es Kämpffen gilt; hingegen nur bey dem Heer- Paucken des Worts als ein Ritter stehen, wann, und so lang kein Feind vorhanden ist? Ach nein, mein Kind! diß wäre eine gar zu schlechte, und recht schändliche Weise, des Feinds los zu werden, wann mann die Festung des Willens übergeben wollte, nur damit deine Belägerer vom Sturm ablassen: Wann du eine Schlacht, oder nur einen Schar- mützel verlierest, so ziehet es vor GOtt und seinen heiligen Engeln viel Schande und Schaden nach sich. Der höllische Goliath erhält keinen Sieg über dich, den er nicht zu seinem Urtheil hitziglich anwenden, und es gehet dir immer so viel ab vom Lande der Verheissung: Wann du demnach dich zehen mahl von der Sünde überwinden lassest; so bleibet dir keine von den zehen Städten übrig, im Reich GOttes zu beherrschen. Luc. 19, 17.
Ja damit ich dir deinen Zustand rund heraus sage, so bist du noch nicht unter der Gnade, son- dern noch unter Sünde, unter der verdammenden Krafft des Gesetzes, und in des Teuffels Klauen, welches eben deine sündliche Regungen sind, so dei- ne arme noch nicht frey gemachte Seele bemeistern und unter ihr Joch bezwingen: Wann dir z. E. deine Haus-Genossen was zuwider thun, so wirst du gleich böse und verdrießlich, oder wann dich ei- ne Lust anficht, oder sonst ein Vortheil anlachet, so liegst du da, als ein gebundener Soldat, und deine Gegenwehr ist ein eiteles Spiegel-Fechten; du kriegst demnach den Nahmen eines furchtsamen Haasen/ der als ein unrein Thier im heiligen Gesetz GOttes verworffen ist, 3 B. Mos. 11,
Schmeich-
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der Verfuͤhrung der Jugend.
es Kaͤmpffen gilt; hingegen nur bey dem Heer- Paucken des Worts als ein Ritter ſtehen, wann, und ſo lang kein Feind vorhanden iſt? Ach nein, mein Kind! diß waͤre eine gar zu ſchlechte, und recht ſchaͤndliche Weiſe, des Feinds los zu werden, wann mann die Feſtung des Willens uͤbergeben wollte, nur damit deine Belaͤgerer vom Sturm ablaſſen: Wann du eine Schlacht, oder nur einen Schar- muͤtzel verliereſt, ſo ziehet es vor GOtt und ſeinen heiligen Engeln viel Schande und Schaden nach ſich. Der hoͤlliſche Goliath erhaͤlt keinen Sieg uͤber dich, den er nicht zu ſeinem Urtheil hitziglich anwenden, und es gehet dir immer ſo viel ab vom Lande der Verheiſſung: Wann du demnach dich zehen mahl von der Suͤnde uͤberwinden laſſeſt; ſo bleibet dir keine von den zehen Staͤdten uͤbrig, im Reich GOttes zu beherrſchen. Luc. 19, 17.
Ja damit ich dir deinen Zuſtand rund heraus ſage, ſo biſt du noch nicht unter der Gnade, ſon- dern noch unter Suͤnde, unter der verdammenden Krafft des Geſetzes, und in des Teuffels Klauen, welches eben deine ſuͤndliche Regungen ſind, ſo dei- ne arme noch nicht frey gemachte Seele bemeiſtern und unter ihr Joch bezwingen: Wann dir z. E. deine Haus-Genoſſen was zuwider thun, ſo wirſt du gleich boͤſe und verdrießlich, oder wann dich ei- ne Luſt anficht, oder ſonſt ein Vortheil anlachet, ſo liegſt du da, als ein gebundener Soldat, und deine Gegenwehr iſt ein eiteles Spiegel-Fechten; du kriegſt demnach den Nahmen eines furchtſamen Haaſen/ der als ein unrein Thier im heiligen Geſetz GOttes verworffen iſt, 3 B. Moſ. 11,
Schmeich-
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der Verfuͤhrung der Jugend.
es Kaͤmpffen gilt; hingegen nur bey dem Heer-
Paucken des Worts als ein Ritter ſtehen, wann,
und ſo lang kein Feind vorhanden iſt? Ach nein,
mein Kind! diß waͤre eine gar zu ſchlechte, und recht
ſchaͤndliche Weiſe, des Feinds los zu werden, wann
mann die Feſtung des Willens uͤbergeben wollte,
nur damit deine Belaͤgerer vom Sturm ablaſſen:
Wann du eine Schlacht, oder nur einen Schar-
muͤtzel verliereſt, ſo ziehet es vor GOtt und ſeinen
heiligen Engeln viel Schande und Schaden nach
ſich. Der hoͤlliſche Goliath erhaͤlt keinen Sieg
uͤber dich, den er nicht zu ſeinem Urtheil hitziglich
anwenden, und es gehet dir immer ſo viel ab vom
Lande der Verheiſſung: Wann du demnach dich
zehen mahl von der Suͤnde uͤberwinden laſſeſt; ſo
bleibet dir keine von den zehen Staͤdten uͤbrig,
im Reich GOttes zu beherrſchen. Luc. 19, 17.
Ja damit ich dir deinen Zuſtand rund heraus
ſage, ſo biſt du noch nicht unter der Gnade, ſon-
dern noch unter Suͤnde, unter der verdammenden
Krafft des Geſetzes, und in des Teuffels Klauen,
welches eben deine ſuͤndliche Regungen ſind, ſo dei-
ne arme noch nicht frey gemachte Seele bemeiſtern
und unter ihr Joch bezwingen: Wann dir z. E.
deine Haus-Genoſſen was zuwider thun, ſo wirſt
du gleich boͤſe und verdrießlich, oder wann dich ei-
ne Luſt anficht, oder ſonſt ein Vortheil anlachet,
ſo liegſt du da, als ein gebundener Soldat, und
deine Gegenwehr iſt ein eiteles Spiegel-Fechten;
du kriegſt demnach den Nahmen eines furchtſamen
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/361>, abgerufen am 16.02.2025.
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