Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 2. Von Begehungs-Sünden
te nicht aus Satans Fesseln, so wird es morgen
schwerlich geschehen, und wann dich der Schläch-
ter an seinem Ort hat so ist es zuspat. Wilt du
nun lieber ein tummes Kälblein als ein Licht-helles
Engelein seyn?

§. 35.

Jst dir aber die Heilige Schrifft wie ein
dürr Holtz/ daran weder Blühte noch Früchte,
weder Safft noch Krafft seye, ein trockner Fels/
daraus weder Wasser noch Wein, noch Honig
fleußt, gleich der leeren Hagar-Flaschen/ eine
harte Schaale/ die du nicht aufbeissen kanst,
ein versiegeltes Buch und ein verschlossener
Garten;
ey so liese gleichwol und seye versichert,
es wird nicht vergebens seyn.

A) Thue du nur immer den Willen
GOttes/
so gut du kanst, und überlasse den
Ausgang und wie dir dein Bibel-Lesen gelingen
werde an den, der dirs befohlen hat. JESUS
befahl seinen Jüngern über das Meer zu fahren;
da dann einer hätte meynen sollen, der Wind wür-
de sie flugs an das andere Ufer getrieben haben.
Siehe aber was wunder-seltzames! Wind und
Wellen sind ihnen entgegen, und sie leiden grosse
Noth, sie rudern indessen Trotz allem Wiederstand
immer fort, und der Befehl JEsu schallet fort und
fort in ihren Ohren, als ob es hiesse: Der HErr
hats befohlen; ach hätten wir nur ihne bey uns! Sie
schlagen bey allem Angst-Schweiß ihre Ruder ins
Wasser, daß ihnen die Arme hätten starren mö-

gen,

Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
te nicht aus Satans Feſſeln, ſo wird es morgen
ſchwerlich geſchehen, und wann dich der Schlaͤch-
ter an ſeinem Ort hat ſo iſt es zuſpat. Wilt du
nun lieber ein tummes Kaͤlblein als ein Licht-helles
Engelein ſeyn?

§. 35.

Jſt dir aber die Heilige Schrifft wie ein
duͤrr Holtz/ daran weder Bluͤhte noch Fruͤchte,
weder Safft noch Krafft ſeye, ein trockner Fels/
daraus weder Waſſer noch Wein, noch Honig
fleußt, gleich der leeren Hagar-Flaſchen/ eine
harte Schaale/ die du nicht aufbeiſſen kanſt,
ein verſiegeltes Buch und ein verſchloſſener
Garten;
ey ſo lieſe gleichwol und ſeye verſichert,
es wird nicht vergebens ſeyn.

A) Thue du nur immer den Willen
GOttes/
ſo gut du kanſt, und uͤberlaſſe den
Ausgang und wie dir dein Bibel-Leſen gelingen
werde an den, der dirs befohlen hat. JESUS
befahl ſeinen Juͤngern uͤber das Meer zu fahren;
da dann einer haͤtte meynen ſollen, der Wind wuͤr-
de ſie flugs an das andere Ufer getrieben haben.
Siehe aber was wunder-ſeltzames! Wind und
Wellen ſind ihnen entgegen, und ſie leiden groſſe
Noth, ſie rudern indeſſen Trotz allem Wiederſtand
immer fort, und der Befehl JEſu ſchallet fort und
fort in ihren Ohren, als ob es hieſſe: Der HErr
hats befohlen; ach haͤtten wir nur ihne bey uns! Sie
ſchlagen bey allem Angſt-Schweiß ihre Ruder ins
Waſſer, daß ihnen die Arme haͤtten ſtarren moͤ-

gen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0210" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 2. Von Begehungs-Su&#x0364;nden</hi></fw><lb/>
te nicht aus Satans Fe&#x017F;&#x017F;eln, &#x017F;o wird es morgen<lb/>
&#x017F;chwerlich ge&#x017F;chehen, und wann dich der Schla&#x0364;ch-<lb/>
ter an &#x017F;einem Ort hat &#x017F;o i&#x017F;t es zu&#x017F;pat. Wilt du<lb/>
nun lieber ein tummes Ka&#x0364;lblein als ein Licht-helles<lb/>
Engelein &#x017F;eyn?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 35.</head><lb/>
            <p>J&#x017F;t dir aber <hi rendition="#fr">die Heilige Schrifft</hi> wie ein<lb/><hi rendition="#fr">du&#x0364;rr Holtz/</hi> daran weder Blu&#x0364;hte noch Fru&#x0364;chte,<lb/>
weder Safft noch Krafft &#x017F;eye, ein trockner <hi rendition="#fr">Fels/</hi><lb/>
daraus weder Wa&#x017F;&#x017F;er noch Wein, noch Honig<lb/>
fleußt, gleich der leeren <hi rendition="#fr">Hagar-Fla&#x017F;chen/</hi> eine<lb/><hi rendition="#fr">harte Schaale/</hi> die du nicht aufbei&#x017F;&#x017F;en kan&#x017F;t,<lb/>
ein <hi rendition="#fr">ver&#x017F;iegeltes Buch</hi> und ein <hi rendition="#fr">ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ener<lb/>
Garten;</hi> ey &#x017F;o lie&#x017F;e gleichwol und &#x017F;eye ver&#x017F;ichert,<lb/>
es wird nicht vergebens &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">A</hi>) <hi rendition="#fr">Thue du nur immer den Willen<lb/>
GOttes/</hi> &#x017F;o gut du kan&#x017F;t, und u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e den<lb/>
Ausgang und wie dir dein Bibel-Le&#x017F;en gelingen<lb/>
werde an den, der dirs befohlen hat. JESUS<lb/>
befahl &#x017F;einen Ju&#x0364;ngern u&#x0364;ber das Meer zu fahren;<lb/>
da dann einer ha&#x0364;tte meynen &#x017F;ollen, der Wind wu&#x0364;r-<lb/>
de &#x017F;ie flugs an das andere Ufer getrieben haben.<lb/>
Siehe aber was wunder-&#x017F;eltzames! Wind und<lb/>
Wellen &#x017F;ind ihnen entgegen, und &#x017F;ie leiden gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Noth, &#x017F;ie rudern inde&#x017F;&#x017F;en Trotz allem Wieder&#x017F;tand<lb/>
immer fort, und der Befehl JE&#x017F;u &#x017F;challet fort und<lb/>
fort in ihren Ohren, als ob es hie&#x017F;&#x017F;e: Der HErr<lb/>
hats befohlen; ach ha&#x0364;tten wir nur ihne bey uns! Sie<lb/>
&#x017F;chlagen bey allem Ang&#x017F;t-Schweiß ihre Ruder ins<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, daß ihnen die Arme ha&#x0364;tten &#x017F;tarren mo&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0210] Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden te nicht aus Satans Feſſeln, ſo wird es morgen ſchwerlich geſchehen, und wann dich der Schlaͤch- ter an ſeinem Ort hat ſo iſt es zuſpat. Wilt du nun lieber ein tummes Kaͤlblein als ein Licht-helles Engelein ſeyn? §. 35. Jſt dir aber die Heilige Schrifft wie ein duͤrr Holtz/ daran weder Bluͤhte noch Fruͤchte, weder Safft noch Krafft ſeye, ein trockner Fels/ daraus weder Waſſer noch Wein, noch Honig fleußt, gleich der leeren Hagar-Flaſchen/ eine harte Schaale/ die du nicht aufbeiſſen kanſt, ein verſiegeltes Buch und ein verſchloſſener Garten; ey ſo lieſe gleichwol und ſeye verſichert, es wird nicht vergebens ſeyn. A) Thue du nur immer den Willen GOttes/ ſo gut du kanſt, und uͤberlaſſe den Ausgang und wie dir dein Bibel-Leſen gelingen werde an den, der dirs befohlen hat. JESUS befahl ſeinen Juͤngern uͤber das Meer zu fahren; da dann einer haͤtte meynen ſollen, der Wind wuͤr- de ſie flugs an das andere Ufer getrieben haben. Siehe aber was wunder-ſeltzames! Wind und Wellen ſind ihnen entgegen, und ſie leiden groſſe Noth, ſie rudern indeſſen Trotz allem Wiederſtand immer fort, und der Befehl JEſu ſchallet fort und fort in ihren Ohren, als ob es hieſſe: Der HErr hats befohlen; ach haͤtten wir nur ihne bey uns! Sie ſchlagen bey allem Angſt-Schweiß ihre Ruder ins Waſſer, daß ihnen die Arme haͤtten ſtarren moͤ- gen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/210
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/210>, abgerufen am 27.11.2024.