vorschützen und sagen mögen, daß es alles Sinn- Bilder seyen gleich dem von dem HERRN selber vorgeschriebenen Zierrath des Hohenpriesters. Aber im Neuen Testament will es sich gantz und gar nicht reimen, nachdem uns unser Seligmacher so hertz-freundlich zurufft, von ihme zu lernen Sanffmuth und Hertzens-Demuth/ Matthai 11, 29. und da die vornehmsten Apostel uns eben auch etwas gantz anders lehren, 1 Tim. 11, 9. 10. 1 Petr. 3, 1-6. 1 Johan. 2, 16. Jac. 2, 2. 3. Offenb. 18, 15-20. Achte dann die Ge- bote der heiligen Aposteln nicht gering, GOTT wirds von dir fordern.
4) Getrauest du dich in deinen Hoffarts-Kleidern vor dem Heyland zu erscheinen, der um deinetwillen am verfluchten Holtz des Creutzes nackend gehan- gen? Ach ja! Dörne waren sein Haupt-Schmuck, eiserne Nägel seine güldene Ringe und Arm-Ge- schmeide, Blut worvon sein gantzer Leib getreufet, sein königlicher Purpur, Himmel-blaue Striemen sein Sapphir, das offene Loch an seiner Seiten sein Göttliches Ritter-Zeichen, seine mit blutigen Nä- geln durchbohrete und blau-geschwollene Füsse seine mit Gold gestickte Schuhe, und anstatt des Unter- und Ober-Kleids vom finstern Leinwand, von Sammet und Seiden, hienge sein blosser Leichnam in rauhem Lufft voll höllischer Finsterniß und Schrecknissen. Frage itzt dein eigen Gewissen, ob er dich in deinem stoltzen Aufputz für seinen Jünger oder Jüngerin erkennen werde, die ihme in Demuth und Hertzens-Niedrigkeit nachgefolget? O ein Glaubens-Blick auf das gecreutzigte Lamm GOt-
tes
Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
vorſchuͤtzen und ſagen moͤgen, daß es alles Sinn- Bilder ſeyen gleich dem von dem HERRN ſelber vorgeſchriebenen Zierrath des Hohenprieſters. Aber im Neuen Teſtament will es ſich gantz und gar nicht reimen, nachdem uns unſer Seligmacher ſo hertz-freundlich zurufft, von ihme zu lernen Sanffmuth und Hertzens-Demuth/ Matthai 11, 29. und da die vornehmſten Apoſtel uns eben auch etwas gantz anders lehren, 1 Tim. 11, 9. 10. 1 Petr. 3, 1-6. 1 Johan. 2, 16. Jac. 2, 2. 3. Offenb. 18, 15-20. Achte dann die Ge- bote der heiligen Apoſteln nicht gering, GOTT wirds von dir fordern.
4) Getraueſt du dich in deinen Hoffarts-Kleidern vor dem Heyland zu erſcheinen, der um deinetwillen am verfluchten Holtz des Creutzes nackend gehan- gen? Ach ja! Doͤrne waren ſein Haupt-Schmuck, eiſerne Naͤgel ſeine guͤldene Ringe und Arm-Ge- ſchmeide, Blut worvon ſein gantzer Leib getreufet, ſein koͤniglicher Purpur, Himmel-blaue Striemen ſein Sapphir, das offene Loch an ſeiner Seiten ſein Goͤttliches Ritter-Zeichen, ſeine mit blutigen Naͤ- geln durchbohrete und blau-geſchwollene Fuͤſſe ſeine mit Gold geſtickte Schuhe, und anſtatt des Unter- und Ober-Kleids vom finſtern Leinwand, von Sammet und Seiden, hienge ſein bloſſer Leichnam in rauhem Lufft voll hoͤlliſcher Finſterniß und Schreckniſſen. Frage itzt dein eigen Gewiſſen, ob er dich in deinem ſtoltzen Aufputz fuͤr ſeinen Juͤnger oder Juͤngerin erkennen werde, die ihme in Demuth und Hertzens-Niedrigkeit nachgefolget? O ein Glaubens-Blick auf das gecreutzigte Lamm GOt-
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Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
vorſchuͤtzen und ſagen moͤgen, daß es alles Sinn-
Bilder ſeyen gleich dem von dem HERRN ſelber
vorgeſchriebenen Zierrath des Hohenprieſters. Aber
im Neuen Teſtament will es ſich gantz und gar nicht
reimen, nachdem uns unſer Seligmacher ſo
hertz-freundlich zurufft, von ihme zu lernen
Sanffmuth und Hertzens-Demuth/
Matthai 11, 29. und da die vornehmſten Apoſtel
uns eben auch etwas gantz anders lehren, 1 Tim.
11, 9. 10. 1 Petr. 3, 1-6. 1 Johan. 2, 16. Jac.
2, 2. 3. Offenb. 18, 15-20. Achte dann die Ge-
bote der heiligen Apoſteln nicht gering, GOTT
wirds von dir fordern.
4) Getraueſt du dich in deinen Hoffarts-Kleidern
vor dem Heyland zu erſcheinen, der um deinetwillen
am verfluchten Holtz des Creutzes nackend gehan-
gen? Ach ja! Doͤrne waren ſein Haupt-Schmuck,
eiſerne Naͤgel ſeine guͤldene Ringe und Arm-Ge-
ſchmeide, Blut worvon ſein gantzer Leib getreufet,
ſein koͤniglicher Purpur, Himmel-blaue Striemen
ſein Sapphir, das offene Loch an ſeiner Seiten ſein
Goͤttliches Ritter-Zeichen, ſeine mit blutigen Naͤ-
geln durchbohrete und blau-geſchwollene Fuͤſſe ſeine
mit Gold geſtickte Schuhe, und anſtatt des Unter-
und Ober-Kleids vom finſtern Leinwand, von
Sammet und Seiden, hienge ſein bloſſer Leichnam
in rauhem Lufft voll hoͤlliſcher Finſterniß und
Schreckniſſen. Frage itzt dein eigen Gewiſſen, ob
er dich in deinem ſtoltzen Aufputz fuͤr ſeinen Juͤnger
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/178>, abgerufen am 16.02.2025.
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