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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 2. Von Begehungs-Sünden
durch allerley Liebkosungen zu stillen: Allein das
Kind wollte sich durchaus nicht zufrieden geben,
sondern sahe mit unverwandten Augen nach seiner
Mutter und fieng gar an, als ein Turtel-Täublein
ihr nachzugirren und zu sagen: Jch bin ein
Christ.
Welche Worte dem unbarmhertzigen
Tyrannen gantz unerträglich waren, so daß er das
kleine unschuldige Kind bey einem Bein ergriffen
und an die Schärffe der Stuffen seines Richter-
stuhls mit solcher Gewalt geschmissen hatte, daß
das Blut und Hirn auf allen Seiten heraus ge-
sprützet.

2) Jn eben dieser Zehenden Verfolgung unter
Diocletiano wurden auch 2 Christliche Brüderlein,
die von sehr vornehmen Eltern gebohren waren,
vor den Kayser gebracht, der sie anfänglich mit al-
lerhand schmeichelhafften Liebkosungen zum Abfall
von Christo versuchte: Da er aber mit allem die-
sem nichts ausrichtete, hiesse er sie grausam schla-
gen; sie aber blieben unbeweglich bey ihrem guten
Vorsatz. Worauf ihnen die Haare abgeschnit-
ten- eine beissende Salbe auf das Haupt gestri-
chen, und sie damit in eine heisse Bad-Stuben
getragen worden: Da sich dann bald die auf
ihre Köpfflein gestrichene Materie von grosser Hi-
tze entzündet hatte, so daß der Jüngste nicht lan-
ge darauf unter diesen unerträglichen Schmertzen
todt zu Boden gefallen; der Aelteste aber über
den Anblick seines nieder gesunckenen Brüder-
leins, angefangen sich seines Siegs zu erfreuen,
und einmahl über das andere dasselbe küssende
freudig ausgeruffen: Mein liebes Brüderlein/

du

Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
durch allerley Liebkoſungen zu ſtillen: Allein das
Kind wollte ſich durchaus nicht zufrieden geben,
ſondern ſahe mit unverwandten Augen nach ſeiner
Mutter und fieng gar an, als ein Turtel-Taͤublein
ihr nachzugirren und zu ſagen: Jch bin ein
Chriſt.
Welche Worte dem unbarmhertzigen
Tyrannen gantz unertraͤglich waren, ſo daß er das
kleine unſchuldige Kind bey einem Bein ergriffen
und an die Schaͤrffe der Stuffen ſeines Richter-
ſtuhls mit ſolcher Gewalt geſchmiſſen hatte, daß
das Blut und Hirn auf allen Seiten heraus ge-
ſpruͤtzet.

2) Jn eben dieſer Zehenden Verfolgung unter
Diocletiano wurden auch 2 Chriſtliche Bruͤderlein,
die von ſehr vornehmen Eltern gebohren waren,
vor den Kayſer gebracht, der ſie anfaͤnglich mit al-
lerhand ſchmeichelhafften Liebkoſungen zum Abfall
von Chriſto verſuchte: Da er aber mit allem die-
ſem nichts ausrichtete, hieſſe er ſie grauſam ſchla-
gen; ſie aber blieben unbeweglich bey ihrem guten
Vorſatz. Worauf ihnen die Haare abgeſchnit-
ten- eine beiſſende Salbe auf das Haupt geſtri-
chen, und ſie damit in eine heiſſe Bad-Stuben
getragen worden: Da ſich dann bald die auf
ihre Koͤpfflein geſtrichene Materie von groſſer Hi-
tze entzuͤndet hatte, ſo daß der Juͤngſte nicht lan-
ge darauf unter dieſen unertraͤglichen Schmertzen
todt zu Boden gefallen; der Aelteſte aber uͤber
den Anblick ſeines nieder geſunckenen Bruͤder-
leins, angefangen ſich ſeines Siegs zu erfreuen,
und einmahl uͤber das andere daſſelbe kuͤſſende
freudig ausgeruffen: Mein liebes Bruͤderlein/

du
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[214/0232] Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden durch allerley Liebkoſungen zu ſtillen: Allein das Kind wollte ſich durchaus nicht zufrieden geben, ſondern ſahe mit unverwandten Augen nach ſeiner Mutter und fieng gar an, als ein Turtel-Taͤublein ihr nachzugirren und zu ſagen: Jch bin ein Chriſt. Welche Worte dem unbarmhertzigen Tyrannen gantz unertraͤglich waren, ſo daß er das kleine unſchuldige Kind bey einem Bein ergriffen und an die Schaͤrffe der Stuffen ſeines Richter- ſtuhls mit ſolcher Gewalt geſchmiſſen hatte, daß das Blut und Hirn auf allen Seiten heraus ge- ſpruͤtzet. 2) Jn eben dieſer Zehenden Verfolgung unter Diocletiano wurden auch 2 Chriſtliche Bruͤderlein, die von ſehr vornehmen Eltern gebohren waren, vor den Kayſer gebracht, der ſie anfaͤnglich mit al- lerhand ſchmeichelhafften Liebkoſungen zum Abfall von Chriſto verſuchte: Da er aber mit allem die- ſem nichts ausrichtete, hieſſe er ſie grauſam ſchla- gen; ſie aber blieben unbeweglich bey ihrem guten Vorſatz. Worauf ihnen die Haare abgeſchnit- ten- eine beiſſende Salbe auf das Haupt geſtri- chen, und ſie damit in eine heiſſe Bad-Stuben getragen worden: Da ſich dann bald die auf ihre Koͤpfflein geſtrichene Materie von groſſer Hi- tze entzuͤndet hatte, ſo daß der Juͤngſte nicht lan- ge darauf unter dieſen unertraͤglichen Schmertzen todt zu Boden gefallen; der Aelteſte aber uͤber den Anblick ſeines nieder geſunckenen Bruͤder- leins, angefangen ſich ſeines Siegs zu erfreuen, und einmahl uͤber das andere daſſelbe kuͤſſende freudig ausgeruffen: Mein liebes Bruͤderlein/ du

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/232>, abgerufen am 24.11.2024.