an GOTT und seinem Reich, Blindheit an den himmlischen Geheimnissen, Abkehr vom Buß- Kampff und der neuen Geburt, Sicherheit in Sün- den, Wahn-Glaube, Kaltsinnigkeit gegen den Heyland samt ihrer falschen Hoffnung ihnen zum Greuel wird. Wann diesem allem zufolg die Kin- der von denen so gar nahen Versuchungs-Kräff- ten ihrer eigenen Eltern nicht sollen beschädiget wer- den; so muß Oel und Wein, Geist und Leben reichlich in ihren Hertzen seyn: Eben wie die Trau- ben in Lacoten den Reiffen widerstehen, so daß sie nicht nur keinen Schaden kriegen, sondern nur noch milder und süsser davon werden, weilen sie mehr Geist als andere in sich haben.
§. 4.
Nicht nur aber bist du, liebes Kind, des bö- sen Evempels halben deiner Eltern, alle Ta- ge unzehliger Gefahr unterworffen/ am Heyl deiner Seelen Schiffbruch zu lei- den: Sondern auch und vornemlich dannzumah- len, wann dazu kommt/ daß sich die El- tern mit Fleiß Mühe geben, den boshaff- ten und üppigen Welt-Sinn in den Kindern zu pflantzen: Es ist ja die heutige Art der Erziehung, sonderlich vornehmet Kinder also eingerichter/ daß die Nei- gungen der Eigen-Liebe bey denen Kin- dern dadurch recht aufgewärmet und in Brand gestecket werden.
§. 5. So
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
an GOTT und ſeinem Reich, Blindheit an den himmliſchen Geheimniſſen, Abkehr vom Buß- Kampff und der neuen Geburt, Sicherheit in Suͤn- den, Wahn-Glaube, Kaltſinnigkeit gegen den Heyland ſamt ihrer falſchen Hoffnung ihnen zum Greuel wird. Wann dieſem allem zufolg die Kin- der von denen ſo gar nahen Verſuchungs-Kraͤff- ten ihrer eigenen Eltern nicht ſollen beſchaͤdiget wer- den; ſo muß Oel und Wein, Geiſt und Leben reichlich in ihren Hertzen ſeyn: Eben wie die Trau- ben in Lacoten den Reiffen widerſtehen, ſo daß ſie nicht nur keinen Schaden kriegen, ſondern nur noch milder und ſuͤſſer davon werden, weilen ſie mehr Geiſt als andere in ſich haben.
§. 4.
Nicht nur aber biſt du, liebes Kind, des boͤ- ſen Evempels halben deiner Eltern, alle Ta- ge unzehliger Gefahr unterworffen/ am Heyl deiner Seelen Schiffbruch zu lei- den: Sondern auch und vornemlich dannzumah- len, wann dazu kommt/ daß ſich die El- tern mit Fleiß Muͤhe geben, den boshaff- ten und uͤppigen Welt-Sinn in den Kindern zu pflantzen: Es iſt ja die heutige Art der Erziehung, ſonderlich vornehmet Kinder alſo eingerichter/ daß die Nei- gungen der Eigen-Liebe bey denen Kin- dern dadurch recht aufgewaͤrmet und in Brand geſtecket werden.
§. 5. So
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der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
an GOTT und ſeinem Reich, Blindheit an den
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Kampff und der neuen Geburt, Sicherheit in Suͤn-
den, Wahn-Glaube, Kaltſinnigkeit gegen den
Heyland ſamt ihrer falſchen Hoffnung ihnen zum
Greuel wird. Wann dieſem allem zufolg die Kin-
der von denen ſo gar nahen Verſuchungs-Kraͤff-
ten ihrer eigenen Eltern nicht ſollen beſchaͤdiget wer-
den; ſo muß Oel und Wein, Geiſt und Leben
reichlich in ihren Hertzen ſeyn: Eben wie die Trau-
ben in Lacoten den Reiffen widerſtehen, ſo daß ſie
nicht nur keinen Schaden kriegen, ſondern nur
noch milder und ſuͤſſer davon werden, weilen ſie
mehr Geiſt als andere in ſich haben.
§. 4.
Nicht nur aber biſt du, liebes Kind, des boͤ-
ſen Evempels halben deiner Eltern, alle Ta-
ge unzehliger Gefahr unterworffen/ am
Heyl deiner Seelen Schiffbruch zu lei-
den: Sondern auch und vornemlich dannzumah-
len, wann dazu kommt/ daß ſich die El-
tern mit Fleiß Muͤhe geben, den boshaff-
ten und uͤppigen Welt-Sinn in den Kindern
zu pflantzen: Es iſt ja die heutige Art
der Erziehung, ſonderlich vornehmet
Kinder alſo eingerichter/ daß die Nei-
gungen der Eigen-Liebe bey denen Kin-
dern dadurch recht aufgewaͤrmet und in
Brand geſtecket werden.
§. 5. So
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/161>, abgerufen am 17.07.2024.
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