gen, um die Spitze des wanckenden Schiffleins gegen das Land zu bringen, nur darum, weil der freundliche HErr es ihnen befohlen hatte, als wel- chem sie nicht gern in etwas Verdruß machten, sondern alles zum Gehorsam anspanneten, es möch- te dann möglich oder nicht möglich seyn, und muß- te eben die widrige Witterung ihren Gehorsam of- fenbaren, da sonsten diese Fahrt ihnen eine Lust- Fahrt gewesen wäre. Also suche auch du in Le- sung der Heiligen Schrifft nicht eigenes Vergnü- gen, sondern in allem, was du thust, suche nur GOttes guten wohlgefälligen und vollkommenen Willen zu vollbringen. Sprich derowegen deinen Augen zu, sie sollen in GOttes Wort lesen und zwaren eben jetzo, jetzt müsse es seyn: Sage dei- nen Füssen, sie sollen sich nun still halten, so lieb ihnen ihre Haut seye, weil GOTT es also ha- ben wolle.
§. 36.
B) Glaube/ wann du gedultig ausharrest bey diesem guten Werck des Bibel-Lesens, und nicht müde wirst an der Porte des Erleuchters und Einführers in das innere Gebäude dieses Pallasts anzuklopffen, so werde dir dessen heller Schein, Schönheit, Krafft und Süßigkeit aufgethan wer- den, und die Zeugnisse der Heiligen Schrifft dir den Safft Göttlicher Liebe ohnversehens einfliessen las- sen. Ja so gewiß die Wolcken Manna gaben und der dürre Felsen Wasser; so gewiß wirst du heute oder morgen Oel und Honig, und himmlisches
Wasser
N
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
gen, um die Spitze des wanckenden Schiffleins gegen das Land zu bringen, nur darum, weil der freundliche HErr es ihnen befohlen hatte, als wel- chem ſie nicht gern in etwas Verdruß machten, ſondern alles zum Gehorſam anſpanneten, es moͤch- te dann moͤglich oder nicht moͤglich ſeyn, und muß- te eben die widrige Witterung ihren Gehorſam of- fenbaren, da ſonſten dieſe Fahrt ihnen eine Luſt- Fahrt geweſen waͤre. Alſo ſuche auch du in Le- ſung der Heiligen Schrifft nicht eigenes Vergnuͤ- gen, ſondern in allem, was du thuſt, ſuche nur GOttes guten wohlgefaͤlligen und vollkommenen Willen zu vollbringen. Sprich derowegen deinen Augen zu, ſie ſollen in GOttes Wort leſen und zwaren eben jetzo, jetzt muͤſſe es ſeyn: Sage dei- nen Fuͤſſen, ſie ſollen ſich nun ſtill halten, ſo lieb ihnen ihre Haut ſeye, weil GOTT es alſo ha- ben wolle.
§. 36.
B) Glaube/ wann du gedultig ausharreſt bey dieſem guten Werck des Bibel-Leſens, und nicht muͤde wirſt an der Porte des Erleuchters und Einfuͤhrers in das innere Gebaͤude dieſes Pallaſts anzuklopffen, ſo werde dir deſſen heller Schein, Schoͤnheit, Krafft und Suͤßigkeit aufgethan wer- den, und die Zeugniſſe der Heiligen Schrifft dir den Safft Goͤttlicher Liebe ohnverſehens einflieſſen laſ- ſen. Ja ſo gewiß die Wolcken Manna gaben und der duͤrre Felſen Waſſer; ſo gewiß wirſt du heute oder morgen Oel und Honig, und himmliſches
Waſſer
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der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
gen, um die Spitze des wanckenden Schiffleins
gegen das Land zu bringen, nur darum, weil der
freundliche HErr es ihnen befohlen hatte, als wel-
chem ſie nicht gern in etwas Verdruß machten,
ſondern alles zum Gehorſam anſpanneten, es moͤch-
te dann moͤglich oder nicht moͤglich ſeyn, und muß-
te eben die widrige Witterung ihren Gehorſam of-
fenbaren, da ſonſten dieſe Fahrt ihnen eine Luſt-
Fahrt geweſen waͤre. Alſo ſuche auch du in Le-
ſung der Heiligen Schrifft nicht eigenes Vergnuͤ-
gen, ſondern in allem, was du thuſt, ſuche nur
GOttes guten wohlgefaͤlligen und vollkommenen
Willen zu vollbringen. Sprich derowegen deinen
Augen zu, ſie ſollen in GOttes Wort leſen und
zwaren eben jetzo, jetzt muͤſſe es ſeyn: Sage dei-
nen Fuͤſſen, ſie ſollen ſich nun ſtill halten, ſo lieb
ihnen ihre Haut ſeye, weil GOTT es alſo ha-
ben wolle.
§. 36.
B) Glaube/ wann du gedultig ausharreſt
bey dieſem guten Werck des Bibel-Leſens, und
nicht muͤde wirſt an der Porte des Erleuchters und
Einfuͤhrers in das innere Gebaͤude dieſes Pallaſts
anzuklopffen, ſo werde dir deſſen heller Schein,
Schoͤnheit, Krafft und Suͤßigkeit aufgethan wer-
den, und die Zeugniſſe der Heiligen Schrifft dir den
Safft Goͤttlicher Liebe ohnverſehens einflieſſen laſ-
ſen. Ja ſo gewiß die Wolcken Manna gaben und
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oder morgen Oel und Honig, und himmliſches
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/211>, abgerufen am 20.02.2025.
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