich aber hierdurch am Blut ihrer Kindern
weit mehr ſchuldig, als aber die Haus-Vaͤter
unter dem Geſetz, welche keine Lehne um das Tach
ihres Hauſes macheten/
5 B. Moſ. 22, 8.
Deswegen auch eine Tochter, wann ſie in ihres
Vaters Hauſe gehuret hat, nicht unbillich vor deſ-
ſen Haus-Thuͤre muſte geſteiniget werden, weil er
ſolche ſamt den Fenſtern nicht wohl verwahret hat-
te, v. 3. 21.

Es geben zwar junge Leute gemeiniglich vor, ſie
haben gar nichts Boͤſes im Sinn; ſie ſollen aber
wiſſen, daß ſie gleichwohl auf dem Grund und
Boden des Fuͤrſten der Finſterniß gehen: Es
kommet doch Feuer zum Zunder, alſo daß man mit
Warheit ſagen kan, daß ſolche, wo nicht wuͤrck-
liche Hurer und Huren ſeyen, doch gerne ſolche waͤ-
ren, zum wenigſten leichtlich auch ohne ihr
Vorhaben ſolche werden koͤnnen; die ſo viele fruͤh-
zeitige Kindbetten ſind von dem, was bey ſolchen
Anlaͤſſen vorgehe und vorgehen koͤnne, genugſame,
aber auch leidige Zeugen. Und da man auf ſol-
che Weiſe ſich ſelber in die Verſuchung ſtuͤrtzet, ſo
verraͤth man ſich nur allzuklar, mit welch abſcheu-
licher Heucheley man ſein Gebet verrichte.

Und ach des entſetzlichen Schadens, den der
Mord-Geiſt durch dieſe ſo ſehr im Schwang ge-
hende und faſt fuͤr keine Suͤnde mehr gehaltene
Gewohnheit bey jungen Leuten verurſachet, da die
arme Jugend offt ſchon vor der Unterweiſung zum

Heil.
B b 2
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[387/0405] der Verfuͤhrung der Jugend. ſorgen, ihre Toͤchter moͤchten keine Maͤnner krie- gen, wann ſie denen Knaben den Zugang zum Bette ihrer Toͤchtern verſperren wuͤrden: Sie ma- chen ſich aber hierdurch am Blut ihrer Kindern weit mehr ſchuldig, als aber die Haus-Vaͤter unter dem Geſetz, welche keine Lehne um das Tach ihres Hauſes macheten/ 5 B. Moſ. 22, 8. Deswegen auch eine Tochter, wann ſie in ihres Vaters Hauſe gehuret hat, nicht unbillich vor deſ- ſen Haus-Thuͤre muſte geſteiniget werden, weil er ſolche ſamt den Fenſtern nicht wohl verwahret hat- te, v. 3. 21. Es geben zwar junge Leute gemeiniglich vor, ſie haben gar nichts Boͤſes im Sinn; ſie ſollen aber wiſſen, daß ſie gleichwohl auf dem Grund und Boden des Fuͤrſten der Finſterniß gehen: Es kommet doch Feuer zum Zunder, alſo daß man mit Warheit ſagen kan, daß ſolche, wo nicht wuͤrck- liche Hurer und Huren ſeyen, doch gerne ſolche waͤ- ren, zum wenigſten leichtlich auch ohne ihr Vorhaben ſolche werden koͤnnen; die ſo viele fruͤh- zeitige Kindbetten ſind von dem, was bey ſolchen Anlaͤſſen vorgehe und vorgehen koͤnne, genugſame, aber auch leidige Zeugen. Und da man auf ſol- che Weiſe ſich ſelber in die Verſuchung ſtuͤrtzet, ſo verraͤth man ſich nur allzuklar, mit welch abſcheu- licher Heucheley man ſein Gebet verrichte. Und ach des entſetzlichen Schadens, den der Mord-Geiſt durch dieſe ſo ſehr im Schwang ge- hende und faſt fuͤr keine Suͤnde mehr gehaltene Gewohnheit bey jungen Leuten verurſachet, da die arme Jugend offt ſchon vor der Unterweiſung zum Heil. B b 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/405>, abgerufen am 25.11.2024.