Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

über die himmlische Perle.
nur auf eine Meß oder Jahrmarckt ausreisen; Wann ein mächti-nach
GOttes
Vor-
schrifft
verhalten.

ger Fürst einen Bedienten mit einer zimlichen Summa Gelds hie-
her auf die Meß ausschickte, Perlen einzukauffen, und er ihme be-
schriebene Kennzeichen der falschen und guten, der köstlichen und
nachgültigen in die Hand gebe, mit dem ernsten Bescheid, falls er
unrechte Waar heimbringe, solle er mit feurigen Zangen gepfetzt
werden, falls er aber gute, und untadelhaffte bringe, solle er eine
Grafschafft zur Vergeltung seines Fleisses bekommen: Jetzt frage
ich, wäre der nicht toll und unsinnig, der an statt auf Franckfurt zu
fahren, in den Schwartzwald hinein lieffe, oder wann er je auf die
Meß käme, sich von jedem Juden äffen und betriegen ließ.

Gleicher Weiß befiehlet uns GOTT, wir sollen uns fleißig zu de-
müthigen, Gnad-hungrigen, Friedfertigen und gerechten Menschen
halten; dann Trost, Heyl, Erleuchtung, Göttliche Weißheit und
Leben eben so wenig bey Welt-Leuten anzutreffen, als Trauben auf
den Schnee-Bergen, oder Perlen an den Tannen-Bäumen, und
GOTT gibt uns eine ansehnliche grosse Summa Güter, nam-
lich Tage, Wochen, Monath, Verstand, Gedächtnuß, unzähli-
che Wohlthaten, auch Mittel des Heyls, Evangelium und Sacra-
ment, darzu unzähliche innere Gnaden-Züge, Warnungen und Be-
klemmungen des Gewissens, als so viel Gunst-Bezeugungen vom
Himmel, was rechtschaffenes mit zu erhandlen an Früchten und Zie-
rathen des Heiligen Geistes, und damit wir des rechten nicht ver-
fehlen, gibt uns GOTT die Bibel, darinn die gültige Perl mit
ihren Eigenschafften, JESU Leben und Sinn deutlich und klar be-
schrieben, und weil wir uns selbst nicht wohl trauen dörffen, ist noch
über das der Heilige Geist als der eintzige und beste Ausleger dieses
Buchs allen ernsten Nachfrageren von der Perl selbst versprochen,
darbey hat der Geber, GOTT der Vatter zugleich angezeigt die
allen Unachtsamen aufgesetzte schreckliche Straff, die Höll, und an-
bey die allen Wachtbaren zugesagte Gnaden-volle Vergeltung, die un-
aussprechliche paradiesische Freud und Herrlichkeit niemanden ver-
schwiegen; Ach! der Heil. Geist erwecke uns, daß wir uns recht
umsehen und wohl verhalten.

§. 4.
U u u u u 2

uͤber die himmliſche Perle.
nur auf eine Meß oder Jahrmarckt ausreiſen; Wann ein maͤchti-nach
GOttes
Vor-
ſchrifft
verhalten.

ger Fuͤrſt einen Bedienten mit einer zimlichen Summa Gelds hie-
her auf die Meß ausſchickte, Perlen einzukauffen, und er ihme be-
ſchriebene Kennzeichen der falſchen und guten, der koͤſtlichen und
nachguͤltigen in die Hand gebe, mit dem ernſten Beſcheid, falls er
unrechte Waar heimbringe, ſolle er mit feurigen Zangen gepfetzt
werden, falls er aber gute, und untadelhaffte bringe, ſolle er eine
Grafſchafft zur Vergeltung ſeines Fleiſſes bekommen: Jetzt frage
ich, waͤre der nicht toll und unſinnig, der an ſtatt auf Franckfurt zu
fahren, in den Schwartzwald hinein lieffe, oder wann er je auf die
Meß kaͤme, ſich von jedem Juden aͤffen und betriegen ließ.

Gleicher Weiß befiehlet uns GOTT, wir ſollen uns fleißig zu de-
muͤthigen, Gnad-hungrigen, Friedfertigen und gerechten Menſchen
halten; dann Troſt, Heyl, Erleuchtung, Goͤttliche Weißheit und
Leben eben ſo wenig bey Welt-Leuten anzutreffen, als Trauben auf
den Schnee-Bergen, oder Perlen an den Tannen-Baͤumen, und
GOTT gibt uns eine anſehnliche groſſe Summa Guͤter, nam-
lich Tage, Wochen, Monath, Verſtand, Gedaͤchtnuß, unzaͤhli-
che Wohlthaten, auch Mittel des Heyls, Evangelium und Sacra-
ment, darzu unzaͤhliche innere Gnaden-Zuͤge, Warnungen und Be-
klemmungen des Gewiſſens, als ſo viel Gunſt-Bezeugungen vom
Himmel, was rechtſchaffenes mit zu erhandlen an Fruͤchten und Zie-
rathen des Heiligen Geiſtes, und damit wir des rechten nicht ver-
fehlen, gibt uns GOTT die Bibel, darinn die guͤltige Perl mit
ihren Eigenſchafften, JESU Leben und Sinn deutlich und klar be-
ſchrieben, und weil wir uns ſelbſt nicht wohl trauen doͤrffen, iſt noch
uͤber das der Heilige Geiſt als der eintzige und beſte Ausleger dieſes
Buchs allen ernſten Nachfrageren von der Perl ſelbſt verſprochen,
darbey hat der Geber, GOTT der Vatter zugleich angezeigt die
allen Unachtſamen aufgeſetzte ſchreckliche Straff, die Hoͤll, und an-
bey die allen Wachtbaren zugeſagte Gnaden-volle Vergeltung, die un-
ausſprechliche paradieſiſche Freud und Herrlichkeit niemanden ver-
ſchwiegen; Ach! der Heil. Geiſt erwecke uns, daß wir uns recht
umſehen und wohl verhalten.

§. 4.
U u u u u 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0987" n="891"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber die himmli&#x017F;che Perle.</hi></fw><lb/>
nur auf eine Meß oder Jahrmarckt ausrei&#x017F;en; Wann ein ma&#x0364;chti-<note place="right">nach<lb/>
GOttes<lb/>
Vor-<lb/>
&#x017F;chrifft<lb/>
verhalten.</note><lb/>
ger Fu&#x0364;r&#x017F;t einen Bedienten mit einer zimlichen Summa Gelds hie-<lb/>
her auf die Meß aus&#x017F;chickte, Perlen einzukauffen, und er ihme be-<lb/>
&#x017F;chriebene Kennzeichen der fal&#x017F;chen und guten, der ko&#x0364;&#x017F;tlichen und<lb/>
nachgu&#x0364;ltigen in die Hand gebe, mit dem ern&#x017F;ten Be&#x017F;cheid, falls er<lb/>
unrechte Waar heimbringe, &#x017F;olle er mit feurigen Zangen gepfetzt<lb/>
werden, falls er aber gute, und untadelhaffte bringe, &#x017F;olle er eine<lb/>
Graf&#x017F;chafft zur Vergeltung &#x017F;eines Flei&#x017F;&#x017F;es bekommen: Jetzt frage<lb/>
ich, wa&#x0364;re der nicht toll und un&#x017F;innig, der an &#x017F;tatt auf Franckfurt zu<lb/>
fahren, in den Schwartzwald hinein lieffe, oder wann er je auf die<lb/>
Meß ka&#x0364;me, &#x017F;ich von jedem Juden a&#x0364;ffen und betriegen ließ.</p><lb/>
          <p>Gleicher Weiß befiehlet uns GOTT, wir &#x017F;ollen uns fleißig zu de-<lb/>
mu&#x0364;thigen, Gnad-hungrigen, Friedfertigen und gerechten Men&#x017F;chen<lb/>
halten; dann Tro&#x017F;t, Heyl, Erleuchtung, Go&#x0364;ttliche Weißheit und<lb/>
Leben eben &#x017F;o wenig bey Welt-Leuten anzutreffen, als Trauben auf<lb/>
den Schnee-Bergen, oder Perlen an den Tannen-Ba&#x0364;umen, und<lb/><hi rendition="#g">GOTT</hi> gibt uns eine an&#x017F;ehnliche gro&#x017F;&#x017F;e Summa Gu&#x0364;ter, nam-<lb/>
lich Tage, Wochen, Monath, Ver&#x017F;tand, Geda&#x0364;chtnuß, unza&#x0364;hli-<lb/>
che Wohlthaten, auch Mittel des Heyls, Evangelium und Sacra-<lb/>
ment, darzu unza&#x0364;hliche innere Gnaden-Zu&#x0364;ge, Warnungen und Be-<lb/>
klemmungen des Gewi&#x017F;&#x017F;ens, als &#x017F;o viel Gun&#x017F;t-Bezeugungen vom<lb/>
Himmel, was recht&#x017F;chaffenes mit zu erhandlen an Fru&#x0364;chten und Zie-<lb/>
rathen des Heiligen Gei&#x017F;tes, und damit wir des rechten nicht ver-<lb/>
fehlen, gibt uns GOTT die Bibel, darinn die gu&#x0364;ltige Perl mit<lb/>
ihren Eigen&#x017F;chafften, JESU Leben und Sinn deutlich und klar be-<lb/>
&#x017F;chrieben, und weil wir uns &#x017F;elb&#x017F;t nicht wohl trauen do&#x0364;rffen, i&#x017F;t noch<lb/>
u&#x0364;ber das der Heilige Gei&#x017F;t als der eintzige und be&#x017F;te Ausleger die&#x017F;es<lb/>
Buchs allen ern&#x017F;ten Nachfrageren von der Perl &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;prochen,<lb/>
darbey hat der Geber, GOTT der Vatter zugleich angezeigt die<lb/>
allen Unacht&#x017F;amen aufge&#x017F;etzte &#x017F;chreckliche Straff, die Ho&#x0364;ll, und an-<lb/>
bey die allen Wachtbaren zuge&#x017F;agte Gnaden-volle Vergeltung, die un-<lb/>
aus&#x017F;prechliche paradie&#x017F;i&#x017F;che Freud und Herrlichkeit niemanden ver-<lb/>
&#x017F;chwiegen; Ach! der Heil. Gei&#x017F;t erwecke uns, daß wir uns recht<lb/>
um&#x017F;ehen und wohl verhalten.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">U u u u u 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 4.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[891/0987] uͤber die himmliſche Perle. nur auf eine Meß oder Jahrmarckt ausreiſen; Wann ein maͤchti- ger Fuͤrſt einen Bedienten mit einer zimlichen Summa Gelds hie- her auf die Meß ausſchickte, Perlen einzukauffen, und er ihme be- ſchriebene Kennzeichen der falſchen und guten, der koͤſtlichen und nachguͤltigen in die Hand gebe, mit dem ernſten Beſcheid, falls er unrechte Waar heimbringe, ſolle er mit feurigen Zangen gepfetzt werden, falls er aber gute, und untadelhaffte bringe, ſolle er eine Grafſchafft zur Vergeltung ſeines Fleiſſes bekommen: Jetzt frage ich, waͤre der nicht toll und unſinnig, der an ſtatt auf Franckfurt zu fahren, in den Schwartzwald hinein lieffe, oder wann er je auf die Meß kaͤme, ſich von jedem Juden aͤffen und betriegen ließ. nach GOttes Vor- ſchrifft verhalten. Gleicher Weiß befiehlet uns GOTT, wir ſollen uns fleißig zu de- muͤthigen, Gnad-hungrigen, Friedfertigen und gerechten Menſchen halten; dann Troſt, Heyl, Erleuchtung, Goͤttliche Weißheit und Leben eben ſo wenig bey Welt-Leuten anzutreffen, als Trauben auf den Schnee-Bergen, oder Perlen an den Tannen-Baͤumen, und GOTT gibt uns eine anſehnliche groſſe Summa Guͤter, nam- lich Tage, Wochen, Monath, Verſtand, Gedaͤchtnuß, unzaͤhli- che Wohlthaten, auch Mittel des Heyls, Evangelium und Sacra- ment, darzu unzaͤhliche innere Gnaden-Zuͤge, Warnungen und Be- klemmungen des Gewiſſens, als ſo viel Gunſt-Bezeugungen vom Himmel, was rechtſchaffenes mit zu erhandlen an Fruͤchten und Zie- rathen des Heiligen Geiſtes, und damit wir des rechten nicht ver- fehlen, gibt uns GOTT die Bibel, darinn die guͤltige Perl mit ihren Eigenſchafften, JESU Leben und Sinn deutlich und klar be- ſchrieben, und weil wir uns ſelbſt nicht wohl trauen doͤrffen, iſt noch uͤber das der Heilige Geiſt als der eintzige und beſte Ausleger dieſes Buchs allen ernſten Nachfrageren von der Perl ſelbſt verſprochen, darbey hat der Geber, GOTT der Vatter zugleich angezeigt die allen Unachtſamen aufgeſetzte ſchreckliche Straff, die Hoͤll, und an- bey die allen Wachtbaren zugeſagte Gnaden-volle Vergeltung, die un- ausſprechliche paradieſiſche Freud und Herrlichkeit niemanden ver- ſchwiegen; Ach! der Heil. Geiſt erwecke uns, daß wir uns recht umſehen und wohl verhalten. §. 4. U u u u u 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/987
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 891. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/987>, abgerufen am 25.11.2024.