den-Männer, der einige Paulus und Moses ausgenommen, damit die Gelehrten zu ihrem Trost ein Zeugniß haben, daß auch sie aus der Schule der selbst-ständigen Weisheit nicht ausge- schlossen seyen, und das ewige Wort des Vaters und der Heilige Geist auch zu ihnen kommen wolle, wo sie nur ihre Hertzen vom Ehr- und Geld-Geitz, Neid und böser Eifersucht und sonsten von allen eigenwillig- und eigenliebigen Neigungen und sünd- lichen Lüsten gründlich säubern und reinigen lassen.
6) Endlich ist es bey den Stadt-Leuten/ wann sie also urtheilen, eine Verdammniß-wür- dige Unerfahrenheit in denen Geheimnissen des Himmelreichs und ein scheußlich grober Unverstand; bey dem Bauren-Volck aber eine recht teuflli- sche Bosheit, und die allerschnödeste Verachtung GOttes und seiner Heyls-Ordnung, die sie nicht einmal zu wissen begehren, zur Probe, wie wenig ihnen an der Freundschafft des ewigen GOttes ge- legen seye. Wie werden aber ihre kahle Entschul- digungen: Sie seyen nicht so spitzig stu- dirt/ sie haben nicht so der weil wie an- dere Leute/ sie können nicht allezeit be- ten und über dem Buch sitzen/ und was dergleichen verächtliche Reden und elende Behelffe mehr sind; wie werden sie, sage ich, allzumal, wie Spinn-Gewebe, so sie aus ihren vergiffteten Eingeweiden gesponnen haben, verpfladdern am Tage des Gerichts, da der Richter ihnen ihre sa- tanische Schalckheit und die abscheuliche Schlan- gen- und Kroten-Gestalt ihrer Seelen, als auf ei- ner Tafel gleichsam gemahlet vor das Gewissen le-
gen
Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnben
den-Maͤnner, der einige Paulus und Moſes ausgenommen, damit die Gelehrten zu ihrem Troſt ein Zeugniß haben, daß auch ſie aus der Schule der ſelbſt-ſtaͤndigen Weisheit nicht ausge- ſchloſſen ſeyen, und das ewige Wort des Vaters und der Heilige Geiſt auch zu ihnen kommen wolle, wo ſie nur ihre Hertzen vom Ehr- und Geld-Geitz, Neid und boͤſer Eiferſucht und ſonſten von allen eigenwillig- und eigenliebigen Neigungen und ſuͤnd- lichen Luͤſten gruͤndlich ſaͤubern und reinigen laſſen.
6) Endlich iſt es bey den Stadt-Leuten/ wann ſie alſo urtheilen, eine Verdammniß-wuͤr- dige Unerfahrenheit in denen Geheimniſſen des Himmelreichs und ein ſcheußlich grober Unverſtand; bey dem Bauren-Volck aber eine recht teuflli- ſche Bosheit, und die allerſchnoͤdeſte Verachtung GOttes und ſeiner Heyls-Ordnung, die ſie nicht einmal zu wiſſen begehren, zur Probe, wie wenig ihnen an der Freundſchafft des ewigen GOttes ge- legen ſeye. Wie werden aber ihre kahle Entſchul- digungen: Sie ſeyen nicht ſo ſpitzig ſtu- dirt/ ſie haben nicht ſo der weil wie an- dere Leute/ ſie koͤnnen nicht allezeit be- ten und uͤber dem Buch ſitzen/ und was dergleichen veraͤchtliche Reden und elende Behelffe mehr ſind; wie werden ſie, ſage ich, allzumal, wie Spinn-Gewebe, ſo ſie aus ihren vergiffteten Eingeweiden geſponnen haben, verpfladdern am Tage des Gerichts, da der Richter ihnen ihre ſa- taniſche Schalckheit und die abſcheuliche Schlan- gen- und Kroten-Geſtalt ihrer Seelen, als auf ei- ner Tafel gleichſam gemahlet vor das Gewiſſen le-
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Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnben
den-Maͤnner, der einige Paulus und Moſes
ausgenommen, damit die Gelehrten zu ihrem
Troſt ein Zeugniß haben, daß auch ſie aus der
Schule der ſelbſt-ſtaͤndigen Weisheit nicht ausge-
ſchloſſen ſeyen, und das ewige Wort des Vaters
und der Heilige Geiſt auch zu ihnen kommen wolle,
wo ſie nur ihre Hertzen vom Ehr- und Geld-Geitz,
Neid und boͤſer Eiferſucht und ſonſten von allen
eigenwillig- und eigenliebigen Neigungen und ſuͤnd-
lichen Luͤſten gruͤndlich ſaͤubern und reinigen laſſen.
6) Endlich iſt es bey den Stadt-Leuten/
wann ſie alſo urtheilen, eine Verdammniß-wuͤr-
dige Unerfahrenheit in denen Geheimniſſen des
Himmelreichs und ein ſcheußlich grober Unverſtand;
bey dem Bauren-Volck aber eine recht teuflli-
ſche Bosheit, und die allerſchnoͤdeſte Verachtung
GOttes und ſeiner Heyls-Ordnung, die ſie nicht
einmal zu wiſſen begehren, zur Probe, wie wenig
ihnen an der Freundſchafft des ewigen GOttes ge-
legen ſeye. Wie werden aber ihre kahle Entſchul-
digungen: Sie ſeyen nicht ſo ſpitzig ſtu-
dirt/ ſie haben nicht ſo der weil wie an-
dere Leute/ ſie koͤnnen nicht allezeit be-
ten und uͤber dem Buch ſitzen/ und was
dergleichen veraͤchtliche Reden und elende Behelffe
mehr ſind; wie werden ſie, ſage ich, allzumal,
wie Spinn-Gewebe, ſo ſie aus ihren vergiffteten
Eingeweiden geſponnen haben, verpfladdern am
Tage des Gerichts, da der Richter ihnen ihre ſa-
taniſche Schalckheit und die abſcheuliche Schlan-
gen- und Kroten-Geſtalt ihrer Seelen, als auf ei-
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/168>, abgerufen am 16.02.2025.
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