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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
macht
worden.
förderen, das bey dir abgelegt, und aus hertzlicher Liebe zu deinem
Heyl, nicht ohne Thränen an dich ist geschrieben worden, solche schnö-
de Geld-Liebe wird nicht grosse Ehre haben vor Christo am Jüngsten
Tag; Einmahl gibest du darmit vor GOTT und allen Heiligen En-
geln, ja vor der gantzen Welt zu erkennen, daß du nicht von Christi
Religion seyest, (welche uns ja lehrt den Mammon tausendmal lusti-
ger und williger zur Beförderung der Ehre GOttes, als zu hochpräch-
tigem Leben anwenden) obschon du Reformiert heissest, sintemal die-
ses kleine Tractätgen (so durchaus auf die Erhöhung Christi zie-
let über allen Glantz der Welt) also gar schlechte Gunst bey dir ge-
funden, daß selbiges Jahr und Tag bey dir gelegen, und der Author
an einander vertröstet worden, es werde eigentlich die nächste Meß
im Druck ausgehen. Jch will zwar wohl glauben, es habe noch
fromme Hertzen in dir, aber solche mögen entweder nicht so reich seyn
oder sonst nichts davon gewußt haben.

Wunsch
zur Bes-
serung.

§. 3. Ubrigens solte mir sonderbar lieb seyn, wann du mich zum
Lugner machtest in meinem einfältigen Urtheil, nicht eben darinn,
daß du es noch drucken liessest, massen es schon seine Liebhaber an-
derwärtig gefunden, sondern in einem recht ernsten Gehorsam gegen
dem Evangelio GOttes in deinem gantzen Leben, worauf dieses Tra-
ctätgen nur allen ziehlet: Sonsten muß es auch den Buchdruckeren
wohl bekannt seyn, daß man insgemein dergleichen Schrifften vom
Himmelreich wenig nachfrage, allermassen sie sich um dero Abgang
nicht so sehr bekümmeret hätten: Summa, der Mammon ist der
Haupt-Götz der Christenheit: dann da ist nicht nur kein Vertrauen in
GOtt, an dessen miltreicher Vorsorg die Hertzen gantz überall ver-
zagt sind, sondern man thut dem Teuffel lieber etwas zu Gefallen um
eine Ducaten, als GOtt um ein Stück Brod, so wenig kennet
man seine Herrlichkeit im Geist und in der Krafft, weil man also hoch
ins Geld verliebt ist.

Vermah-
nung an
die Erden
Pilger,
zum Her-
beykom-
men.

§. 4. Nun wohlan ihr Perlen-Sucher! kommt jetzt zu beschauen,
was euch niemand als die Erfahrung nach der Mühe zeigen kan, nem-
lich der Perlen Glantz und Pracht; Habt ihr bereits so viel Zeit und
Krafft im Koth und Schein verzehret, ey so lasset euch keine Arbeit
dauren, vor diesen Lebens-Schatz. Was für Vortheils habt ihr an-
dere Menschen-Kinder nunmehr von allen Lock-Speisen des Satans,
als daß euere Stärcke dahin, euere Füsse vom Erden-Koth so schwer,
und in dem Sünden-Netze so verwicklet sind, daß ihr euch kaum mehr

nach

Betrachtungen
macht
worden.
foͤrderen, das bey dir abgelegt, und aus hertzlicher Liebe zu deinem
Heyl, nicht ohne Thraͤnen an dich iſt geſchrieben worden, ſolche ſchnoͤ-
de Geld-Liebe wird nicht groſſe Ehre haben vor Chriſto am Juͤngſten
Tag; Einmahl gibeſt du darmit vor GOTT und allen Heiligen En-
geln, ja vor der gantzen Welt zu erkennen, daß du nicht von Chriſti
Religion ſeyeſt, (welche uns ja lehrt den Mammon tauſendmal luſti-
ger und williger zur Befoͤrderung der Ehre GOttes, als zu hochpraͤch-
tigem Leben anwenden) obſchon du Reformiert heiſſeſt, ſintemal die-
ſes kleine Tractaͤtgen (ſo durchaus auf die Erhoͤhung Chriſti zie-
let uͤber allen Glantz der Welt) alſo gar ſchlechte Gunſt bey dir ge-
funden, daß ſelbiges Jahr und Tag bey dir gelegen, und der Author
an einander vertroͤſtet worden, es werde eigentlich die naͤchſte Meß
im Druck ausgehen. Jch will zwar wohl glauben, es habe noch
fromme Hertzen in dir, aber ſolche moͤgen entweder nicht ſo reich ſeyn
oder ſonſt nichts davon gewußt haben.

Wunſch
zur Beſ-
ſerung.

§. 3. Ubrigens ſolte mir ſonderbar lieb ſeyn, wann du mich zum
Lugner machteſt in meinem einfaͤltigen Urtheil, nicht eben darinn,
daß du es noch drucken lieſſeſt, maſſen es ſchon ſeine Liebhaber an-
derwaͤrtig gefunden, ſondern in einem recht ernſten Gehorſam gegen
dem Evangelio GOttes in deinem gantzen Leben, worauf dieſes Tra-
ctaͤtgen nur allen ziehlet: Sonſten muß es auch den Buchdruckeren
wohl bekannt ſeyn, daß man insgemein dergleichen Schrifften vom
Himmelreich wenig nachfrage, allermaſſen ſie ſich um dero Abgang
nicht ſo ſehr bekuͤmmeret haͤtten: Summa, der Mammon iſt der
Haupt-Goͤtz der Chriſtenheit: dann da iſt nicht nur kein Vertrauen in
GOtt, an deſſen miltreicher Vorſorg die Hertzen gantz uͤberall ver-
zagt ſind, ſondern man thut dem Teuffel lieber etwas zu Gefallen um
eine Ducaten, als GOtt um ein Stuͤck Brod, ſo wenig kennet
man ſeine Herrlichkeit im Geiſt und in der Krafft, weil man alſo hoch
ins Geld verliebt iſt.

Vermah-
nung an
die Erden
Pilger,
zum Her-
beykom-
men.

§. 4. Nun wohlan ihr Perlen-Sucher! kommt jetzt zu beſchauen,
was euch niemand als die Erfahrung nach der Muͤhe zeigen kan, nem-
lich der Perlen Glantz und Pracht; Habt ihr bereits ſo viel Zeit und
Krafft im Koth und Schein verzehret, ey ſo laſſet euch keine Arbeit
dauren, vor dieſen Lebens-Schatz. Was fuͤr Vortheils habt ihr an-
dere Menſchen-Kinder nunmehr von allen Lock-Speiſen des Satans,
als daß euere Staͤrcke dahin, euere Fuͤſſe vom Erden-Koth ſo ſchwer,
und in dem Suͤnden-Netze ſo verwicklet ſind, daß ihr euch kaum mehr

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[902/0998] Betrachtungen foͤrderen, das bey dir abgelegt, und aus hertzlicher Liebe zu deinem Heyl, nicht ohne Thraͤnen an dich iſt geſchrieben worden, ſolche ſchnoͤ- de Geld-Liebe wird nicht groſſe Ehre haben vor Chriſto am Juͤngſten Tag; Einmahl gibeſt du darmit vor GOTT und allen Heiligen En- geln, ja vor der gantzen Welt zu erkennen, daß du nicht von Chriſti Religion ſeyeſt, (welche uns ja lehrt den Mammon tauſendmal luſti- ger und williger zur Befoͤrderung der Ehre GOttes, als zu hochpraͤch- tigem Leben anwenden) obſchon du Reformiert heiſſeſt, ſintemal die- ſes kleine Tractaͤtgen (ſo durchaus auf die Erhoͤhung Chriſti zie- let uͤber allen Glantz der Welt) alſo gar ſchlechte Gunſt bey dir ge- funden, daß ſelbiges Jahr und Tag bey dir gelegen, und der Author an einander vertroͤſtet worden, es werde eigentlich die naͤchſte Meß im Druck ausgehen. Jch will zwar wohl glauben, es habe noch fromme Hertzen in dir, aber ſolche moͤgen entweder nicht ſo reich ſeyn oder ſonſt nichts davon gewußt haben. macht worden. §. 3. Ubrigens ſolte mir ſonderbar lieb ſeyn, wann du mich zum Lugner machteſt in meinem einfaͤltigen Urtheil, nicht eben darinn, daß du es noch drucken lieſſeſt, maſſen es ſchon ſeine Liebhaber an- derwaͤrtig gefunden, ſondern in einem recht ernſten Gehorſam gegen dem Evangelio GOttes in deinem gantzen Leben, worauf dieſes Tra- ctaͤtgen nur allen ziehlet: Sonſten muß es auch den Buchdruckeren wohl bekannt ſeyn, daß man insgemein dergleichen Schrifften vom Himmelreich wenig nachfrage, allermaſſen ſie ſich um dero Abgang nicht ſo ſehr bekuͤmmeret haͤtten: Summa, der Mammon iſt der Haupt-Goͤtz der Chriſtenheit: dann da iſt nicht nur kein Vertrauen in GOtt, an deſſen miltreicher Vorſorg die Hertzen gantz uͤberall ver- zagt ſind, ſondern man thut dem Teuffel lieber etwas zu Gefallen um eine Ducaten, als GOtt um ein Stuͤck Brod, ſo wenig kennet man ſeine Herrlichkeit im Geiſt und in der Krafft, weil man alſo hoch ins Geld verliebt iſt. §. 4. Nun wohlan ihr Perlen-Sucher! kommt jetzt zu beſchauen, was euch niemand als die Erfahrung nach der Muͤhe zeigen kan, nem- lich der Perlen Glantz und Pracht; Habt ihr bereits ſo viel Zeit und Krafft im Koth und Schein verzehret, ey ſo laſſet euch keine Arbeit dauren, vor dieſen Lebens-Schatz. Was fuͤr Vortheils habt ihr an- dere Menſchen-Kinder nunmehr von allen Lock-Speiſen des Satans, als daß euere Staͤrcke dahin, euere Fuͤſſe vom Erden-Koth ſo ſchwer, und in dem Suͤnden-Netze ſo verwicklet ſind, daß ihr euch kaum mehr nach

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/998>, abgerufen am 22.11.2024.