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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Vorrede.
wann es heissen wird: Jch kenne euch nicht,
weichet von mir. Wie würdet ihr erblas-
sen, euch und euere Kinder draussen und die
Pforten der Stadt versperret zu sehen, solltet
ihr auch nur etliche Minuten zu spat daher
gelauffen kommen? Wann alsdann euere
liebe Kinder euch fragen werden: Warum
müssen wir, jetzt die gantze Nacht all das gros-
se u. unerträgliche Ungemach ausstehen? So
werdet ihr ihnen antworten müssen: "Um
dieses und jenes kleinen Verzugs willen, da wir uns"
hie und dort mit nichtigen Dingen aufgehalten und"
gemeynet, es wäre noch Zeit genug, in die Stadt zu"
kommen, und man schliesse die Thore nicht so ge-"
schwind zu."
Da werden sie euch weiters fra-
gen: Ob ihr dann nicht seyet gewarnet wor-
den, und ob ihr des Königs Ordre nicht ge-
wußt, daß precis auf die bestimmte Minute
das Thor zugehen solle, ohne Ansehen der
Person, die etwa noch schreyen möchte:
Wächter! Harre noch ein wenig! Da wer-
det ihrs gestehen und sagen müssen: "Ja"
unsere wertheste Kinder! Es ist dem also: Besser"
wäre es für uns gewesen zu frühe als zu spat, und"
das gewisse gespielt: Ach wie ein grosses haben wir"
auf Gerathwohl hin gewaget! Wie schmertzet es"
uns jetzt, euch ausser dem Hochzeit-Hause, dem"
neuen Jerusalem, vom König abgewiesen zu sehen!"
Wir bemüheten uns, ein feines, warmes Nest des"
Glücks auf Erden, ein ordentliche Heimath euch"
zuzurichten; jetzt ist alles im vollem Brand, was"

wir

Vorrede.
wann es heiſſen wird: Jch kenne euch nicht,
weichet von mir. Wie wuͤrdet ihr erblaſ-
ſen, euch und euere Kinder drauſſen und die
Pforten der Stadt verſperret zu ſehen, ſolltet
ihr auch nur etliche Minuten zu ſpat daher
gelauffen kommen? Wann alsdann euere
liebe Kinder euch fragen werden: Warum
muͤſſen wir, jetzt die gantze Nacht all das groſ-
ſe u. unertraͤgliche Ungemach ausſtehen? So
werdet ihr ihnen antworten muͤſſen: „Um
dieſes und jenes kleinen Verzugs willen, da wir uns“
hie und dort mit nichtigen Dingen aufgehalten und“
gemeynet, es waͤre noch Zeit genug, in die Stadt zu“
kommen, und man ſchlieſſe die Thore nicht ſo ge-“
ſchwind zu.‟
Da werden ſie euch weiters fra-
gen: Ob ihr dann nicht ſeyet gewarnet wor-
den, und ob ihr des Koͤnigs Ordre nicht ge-
wußt, daß precis auf die beſtimmte Minute
das Thor zugehen ſolle, ohne Anſehen der
Perſon, die etwa noch ſchreyen moͤchte:
Waͤchter! Harre noch ein wenig! Da wer-
det ihrs geſtehen und ſagen muͤſſen: „Ja“
unſere wertheſte Kinder! Es iſt dem alſo: Beſſer“
waͤre es fuͤr uns geweſen zu fruͤhe als zu ſpat, und“
das gewiſſe geſpielt: Ach wie ein groſſes haben wir“
auf Gerathwohl hin gewaget! Wie ſchmertzet es“
uns jetzt, euch auſſer dem Hochzeit-Hauſe, dem“
neuen Jeruſalem, vom Koͤnig abgewieſen zu ſehen!“
Wir bemuͤheten uns, ein feines, warmes Neſt des“
Gluͤcks auf Erden, ein ordentliche Heimath euch“
zuzurichten; jetzt iſt alles im vollem Brand, was“

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[0017] Vorrede. wann es heiſſen wird: Jch kenne euch nicht, weichet von mir. Wie wuͤrdet ihr erblaſ- ſen, euch und euere Kinder drauſſen und die Pforten der Stadt verſperret zu ſehen, ſolltet ihr auch nur etliche Minuten zu ſpat daher gelauffen kommen? Wann alsdann euere liebe Kinder euch fragen werden: Warum muͤſſen wir, jetzt die gantze Nacht all das groſ- ſe u. unertraͤgliche Ungemach ausſtehen? So werdet ihr ihnen antworten muͤſſen: „Um dieſes und jenes kleinen Verzugs willen, da wir uns“ hie und dort mit nichtigen Dingen aufgehalten und“ gemeynet, es waͤre noch Zeit genug, in die Stadt zu“ kommen, und man ſchlieſſe die Thore nicht ſo ge-“ ſchwind zu.‟ Da werden ſie euch weiters fra- gen: Ob ihr dann nicht ſeyet gewarnet wor- den, und ob ihr des Koͤnigs Ordre nicht ge- wußt, daß precis auf die beſtimmte Minute das Thor zugehen ſolle, ohne Anſehen der Perſon, die etwa noch ſchreyen moͤchte: Waͤchter! Harre noch ein wenig! Da wer- det ihrs geſtehen und ſagen muͤſſen: „Ja“ unſere wertheſte Kinder! Es iſt dem alſo: Beſſer“ waͤre es fuͤr uns geweſen zu fruͤhe als zu ſpat, und“ das gewiſſe geſpielt: Ach wie ein groſſes haben wir“ auf Gerathwohl hin gewaget! Wie ſchmertzet es“ uns jetzt, euch auſſer dem Hochzeit-Hauſe, dem“ neuen Jeruſalem, vom Koͤnig abgewieſen zu ſehen!“ Wir bemuͤheten uns, ein feines, warmes Neſt des“ Gluͤcks auf Erden, ein ordentliche Heimath euch“ zuzurichten; jetzt iſt alles im vollem Brand, was“ wir

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/17>, abgerufen am 24.11.2024.