Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 7. Nachlese noch einiger Mitteln zunehmen, und deine abscheuliche Seele im Blutseines lieben Sohns Engel-rein zu machen, um sel- bige also gewaschen und geheiliget, in den seligsten Genuß aller seiner Güter auf ewig einzusetzen, wo du dich nur noch heute zu ihm bekehren lassen wilst. Du aber gehest hin ärger als ein Teufel, und rich- test GOTT in seinem Liebes-Weg mit den Sün- dern, als seye er nicht tüchtig, was er erschaffen, zu regieren, und als wolltest du es besser machen. Pfuy der unverschämten Teufeley. Kaysers Constan- tini des Grossen Vater wird gerühmet, daß er sei- ne Hofleute, welche meistens Christen waren, fol- gender gestalten auf die Probe gesetzet habe: Er stellete sich, als ob er alle die beurlauben wollte, wel- che Christum und seinen Dienst nicht aufgeben wol- ten; hernach aber behielt er nur diejenigen in seinen Diensten, welche lieber alles andere fahren lassen, als Christum verleugnen wollten; stiesse hingegen alle, die der Welt den Vorzug gaben, von seinem Hofe hinweg, und sprach: Leute/ die an ih- rem GOtt falsch wären/ würden ihme noch vielweniger treu seyn. Nimme ein Gleichniß: Ein Monarch wirfft spre-
Cap. 7. Nachleſe noch einiger Mitteln zunehmen, und deine abſcheuliche Seele im Blutſeines lieben Sohns Engel-rein zu machen, um ſel- bige alſo gewaſchen und geheiliget, in den ſeligſten Genuß aller ſeiner Guͤter auf ewig einzuſetzen, wo du dich nur noch heute zu ihm bekehren laſſen wilſt. Du aber geheſt hin aͤrger als ein Teufel, und rich- teſt GOTT in ſeinem Liebes-Weg mit den Suͤn- dern, als ſeye er nicht tuͤchtig, was er erſchaffen, zu regieren, und als wollteſt du es beſſer machen. Pfuy der unverſchaͤmten Teufeley. Kayſers Conſtan- tini des Groſſen Vater wird geruͤhmet, daß er ſei- ne Hofleute, welche meiſtens Chriſten waren, fol- gender geſtalten auf die Probe geſetzet habe: Er ſtellete ſich, als ob er alle die beurlauben wollte, wel- che Chriſtum und ſeinen Dienſt nicht aufgeben wol- ten; hernach aber behielt er nur diejenigen in ſeinen Dienſten, welche lieber alles andere fahren laſſen, als Chriſtum verleugnen wollten; ſtieſſe hingegen alle, die der Welt den Vorzug gaben, von ſeinem Hofe hinweg, und ſprach: Leute/ die an ih- rem GOtt falſch waͤren/ wuͤrden ihme noch vielweniger treu ſeyn. Nimme ein Gleichniß: Ein Monarch wirfft ſpre-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0398" n="380"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 7. Nachleſe noch einiger Mitteln</hi></fw><lb/> zunehmen, und deine abſcheuliche Seele im Blut<lb/> ſeines lieben Sohns Engel-rein zu machen, um ſel-<lb/> bige alſo gewaſchen und geheiliget, in den ſeligſten<lb/> Genuß aller ſeiner Guͤter auf ewig einzuſetzen, wo<lb/> du dich nur noch heute zu ihm bekehren laſſen wilſt.<lb/> Du aber geheſt hin aͤrger als ein Teufel, und rich-<lb/> teſt GOTT in ſeinem Liebes-Weg mit den Suͤn-<lb/> dern, als ſeye er nicht tuͤchtig, was er erſchaffen, zu<lb/> regieren, und als wollteſt du es beſſer machen. Pfuy<lb/> der unverſchaͤmten Teufeley. Kayſers <hi rendition="#aq">Conſtan-<lb/> tini</hi> des Groſſen Vater wird geruͤhmet, daß er ſei-<lb/> ne Hofleute, welche meiſtens Chriſten waren, fol-<lb/> gender geſtalten auf die Probe geſetzet habe: Er<lb/> ſtellete ſich, als ob er alle die beurlauben wollte, wel-<lb/> che Chriſtum und ſeinen Dienſt nicht aufgeben wol-<lb/> ten; hernach aber behielt er nur diejenigen in ſeinen<lb/> Dienſten, welche lieber alles andere fahren laſſen,<lb/> als Chriſtum verleugnen wollten; ſtieſſe hingegen<lb/> alle, die der Welt den Vorzug gaben, von ſeinem<lb/> Hofe hinweg, und ſprach: <hi rendition="#fr">Leute/ die an ih-<lb/> rem GOtt falſch waͤren/ wuͤrden ihme<lb/> noch vielweniger treu ſeyn.</hi></p><lb/> <p>Nimme ein Gleichniß: Ein Monarch wirfft<lb/> groſſe Huld und Liebe auf einen Vaſallen oder Le-<lb/> hen-Traͤger, und hat im Sinn denſelben nach kur-<lb/> tzen Dienſten mit einem Koͤnigreich zu beſchencken,<lb/> in deſſen Anwart er ihn mit vielen Wohlthaten<lb/> uͤberhaͤuffet; nur begehret er von demſelben zur klei-<lb/> nen Probe ſeiner Treue, daß er ſich nur von einer<lb/> gewiſſen ſchaͤdlichen Speiſe enthalten ſolle, mit Ver-<lb/> ſicherung ſeines Beyſtandes, wann er in der Stun-<lb/> de der Verſuchung und Anfechtung ihn darum an-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſpre-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [380/0398]
Cap. 7. Nachleſe noch einiger Mitteln
zunehmen, und deine abſcheuliche Seele im Blut
ſeines lieben Sohns Engel-rein zu machen, um ſel-
bige alſo gewaſchen und geheiliget, in den ſeligſten
Genuß aller ſeiner Guͤter auf ewig einzuſetzen, wo
du dich nur noch heute zu ihm bekehren laſſen wilſt.
Du aber geheſt hin aͤrger als ein Teufel, und rich-
teſt GOTT in ſeinem Liebes-Weg mit den Suͤn-
dern, als ſeye er nicht tuͤchtig, was er erſchaffen, zu
regieren, und als wollteſt du es beſſer machen. Pfuy
der unverſchaͤmten Teufeley. Kayſers Conſtan-
tini des Groſſen Vater wird geruͤhmet, daß er ſei-
ne Hofleute, welche meiſtens Chriſten waren, fol-
gender geſtalten auf die Probe geſetzet habe: Er
ſtellete ſich, als ob er alle die beurlauben wollte, wel-
che Chriſtum und ſeinen Dienſt nicht aufgeben wol-
ten; hernach aber behielt er nur diejenigen in ſeinen
Dienſten, welche lieber alles andere fahren laſſen,
als Chriſtum verleugnen wollten; ſtieſſe hingegen
alle, die der Welt den Vorzug gaben, von ſeinem
Hofe hinweg, und ſprach: Leute/ die an ih-
rem GOtt falſch waͤren/ wuͤrden ihme
noch vielweniger treu ſeyn.
Nimme ein Gleichniß: Ein Monarch wirfft
groſſe Huld und Liebe auf einen Vaſallen oder Le-
hen-Traͤger, und hat im Sinn denſelben nach kur-
tzen Dienſten mit einem Koͤnigreich zu beſchencken,
in deſſen Anwart er ihn mit vielen Wohlthaten
uͤberhaͤuffet; nur begehret er von demſelben zur klei-
nen Probe ſeiner Treue, daß er ſich nur von einer
gewiſſen ſchaͤdlichen Speiſe enthalten ſolle, mit Ver-
ſicherung ſeines Beyſtandes, wann er in der Stun-
de der Verſuchung und Anfechtung ihn darum an-
ſpre-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |