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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 2. Die zweyte Quelle
wohl zu hüten, daß du nicht jeglichem Geist leicht-
lich folgest: Prüfe vielmehr zuvor die Geister, ob
sie aus GOtt seyen? Ob sie deinen Gebets-Eifer
noch mehr entzünden; oder dich darinnen lau und
läßig machen, mithin liederlich vor der Welt, und
noch mehr vor GOTT und seinen Engeln darstel-
len? Jsts das letztere, ach so zweifle nicht, und
glaube nur, du seyest in eine böse Lufft gekommen,
und das Ubel allbereit bey dir eingedrungen; es
seye demnach hohe Zeit, dich im Blut deines Er-
lösers von dem angespritzten Gifft säubern zu las-
sen; ehe es um sich fresse, Pest-Beulen werffe, die
Seele dem andern Tod einlieffere, und du ein zwey-
mahl erstorbener Baum werdest: Welches schon
manchem in unsern Zeiten begegnet ist; zumahlen
da ein verführischer Geist in die Welt ausgegan-
gen ist, der das immerwährende Gebet vor
verdächtig und unnütz angiebet, so dem arg-tücki-
schen Fleisch zu hören nicht unangenehm ist; was
man nun gerne höret, das glaubt man auch leicht:
So bald also der Teuffel das erhält, so hat er ge-
wonnen Spiel. Dann er trifft sie allein an ohne
JEsu, dem sie anjetzo nicht mehr so mühsam an-
hangen will; sie sinckt in einen Zauber-Schlaff,
und weißt nichts von dem grausamen Schaden, so
ihr widerfähret und alle Tage gefährlicher wird;
wiewohl sie spühret, daß es nicht mehr so gut um
sie stehet, wie gestern und ehegestern. Was sie
aber hindert, nüchtern zu werden, und in ihr ehe-
mahliges Geleise wieder einzulencken, ist, daß das
unvorsichtige Kind die Worte der Schlangen an-
genommen und als einen Verblendungs-Bissen in

sich

Cap. 2. Die zweyte Quelle
wohl zu huͤten, daß du nicht jeglichem Geiſt leicht-
lich folgeſt: Pruͤfe vielmehr zuvor die Geiſter, ob
ſie aus GOtt ſeyen? Ob ſie deinen Gebets-Eifer
noch mehr entzuͤnden; oder dich darinnen lau und
laͤßig machen, mithin liederlich vor der Welt, und
noch mehr vor GOTT und ſeinen Engeln darſtel-
len? Jſts das letztere, ach ſo zweifle nicht, und
glaube nur, du ſeyeſt in eine boͤſe Lufft gekommen,
und das Ubel allbereit bey dir eingedrungen; es
ſeye demnach hohe Zeit, dich im Blut deines Er-
loͤſers von dem angeſpritzten Gifft ſaͤubern zu laſ-
ſen; ehe es um ſich freſſe, Peſt-Beulen werffe, die
Seele dem andern Tod einlieffere, und du ein zwey-
mahl erſtorbener Baum werdeſt: Welches ſchon
manchem in unſern Zeiten begegnet iſt; zumahlen
da ein verfuͤhriſcher Geiſt in die Welt ausgegan-
gen iſt, der das immerwaͤhrende Gebet vor
verdaͤchtig und unnuͤtz angiebet, ſo dem arg-tuͤcki-
ſchen Fleiſch zu hoͤren nicht unangenehm iſt; was
man nun gerne hoͤret, das glaubt man auch leicht:
So bald alſo der Teuffel das erhaͤlt, ſo hat er ge-
wonnen Spiel. Dann er trifft ſie allein an ohne
JEſu, dem ſie anjetzo nicht mehr ſo muͤhſam an-
hangen will; ſie ſinckt in einen Zauber-Schlaff,
und weißt nichts von dem grauſamen Schaden, ſo
ihr widerfaͤhret und alle Tage gefaͤhrlicher wird;
wiewohl ſie ſpuͤhret, daß es nicht mehr ſo gut um
ſie ſtehet, wie geſtern und ehegeſtern. Was ſie
aber hindert, nuͤchtern zu werden, und in ihr ehe-
mahliges Geleiſe wieder einzulencken, iſt, daß das
unvorſichtige Kind die Worte der Schlangen an-
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[132/0150] Cap. 2. Die zweyte Quelle wohl zu huͤten, daß du nicht jeglichem Geiſt leicht- lich folgeſt: Pruͤfe vielmehr zuvor die Geiſter, ob ſie aus GOtt ſeyen? Ob ſie deinen Gebets-Eifer noch mehr entzuͤnden; oder dich darinnen lau und laͤßig machen, mithin liederlich vor der Welt, und noch mehr vor GOTT und ſeinen Engeln darſtel- len? Jſts das letztere, ach ſo zweifle nicht, und glaube nur, du ſeyeſt in eine boͤſe Lufft gekommen, und das Ubel allbereit bey dir eingedrungen; es ſeye demnach hohe Zeit, dich im Blut deines Er- loͤſers von dem angeſpritzten Gifft ſaͤubern zu laſ- ſen; ehe es um ſich freſſe, Peſt-Beulen werffe, die Seele dem andern Tod einlieffere, und du ein zwey- mahl erſtorbener Baum werdeſt: Welches ſchon manchem in unſern Zeiten begegnet iſt; zumahlen da ein verfuͤhriſcher Geiſt in die Welt ausgegan- gen iſt, der das immerwaͤhrende Gebet vor verdaͤchtig und unnuͤtz angiebet, ſo dem arg-tuͤcki- ſchen Fleiſch zu hoͤren nicht unangenehm iſt; was man nun gerne hoͤret, das glaubt man auch leicht: So bald alſo der Teuffel das erhaͤlt, ſo hat er ge- wonnen Spiel. Dann er trifft ſie allein an ohne JEſu, dem ſie anjetzo nicht mehr ſo muͤhſam an- hangen will; ſie ſinckt in einen Zauber-Schlaff, und weißt nichts von dem grauſamen Schaden, ſo ihr widerfaͤhret und alle Tage gefaͤhrlicher wird; wiewohl ſie ſpuͤhret, daß es nicht mehr ſo gut um ſie ſtehet, wie geſtern und ehegeſtern. Was ſie aber hindert, nuͤchtern zu werden, und in ihr ehe- mahliges Geleiſe wieder einzulencken, iſt, daß das unvorſichtige Kind die Worte der Schlangen an- genommen und als einen Verblendungs-Biſſen in ſich

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/150>, abgerufen am 25.11.2024.