Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
der Verführung der Jugend.
§. 5.

Damit aber das Haus-Gesinde mit
seinem liederlichen Geschwätz die Kinder im Hau-
se nicht weiter verärgere, so hat es zu beher-
tzigen:

a) Daß die Kinder in GOttes Augen hoch
theuer seyen, so daß er genau Acht auf das Ver-
halten gegen dieselbige giebet. Er will nicht das
eins von denselben verloren gehe: Wer nun eins
derselben verführet, der greifft GOttes Majestät
und Willen an, und wird den Stachel davon auf
eine entsetzliche Weise im Gewissen fühlen müssen.
Du blinder, tummer Knecht! (du thörichte üp-
pige Magd!) du hasts nicht blos mit einem schwa-
chen Kinde, sondern mit einem verzehrenden Feuer
zu thun, der mit deinen Possen und Narrentheidi-
gungen unmöglich zu frieden seyn kan.

b) Sind die Seelen der Kinder, so dir anver-
trauet sind, Christi Kleid/ so er anziehen und
sich zueignen will. Er wird darum durch seinen
richtenden Geist sich erkundigen, wer den scheußli-
chen und Höllen-schwartzen Flecken mit diesem oder
jenem ärgerlichen Wort, Werck, Geberden in dasselbe
gemachet, und die Schuld habe, daß das unglück-
haffte Kind durch eine scharffe Lauge müsse gezogen
werden, wann der König der Heiligen seine Seele
als ein Kleid anziehen wolle.

c) Jst zu erwägen die erschreckliche Straffe, so
der höchste Richter darauf gesetzet, sagende: We-
he dem/ der dieser Kleinen einen ärgert/
es wäre ihm besser/ daß ein Mühlstein

an
der Verfuͤhrung der Jugend.
§. 5.

Damit aber das Haus-Geſinde mit
ſeinem liederlichen Geſchwaͤtz die Kinder im Hau-
ſe nicht weiter veraͤrgere, ſo hat es zu beher-
tzigen:

a) Daß die Kinder in GOttes Augen hoch
theuer ſeyen, ſo daß er genau Acht auf das Ver-
halten gegen dieſelbige giebet. Er will nicht das
eins von denſelben verloren gehe: Wer nun eins
derſelben verfuͤhret, der greifft GOttes Majeſtaͤt
und Willen an, und wird den Stachel davon auf
eine entſetzliche Weiſe im Gewiſſen fuͤhlen muͤſſen.
Du blinder, tummer Knecht! (du thoͤrichte uͤp-
pige Magd!) du haſts nicht blos mit einem ſchwa-
chen Kinde, ſondern mit einem verzehrenden Feuer
zu thun, der mit deinen Poſſen und Narrentheidi-
gungen unmoͤglich zu frieden ſeyn kan.

b) Sind die Seelen der Kinder, ſo dir anver-
trauet ſind, Chriſti Kleid/ ſo er anziehen und
ſich zueignen will. Er wird darum durch ſeinen
richtenden Geiſt ſich erkundigen, wer den ſcheußli-
chen und Hoͤllen-ſchwartzen Flecken mit dieſem oder
jenem aͤrgerlichen Wort, Werck, Geberden in daſſelbe
gemachet, und die Schuld habe, daß das ungluͤck-
haffte Kind durch eine ſcharffe Lauge muͤſſe gezogen
werden, wann der Koͤnig der Heiligen ſeine Seele
als ein Kleid anziehen wolle.

c) Jſt zu erwaͤgen die erſchreckliche Straffe, ſo
der hoͤchſte Richter darauf geſetzet, ſagende: We-
he dem/ der dieſer Kleinen einen aͤrgert/
es waͤre ihm beſſer/ daß ein Muͤhlſtein

an
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0255" n="237"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 5.</head><lb/>
          <p>Damit aber das <hi rendition="#fr">Haus-Ge&#x017F;inde</hi> mit<lb/>
&#x017F;einem liederlichen Ge&#x017F;chwa&#x0364;tz die Kinder im Hau-<lb/>
&#x017F;e nicht weiter vera&#x0364;rgere, &#x017F;o hat es zu beher-<lb/>
tzigen:</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">a</hi>) Daß die Kinder in GOttes Augen hoch<lb/>
theuer &#x017F;eyen, &#x017F;o daß er genau Acht auf das Ver-<lb/>
halten gegen die&#x017F;elbige giebet. Er will nicht das<lb/>
eins von den&#x017F;elben verloren gehe: Wer nun eins<lb/>
der&#x017F;elben verfu&#x0364;hret, der greifft GOttes Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
und Willen an, und wird den Stachel davon auf<lb/>
eine ent&#x017F;etzliche Wei&#x017F;e im Gewi&#x017F;&#x017F;en fu&#x0364;hlen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Du blinder, tummer Knecht! (du tho&#x0364;richte u&#x0364;p-<lb/>
pige Magd!) du ha&#x017F;ts nicht blos mit einem &#x017F;chwa-<lb/>
chen Kinde, &#x017F;ondern mit einem verzehrenden Feuer<lb/>
zu thun, der mit deinen Po&#x017F;&#x017F;en und Narrentheidi-<lb/>
gungen unmo&#x0364;glich zu frieden &#x017F;eyn kan.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">b</hi>) Sind die Seelen der Kinder, &#x017F;o dir anver-<lb/>
trauet &#x017F;ind, <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;ti Kleid/</hi> &#x017F;o er anziehen und<lb/>
&#x017F;ich zueignen will. Er wird darum durch &#x017F;einen<lb/>
richtenden Gei&#x017F;t &#x017F;ich erkundigen, wer den &#x017F;cheußli-<lb/>
chen und Ho&#x0364;llen-&#x017F;chwartzen Flecken mit die&#x017F;em oder<lb/>
jenem a&#x0364;rgerlichen Wort, Werck, Geberden in da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
gemachet, und die Schuld habe, daß das unglu&#x0364;ck-<lb/>
haffte Kind durch eine &#x017F;charffe Lauge mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gezogen<lb/>
werden, wann der Ko&#x0364;nig der Heiligen &#x017F;eine Seele<lb/>
als ein Kleid anziehen wolle.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">c</hi>) J&#x017F;t zu erwa&#x0364;gen die er&#x017F;chreckliche Straffe, &#x017F;o<lb/>
der ho&#x0364;ch&#x017F;te Richter darauf ge&#x017F;etzet, &#x017F;agende: <hi rendition="#fr">We-<lb/>
he dem/ der die&#x017F;er Kleinen einen a&#x0364;rgert/<lb/>
es wa&#x0364;re ihm be&#x017F;&#x017F;er/ daß ein Mu&#x0364;hl&#x017F;tein</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">an</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0255] der Verfuͤhrung der Jugend. §. 5. Damit aber das Haus-Geſinde mit ſeinem liederlichen Geſchwaͤtz die Kinder im Hau- ſe nicht weiter veraͤrgere, ſo hat es zu beher- tzigen: a) Daß die Kinder in GOttes Augen hoch theuer ſeyen, ſo daß er genau Acht auf das Ver- halten gegen dieſelbige giebet. Er will nicht das eins von denſelben verloren gehe: Wer nun eins derſelben verfuͤhret, der greifft GOttes Majeſtaͤt und Willen an, und wird den Stachel davon auf eine entſetzliche Weiſe im Gewiſſen fuͤhlen muͤſſen. Du blinder, tummer Knecht! (du thoͤrichte uͤp- pige Magd!) du haſts nicht blos mit einem ſchwa- chen Kinde, ſondern mit einem verzehrenden Feuer zu thun, der mit deinen Poſſen und Narrentheidi- gungen unmoͤglich zu frieden ſeyn kan. b) Sind die Seelen der Kinder, ſo dir anver- trauet ſind, Chriſti Kleid/ ſo er anziehen und ſich zueignen will. Er wird darum durch ſeinen richtenden Geiſt ſich erkundigen, wer den ſcheußli- chen und Hoͤllen-ſchwartzen Flecken mit dieſem oder jenem aͤrgerlichen Wort, Werck, Geberden in daſſelbe gemachet, und die Schuld habe, daß das ungluͤck- haffte Kind durch eine ſcharffe Lauge muͤſſe gezogen werden, wann der Koͤnig der Heiligen ſeine Seele als ein Kleid anziehen wolle. c) Jſt zu erwaͤgen die erſchreckliche Straffe, ſo der hoͤchſte Richter darauf geſetzet, ſagende: We- he dem/ der dieſer Kleinen einen aͤrgert/ es waͤre ihm beſſer/ daß ein Muͤhlſtein an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/255
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/255>, abgerufen am 21.11.2024.