4) Wann Eltern ungleichen Sinnes sind, und das einte tiefer im Satan stehet, als das an- dere in Christo, so hat jenes eine stärckere Anzüg- lichkeit und ziehet die Geburten ihme nach mit sei- nen finstern Einflüssen und Höllen-Kräfften. So hatte ein gottloser Mann ein recht frommes Weib, und beyde zusammen fünff Kinder, darvon zwey sehr gottlos, des Vaters Freude und der Mutter Hertzeleyd, zwey aber redeten der Mutter Spra- che und thaten wie der Vater, waren also beyden beschwerlich; eins aber, als wahrhafftig bekehrt, liebte den Heyland von gantzem Hertzen, ware darum auch dem Vater ein Eckel, und hingegen der Mutter ein Aug-Apffel und Crone in ih- rem Hertzen.
5) Wann Kinder hören von dem einten Theil der Eltern ruhmlich, vom andern aber schimpflich und verächtlich reden, so folgen sie gemeiniglich dem ersten, zumalen da es denen Menschen ange- bohren ist, nach Ruhm und Ehre zu streben. Aus diesem Grund sind die Söhne einer sehr gottseligen Dame nach einander verdorben, und alle ihre mütterliche Bemühung, da sie selbige gerne bey den Haaren hätte auf den Himmels-Weg ziehen mögen, an ihnen verlohren gangen.
6) Wann Eltern etwa ihre Jugend ruchlos zu- gebracht, so müssen sie bisweilen das Böse, so sie begangen, an ihren eigenen Kindern büssen und er- fahren, daß es ihnen an ihrem eigenen Hause ver- golten und eingeträncket wird.
7) Es
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
§. 21.
4) Wann Eltern ungleichen Sinnes ſind, und das einte tiefer im Satan ſtehet, als das an- dere in Chriſto, ſo hat jenes eine ſtaͤrckere Anzuͤg- lichkeit und ziehet die Geburten ihme nach mit ſei- nen finſtern Einfluͤſſen und Hoͤllen-Kraͤfften. So hatte ein gottloſer Mann ein recht frommes Weib, und beyde zuſammen fuͤnff Kinder, darvon zwey ſehr gottlos, des Vaters Freude und der Mutter Hertzeleyd, zwey aber redeten der Mutter Spra- che und thaten wie der Vater, waren alſo beyden beſchwerlich; eins aber, als wahrhafftig bekehrt, liebte den Heyland von gantzem Hertzen, ware darum auch dem Vater ein Eckel, und hingegen der Mutter ein Aug-Apffel und Crone in ih- rem Hertzen.
5) Wann Kinder hoͤren von dem einten Theil der Eltern ruhmlich, vom andern aber ſchimpflich und veraͤchtlich reden, ſo folgen ſie gemeiniglich dem erſten, zumalen da es denen Menſchen ange- bohren iſt, nach Ruhm und Ehre zu ſtreben. Aus dieſem Grund ſind die Soͤhne einer ſehr gottſeligen Dame nach einander verdorben, und alle ihre muͤtterliche Bemuͤhung, da ſie ſelbige gerne bey den Haaren haͤtte auf den Himmels-Weg ziehen moͤgen, an ihnen verlohren gangen.
6) Wann Eltern etwa ihre Jugend ruchlos zu- gebracht, ſo muͤſſen ſie bisweilen das Boͤſe, ſo ſie begangen, an ihren eigenen Kindern buͤſſen und er- fahren, daß es ihnen an ihrem eigenen Hauſe ver- golten und eingetraͤncket wird.
7) Es
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der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
§. 21.
4) Wann Eltern ungleichen Sinnes ſind,
und das einte tiefer im Satan ſtehet, als das an-
dere in Chriſto, ſo hat jenes eine ſtaͤrckere Anzuͤg-
lichkeit und ziehet die Geburten ihme nach mit ſei-
nen finſtern Einfluͤſſen und Hoͤllen-Kraͤfften. So
hatte ein gottloſer Mann ein recht frommes Weib,
und beyde zuſammen fuͤnff Kinder, darvon zwey
ſehr gottlos, des Vaters Freude und der Mutter
Hertzeleyd, zwey aber redeten der Mutter Spra-
che und thaten wie der Vater, waren alſo beyden
beſchwerlich; eins aber, als wahrhafftig bekehrt,
liebte den Heyland von gantzem Hertzen, ware
darum auch dem Vater ein Eckel, und hingegen
der Mutter ein Aug-Apffel und Crone in ih-
rem Hertzen.
5) Wann Kinder hoͤren von dem einten Theil
der Eltern ruhmlich, vom andern aber ſchimpflich
und veraͤchtlich reden, ſo folgen ſie gemeiniglich
dem erſten, zumalen da es denen Menſchen ange-
bohren iſt, nach Ruhm und Ehre zu ſtreben. Aus
dieſem Grund ſind die Soͤhne einer ſehr gottſeligen
Dame nach einander verdorben, und alle ihre
muͤtterliche Bemuͤhung, da ſie ſelbige gerne bey
den Haaren haͤtte auf den Himmels-Weg ziehen
moͤgen, an ihnen verlohren gangen.
6) Wann Eltern etwa ihre Jugend ruchlos zu-
gebracht, ſo muͤſſen ſie bisweilen das Boͤſe, ſo ſie
begangen, an ihren eigenen Kindern buͤſſen und er-
fahren, daß es ihnen an ihrem eigenen Hauſe ver-
golten und eingetraͤncket wird.
7) Es
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/189>, abgerufen am 24.11.2024.
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