Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
der Verführung der Jugend.

Antwort: Es sind/ liebes Kind/ unter
diesen sechs Mitteln tausend Arten der
Verführung begriffen/ wie man aus
dem/ was davon gesagt worden/ gar
leicht schliessen kan/ und wird keine Ver-
führung vorkommen/ welche nicht zu
einer von diesen sechs Classen gezehlet
werden mag.

Soltest du aber die bisher erzehlten
Verführungen noch nicht vor so wich-
tig und schrecklich ansehen/ daß du nö-
thig hättest/ über deine arme Seele zu
wachen/ zu beten/ zu ringen Tag und
Nacht; so bist du wohl noch gar unver-
ständig/ und wünsche ich dir vom Heil.
Geist die Oeffnung und Salbung dei-
ner Augen zur Erkänntniß deiner
Schwäche und Gefahr.

Bleibe du indessen bey dem Sünder- und
Kinder-Freund, der JESUS heißt: Dieser
hat tausendmahl mehr Heils-Mittel, als der
Teufel Garne und Lotter-Fallen hat. Bitte
fortwährend den Heil. Geist, daß er dich ein-
nehmen, regieren, deinen Willen zu Christo nei-
gen, und dein Hertz an das Licht seines Antli-
tzes dergestalt gewöhne, daß du nicht das ge-
ringste Sünden-Wölcklein mehr leiden mögest,
so dir etwas von demselben benehmen möchte.
Laß dir das Alte und Neue Testament, als die
allerheiligsten Brüste Christi, immer süsser und
schmackhaffter werden, so daß du die Art und
Natur JESU immer begieriger in dich saugest,
und wenn Anklag, Verdruß, Zorn, Eigensinn,

Un-
Z 2
der Verfuͤhrung der Jugend.

Antwort: Es ſind/ liebes Kind/ unter
dieſen ſechs Mitteln tauſend Arten der
Verfuͤhrung begriffen/ wie man aus
dem/ was davon geſagt worden/ gar
leicht ſchlieſſen kan/ und wird keine Ver-
fuͤhrung vorkommen/ welche nicht zu
einer von dieſen ſechs Claſſen gezehlet
werden mag.

Solteſt du aber die bisher erzehlten
Verfuͤhrungen noch nicht vor ſo wich-
tig und ſchrecklich anſehen/ daß du noͤ-
thig haͤtteſt/ uͤber deine arme Seele zu
wachen/ zu beten/ zu ringen Tag und
Nacht; ſo biſt du wohl noch gar unver-
ſtaͤndig/ und wuͤnſche ich dir vom Heil.
Geiſt die Oeffnung und Salbung dei-
ner Augen zur Erkaͤnntniß deiner
Schwaͤche und Gefahr.

Bleibe du indeſſen bey dem Suͤnder- und
Kinder-Freund, der JESUS heißt: Dieſer
hat tauſendmahl mehr Heils-Mittel, als der
Teufel Garne und Lotter-Fallen hat. Bitte
fortwaͤhrend den Heil. Geiſt, daß er dich ein-
nehmen, regieren, deinen Willen zu Chriſto nei-
gen, und dein Hertz an das Licht ſeines Antli-
tzes dergeſtalt gewoͤhne, daß du nicht das ge-
ringſte Suͤnden-Woͤlcklein mehr leiden moͤgeſt,
ſo dir etwas von demſelben benehmen moͤchte.
Laß dir das Alte und Neue Teſtament, als die
allerheiligſten Bruͤſte Chriſti, immer ſuͤſſer und
ſchmackhaffter werden, ſo daß du die Art und
Natur JESU immer begieriger in dich ſaugeſt,
und wenn Anklag, Verdruß, Zorn, Eigenſinn,

Un-
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0373" n="355"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi> </fw><lb/>
          <p>Antwort: <hi rendition="#fr">Es &#x017F;ind/ liebes Kind/ unter<lb/>
die&#x017F;en &#x017F;echs Mitteln tau&#x017F;end Arten der<lb/>
Verfu&#x0364;hrung begriffen/ wie man aus<lb/>
dem/ was davon ge&#x017F;agt worden/ gar<lb/>
leicht &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en kan/ und wird keine Ver-<lb/>
fu&#x0364;hrung vorkommen/ welche nicht zu<lb/>
einer von die&#x017F;en &#x017F;echs Cla&#x017F;&#x017F;en gezehlet<lb/>
werden mag.</hi></p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Solte&#x017F;t du aber die bisher erzehlten<lb/>
Verfu&#x0364;hrungen noch nicht vor &#x017F;o wich-<lb/>
tig und &#x017F;chrecklich an&#x017F;ehen/ daß du no&#x0364;-<lb/>
thig ha&#x0364;tte&#x017F;t/ u&#x0364;ber deine arme Seele zu<lb/>
wachen/ zu beten/ zu ringen Tag und<lb/>
Nacht; &#x017F;o bi&#x017F;t du wohl noch gar unver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig/ und wu&#x0364;n&#x017F;che ich dir vom Heil.<lb/>
Gei&#x017F;t die Oeffnung und Salbung dei-<lb/>
ner Augen zur Erka&#x0364;nntniß deiner<lb/>
Schwa&#x0364;che und Gefahr.</hi> </p><lb/>
          <p>Bleibe du inde&#x017F;&#x017F;en bey dem Su&#x0364;nder- und<lb/>
Kinder-Freund, der JESUS heißt: Die&#x017F;er<lb/>
hat tau&#x017F;endmahl mehr Heils-Mittel, als der<lb/>
Teufel Garne und Lotter-Fallen hat. Bitte<lb/>
fortwa&#x0364;hrend den Heil. Gei&#x017F;t, daß er dich ein-<lb/>
nehmen, regieren, deinen Willen zu Chri&#x017F;to nei-<lb/>
gen, und dein Hertz an das Licht &#x017F;eines Antli-<lb/>
tzes derge&#x017F;talt gewo&#x0364;hne, daß du nicht das ge-<lb/>
ring&#x017F;te Su&#x0364;nden-Wo&#x0364;lcklein mehr leiden mo&#x0364;ge&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o dir etwas von dem&#x017F;elben benehmen mo&#x0364;chte.<lb/>
Laß dir das Alte und Neue Te&#x017F;tament, als die<lb/>
allerheilig&#x017F;ten Bru&#x0364;&#x017F;te Chri&#x017F;ti, immer &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
&#x017F;chmackhaffter werden, &#x017F;o daß du die Art und<lb/>
Natur JESU immer begieriger in dich &#x017F;auge&#x017F;t,<lb/>
und wenn Anklag, Verdruß, Zorn, Eigen&#x017F;inn,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Un-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0373] der Verfuͤhrung der Jugend. Antwort: Es ſind/ liebes Kind/ unter dieſen ſechs Mitteln tauſend Arten der Verfuͤhrung begriffen/ wie man aus dem/ was davon geſagt worden/ gar leicht ſchlieſſen kan/ und wird keine Ver- fuͤhrung vorkommen/ welche nicht zu einer von dieſen ſechs Claſſen gezehlet werden mag. Solteſt du aber die bisher erzehlten Verfuͤhrungen noch nicht vor ſo wich- tig und ſchrecklich anſehen/ daß du noͤ- thig haͤtteſt/ uͤber deine arme Seele zu wachen/ zu beten/ zu ringen Tag und Nacht; ſo biſt du wohl noch gar unver- ſtaͤndig/ und wuͤnſche ich dir vom Heil. Geiſt die Oeffnung und Salbung dei- ner Augen zur Erkaͤnntniß deiner Schwaͤche und Gefahr. Bleibe du indeſſen bey dem Suͤnder- und Kinder-Freund, der JESUS heißt: Dieſer hat tauſendmahl mehr Heils-Mittel, als der Teufel Garne und Lotter-Fallen hat. Bitte fortwaͤhrend den Heil. Geiſt, daß er dich ein- nehmen, regieren, deinen Willen zu Chriſto nei- gen, und dein Hertz an das Licht ſeines Antli- tzes dergeſtalt gewoͤhne, daß du nicht das ge- ringſte Suͤnden-Woͤlcklein mehr leiden moͤgeſt, ſo dir etwas von demſelben benehmen moͤchte. Laß dir das Alte und Neue Teſtament, als die allerheiligſten Bruͤſte Chriſti, immer ſuͤſſer und ſchmackhaffter werden, ſo daß du die Art und Natur JESU immer begieriger in dich ſaugeſt, und wenn Anklag, Verdruß, Zorn, Eigenſinn, Un- Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/373
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/373>, abgerufen am 22.11.2024.