te elende Schatten dagegen seyen: Laß dich folglich reitzen, dich selbst und die Welt zu verleugnen, dei- ne Sünden in Christi Blut zu waschen, und deinen Sinn, Hertzund Muth durch den Glauben an seine Gnade erneuern zu lassen, damit du ewig die Früch- te im Paradies GOttes, da seine Süßigkeit, Se- ligkeit und Freuden-reiche Krafft selber alles in allem seyn wird, essen mögest.
3) Wann du eine hüpsche Frucht siehest, so hal- te inn, brich deinen Gelust ein wenig, und hüte dich vor Leckerey und Wollüsteley: Jß und trincke mäs- siglich, und laß die Näscherey denjenigen Kindern über, welche von nichts bessers wissen, und ihren Theil in dieser Welt hinnehmen: Sinne du an den himmlischen Apfelbaum und Weinstock/ und an die Früchte des Heil. Geistes; Hohel 2, 3. Joh. 15, 1. Gal. 5, 22. und lüstere darnach, Psal. 37, 4. Werde auch nicht so gleich satt der Früchten der Erlösung, die an dem Baum des Le- bens wachsen.
4) Dencke, wie dein liebster Heyland, als er noch ein Knab ware, gesehen hat, die niedlichste Bissen und Früchte im Uberfluß nach einander wegfressen, ohne ihm das mindeste davon anzubieten, und wie er nicht nur nicht im geringsten murrisch und un- willig darüber ward, sondern auch alles Gute an- dern lieber als ihm selber gönnete; mithin im fol- genden Jahr nicht eine eintzige Frucht deswegen we- niger wachsen liesse: Wie er auch gerne Hunger und Mangel gelitten, wann nur seine Jünger ihre Nothdurfft und das liebe Land allen Uberfluß hat-
te;
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der Verfuͤhrung der Jugend.
te elende Schatten dagegen ſeyen: Laß dich folglich reitzen, dich ſelbſt und die Welt zu verleugnen, dei- ne Suͤnden in Chriſti Blut zu waſchen, und deinen Sinn, Hertzund Muth durch den Glauben an ſeine Gnade erneuern zu laſſen, damit du ewig die Fruͤch- te im Paradies GOttes, da ſeine Suͤßigkeit, Se- ligkeit und Freuden-reiche Krafft ſelber alles in allem ſeyn wird, eſſen moͤgeſt.
3) Wann du eine huͤpſche Frucht ſieheſt, ſo hal- te inn, brich deinen Geluſt ein wenig, und huͤte dich vor Leckerey und Wolluͤſteley: Jß und trincke maͤſ- ſiglich, und laß die Naͤſcherey denjenigen Kindern uͤber, welche von nichts beſſers wiſſen, und ihren Theil in dieſer Welt hinnehmen: Sinne du an den himmliſchen Apfelbaum und Weinſtock/ und an die Fruͤchte des Heil. Geiſtes; Hohel 2, 3. Joh. 15, 1. Gal. 5, 22. und luͤſtere darnach, Pſal. 37, 4. Werde auch nicht ſo gleich ſatt der Fruͤchten der Erloͤſung, die an dem Baum des Le- bens wachſen.
4) Dencke, wie dein liebſter Heyland, als er noch ein Knab ware, geſehen hat, die niedlichſte Biſſen und Fruͤchte im Uberfluß nach einander wegfreſſen, ohne ihm das mindeſte davon anzubieten, und wie er nicht nur nicht im geringſten murriſch und un- willig daruͤber ward, ſondern auch alles Gute an- dern lieber als ihm ſelber goͤnnete; mithin im fol- genden Jahr nicht eine eintzige Frucht deswegen we- niger wachſen lieſſe: Wie er auch gerne Hunger und Mangel gelitten, wann nur ſeine Juͤnger ihre Nothdurfft und das liebe Land allen Uberfluß hat-
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der Verfuͤhrung der Jugend.
te elende Schatten dagegen ſeyen: Laß dich folglich
reitzen, dich ſelbſt und die Welt zu verleugnen, dei-
ne Suͤnden in Chriſti Blut zu waſchen, und deinen
Sinn, Hertzund Muth durch den Glauben an ſeine
Gnade erneuern zu laſſen, damit du ewig die Fruͤch-
te im Paradies GOttes, da ſeine Suͤßigkeit, Se-
ligkeit und Freuden-reiche Krafft ſelber alles in allem
ſeyn wird, eſſen moͤgeſt.
3) Wann du eine huͤpſche Frucht ſieheſt, ſo hal-
te inn, brich deinen Geluſt ein wenig, und huͤte dich
vor Leckerey und Wolluͤſteley: Jß und trincke maͤſ-
ſiglich, und laß die Naͤſcherey denjenigen Kindern
uͤber, welche von nichts beſſers wiſſen, und ihren
Theil in dieſer Welt hinnehmen: Sinne du an den
himmliſchen Apfelbaum und Weinſtock/ und
an die Fruͤchte des Heil. Geiſtes; Hohel 2,
3. Joh. 15, 1. Gal. 5, 22. und luͤſtere darnach,
Pſal. 37, 4. Werde auch nicht ſo gleich ſatt der
Fruͤchten der Erloͤſung, die an dem Baum des Le-
bens wachſen.
4) Dencke, wie dein liebſter Heyland, als er noch
ein Knab ware, geſehen hat, die niedlichſte Biſſen
und Fruͤchte im Uberfluß nach einander wegfreſſen,
ohne ihm das mindeſte davon anzubieten, und wie
er nicht nur nicht im geringſten murriſch und un-
willig daruͤber ward, ſondern auch alles Gute an-
dern lieber als ihm ſelber goͤnnete; mithin im fol-
genden Jahr nicht eine eintzige Frucht deswegen we-
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und Mangel gelitten, wann nur ſeine Juͤnger ihre
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/393>, abgerufen am 16.02.2025.
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