Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 2. Von Begehungs-Sünden melreich, sondern ewiges Wehe für dich bereitet.Matth. 7, 21-23. Luc. 6, 46. 12, 47. Was würde es wol einen Ackermann, Weingärtner, Soldat, Kauffmann oder Studenten helffen, wann er noch so viele und wiederholte Vorsätze, Mühe, Fleiß, Ernst, Kösten, Reisen etc. anzu- wenden, fassen, aber beym ersten oder andern An- griff schon erliegen würde. Würde er nicht zum grossen Gelächter, und dis sein Zaudern ein gemei- nes Gassen-Liedlein werden? Der Faule/ der sich von Phantasien nähret, stirbt über seinem Wünschen/ sagt Salomon, Sprüchw. 21, 25. Einmal es muß nach der Rede der weisen Heyden gehen: Qui cupit optatam cursu contingere O es kostet grossen Ernst, mühesames Lauffen, Schwitzen, Ehe man das Ziel erreicht, und mit Sieg gecrönt kan sitzen. Was wurden sie aber erst gedacht und geschrie- zu
Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden melreich, ſondern ewiges Wehe fuͤr dich bereitet.Matth. 7, 21-23. Luc. 6, 46. 12, 47. Was wuͤrde es wol einen Ackermann, Weingaͤrtner, Soldat, Kauffmann oder Studenten helffen, wann er noch ſo viele und wiederholte Vorſaͤtze, Muͤhe, Fleiß, Ernſt, Koͤſten, Reiſen ꝛc. anzu- wenden, faſſen, aber beym erſten oder andern An- griff ſchon erliegen wuͤrde. Wuͤrde er nicht zum groſſen Gelaͤchter, und dis ſein Zaudern ein gemei- nes Gaſſen-Liedlein werden? Der Faule/ der ſich von Phantaſien naͤhret, ſtirbt uͤber ſeinem Wuͤnſchen/ ſagt Salomon, Spruͤchw. 21, 25. Einmal es muß nach der Rede der weiſen Heyden gehen: Qui cupit optatam curſu contingere O es koſtet groſſen Ernſt, muͤheſames Lauffen, Schwitzen, Ehe man das Ziel erreicht, und mit Sieg gecroͤnt kan ſitzen. Was wurden ſie aber erſt gedacht und geſchrie- zu
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Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
melreich, ſondern ewiges Wehe fuͤr dich bereitet.
Matth. 7, 21-23. Luc. 6, 46. 12, 47. Was
wuͤrde es wol einen Ackermann, Weingaͤrtner,
Soldat, Kauffmann oder Studenten helffen,
wann er noch ſo viele und wiederholte Vorſaͤtze,
Muͤhe, Fleiß, Ernſt, Koͤſten, Reiſen ꝛc. anzu-
wenden, faſſen, aber beym erſten oder andern An-
griff ſchon erliegen wuͤrde. Wuͤrde er nicht zum
groſſen Gelaͤchter, und dis ſein Zaudern ein gemei-
nes Gaſſen-Liedlein werden? Der Faule/ der
ſich von Phantaſien naͤhret, ſtirbt uͤber ſeinem
Wuͤnſchen/ ſagt Salomon, Spruͤchw. 21, 25.
Einmal es muß nach der Rede der weiſen Heyden
gehen:
Qui cupit optatam curſu contingere
metam,
Multa tulit fecitque puer, judavit &
alſit.
O es koſtet groſſen Ernſt, muͤheſames Lauffen,
Schwitzen,
Ehe man das Ziel erreicht, und mit Sieg gecroͤnt
kan ſitzen.
Was wurden ſie aber erſt gedacht und geſchrie-
ben haben, wann ſie die ſroͤliche Botſchafft gewußt
haͤtten von der Treue, Weisheit, Liebe und Krafft
GOttes, von ſeinem himmliſchen Ruf und Zug
zur Gemeinſchafft ſeines Sohns, an dem Licht,
Gunſt, Leben, Freude, Ruhm, Heiligkeit und
Herrlichkeit des Vaters mit JESU Chriſto Theil
zu
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