Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 5. Die fünffte Quelle
heissen/ aber nicht seine Nachfolger im
gottseligen
Wandel sind/ dann der Hey-
land sagt selbst:
Matth. 22, 14. Viele sind
berufen/
(sie nehmen den Beruf äusserlich an,
wie der, so jedoch kein hochzeitlich Kleid anhatte, vers
12.) aber wenig sind auserwählet/ und
Paulus:
1 Corinth. 1, 26. Nicht viel Wei-
se nach dem Fleisch/ nicht viel Gewaltige/
nicht viel Edle siud berufen/ so/ daß sie den
Beruf annehmen/ und sich auch demselbi-
gen gemäß verhalten/ sondern was thö-
richt ist vor der
Welt/ das hat GOtt er-
wählet/
u. s. w. Siehe also zu/ daß du unter
den
Wenigen seyest/ die ihre Seele erret-
ten/ und sich vor der
Welt unbefleckt hal-
ten/
Jac. 1, 27. damit sie nicht mit der Welt
verdammt werden.

§. 7.

Ach der Tausende sinnet leider nicht an seinen
himmlischen Beruf/ man höret wohl etwa da-
von, aber es ist wie ein süsser Traum, daraus man
nie erwachet, so, daß man recht aus dem Sünden-
Schlaf des trunckenen Welt-Sinnes ermuntert
würde, und dem Ruf und Zug des Vaters zu sei-
nem herrlichen Königreich folgete. Es gehet hier eben
als wann eine Schaar Bettel-Buben an der Land-
Strasse beysammen stunden, und mit einander spie-
leten; es gienge aber ein grosser Fürst vorbey, der
sie alle zu sich an seinen Hof, mithin aus dem Bet-
tel-Stand heraus zu einem adelichen Leben beruffte,

wor-

Cap. 5. Die fuͤnffte Quelle
heiſſen/ aber nicht ſeine Nachfolger im
gottſeligen
Wandel ſind/ dann der Hey-
land ſagt ſelbſt:
Matth. 22, 14. Viele ſind
berufen/
(ſie nehmen den Beruf aͤuſſerlich an,
wie der, ſo jedoch kein hochzeitlich Kleid anhatte, vers
12.) aber wenig ſind auserwaͤhlet/ und
Paulus:
1 Corinth. 1, 26. Nicht viel Wei-
ſe nach dem Fleiſch/ nicht viel Gewaltige/
nicht viel Edle ſiud berufen/ ſo/ daß ſie den
Beruf annehmen/ und ſich auch demſelbi-
gen gemaͤß verhalten/ ſondern was thoͤ-
richt iſt vor der
Welt/ das hat GOtt er-
waͤhlet/
u. ſ. w. Siehe alſo zu/ daß du unter
den
Wenigen ſeyeſt/ die ihre Seele erret-
ten/ und ſich vor der
Welt unbefleckt hal-
ten/
Jac. 1, 27. damit ſie nicht mit der Welt
verdammt werden.

§. 7.

Ach der Tauſende ſinnet leider nicht an ſeinen
himmliſchen Beruf/ man hoͤret wohl etwa da-
von, aber es iſt wie ein ſuͤſſer Traum, daraus man
nie erwachet, ſo, daß man recht aus dem Suͤnden-
Schlaf des trunckenen Welt-Sinnes ermuntert
wuͤrde, und dem Ruf und Zug des Vaters zu ſei-
nem herrlichen Koͤnigreich folgete. Es gehet hier eben
als wann eine Schaar Bettel-Buben an der Land-
Straſſe beyſammen ſtunden, und mit einander ſpie-
leten; es gienge aber ein groſſer Fuͤrſt vorbey, der
ſie alle zu ſich an ſeinen Hof, mithin aus dem Bet-
tel-Stand heraus zu einem adelichen Leben beruffte,

wor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0316" n="298"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 5. Die fu&#x0364;nffte Quelle</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">hei&#x017F;&#x017F;en/ aber nicht &#x017F;eine Nachfolger im<lb/>
gott&#x017F;eligen</hi> W<hi rendition="#fr">andel &#x017F;ind/ dann der Hey-<lb/>
land &#x017F;agt &#x017F;elb&#x017F;t:</hi> Matth. 22, 14. <hi rendition="#fr">Viele &#x017F;ind<lb/>
berufen/</hi> (&#x017F;ie nehmen den Beruf a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich an,<lb/>
wie der, &#x017F;o jedoch kein hochzeitlich Kleid anhatte, vers<lb/>
12.) <hi rendition="#fr">aber wenig &#x017F;ind auserwa&#x0364;hlet/ und<lb/>
Paulus:</hi> 1 Corinth. 1, 26. <hi rendition="#fr">Nicht viel</hi> W<hi rendition="#fr">ei-<lb/>
&#x017F;e nach dem Flei&#x017F;ch/ nicht viel Gewaltige/<lb/>
nicht viel Edle &#x017F;iud berufen/ &#x017F;o/ daß &#x017F;ie den<lb/>
Beruf annehmen/ und &#x017F;ich auch dem&#x017F;elbi-<lb/>
gen gema&#x0364;ß verhalten/ &#x017F;ondern was tho&#x0364;-<lb/>
richt i&#x017F;t vor der</hi> W<hi rendition="#fr">elt/ das hat GOtt er-<lb/>
wa&#x0364;hlet/</hi> u. &#x017F;. w. <hi rendition="#fr">Siehe al&#x017F;o zu/ daß du unter<lb/>
den</hi> W<hi rendition="#fr">enigen &#x017F;eye&#x017F;t/ die ihre Seele erret-<lb/>
ten/ und &#x017F;ich vor der</hi> W<hi rendition="#fr">elt unbefleckt hal-<lb/>
ten/</hi> Jac. 1, 27. <hi rendition="#fr">damit &#x017F;ie nicht mit der</hi> W<hi rendition="#fr">elt<lb/>
verdammt werden.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 7.</head><lb/>
          <p>Ach der Tau&#x017F;ende &#x017F;innet leider nicht an &#x017F;einen<lb/><hi rendition="#fr">himmli&#x017F;chen Beruf/</hi> man ho&#x0364;ret wohl etwa da-<lb/>
von, aber es i&#x017F;t wie ein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Traum, daraus man<lb/>
nie erwachet, &#x017F;o, daß man recht aus dem Su&#x0364;nden-<lb/>
Schlaf des trunckenen Welt-Sinnes ermuntert<lb/>
wu&#x0364;rde, und dem Ruf und Zug des Vaters zu &#x017F;ei-<lb/>
nem herrlichen Ko&#x0364;nigreich folgete. Es gehet hier eben<lb/>
als wann eine Schaar Bettel-Buben an der Land-<lb/>
Stra&#x017F;&#x017F;e bey&#x017F;ammen &#x017F;tunden, und mit einander &#x017F;pie-<lb/>
leten; es gienge aber ein gro&#x017F;&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t vorbey, der<lb/>
&#x017F;ie alle zu &#x017F;ich an &#x017F;einen Hof, mithin aus dem Bet-<lb/>
tel-Stand heraus zu einem adelichen Leben beruffte,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wor-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0316] Cap. 5. Die fuͤnffte Quelle heiſſen/ aber nicht ſeine Nachfolger im gottſeligen Wandel ſind/ dann der Hey- land ſagt ſelbſt: Matth. 22, 14. Viele ſind berufen/ (ſie nehmen den Beruf aͤuſſerlich an, wie der, ſo jedoch kein hochzeitlich Kleid anhatte, vers 12.) aber wenig ſind auserwaͤhlet/ und Paulus: 1 Corinth. 1, 26. Nicht viel Wei- ſe nach dem Fleiſch/ nicht viel Gewaltige/ nicht viel Edle ſiud berufen/ ſo/ daß ſie den Beruf annehmen/ und ſich auch demſelbi- gen gemaͤß verhalten/ ſondern was thoͤ- richt iſt vor der Welt/ das hat GOtt er- waͤhlet/ u. ſ. w. Siehe alſo zu/ daß du unter den Wenigen ſeyeſt/ die ihre Seele erret- ten/ und ſich vor der Welt unbefleckt hal- ten/ Jac. 1, 27. damit ſie nicht mit der Welt verdammt werden. §. 7. Ach der Tauſende ſinnet leider nicht an ſeinen himmliſchen Beruf/ man hoͤret wohl etwa da- von, aber es iſt wie ein ſuͤſſer Traum, daraus man nie erwachet, ſo, daß man recht aus dem Suͤnden- Schlaf des trunckenen Welt-Sinnes ermuntert wuͤrde, und dem Ruf und Zug des Vaters zu ſei- nem herrlichen Koͤnigreich folgete. Es gehet hier eben als wann eine Schaar Bettel-Buben an der Land- Straſſe beyſammen ſtunden, und mit einander ſpie- leten; es gienge aber ein groſſer Fuͤrſt vorbey, der ſie alle zu ſich an ſeinen Hof, mithin aus dem Bet- tel-Stand heraus zu einem adelichen Leben beruffte, wor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/316
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/316>, abgerufen am 22.11.2024.