Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 2. Die zweyte Quelle
es Paulus gegen einander abgewogen; 2 Cor.
4, 17. Röm. 8, 18. So machten es alle Heil.
Märtyrer, welche in Sachen der andern Welt
gar guten Verstand hatten. So gienge auch je-
ner Jtaliänische Marggraf Caracciolus (*) zu
Werck. Ein redlicher Vater wird nun sothane
himmlische Einleuchtung vor seinem eignen Fleisch und
Blut nicht verheelen; sondern ihnen offenhertzig ent-
decken und etwa sagen: "Meine Hertzens-Kinder!
"Jch habe bey der Heil. Tauffe einen Bund mit
"GOtt aufgerichtet in eurein Nahmen, und euch
"dem Dreyeinigen Bundes-GOtt anvertrauet.
"Da ihr nun dessen berichtet seyd; so ist die
"Frage, ob ihr damit zufrieden, und ob ihr nicht
"vom Tode der Sünden und des Teuffels für
"das Fleisch Nahrung ziehen, sondern vom Leben
"GOttes leben, mithin euere Seele wohl bera-
"then wollet aufs Zukünfftige? Jhr habt nun die
"Wahl und Bedenck-Zeit bis auf Morgen;
"Hört ihrs aber und verstehet mich wohl: Stel-
"let ihr euch der Welt gleich; so habt ihr zwar
"etwa einen kleinen Augenblick Nutzen und Freu-
"de davon; hernach aber ists aus und nichts wei-
"ters zu hoffen: Jhr habt euren Lohn dahin:
"Werffet ihr euch hingegen in die Schoos des so
"wohlthuenden, erbarmenden und liebseligen GOt-
"tes und Christi; so findet ihr euerer Seligkeit
"kein Ende, und hat dann euer Reichthum, euere
"Herrlichkeit, Ehre und Freude weder Maß noch
"Ziel. Mein Kind! Jch sähe gern, daß es dir

recht
(*) Von ihm siehe ein mehrers in Reitzens Hist. der
Wiedergebohrnen. II. Theil.

Cap. 2. Die zweyte Quelle
es Paulus gegen einander abgewogen; 2 Cor.
4, 17. Roͤm. 8, 18. So machten es alle Heil.
Maͤrtyrer, welche in Sachen der andern Welt
gar guten Verſtand hatten. So gienge auch je-
ner Jtaliaͤniſche Marggraf Caracciolus (*) zu
Werck. Ein redlicher Vater wird nun ſothane
himmliſche Einleuchtung vor ſeinem eignen Fleiſch und
Blut nicht verheelen; ſondern ihnen offenhertzig ent-
decken und etwa ſagen: „Meine Hertzens-Kinder!
“Jch habe bey der Heil. Tauffe einen Bund mit
“GOtt aufgerichtet in eurein Nahmen, und euch
“dem Dreyeinigen Bundes-GOtt anvertrauet.
“Da ihr nun deſſen berichtet ſeyd; ſo iſt die
“Frage, ob ihr damit zufrieden, und ob ihr nicht
“vom Tode der Suͤnden und des Teuffels fuͤr
“das Fleiſch Nahrung ziehen, ſondern vom Leben
“GOttes leben, mithin euere Seele wohl bera-
“then wollet aufs Zukuͤnfftige? Jhr habt nun die
“Wahl und Bedenck-Zeit bis auf Morgen;
“Hoͤrt ihrs aber und verſtehet mich wohl: Stel-
“let ihr euch der Welt gleich; ſo habt ihr zwar
“etwa einen kleinen Augenblick Nutzen und Freu-
“de davon; hernach aber iſts aus und nichts wei-
“ters zu hoffen: Jhr habt euren Lohn dahin:
“Werffet ihr euch hingegen in die Schoos des ſo
“wohlthuenden, erbarmenden und liebſeligen GOt-
“tes und Chriſti; ſo findet ihr euerer Seligkeit
“kein Ende, und hat dann euer Reichthum, euere
“Herrlichkeit, Ehre und Freude weder Maß noch
“Ziel. Mein Kind! Jch ſaͤhe gern, daß es dir

recht
(*) Von ihm ſiehe ein mehrers in Reitzens Hiſt. der
Wiedergebohrnen. II. Theil.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0122" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 2. Die zweyte Quelle</hi></fw><lb/>
es <hi rendition="#fr">Paulus</hi> gegen einander abgewogen; 2 Cor.<lb/>
4, 17. Ro&#x0364;m. 8, 18. So machten es alle Heil.<lb/>
Ma&#x0364;rtyrer, welche in Sachen der andern Welt<lb/>
gar guten Ver&#x017F;tand hatten. So gienge auch je-<lb/>
ner Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che Marggraf <hi rendition="#aq">Caracciolus</hi> <note place="foot" n="(*)">Von ihm &#x017F;iehe ein mehrers in Reitzens Hi&#x017F;t. der<lb/>
Wiedergebohrnen. <hi rendition="#aq">II.</hi> Theil.</note> zu<lb/>
Werck. Ein redlicher Vater wird nun &#x017F;othane<lb/>
himmli&#x017F;che Einleuchtung vor &#x017F;einem eignen Flei&#x017F;ch und<lb/>
Blut nicht verheelen; &#x017F;ondern ihnen offenhertzig ent-<lb/>
decken und etwa &#x017F;agen: &#x201E;Meine Hertzens-Kinder!<lb/>
&#x201C;Jch habe bey der Heil. Tauffe einen Bund mit<lb/>
&#x201C;GOtt aufgerichtet in eurein Nahmen, und euch<lb/>
&#x201C;dem Dreyeinigen Bundes-GOtt anvertrauet.<lb/>
&#x201C;Da ihr nun de&#x017F;&#x017F;en berichtet &#x017F;eyd; &#x017F;o i&#x017F;t die<lb/>
&#x201C;Frage, ob ihr damit zufrieden, und ob ihr nicht<lb/>
&#x201C;vom Tode der Su&#x0364;nden und des Teuffels fu&#x0364;r<lb/>
&#x201C;das Flei&#x017F;ch Nahrung ziehen, &#x017F;ondern vom Leben<lb/>
&#x201C;GOttes leben, mithin euere Seele wohl bera-<lb/>
&#x201C;then wollet aufs Zuku&#x0364;nfftige? Jhr habt nun die<lb/>
&#x201C;Wahl und Bedenck-Zeit bis auf Morgen;<lb/>
&#x201C;Ho&#x0364;rt ihrs aber und ver&#x017F;tehet mich wohl: Stel-<lb/>
&#x201C;let ihr euch der Welt gleich; &#x017F;o habt ihr zwar<lb/>
&#x201C;etwa einen kleinen Augenblick Nutzen und Freu-<lb/>
&#x201C;de davon; hernach aber i&#x017F;ts aus und nichts wei-<lb/>
&#x201C;ters zu hoffen: Jhr habt euren Lohn dahin:<lb/>
&#x201C;Werffet ihr euch hingegen in die Schoos des &#x017F;o<lb/>
&#x201C;wohlthuenden, erbarmenden und lieb&#x017F;eligen GOt-<lb/>
&#x201C;tes und Chri&#x017F;ti; &#x017F;o findet ihr euerer Seligkeit<lb/>
&#x201C;kein Ende, und hat dann euer Reichthum, euere<lb/>
&#x201C;Herrlichkeit, Ehre und Freude weder Maß noch<lb/>
&#x201C;Ziel. Mein Kind! Jch &#x017F;a&#x0364;he gern, daß es dir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">recht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0122] Cap. 2. Die zweyte Quelle es Paulus gegen einander abgewogen; 2 Cor. 4, 17. Roͤm. 8, 18. So machten es alle Heil. Maͤrtyrer, welche in Sachen der andern Welt gar guten Verſtand hatten. So gienge auch je- ner Jtaliaͤniſche Marggraf Caracciolus (*) zu Werck. Ein redlicher Vater wird nun ſothane himmliſche Einleuchtung vor ſeinem eignen Fleiſch und Blut nicht verheelen; ſondern ihnen offenhertzig ent- decken und etwa ſagen: „Meine Hertzens-Kinder! “Jch habe bey der Heil. Tauffe einen Bund mit “GOtt aufgerichtet in eurein Nahmen, und euch “dem Dreyeinigen Bundes-GOtt anvertrauet. “Da ihr nun deſſen berichtet ſeyd; ſo iſt die “Frage, ob ihr damit zufrieden, und ob ihr nicht “vom Tode der Suͤnden und des Teuffels fuͤr “das Fleiſch Nahrung ziehen, ſondern vom Leben “GOttes leben, mithin euere Seele wohl bera- “then wollet aufs Zukuͤnfftige? Jhr habt nun die “Wahl und Bedenck-Zeit bis auf Morgen; “Hoͤrt ihrs aber und verſtehet mich wohl: Stel- “let ihr euch der Welt gleich; ſo habt ihr zwar “etwa einen kleinen Augenblick Nutzen und Freu- “de davon; hernach aber iſts aus und nichts wei- “ters zu hoffen: Jhr habt euren Lohn dahin: “Werffet ihr euch hingegen in die Schoos des ſo “wohlthuenden, erbarmenden und liebſeligen GOt- “tes und Chriſti; ſo findet ihr euerer Seligkeit “kein Ende, und hat dann euer Reichthum, euere “Herrlichkeit, Ehre und Freude weder Maß noch “Ziel. Mein Kind! Jch ſaͤhe gern, daß es dir recht (*) Von ihm ſiehe ein mehrers in Reitzens Hiſt. der Wiedergebohrnen. II. Theil.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/122
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/122>, abgerufen am 25.11.2024.