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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
§. 9.

Wie könnte demnach eine unverschämtere Ver-
messenheit begangen werden, als daß schnöde Sün-
den-Würme und Höllen-Brände sich unterstehen
dürffen, die liebwürdigste Majestät bey diesem Wun-
der-Meer mit allerhand Critiques anzutasten, und
die unergründliche Weisheit mit ihrer tadelsüchti-
gen, tollen Vernunfft zu meistern, und zur Schu-
le zu führen? Hüte du dich davor, mein liebes
Kind, und befleißige dich, daß du von den
Wegen eines so grossen und herrlichen GOttes
ja nicht anders, als mit heiliger Ehrfurcht
gedenckest, sonderlich was das Stück seiner Regie-
rung von Adams Fall anbetrifft. Ach wie man-
cher hat sich in einen verzweiffelten Zustand gestürtzet,
der mit seinem hochmüthigen, leichtfertigen Beur-
theilen sich an seinem Schöpffer so freventlich hat
vergreiffen dürffen! Bedencke es doch, liebes Kind,
wie du Adams Fall schon tausendmal wieder äffet,
die Triebe und Lüste deines verderbten Hertzens dem
allerseligsten Willen GOttes vorgezogen, in die
schändlichste Versuchungen hinein geplatzet, und den
getreuesten Heyland nicht gewürdiget habest, um
Hülffe, Gnade und Geist anzuflehen. Hätte GOtt
dich nicht aus gerechtem Gericht verstossen können,
so wie du es mit deiner Aufführung ungleich bes-
ser, als die gefallene Engel verdienet hättest? An-
statt aber dich mit Fluch und Hölle zu straffen, beut
er dir seinen eingebohrnen Sohn an, legt Sünde
und Straffe auf ihn, und ist geneigt, dir alle Schuld
zu erlassen, dich für sein liebstes Kind und Erbe an-

zu-
der Verfuͤhrung der Jugend.
§. 9.

Wie koͤnnte demnach eine unverſchaͤmtere Ver-
meſſenheit begangen werden, als daß ſchnoͤde Suͤn-
den-Wuͤrme und Hoͤllen-Braͤnde ſich unterſtehen
duͤrffen, die liebwuͤrdigſte Majeſtaͤt bey dieſem Wun-
der-Meer mit allerhand Critiques anzutaſten, und
die unergruͤndliche Weisheit mit ihrer tadelſuͤchti-
gen, tollen Vernunfft zu meiſtern, und zur Schu-
le zu fuͤhren? Huͤte du dich davor, mein liebes
Kind, und befleißige dich, daß du von den
Wegen eines ſo groſſen und herrlichen GOttes
ja nicht anders, als mit heiliger Ehrfurcht
gedenckeſt, ſonderlich was das Stuͤck ſeiner Regie-
rung von Adams Fall anbetrifft. Ach wie man-
cher hat ſich in einen verzweiffelten Zuſtand geſtuͤrtzet,
der mit ſeinem hochmuͤthigen, leichtfertigen Beur-
theilen ſich an ſeinem Schoͤpffer ſo freventlich hat
vergreiffen duͤrffen! Bedencke es doch, liebes Kind,
wie du Adams Fall ſchon tauſendmal wieder aͤffet,
die Triebe und Luͤſte deines verderbten Hertzens dem
allerſeligſten Willen GOttes vorgezogen, in die
ſchaͤndlichſte Verſuchungen hinein geplatzet, und den
getreueſten Heyland nicht gewuͤrdiget habeſt, um
Huͤlffe, Gnade und Geiſt anzuflehen. Haͤtte GOtt
dich nicht aus gerechtem Gericht verſtoſſen koͤnnen,
ſo wie du es mit deiner Auffuͤhrung ungleich beſ-
ſer, als die gefallene Engel verdienet haͤtteſt? An-
ſtatt aber dich mit Fluch und Hoͤlle zu ſtraffen, beut
er dir ſeinen eingebohrnen Sohn an, legt Suͤnde
und Straffe auf ihn, und iſt geneigt, dir alle Schuld
zu erlaſſen, dich fuͤr ſein liebſtes Kind und Erbe an-

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[379/0397] der Verfuͤhrung der Jugend. §. 9. Wie koͤnnte demnach eine unverſchaͤmtere Ver- meſſenheit begangen werden, als daß ſchnoͤde Suͤn- den-Wuͤrme und Hoͤllen-Braͤnde ſich unterſtehen duͤrffen, die liebwuͤrdigſte Majeſtaͤt bey dieſem Wun- der-Meer mit allerhand Critiques anzutaſten, und die unergruͤndliche Weisheit mit ihrer tadelſuͤchti- gen, tollen Vernunfft zu meiſtern, und zur Schu- le zu fuͤhren? Huͤte du dich davor, mein liebes Kind, und befleißige dich, daß du von den Wegen eines ſo groſſen und herrlichen GOttes ja nicht anders, als mit heiliger Ehrfurcht gedenckeſt, ſonderlich was das Stuͤck ſeiner Regie- rung von Adams Fall anbetrifft. Ach wie man- cher hat ſich in einen verzweiffelten Zuſtand geſtuͤrtzet, der mit ſeinem hochmuͤthigen, leichtfertigen Beur- theilen ſich an ſeinem Schoͤpffer ſo freventlich hat vergreiffen duͤrffen! Bedencke es doch, liebes Kind, wie du Adams Fall ſchon tauſendmal wieder aͤffet, die Triebe und Luͤſte deines verderbten Hertzens dem allerſeligſten Willen GOttes vorgezogen, in die ſchaͤndlichſte Verſuchungen hinein geplatzet, und den getreueſten Heyland nicht gewuͤrdiget habeſt, um Huͤlffe, Gnade und Geiſt anzuflehen. Haͤtte GOtt dich nicht aus gerechtem Gericht verſtoſſen koͤnnen, ſo wie du es mit deiner Auffuͤhrung ungleich beſ- ſer, als die gefallene Engel verdienet haͤtteſt? An- ſtatt aber dich mit Fluch und Hoͤlle zu ſtraffen, beut er dir ſeinen eingebohrnen Sohn an, legt Suͤnde und Straffe auf ihn, und iſt geneigt, dir alle Schuld zu erlaſſen, dich fuͤr ſein liebſtes Kind und Erbe an- zu-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/397>, abgerufen am 22.11.2024.