Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Eltern in Ansehung ihrer Kinder.
zwungen, der Sünd auch wider deinen Willen fol-
gen zu müssen, weil des Lammes Blut und der Geist
des Lebens dich vom Gesetz der Sünden und des
Todes frey gemachet hat.

§. 40.

A.) Ficht dich z. E. die Wollust/ ein armseli-
ger Fliegen-Gelust, alles zu kosten, zu sehen und zu
betasten, an; so nimme in Acht, wie ärmlich dein
JEsus in der Welt gelebet; mit trockenem Brod
und Wasser aus einem Bach vorlieb gehabt; aus
seines Vaters Hand alles mit ehrerbietigstem
Danck und Anbettung angenommen; keiner Nied-
lichkeit im geringsten nichts nachgefraget; nach
keiner Leckerey oder Zucker-Zeug niemahls lüstern
worden; eines armen Handwerck-Manns Tisch
erwehlet habe; und zwaren dannzumahlen, da
er allererst von der allerköstlichsten Tafel kame
und aller Gütigkeiten und Süßigkeiten am Ho-
fe des Königs aller Königen gewohnt ware.
Dencke demnach dabey: "Ach wie offt hat mein"
Heyland Hunger und Durst erlitten, ohne"
daß ein einiger murrischer Gedancken in ihm"
aufgestiegen wäre; und ich will gleich aus der"
Haut fahren, wo ich meine Eß-Lust nicht al-"
sobald stillen kan, und wann ich was ange-"
nehmes für meinen Gaumen erblicke, so mey-"
ne ich schon, ich müsse es haben: Meines JE-"
su liebste Speise ware, den Willen seines Va-"
ters zu thun; ach wäre es doch auch also mit"
mir, hilff mir, mein JESU, darzu!" Jsts

dir
N 4

der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
zwungen, der Suͤnd auch wider deinen Willen fol-
gen zu muͤſſen, weil des Lammes Blut und der Geiſt
des Lebens dich vom Geſetz der Suͤnden und des
Todes frey gemachet hat.

§. 40.

A.) Ficht dich z. E. die Wolluſt/ ein armſeli-
ger Fliegen-Geluſt, alles zu koſten, zu ſehen und zu
betaſten, an; ſo nimme in Acht, wie aͤrmlich dein
JEſus in der Welt gelebet; mit trockenem Brod
und Waſſer aus einem Bach vorlieb gehabt; aus
ſeines Vaters Hand alles mit ehrerbietigſtem
Danck und Anbettung angenommen; keiner Nied-
lichkeit im geringſten nichts nachgefraget; nach
keiner Leckerey oder Zucker-Zeug niemahls luͤſtern
worden; eines armen Handwerck-Manns Tiſch
erwehlet habe; und zwaren dannzumahlen, da
er allererſt von der allerkoͤſtlichſten Tafel kame
und aller Guͤtigkeiten und Suͤßigkeiten am Ho-
fe des Koͤnigs aller Koͤnigen gewohnt ware.
Dencke demnach dabey: „Ach wie offt hat mein“
Heyland Hunger und Durſt erlitten, ohne“
daß ein einiger murriſcher Gedancken in ihm“
aufgeſtiegen waͤre; und ich will gleich aus der“
Haut fahren, wo ich meine Eß-Luſt nicht al-“
ſobald ſtillen kan, und wann ich was ange-“
nehmes fuͤr meinen Gaumen erblicke, ſo mey-“
ne ich ſchon, ich muͤſſe es haben: Meines JE-“
ſu liebſte Speiſe ware, den Willen ſeines Va-“
ters zu thun; ach waͤre es doch auch alſo mit“
mir, hilff mir, mein JESU, darzu!‟ Jſts

dir
N 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0217" n="199"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Eltern in An&#x017F;ehung ihrer Kinder.</hi></fw><lb/>
zwungen, der Su&#x0364;nd auch wider deinen Willen fol-<lb/>
gen zu mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, weil des Lammes Blut und der Gei&#x017F;t<lb/>
des Lebens dich vom Ge&#x017F;etz der Su&#x0364;nden und des<lb/>
Todes frey gemachet hat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 40.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">A.</hi>) Ficht dich z. E. die <hi rendition="#fr">Wollu&#x017F;t/</hi> ein arm&#x017F;eli-<lb/>
ger Fliegen-Gelu&#x017F;t, alles zu ko&#x017F;ten, zu &#x017F;ehen und zu<lb/>
beta&#x017F;ten, an; &#x017F;o nimme in Acht, wie a&#x0364;rmlich dein<lb/>
JE&#x017F;us in der Welt gelebet; mit trockenem Brod<lb/>
und Wa&#x017F;&#x017F;er aus einem Bach vorlieb gehabt; aus<lb/>
&#x017F;eines Vaters Hand alles mit ehrerbietig&#x017F;tem<lb/>
Danck und Anbettung angenommen; keiner Nied-<lb/>
lichkeit im gering&#x017F;ten nichts nachgefraget; nach<lb/>
keiner Leckerey oder Zucker-Zeug niemahls lu&#x0364;&#x017F;tern<lb/>
worden; eines armen Handwerck-Manns Ti&#x017F;ch<lb/>
erwehlet habe; und zwaren dannzumahlen, da<lb/>
er allerer&#x017F;t von der allerko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;ten Tafel kame<lb/>
und aller Gu&#x0364;tigkeiten und Su&#x0364;ßigkeiten am Ho-<lb/>
fe des Ko&#x0364;nigs aller Ko&#x0364;nigen gewohnt ware.<lb/>
Dencke demnach dabey: &#x201E;Ach wie offt hat mein&#x201C;<lb/>
Heyland Hunger und Dur&#x017F;t erlitten, ohne&#x201C;<lb/>
daß ein einiger murri&#x017F;cher Gedancken in ihm&#x201C;<lb/>
aufge&#x017F;tiegen wa&#x0364;re; und ich will gleich aus der&#x201C;<lb/>
Haut fahren, wo ich meine Eß-Lu&#x017F;t nicht al-&#x201C;<lb/>
&#x017F;obald &#x017F;tillen kan, und wann ich was ange-&#x201C;<lb/>
nehmes fu&#x0364;r meinen Gaumen erblicke, &#x017F;o mey-&#x201C;<lb/>
ne ich &#x017F;chon, ich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e es haben: Meines JE-&#x201C;<lb/>
&#x017F;u lieb&#x017F;te Spei&#x017F;e ware, den Willen &#x017F;eines Va-&#x201C;<lb/>
ters zu thun; ach wa&#x0364;re es doch auch al&#x017F;o mit&#x201C;<lb/>
mir, hilff mir, mein JESU, darzu!&#x201F; J&#x017F;ts<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 4</fw><fw place="bottom" type="catch">dir</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0217] der Eltern in Anſehung ihrer Kinder. zwungen, der Suͤnd auch wider deinen Willen fol- gen zu muͤſſen, weil des Lammes Blut und der Geiſt des Lebens dich vom Geſetz der Suͤnden und des Todes frey gemachet hat. §. 40. A.) Ficht dich z. E. die Wolluſt/ ein armſeli- ger Fliegen-Geluſt, alles zu koſten, zu ſehen und zu betaſten, an; ſo nimme in Acht, wie aͤrmlich dein JEſus in der Welt gelebet; mit trockenem Brod und Waſſer aus einem Bach vorlieb gehabt; aus ſeines Vaters Hand alles mit ehrerbietigſtem Danck und Anbettung angenommen; keiner Nied- lichkeit im geringſten nichts nachgefraget; nach keiner Leckerey oder Zucker-Zeug niemahls luͤſtern worden; eines armen Handwerck-Manns Tiſch erwehlet habe; und zwaren dannzumahlen, da er allererſt von der allerkoͤſtlichſten Tafel kame und aller Guͤtigkeiten und Suͤßigkeiten am Ho- fe des Koͤnigs aller Koͤnigen gewohnt ware. Dencke demnach dabey: „Ach wie offt hat mein“ Heyland Hunger und Durſt erlitten, ohne“ daß ein einiger murriſcher Gedancken in ihm“ aufgeſtiegen waͤre; und ich will gleich aus der“ Haut fahren, wo ich meine Eß-Luſt nicht al-“ ſobald ſtillen kan, und wann ich was ange-“ nehmes fuͤr meinen Gaumen erblicke, ſo mey-“ ne ich ſchon, ich muͤſſe es haben: Meines JE-“ ſu liebſte Speiſe ware, den Willen ſeines Va-“ ters zu thun; ach waͤre es doch auch alſo mit“ mir, hilff mir, mein JESU, darzu!‟ Jſts dir N 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/217
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/217>, abgerufen am 18.12.2024.