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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
Untugenden an sich haben. Der Unge-
horsam und die Widerspenstigkeit des Ge-
sindes gegen ihre Herrschafft stecket die Kin-
der an, und verleitet sie eben dazu. Jhr
liederliches Bezeigen gegen ihres gleichen;
so auch die schändliche Sicherheit, da sie
gar keine Scheu vor dem allwissenden und
allgegenwärtigen GOTT bezeigen; ihre
Sorglosigkeit, da sie an das Schaffen ihrer
Seeligkeit nicht dencken; ihre zänckische,
tückische, unzüchtige Aufführung, und an-
dere heßliche Gewohnheits-Laster sehen
ja die Kinder immer vor Augen, daß es al-
so fast ein groß Wunder seyn möchte, wann
noch ein oder das andere Kind davon un-
angesteckt bliebe.

§. 11.

Jndessen kan dich dieses, mein Kind, nicht ent-
schuldigen, daß du böse und verruchte Menschen
um dich her habest, und dich verführen lässest.
Oder wo man deinem Leib einen schmertzlichen Scha-
den zufügen, oder Kröten und Schlangen dich um-
fangen wollten, würdest du nicht ein Zetter-Ge-
schrey anfangen und um Hülffe ruffen? Ey war-
um schreyest du dann nicht auch mit kläglicher
Stimme zu deinem Heyland, wann du in Gefahr
schwebest, zur Sünde verleitet, an deiner Seele
verletzet und umgebracht zu werden, und den hölli-

schen
Q 4

der Verfuͤhrung der Jugend.
Untugenden an ſich haben. Der Unge-
horſam und die Widerſpenſtigkeit des Ge-
ſindes gegen ihre Herrſchafft ſtecket die Kin-
der an, und verleitet ſie eben dazu. Jhr
liederliches Bezeigen gegen ihres gleichen;
ſo auch die ſchaͤndliche Sicherheit, da ſie
gar keine Scheu vor dem allwiſſenden und
allgegenwaͤrtigen GOTT bezeigen; ihre
Sorgloſigkeit, da ſie an das Schaffen ihrer
Seeligkeit nicht dencken; ihre zaͤnckiſche,
tuͤckiſche, unzuͤchtige Auffuͤhrung, und an-
dere heßliche Gewohnheits-Laſter ſehen
ja die Kinder immer vor Augen, daß es al-
ſo faſt ein groß Wunder ſeyn moͤchte, wann
noch ein oder das andere Kind davon un-
angeſteckt bliebe.

§. 11.

Jndeſſen kan dich dieſes, mein Kind, nicht ent-
ſchuldigen, daß du boͤſe und verruchte Menſchen
um dich her habeſt, und dich verfuͤhren laͤſſeſt.
Oder wo man deinem Leib einen ſchmertzlichen Scha-
den zufuͤgen, oder Kroͤten und Schlangen dich um-
fangen wollten, wuͤrdeſt du nicht ein Zetter-Ge-
ſchrey anfangen und um Huͤlffe ruffen? Ey war-
um ſchreyeſt du dann nicht auch mit klaͤglicher
Stimme zu deinem Heyland, wann du in Gefahr
ſchwebeſt, zur Suͤnde verleitet, an deiner Seele
verletzet und umgebracht zu werden, und den hoͤlli-

ſchen
Q 4
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[247/0265] der Verfuͤhrung der Jugend. Untugenden an ſich haben. Der Unge- horſam und die Widerſpenſtigkeit des Ge- ſindes gegen ihre Herrſchafft ſtecket die Kin- der an, und verleitet ſie eben dazu. Jhr liederliches Bezeigen gegen ihres gleichen; ſo auch die ſchaͤndliche Sicherheit, da ſie gar keine Scheu vor dem allwiſſenden und allgegenwaͤrtigen GOTT bezeigen; ihre Sorgloſigkeit, da ſie an das Schaffen ihrer Seeligkeit nicht dencken; ihre zaͤnckiſche, tuͤckiſche, unzuͤchtige Auffuͤhrung, und an- dere heßliche Gewohnheits-Laſter ſehen ja die Kinder immer vor Augen, daß es al- ſo faſt ein groß Wunder ſeyn moͤchte, wann noch ein oder das andere Kind davon un- angeſteckt bliebe. §. 11. Jndeſſen kan dich dieſes, mein Kind, nicht ent- ſchuldigen, daß du boͤſe und verruchte Menſchen um dich her habeſt, und dich verfuͤhren laͤſſeſt. Oder wo man deinem Leib einen ſchmertzlichen Scha- den zufuͤgen, oder Kroͤten und Schlangen dich um- fangen wollten, wuͤrdeſt du nicht ein Zetter-Ge- ſchrey anfangen und um Huͤlffe ruffen? Ey war- um ſchreyeſt du dann nicht auch mit klaͤglicher Stimme zu deinem Heyland, wann du in Gefahr ſchwebeſt, zur Suͤnde verleitet, an deiner Seele verletzet und umgebracht zu werden, und den hoͤlli- ſchen Q 4

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/265>, abgerufen am 18.12.2024.