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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
der und Schwester CHRJSTJ, und aller seiner Auserwählten,
die da GOTT je und je gefallen haben, ein Gesell und Freundin sei-
ner heiligen Engeln. Gehets dir ab an Gesundheit und Leibs-Stär-
cke, sey wohl zu Muth, es ist kein Schade, dann also muß der
Sünden-Rost außgeetzt werden, daß ewige Schöne und Gesund-
heit den Platz einnehme; Wie der Leinwat in der Wasche, so man-
che Schleisse so manche Weisse; Dencke ein Gran Entledigung von
der Sünd seye besser als Mathusalems Gesundheit; Sind wir ge-
sund, so dienen wir GOTT, sind wir kranck, so dienet GOTT
uns: Ach wer ist wohl so grosser Ehren werth, daß ein so herrlicher
GOTT ihm diene.

Gleichnus
vom Lein-
wat.

§. 6. Wann der Leinwat reden könnte, wie vieles hätte er zu kla-
gen, wie man mit ihm umgangen, ihn auf einander geworget, mit
so mancher heisser Laugen begossen, mit Klopffen und Reiben ange-
halten ohne einige Erbärmde. Allein wie er keinen Schmertzen em-
pfunden, so hat er auch nachwärts keine Freude, hingegen hat die
Seele unaussprechliche, himmlische Freude über aller der schmertzli-
chen Reinigungs-Arbeit JESU Christi an ihr, wann sie sich so
Engel-weiß ohne Sünde siehet in der Herrlichkeit Jerusalems, die
himmlische Trompeter zur Hochzeit blasen, die Gäste allzumahl in
neuen gläntzenden Kleidern erscheinen, der Bräutigam unterm kra-
chendem Gethön der zusammen schmeltzenden Himmeln hereinbricht,
unterm Schall der lieblichsten Posaunen und dem Begleit vieler tausend
mal tausend a. Wer wollte sich nicht draufhin schmucken, baden, reini-
gen lassen von unserm Liebes-GOTT in vieler Ubung und mancher-
ley Leiden; Nachdem JESUS seinen Brief schon längsten voran-
geschickt: Siehe ich komme bald b, bedencke dann, und
sage zu deinem eigenen Hertzen: Wie viel übel stinckender Sünden-
Koths ist noch da; Noch so leichtfertiges, ungezämt und murrisches
Wesen, so dir dein Eigenwill nicht erfüllt wird. Wie bin ich so steinig,
träg, so unwillig bey Verachtung, hinaus mit dem Unflat! An ihre Stell
die Werck des Heiligen Geistes, GOTTES Gnade und das Le-
ben CHRJSTJ: Fort mit allen unheiligen Gedancken vor einem

GOTT,
a Jud. XIV. 15.
b Offenb. I. 7. XXII. 20.

Betrachtungen
der und Schweſter CHRJSTJ, und aller ſeiner Auserwaͤhlten,
die da GOTT je und je gefallen haben, ein Geſell und Freundin ſei-
ner heiligen Engeln. Gehets dir ab an Geſundheit und Leibs-Staͤr-
cke, ſey wohl zu Muth, es iſt kein Schade, dann alſo muß der
Suͤnden-Roſt außgeetzt werden, daß ewige Schoͤne und Geſund-
heit den Platz einnehme; Wie der Leinwat in der Waſche, ſo man-
che Schleiſſe ſo manche Weiſſe; Dencke ein Gran Entledigung von
der Suͤnd ſeye beſſer als Mathuſalems Geſundheit; Sind wir ge-
ſund, ſo dienen wir GOTT, ſind wir kranck, ſo dienet GOTT
uns: Ach wer iſt wohl ſo groſſer Ehren werth, daß ein ſo herrlicher
GOTT ihm diene.

Gleichnus
vom Lein-
wat.

§. 6. Wann der Leinwat reden koͤnnte, wie vieles haͤtte er zu kla-
gen, wie man mit ihm umgangen, ihn auf einander geworget, mit
ſo mancher heiſſer Laugen begoſſen, mit Klopffen und Reiben ange-
halten ohne einige Erbaͤrmde. Allein wie er keinen Schmertzen em-
pfunden, ſo hat er auch nachwaͤrts keine Freude, hingegen hat die
Seele unausſprechliche, himmliſche Freude uͤber aller der ſchmertzli-
chen Reinigungs-Arbeit JESU Chriſti an ihr, wann ſie ſich ſo
Engel-weiß ohne Suͤnde ſiehet in der Herrlichkeit Jeruſalems, die
himmliſche Trompeter zur Hochzeit blaſen, die Gaͤſte allzumahl in
neuen glaͤntzenden Kleidern erſcheinen, der Braͤutigam unterm kra-
chendem Gethoͤn der zuſammen ſchmeltzenden Himmeln hereinbricht,
unterm Schall der lieblichſten Poſaunen und dem Begleit vieler tauſend
mal tauſend a. Wer wollte ſich nicht draufhin ſchmucken, baden, reini-
gen laſſen von unſerm Liebes-GOTT in vieler Ubung und mancher-
ley Leiden; Nachdem JESUS ſeinen Brief ſchon laͤngſten voran-
geſchickt: Siehe ich komme bald b, bedencke dann, und
ſage zu deinem eigenen Hertzen: Wie viel uͤbel ſtinckender Suͤnden-
Koths iſt noch da; Noch ſo leichtfertiges, ungezaͤmt und murriſches
Weſen, ſo dir dein Eigenwill nicht erfuͤllt wird. Wie bin ich ſo ſteinig,
traͤg, ſo unwillig bey Verachtung, hinaus mit dem Unflat! An ihre Stell
die Werck des Heiligen Geiſtes, GOTTES Gnade und das Le-
ben CHRJSTJ: Fort mit allen unheiligen Gedancken vor einem

GOTT,
a Jud. XIV. 15.
b Offenb. I. 7. XXII. 20.
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[882/0978] Betrachtungen der und Schweſter CHRJSTJ, und aller ſeiner Auserwaͤhlten, die da GOTT je und je gefallen haben, ein Geſell und Freundin ſei- ner heiligen Engeln. Gehets dir ab an Geſundheit und Leibs-Staͤr- cke, ſey wohl zu Muth, es iſt kein Schade, dann alſo muß der Suͤnden-Roſt außgeetzt werden, daß ewige Schoͤne und Geſund- heit den Platz einnehme; Wie der Leinwat in der Waſche, ſo man- che Schleiſſe ſo manche Weiſſe; Dencke ein Gran Entledigung von der Suͤnd ſeye beſſer als Mathuſalems Geſundheit; Sind wir ge- ſund, ſo dienen wir GOTT, ſind wir kranck, ſo dienet GOTT uns: Ach wer iſt wohl ſo groſſer Ehren werth, daß ein ſo herrlicher GOTT ihm diene. §. 6. Wann der Leinwat reden koͤnnte, wie vieles haͤtte er zu kla- gen, wie man mit ihm umgangen, ihn auf einander geworget, mit ſo mancher heiſſer Laugen begoſſen, mit Klopffen und Reiben ange- halten ohne einige Erbaͤrmde. Allein wie er keinen Schmertzen em- pfunden, ſo hat er auch nachwaͤrts keine Freude, hingegen hat die Seele unausſprechliche, himmliſche Freude uͤber aller der ſchmertzli- chen Reinigungs-Arbeit JESU Chriſti an ihr, wann ſie ſich ſo Engel-weiß ohne Suͤnde ſiehet in der Herrlichkeit Jeruſalems, die himmliſche Trompeter zur Hochzeit blaſen, die Gaͤſte allzumahl in neuen glaͤntzenden Kleidern erſcheinen, der Braͤutigam unterm kra- chendem Gethoͤn der zuſammen ſchmeltzenden Himmeln hereinbricht, unterm Schall der lieblichſten Poſaunen und dem Begleit vieler tauſend mal tauſend a. Wer wollte ſich nicht draufhin ſchmucken, baden, reini- gen laſſen von unſerm Liebes-GOTT in vieler Ubung und mancher- ley Leiden; Nachdem JESUS ſeinen Brief ſchon laͤngſten voran- geſchickt: Siehe ich komme bald b, bedencke dann, und ſage zu deinem eigenen Hertzen: Wie viel uͤbel ſtinckender Suͤnden- Koths iſt noch da; Noch ſo leichtfertiges, ungezaͤmt und murriſches Weſen, ſo dir dein Eigenwill nicht erfuͤllt wird. Wie bin ich ſo ſteinig, traͤg, ſo unwillig bey Verachtung, hinaus mit dem Unflat! An ihre Stell die Werck des Heiligen Geiſtes, GOTTES Gnade und das Le- ben CHRJSTJ: Fort mit allen unheiligen Gedancken vor einem GOTT, a Jud. XIV. 15. b Offenb. I. 7. XXII. 20.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 882. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/978>, abgerufen am 22.11.2024.