7) Solle dir der liebste Gesang und Klang auf Erden dieser seyn, wann du die Paradies- Vögelein/ die heiligen Propheten und Apostel auf dem Berg Zion in der Heil. Schrifft singen hören kanst/ daß es durchs Hertz dringet. Ja wo du etwas vom Nahmen JEsu, von seiner Liebe, von seinem Mittler-Amt und Wohlthaten erklingen hörest, so soll dirs seyn, als ob du im Himmel dich befindest.
§. 7.
Jssest du angenehmes Obst und nied- liche Speisen/ so magst du
1) dich verwundern über die unermüdete Gü- tigkeit deines GOttes, der durch seine Krafft, Weisheit und Mildigkeit, trotz dem schnöden Un- danck der Welt, so viel süsses, edles, erquickliches und wohlthuendes zu schaffen nie aufhöret; da doch alle Kayser und Könige, auch alle Künstler auf ei- nen Hauffen nicht vermöchten, nur eine eintzige Birn, Pflaumen, Feigen, Trauben oder Apfel hervor zu bringen; und wann die Menschen was niedliches zubereiten wollen; so müssen sie das, was GOTT in seine Creaturen leget, dazu gebrauchen, und durch- einander mengen.
2) Mache den Schluß von denen irrdischen auf die geistlichen Gaben, welche unmittelbar aus dem Weinstock Christo und von dem Heil. Geist her- kommen, und urtheile, wie gut und himmlisch- wohlthuend dieselbige, und wie alle aus der groben Erde und schlechtem Holtz hervor wachsende Früch-
te
Cap. 7. Nachleſe noch einiger Mitteln
7) Solle dir der liebſte Geſang und Klang auf Erden dieſer ſeyn, wann du die Paradies- Voͤgelein/ die heiligen Propheten und Apoſtel auf dem Berg Zion in der Heil. Schrifft ſingen hoͤren kanſt/ daß es durchs Hertz dringet. Ja wo du etwas vom Nahmen JEſu, von ſeiner Liebe, von ſeinem Mittler-Amt und Wohlthaten erklingen hoͤreſt, ſo ſoll dirs ſeyn, als ob du im Himmel dich befindeſt.
§. 7.
Jſſeſt du angenehmes Obſt und nied- liche Speiſen/ ſo magſt du
1) dich verwundern uͤber die unermuͤdete Guͤ- tigkeit deines GOttes, der durch ſeine Krafft, Weisheit und Mildigkeit, trotz dem ſchnoͤden Un- danck der Welt, ſo viel ſuͤſſes, edles, erquickliches und wohlthuendes zu ſchaffen nie aufhoͤret; da doch alle Kayſer und Koͤnige, auch alle Kuͤnſtler auf ei- nen Hauffen nicht vermoͤchten, nur eine eintzige Birn, Pflaumen, Feigen, Trauben oder Apfel hervor zu bringen; und wann die Menſchen was niedliches zubereiten wollen; ſo muͤſſen ſie das, was GOTT in ſeine Creaturen leget, dazu gebrauchen, und durch- einander mengen.
2) Mache den Schluß von denen irrdiſchen auf die geiſtlichen Gaben, welche unmittelbar aus dem Weinſtock Chriſto und von dem Heil. Geiſt her- kommen, und urtheile, wie gut und himmliſch- wohlthuend dieſelbige, und wie alle aus der groben Erde und ſchlechtem Holtz hervor wachſende Fruͤch-
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Cap. 7. Nachleſe noch einiger Mitteln
7) Solle dir der liebſte Geſang und Klang
auf Erden dieſer ſeyn, wann du die Paradies-
Voͤgelein/ die heiligen Propheten und
Apoſtel auf dem Berg Zion in der Heil.
Schrifft ſingen hoͤren kanſt/ daß es durchs
Hertz dringet. Ja wo du etwas vom Nahmen
JEſu, von ſeiner Liebe, von ſeinem Mittler-Amt
und Wohlthaten erklingen hoͤreſt, ſo ſoll dirs ſeyn,
als ob du im Himmel dich befindeſt.
§. 7.
Jſſeſt du angenehmes Obſt und nied-
liche Speiſen/ ſo magſt du
1) dich verwundern uͤber die unermuͤdete Guͤ-
tigkeit deines GOttes, der durch ſeine Krafft,
Weisheit und Mildigkeit, trotz dem ſchnoͤden Un-
danck der Welt, ſo viel ſuͤſſes, edles, erquickliches
und wohlthuendes zu ſchaffen nie aufhoͤret; da doch
alle Kayſer und Koͤnige, auch alle Kuͤnſtler auf ei-
nen Hauffen nicht vermoͤchten, nur eine eintzige Birn,
Pflaumen, Feigen, Trauben oder Apfel hervor zu
bringen; und wann die Menſchen was niedliches
zubereiten wollen; ſo muͤſſen ſie das, was GOTT
in ſeine Creaturen leget, dazu gebrauchen, und durch-
einander mengen.
2) Mache den Schluß von denen irrdiſchen auf
die geiſtlichen Gaben, welche unmittelbar aus dem
Weinſtock Chriſto und von dem Heil. Geiſt her-
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/392>, abgerufen am 21.11.2024.
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