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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 2. Von Begehungs-Sünden
unreiner Sumpff wäre, statt der Rachgierig- und
Unleidsamkeit, vielmehr Fürbitte, Liebe, Gedult,
ja das gantze schöne Bild deines Heylands sich her-
für lassen.

b) Dencke, du seyest nicht werth, GOttes Kind
zu heissen, und du würdest es alle Tage verdienen
von seinem Angesicht und aus seinem Hause ver-
stossen zu werden; und du wolltest dennoch die Rei-
nigungs-Mittel nicht mit unterthänigstem Danck
von der Hand deines JEsu empfahen, damit sei-
ne Majestät dich bey sich im Hause behalten, und
du ein ewiger Mitbürger der Heiligen bleiben kön-
nest.

c) Glaub nur veste, daß das Beste über dir
beschlossen seye: Es geschiehet ja nichts, und fällt
kein Haar von deinem Haupt ohne den Willen
deines Vaters im Himmel; dessen Willen laß dir
dann über alles aus köstlich und süsse seyn.

d) Jst diß der kürtzeste Weg, einen Schatz in
die Ewigkeit zu sammlen: So offt dir eine Wi-
derwärtigkeit aufstosset; so nimms als eine gute
Gelegenheit an, so wie GOttes Weisheit und Lie-
be dir dieselbige anträgt, eine gute Beute zu ma-
chen: Seye demnach weise, sie beym Schopff zu
halten, daß sie nicht entwische: Ergiebe dich dann
deinem GOtt aufs neue wo nicht mit vollkomme-
nem, doch mit kämpffendem Hertzen, in neuer Ver-
läugnung allen Vor- oder Nachtheils, Schmach
oder Ehre, zeitlichen Gewinns oder Schadens.
Seuffze nach der Blutes-Krafft JEsu, und nach
der völligen Herrschafft seines Geistes über dich so
lang, bis dein Geist zu allen Gefallen deines GOt-

tes

Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
unreiner Sumpff waͤre, ſtatt der Rachgierig- und
Unleidſamkeit, vielmehr Fuͤrbitte, Liebe, Gedult,
ja das gantze ſchoͤne Bild deines Heylands ſich her-
fuͤr laſſen.

b) Dencke, du ſeyeſt nicht werth, GOttes Kind
zu heiſſen, und du wuͤrdeſt es alle Tage verdienen
von ſeinem Angeſicht und aus ſeinem Hauſe ver-
ſtoſſen zu werden; und du wollteſt dennoch die Rei-
nigungs-Mittel nicht mit unterthaͤnigſtem Danck
von der Hand deines JEſu empfahen, damit ſei-
ne Majeſtaͤt dich bey ſich im Hauſe behalten, und
du ein ewiger Mitbuͤrger der Heiligen bleiben koͤn-
neſt.

c) Glaub nur veſte, daß das Beſte uͤber dir
beſchloſſen ſeye: Es geſchiehet ja nichts, und faͤllt
kein Haar von deinem Haupt ohne den Willen
deines Vaters im Himmel; deſſen Willen laß dir
dann uͤber alles aus koͤſtlich und ſuͤſſe ſeyn.

d) Jſt diß der kuͤrtzeſte Weg, einen Schatz in
die Ewigkeit zu ſammlen: So offt dir eine Wi-
derwaͤrtigkeit aufſtoſſet; ſo nimms als eine gute
Gelegenheit an, ſo wie GOttes Weisheit und Lie-
be dir dieſelbige antraͤgt, eine gute Beute zu ma-
chen: Seye demnach weiſe, ſie beym Schopff zu
halten, daß ſie nicht entwiſche: Ergiebe dich dann
deinem GOtt aufs neue wo nicht mit vollkomme-
nem, doch mit kaͤmpffendem Hertzen, in neuer Ver-
laͤugnung allen Vor- oder Nachtheils, Schmach
oder Ehre, zeitlichen Gewinns oder Schadens.
Seuffze nach der Blutes-Krafft JEſu, und nach
der voͤlligen Herrſchafft ſeines Geiſtes uͤber dich ſo
lang, bis dein Geiſt zu allen Gefallen deines GOt-

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[188/0206] Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden unreiner Sumpff waͤre, ſtatt der Rachgierig- und Unleidſamkeit, vielmehr Fuͤrbitte, Liebe, Gedult, ja das gantze ſchoͤne Bild deines Heylands ſich her- fuͤr laſſen. b) Dencke, du ſeyeſt nicht werth, GOttes Kind zu heiſſen, und du wuͤrdeſt es alle Tage verdienen von ſeinem Angeſicht und aus ſeinem Hauſe ver- ſtoſſen zu werden; und du wollteſt dennoch die Rei- nigungs-Mittel nicht mit unterthaͤnigſtem Danck von der Hand deines JEſu empfahen, damit ſei- ne Majeſtaͤt dich bey ſich im Hauſe behalten, und du ein ewiger Mitbuͤrger der Heiligen bleiben koͤn- neſt. c) Glaub nur veſte, daß das Beſte uͤber dir beſchloſſen ſeye: Es geſchiehet ja nichts, und faͤllt kein Haar von deinem Haupt ohne den Willen deines Vaters im Himmel; deſſen Willen laß dir dann uͤber alles aus koͤſtlich und ſuͤſſe ſeyn. d) Jſt diß der kuͤrtzeſte Weg, einen Schatz in die Ewigkeit zu ſammlen: So offt dir eine Wi- derwaͤrtigkeit aufſtoſſet; ſo nimms als eine gute Gelegenheit an, ſo wie GOttes Weisheit und Lie- be dir dieſelbige antraͤgt, eine gute Beute zu ma- chen: Seye demnach weiſe, ſie beym Schopff zu halten, daß ſie nicht entwiſche: Ergiebe dich dann deinem GOtt aufs neue wo nicht mit vollkomme- nem, doch mit kaͤmpffendem Hertzen, in neuer Ver- laͤugnung allen Vor- oder Nachtheils, Schmach oder Ehre, zeitlichen Gewinns oder Schadens. Seuffze nach der Blutes-Krafft JEſu, und nach der voͤlligen Herrſchafft ſeines Geiſtes uͤber dich ſo lang, bis dein Geiſt zu allen Gefallen deines GOt- tes

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/206>, abgerufen am 27.11.2024.