sorgen, ihre Töchter möchten keine Männer krie- gen, wann sie denen Knaben den Zugang zum Bette ihrer Töchtern versperren würden: Sie ma- chen sich aber hierdurch am Blut ihrer Kindern weit mehr schuldig, als aber die Haus-Väter unter dem Gesetz, welche keine Lehne um das Tach ihres Hauses macheten/ 5 B. Mos. 22, 8. Deswegen auch eine Tochter, wann sie in ihres Vaters Hause gehuret hat, nicht unbillich vor des- sen Haus-Thüre muste gesteiniget werden, weil er solche samt den Fenstern nicht wohl verwahret hat- te, v. 3. 21.
Es geben zwar junge Leute gemeiniglich vor, sie haben gar nichts Böses im Sinn; sie sollen aber wissen, daß sie gleichwohl auf dem Grund und Boden des Fürsten der Finsterniß gehen: Es kommet doch Feuer zum Zunder, also daß man mit Warheit sagen kan, daß solche, wo nicht würck- liche Hurer und Huren seyen, doch gerne solche wä- ren, zum wenigsten leichtlich auch ohne ihr Vorhaben solche werden können; die so viele früh- zeitige Kindbetten sind von dem, was bey solchen Anlässen vorgehe und vorgehen könne, genugsame, aber auch leidige Zeugen. Und da man auf sol- che Weise sich selber in die Versuchung stürtzet, so verräth man sich nur allzuklar, mit welch abscheu- licher Heucheley man sein Gebet verrichte.
Und ach des entsetzlichen Schadens, den der Mord-Geist durch diese so sehr im Schwang ge- hende und fast für keine Sünde mehr gehaltene Gewohnheit bey jungen Leuten verursachet, da die arme Jugend offt schon vor der Unterweisung zum
Heil.
B b 2
der Verfuͤhrung der Jugend.
ſorgen, ihre Toͤchter moͤchten keine Maͤnner krie- gen, wann ſie denen Knaben den Zugang zum Bette ihrer Toͤchtern verſperren wuͤrden: Sie ma- chen ſich aber hierdurch am Blut ihrer Kindern weit mehr ſchuldig, als aber die Haus-Vaͤter unter dem Geſetz, welche keine Lehne um das Tach ihres Hauſes macheten/ 5 B. Moſ. 22, 8. Deswegen auch eine Tochter, wann ſie in ihres Vaters Hauſe gehuret hat, nicht unbillich vor deſ- ſen Haus-Thuͤre muſte geſteiniget werden, weil er ſolche ſamt den Fenſtern nicht wohl verwahret hat- te, v. 3. 21.
Es geben zwar junge Leute gemeiniglich vor, ſie haben gar nichts Boͤſes im Sinn; ſie ſollen aber wiſſen, daß ſie gleichwohl auf dem Grund und Boden des Fuͤrſten der Finſterniß gehen: Es kommet doch Feuer zum Zunder, alſo daß man mit Warheit ſagen kan, daß ſolche, wo nicht wuͤrck- liche Hurer und Huren ſeyen, doch gerne ſolche waͤ- ren, zum wenigſten leichtlich auch ohne ihr Vorhaben ſolche werden koͤnnen; die ſo viele fruͤh- zeitige Kindbetten ſind von dem, was bey ſolchen Anlaͤſſen vorgehe und vorgehen koͤnne, genugſame, aber auch leidige Zeugen. Und da man auf ſol- che Weiſe ſich ſelber in die Verſuchung ſtuͤrtzet, ſo verraͤth man ſich nur allzuklar, mit welch abſcheu- licher Heucheley man ſein Gebet verrichte.
Und ach des entſetzlichen Schadens, den der Mord-Geiſt durch dieſe ſo ſehr im Schwang ge- hende und faſt fuͤr keine Suͤnde mehr gehaltene Gewohnheit bey jungen Leuten verurſachet, da die arme Jugend offt ſchon vor der Unterweiſung zum
Heil.
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der Verfuͤhrung der Jugend.
ſorgen, ihre Toͤchter moͤchten keine Maͤnner krie-
gen, wann ſie denen Knaben den Zugang zum
Bette ihrer Toͤchtern verſperren wuͤrden: Sie ma-
chen ſich aber hierdurch am Blut ihrer Kindern
weit mehr ſchuldig, als aber die Haus-Vaͤter
unter dem Geſetz, welche keine Lehne um das Tach
ihres Hauſes macheten/ 5 B. Moſ. 22, 8.
Deswegen auch eine Tochter, wann ſie in ihres
Vaters Hauſe gehuret hat, nicht unbillich vor deſ-
ſen Haus-Thuͤre muſte geſteiniget werden, weil er
ſolche ſamt den Fenſtern nicht wohl verwahret hat-
te, v. 3. 21.
Es geben zwar junge Leute gemeiniglich vor, ſie
haben gar nichts Boͤſes im Sinn; ſie ſollen aber
wiſſen, daß ſie gleichwohl auf dem Grund und
Boden des Fuͤrſten der Finſterniß gehen: Es
kommet doch Feuer zum Zunder, alſo daß man mit
Warheit ſagen kan, daß ſolche, wo nicht wuͤrck-
liche Hurer und Huren ſeyen, doch gerne ſolche waͤ-
ren, zum wenigſten leichtlich auch ohne ihr
Vorhaben ſolche werden koͤnnen; die ſo viele fruͤh-
zeitige Kindbetten ſind von dem, was bey ſolchen
Anlaͤſſen vorgehe und vorgehen koͤnne, genugſame,
aber auch leidige Zeugen. Und da man auf ſol-
che Weiſe ſich ſelber in die Verſuchung ſtuͤrtzet, ſo
verraͤth man ſich nur allzuklar, mit welch abſcheu-
licher Heucheley man ſein Gebet verrichte.
Und ach des entſetzlichen Schadens, den der
Mord-Geiſt durch dieſe ſo ſehr im Schwang ge-
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Gewohnheit bey jungen Leuten verurſachet, da die
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/405>, abgerufen am 18.07.2024.
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