heissen/ aber nicht seine Nachfolger im gottseligen Wandel sind/ dann der Hey- land sagt selbst: Matth. 22, 14. Viele sind berufen/ (sie nehmen den Beruf äusserlich an, wie der, so jedoch kein hochzeitlich Kleid anhatte, vers 12.) aber wenig sind auserwählet/ und Paulus: 1 Corinth. 1, 26. Nicht viel Wei- se nach dem Fleisch/ nicht viel Gewaltige/ nicht viel Edle siud berufen/ so/ daß sie den Beruf annehmen/ und sich auch demselbi- gen gemäß verhalten/ sondern was thö- richt ist vor der Welt/ das hat GOtt er- wählet/ u. s. w. Siehe also zu/ daß du unter den Wenigen seyest/ die ihre Seele erret- ten/ und sich vor der Welt unbefleckt hal- ten/ Jac. 1, 27. damit sie nicht mit der Welt verdammt werden.
§. 7.
Ach der Tausende sinnet leider nicht an seinen himmlischen Beruf/ man höret wohl etwa da- von, aber es ist wie ein süsser Traum, daraus man nie erwachet, so, daß man recht aus dem Sünden- Schlaf des trunckenen Welt-Sinnes ermuntert würde, und dem Ruf und Zug des Vaters zu sei- nem herrlichen Königreich folgete. Es gehet hier eben als wann eine Schaar Bettel-Buben an der Land- Strasse beysammen stunden, und mit einander spie- leten; es gienge aber ein grosser Fürst vorbey, der sie alle zu sich an seinen Hof, mithin aus dem Bet- tel-Stand heraus zu einem adelichen Leben beruffte,
wor-
Cap. 5. Die fuͤnffte Quelle
heiſſen/ aber nicht ſeine Nachfolger im gottſeligen Wandel ſind/ dann der Hey- land ſagt ſelbſt: Matth. 22, 14. Viele ſind berufen/ (ſie nehmen den Beruf aͤuſſerlich an, wie der, ſo jedoch kein hochzeitlich Kleid anhatte, vers 12.) aber wenig ſind auserwaͤhlet/ und Paulus: 1 Corinth. 1, 26. Nicht viel Wei- ſe nach dem Fleiſch/ nicht viel Gewaltige/ nicht viel Edle ſiud berufen/ ſo/ daß ſie den Beruf annehmen/ und ſich auch demſelbi- gen gemaͤß verhalten/ ſondern was thoͤ- richt iſt vor der Welt/ das hat GOtt er- waͤhlet/ u. ſ. w. Siehe alſo zu/ daß du unter den Wenigen ſeyeſt/ die ihre Seele erret- ten/ und ſich vor der Welt unbefleckt hal- ten/ Jac. 1, 27. damit ſie nicht mit der Welt verdammt werden.
§. 7.
Ach der Tauſende ſinnet leider nicht an ſeinen himmliſchen Beruf/ man hoͤret wohl etwa da- von, aber es iſt wie ein ſuͤſſer Traum, daraus man nie erwachet, ſo, daß man recht aus dem Suͤnden- Schlaf des trunckenen Welt-Sinnes ermuntert wuͤrde, und dem Ruf und Zug des Vaters zu ſei- nem herrlichen Koͤnigreich folgete. Es gehet hier eben als wann eine Schaar Bettel-Buben an der Land- Straſſe beyſammen ſtunden, und mit einander ſpie- leten; es gienge aber ein groſſer Fuͤrſt vorbey, der ſie alle zu ſich an ſeinen Hof, mithin aus dem Bet- tel-Stand heraus zu einem adelichen Leben beruffte,
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Cap. 5. Die fuͤnffte Quelle
heiſſen/ aber nicht ſeine Nachfolger im
gottſeligen Wandel ſind/ dann der Hey-
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berufen/ (ſie nehmen den Beruf aͤuſſerlich an,
wie der, ſo jedoch kein hochzeitlich Kleid anhatte, vers
12.) aber wenig ſind auserwaͤhlet/ und
Paulus: 1 Corinth. 1, 26. Nicht viel Wei-
ſe nach dem Fleiſch/ nicht viel Gewaltige/
nicht viel Edle ſiud berufen/ ſo/ daß ſie den
Beruf annehmen/ und ſich auch demſelbi-
gen gemaͤß verhalten/ ſondern was thoͤ-
richt iſt vor der Welt/ das hat GOtt er-
waͤhlet/ u. ſ. w. Siehe alſo zu/ daß du unter
den Wenigen ſeyeſt/ die ihre Seele erret-
ten/ und ſich vor der Welt unbefleckt hal-
ten/ Jac. 1, 27. damit ſie nicht mit der Welt
verdammt werden.
§. 7.
Ach der Tauſende ſinnet leider nicht an ſeinen
himmliſchen Beruf/ man hoͤret wohl etwa da-
von, aber es iſt wie ein ſuͤſſer Traum, daraus man
nie erwachet, ſo, daß man recht aus dem Suͤnden-
Schlaf des trunckenen Welt-Sinnes ermuntert
wuͤrde, und dem Ruf und Zug des Vaters zu ſei-
nem herrlichen Koͤnigreich folgete. Es gehet hier eben
als wann eine Schaar Bettel-Buben an der Land-
Straſſe beyſammen ſtunden, und mit einander ſpie-
leten; es gienge aber ein groſſer Fuͤrſt vorbey, der
ſie alle zu ſich an ſeinen Hof, mithin aus dem Bet-
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/316>, abgerufen am 20.02.2025.
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