Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.der Verführung der Jugend. Tochter eine grosse Freude im Himmel ist unter de-nen Engeln als himmlischen Hof-Bedienten, die das Singen fein hüpsch verstehen und ihr Music- Spiel Chor-weise klingen lassen, so daß alle Him- mel von Jubel-Gesängen und Triumph-Liedern er- thönen über junge Hertzen, welche als das Eigen- thum JEsu der Sünde und Welt absterben und nur Christo zu Ehren leben wollen. Siehe, so sollten auch fürnemlich hier Vater und Mutter vor Freuden nicht wissen ob sie noch auf Erden oder schon im Himmel seyen: Hier sollten sie in eine Ohnmacht sincken wie Jacob vor Freuden, daß Joseph noch lebe; wo nicht gar vor Freuden ster- ben, wie jener Vater/ da seine drey Söhne ihre in denen Olympischen Ritter-Spielen erhaltene Kräntze auf ihn zugeworffen, mit kind-hertzlicher Dancksagung vor seine gute Erziehung: Durch diese ihrem Kind erwiesene Liebe GOttes und Chri- sti sollten sie in eine solch süsse Himmels-Wonne und Gegen-Liebe gegen den so hohen Wohlthäter gezogen und eingeschmoltzen werden, daß sie vor Erkänntlichkeit gleichsam zerfliessen und bald von nichts anders singen und sagen möchten, als nur von der hohen Gnaden und dem unermäßlichen Glück, womit der König der Herrlichkeit ihr Haus heimgesuchet habe: Da sollte es immerdar heissen: "Unser Sohn ist ein himmlischer König, unsere" Tochter eine himmlische Prinzeßin worden, über" alle Creaturen in Ewigkeit mit Christo zu herr-" schen, und von denen Thron-Fürsten der obern" Licht-Welt Aufwart zu nehmen. Es ist nahe" kommen das Ende aller Dingen, da alle Götzen" der"
der Verfuͤhrung der Jugend. Tochter eine groſſe Freude im Himmel iſt unter de-nen Engeln als himmliſchen Hof-Bedienten, die das Singen fein huͤpſch verſtehen und ihr Muſic- Spiel Chor-weiſe klingen laſſen, ſo daß alle Him- mel von Jubel-Geſaͤngen und Triumph-Liedern er- thoͤnen uͤber junge Hertzen, welche als das Eigen- thum JEſu der Suͤnde und Welt abſterben und nur Chriſto zu Ehren leben wollen. Siehe, ſo ſollten auch fuͤrnemlich hier Vater und Mutter vor Freuden nicht wiſſen ob ſie noch auf Erden oder ſchon im Himmel ſeyen: Hier ſollten ſie in eine Ohnmacht ſincken wie Jacob vor Freuden, daß Joſeph noch lebe; wo nicht gar vor Freuden ſter- ben, wie jener Vater/ da ſeine drey Soͤhne ihre in denen Olympiſchen Ritter-Spielen erhaltene Kraͤntze auf ihn zugeworffen, mit kind-hertzlicher Danckſagung vor ſeine gute Erziehung: Durch dieſe ihrem Kind erwieſene Liebe GOttes und Chri- ſti ſollten ſie in eine ſolch ſuͤſſe Himmels-Wonne und Gegen-Liebe gegen den ſo hohen Wohlthaͤter gezogen und eingeſchmoltzen werden, daß ſie vor Erkaͤnntlichkeit gleichſam zerflieſſen und bald von nichts anders ſingen und ſagen moͤchten, als nur von der hohen Gnaden und dem unermaͤßlichen Gluͤck, womit der Koͤnig der Herrlichkeit ihr Haus heimgeſuchet habe: Da ſollte es immerdar heiſſen: „Unſer Sohn iſt ein himmliſcher Koͤnig, unſere“ Tochter eine himmliſche Prinzeßin worden, uͤber“ alle Creaturen in Ewigkeit mit Chriſto zu herr-“ ſchen, und von denen Thron-Fuͤrſten der obern“ Licht-Welt Aufwart zu nehmen. Es iſt nahe“ kommen das Ende aller Dingen, da alle Goͤtzen“ der“
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der Verfuͤhrung der Jugend.
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das Singen fein huͤpſch verſtehen und ihr Muſic-
Spiel Chor-weiſe klingen laſſen, ſo daß alle Him-
mel von Jubel-Geſaͤngen und Triumph-Liedern er-
thoͤnen uͤber junge Hertzen, welche als das Eigen-
thum JEſu der Suͤnde und Welt abſterben und
nur Chriſto zu Ehren leben wollen. Siehe, ſo
ſollten auch fuͤrnemlich hier Vater und Mutter
vor Freuden nicht wiſſen ob ſie noch auf Erden oder
ſchon im Himmel ſeyen: Hier ſollten ſie in eine
Ohnmacht ſincken wie Jacob vor Freuden, daß
Joſeph noch lebe; wo nicht gar vor Freuden ſter-
ben, wie jener Vater/ da ſeine drey Soͤhne ihre
in denen Olympiſchen Ritter-Spielen erhaltene
Kraͤntze auf ihn zugeworffen, mit kind-hertzlicher
Danckſagung vor ſeine gute Erziehung: Durch
dieſe ihrem Kind erwieſene Liebe GOttes und Chri-
ſti ſollten ſie in eine ſolch ſuͤſſe Himmels-Wonne
und Gegen-Liebe gegen den ſo hohen Wohlthaͤter
gezogen und eingeſchmoltzen werden, daß ſie vor
Erkaͤnntlichkeit gleichſam zerflieſſen und bald von
nichts anders ſingen und ſagen moͤchten, als nur
von der hohen Gnaden und dem unermaͤßlichen
Gluͤck, womit der Koͤnig der Herrlichkeit ihr Haus
heimgeſuchet habe: Da ſollte es immerdar heiſſen:
„Unſer Sohn iſt ein himmliſcher Koͤnig, unſere“
Tochter eine himmliſche Prinzeßin worden, uͤber“
alle Creaturen in Ewigkeit mit Chriſto zu herr-“
ſchen, und von denen Thron-Fuͤrſten der obern“
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