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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
Dessen
Heyls-
Ordnung
unverän-
lich ist,

§. 4. Hier wartest du auch vergebens, biß etwann dieser Perlen-
Preiß abschlage, auch hilfft dir nicht, dir Lehrer wollen erwählen,
so dir mit Wort und Wandel den Kauff ringer machen; Wann
ein Kauffmann dir eine schöne, grosse Perl um zwey Gulden dar-
botte, so würdest du leicht muthmassen, es wäre entweder gestohlen
oder falsch; Das erstere kan hier nicht seyn, so ist dann nothwen-
dig das letztere, nemlich daß es nichts nutz ist.

Aber die Leute habens gern also, sie sehen in geistlichen und ewi-
gen Dingen, nicht auf die Güte der Waar, sondern nur auf die
Wohlfeile, und wer sie nicht um ihre Seel, und einen Himmel-voll
Seeligkeit betriegt, ist ihnen nicht willkomm: Und ob sie schon wol-
len den Namen haben, als wollten sie die Perl wohl bezahlen, so
ists dennoch nur Schalckheit, indem sie nicht das geringste an Ehr,
Gut, eigener Weißheit, Gerechtigkeit und Vermögen wollen ver-
laugnen, JESU zu lieb und Lob; Es gehet ihnen eben wie einem
Geld-gierigen Händler, so lang er den Edelstein besiehet, ist er der
abgeredten Bezahlung zufrieden, alsbald er aber seine gläntzenden
Thaler und Ducaten ansiehet, und aus dem Kasten herlangen soll,
kommt ihn ein Reu-Kauff an, freylich als lang man an JESUM
gedenckt, Jhne, seine Treue und Herrlichkeit überleget, ist nichts
liebers, theurers, herrlichers, seeligers als Er, kommts aber zum
verkauffen, absagen, aufopfferen, dann ist Welt und selbst noch
lieber und werther; Es geht noch wohl wanns beym Rühmen bleibt,
und man sich nicht gar schämt ein Wörtgen von Christo zu sprechen,
und seiner Kinder Parthey zu nehmen.

und wer
sich nicht
drein
schickt, der
wird es zu
bereuen
haben.

§. 5. Ja wann ein Engel vom Himmel käme sichtbarlich, und
auf der Meß einen offnen Kram-Laden hielte, und Himmels-glän-
tzende Raritäten aus dem neuen Jerusalem feil bote, welche je-
dermann mit Augen sähe in ihrem verzuckenden Schönheits-Glantz,
so funde er noch wohl Käuffer; Aber weilen JESUS und seine
Güter, nicht in die äussere Sinnen fallen, so kan die Natur un-
möglich anders urtheilen, als es seye nur Einbildung, und sie gebe
das Wesen vor den Schatten; GOTT mag bezeugen, so lang

Er
Betrachtungen
Deſſen
Heyls-
Ordnung
unveraͤn-
lich iſt,

§. 4. Hier warteſt du auch vergebens, biß etwann dieſer Perlen-
Preiß abſchlage, auch hilfft dir nicht, dir Lehrer wollen erwaͤhlen,
ſo dir mit Wort und Wandel den Kauff ringer machen; Wann
ein Kauffmann dir eine ſchoͤne, groſſe Perl um zwey Gulden dar-
botte, ſo wuͤrdeſt du leicht muthmaſſen, es waͤre entweder geſtohlen
oder falſch; Das erſtere kan hier nicht ſeyn, ſo iſt dann nothwen-
dig das letztere, nemlich daß es nichts nutz iſt.

Aber die Leute habens gern alſo, ſie ſehen in geiſtlichen und ewi-
gen Dingen, nicht auf die Guͤte der Waar, ſondern nur auf die
Wohlfeile, und wer ſie nicht um ihre Seel, und einen Himmel-voll
Seeligkeit betriegt, iſt ihnen nicht willkomm: Und ob ſie ſchon wol-
len den Namen haben, als wollten ſie die Perl wohl bezahlen, ſo
iſts dennoch nur Schalckheit, indem ſie nicht das geringſte an Ehr,
Gut, eigener Weißheit, Gerechtigkeit und Vermoͤgen wollen ver-
laugnen, JESU zu lieb und Lob; Es gehet ihnen eben wie einem
Geld-gierigen Haͤndler, ſo lang er den Edelſtein beſiehet, iſt er der
abgeredten Bezahlung zufrieden, alsbald er aber ſeine glaͤntzenden
Thaler und Ducaten anſiehet, und aus dem Kaſten herlangen ſoll,
kommt ihn ein Reu-Kauff an, freylich als lang man an JESUM
gedenckt, Jhne, ſeine Treue und Herrlichkeit uͤberleget, iſt nichts
liebers, theurers, herrlichers, ſeeligers als Er, kommts aber zum
verkauffen, abſagen, aufopfferen, dann iſt Welt und ſelbſt noch
lieber und werther; Es geht noch wohl wanns beym Ruͤhmen bleibt,
und man ſich nicht gar ſchaͤmt ein Woͤrtgen von Chriſto zu ſprechen,
und ſeiner Kinder Parthey zu nehmen.

und wer
ſich nicht
drein
ſchickt, der
wird es zu
bereuen
haben.

§. 5. Ja wann ein Engel vom Himmel kaͤme ſichtbarlich, und
auf der Meß einen offnen Kram-Laden hielte, und Himmels-glaͤn-
tzende Raritaͤten aus dem neuen Jeruſalem feil bote, welche je-
dermann mit Augen ſaͤhe in ihrem verzuckenden Schoͤnheits-Glantz,
ſo funde er noch wohl Kaͤuffer; Aber weilen JESUS und ſeine
Guͤter, nicht in die aͤuſſere Sinnen fallen, ſo kan die Natur un-
moͤglich anders urtheilen, als es ſeye nur Einbildung, und ſie gebe
das Weſen vor den Schatten; GOTT mag bezeugen, ſo lang

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[892/0988] Betrachtungen §. 4. Hier warteſt du auch vergebens, biß etwann dieſer Perlen- Preiß abſchlage, auch hilfft dir nicht, dir Lehrer wollen erwaͤhlen, ſo dir mit Wort und Wandel den Kauff ringer machen; Wann ein Kauffmann dir eine ſchoͤne, groſſe Perl um zwey Gulden dar- botte, ſo wuͤrdeſt du leicht muthmaſſen, es waͤre entweder geſtohlen oder falſch; Das erſtere kan hier nicht ſeyn, ſo iſt dann nothwen- dig das letztere, nemlich daß es nichts nutz iſt. Aber die Leute habens gern alſo, ſie ſehen in geiſtlichen und ewi- gen Dingen, nicht auf die Guͤte der Waar, ſondern nur auf die Wohlfeile, und wer ſie nicht um ihre Seel, und einen Himmel-voll Seeligkeit betriegt, iſt ihnen nicht willkomm: Und ob ſie ſchon wol- len den Namen haben, als wollten ſie die Perl wohl bezahlen, ſo iſts dennoch nur Schalckheit, indem ſie nicht das geringſte an Ehr, Gut, eigener Weißheit, Gerechtigkeit und Vermoͤgen wollen ver- laugnen, JESU zu lieb und Lob; Es gehet ihnen eben wie einem Geld-gierigen Haͤndler, ſo lang er den Edelſtein beſiehet, iſt er der abgeredten Bezahlung zufrieden, alsbald er aber ſeine glaͤntzenden Thaler und Ducaten anſiehet, und aus dem Kaſten herlangen ſoll, kommt ihn ein Reu-Kauff an, freylich als lang man an JESUM gedenckt, Jhne, ſeine Treue und Herrlichkeit uͤberleget, iſt nichts liebers, theurers, herrlichers, ſeeligers als Er, kommts aber zum verkauffen, abſagen, aufopfferen, dann iſt Welt und ſelbſt noch lieber und werther; Es geht noch wohl wanns beym Ruͤhmen bleibt, und man ſich nicht gar ſchaͤmt ein Woͤrtgen von Chriſto zu ſprechen, und ſeiner Kinder Parthey zu nehmen. §. 5. Ja wann ein Engel vom Himmel kaͤme ſichtbarlich, und auf der Meß einen offnen Kram-Laden hielte, und Himmels-glaͤn- tzende Raritaͤten aus dem neuen Jeruſalem feil bote, welche je- dermann mit Augen ſaͤhe in ihrem verzuckenden Schoͤnheits-Glantz, ſo funde er noch wohl Kaͤuffer; Aber weilen JESUS und ſeine Guͤter, nicht in die aͤuſſere Sinnen fallen, ſo kan die Natur un- moͤglich anders urtheilen, als es ſeye nur Einbildung, und ſie gebe das Weſen vor den Schatten; GOTT mag bezeugen, ſo lang Er

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 892. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/988>, abgerufen am 22.11.2024.