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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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über die himmlische Perle.

§. 1. Demnach hast du Lust zu kauffen oder kramen, so beschaueDurch ge-
naue Be-
trachtung
wird man
in die Perl
verliebt.

die Perl von erst wohl, wie ein Käuffer thut, überschlage den Ko-
sten, was das seye, so du ausgibst, und den Werth dessen was dir
dagegen zu theil wird: Betrachte des Gnaden-Lebens Nothwen-
digkeit, Nutzen, Vortheil, Lustbarkeit; damit du JESU Schön-
heit recht sehest und seine Gaben kennest; Sintemahl unter diesen
Betrachtungen der Heil. Geist dein Hertz entzünden wird, daß dich
das ausgeben, verkauffen und kauffen gantz leicht und erfreulich an-
komme, also daß du all dein Sach lustig biß in JESU Schooß hin-
ein liefern wirst; Dann du wirst finden, daß diese Perl also sehr
gut, heilig und edel ist, daß wer sie hat, alles zusammen und bey
einander hat vollkommen und überflüßig, was gut, heilig, herrlich,
köstlich, prächtig, seelig genennt mag werden in dieser und in künff-
tiger Welt, im Himmel und auf Erden; Wann ein Jubelierer schon
die allerschönste Perl besässe, so je von Menschen-Augen gesehen
worden, so hätte er darum nicht in und mit ihr seidene Kleider,
Lust-Häuser, Freuden-Fest, Hoheit, Ländereyen, Lust-Wäl-
der; Das Anschauen und Berühren der Perl stillte ihm weder
Hunger noch Durst und schirmte ihn nicht vor Frost und Hitz, Feur
und Wasser, Mörder und Räuber, Kranckheit und Sterben.

§. 2. Aber in JESU findest du mehr als du in Ewigkeit wirstDann in
JESU
findt sich
alles
Heyl.

aufbrauchen. Du begehest eine Thorheit über die andere, mache
dich nur hieher und bleibe da, hier ist die Weißheit, die dich leitet.
Du kanst nichts als mit Sünden stöhren die Ruh deiner Seelen,
hier sihest du einen Smaragdinen Gnaden-Thron, den einigen rech-
ten Bischoff, Lamm, Fürsprech. Du bist ein unleidig, häßig Brü-
derlein, verzagst offt schier an Heiligung und Herrlichkeit überall,
liebest weder GOTT noch den Nächsten brünstig, reiche dein Hertz
JESU dar, der giesset Gedult, Hoffnung, Liebe, ein. Du weist
offt nicht, wo deinen Fuß hinsetzen, damit du richtig wandelst, siehe
auf JESUM, der wird dein Leit-Stern und gerade Bahn all-
weg seyn. Plagt dich Teufel, Welt und deine eigene Unarten und
böse Neigungen ohne Unterlaß, JESUS hat Marck in den
Fäusten und Erbarmung im Hertzen, er kan und will dir wehren und
helffen. Hat dich das Erb-Gifft so tieff angesteckt und geschwächt,

daß
S s s s s 3
uͤber die himmliſche Perle.

§. 1. Demnach haſt du Luſt zu kauffen oder kramen, ſo beſchaueDurch ge-
naue Be-
trachtung
wird man
in die Perl
verliebt.

die Perl von erſt wohl, wie ein Kaͤuffer thut, uͤberſchlage den Ko-
ſten, was das ſeye, ſo du ausgibſt, und den Werth deſſen was dir
dagegen zu theil wird: Betrachte des Gnaden-Lebens Nothwen-
digkeit, Nutzen, Vortheil, Luſtbarkeit; damit du JESU Schoͤn-
heit recht ſeheſt und ſeine Gaben kenneſt; Sintemahl unter dieſen
Betrachtungen der Heil. Geiſt dein Hertz entzuͤnden wird, daß dich
das ausgeben, verkauffen und kauffen gantz leicht und erfreulich an-
komme, alſo daß du all dein Sach luſtig biß in JESU Schooß hin-
ein liefern wirſt; Dann du wirſt finden, daß dieſe Perl alſo ſehr
gut, heilig und edel iſt, daß wer ſie hat, alles zuſammen und bey
einander hat vollkommen und uͤberfluͤßig, was gut, heilig, herrlich,
koͤſtlich, praͤchtig, ſeelig genennt mag werden in dieſer und in kuͤnff-
tiger Welt, im Himmel und auf Erden; Wann ein Jubelierer ſchon
die allerſchoͤnſte Perl beſaͤſſe, ſo je von Menſchen-Augen geſehen
worden, ſo haͤtte er darum nicht in und mit ihr ſeidene Kleider,
Luſt-Haͤuſer, Freuden-Feſt, Hoheit, Laͤndereyen, Luſt-Waͤl-
der; Das Anſchauen und Beruͤhren der Perl ſtillte ihm weder
Hunger noch Durſt und ſchirmte ihn nicht vor Froſt und Hitz, Feur
und Waſſer, Moͤrder und Raͤuber, Kranckheit und Sterben.

§. 2. Aber in JESU findeſt du mehr als du in Ewigkeit wirſtDann in
JESU
findt ſich
alles
Heyl.

aufbrauchen. Du begeheſt eine Thorheit uͤber die andere, mache
dich nur hieher und bleibe da, hier iſt die Weißheit, die dich leitet.
Du kanſt nichts als mit Suͤnden ſtoͤhren die Ruh deiner Seelen,
hier ſiheſt du einen Smaragdinen Gnaden-Thron, den einigen rech-
ten Biſchoff, Lamm, Fuͤrſprech. Du biſt ein unleidig, haͤßig Bruͤ-
derlein, verzagſt offt ſchier an Heiligung und Herrlichkeit uͤberall,
liebeſt weder GOTT noch den Naͤchſten bruͤnſtig, reiche dein Hertz
JESU dar, der gieſſet Gedult, Hoffnung, Liebe, ein. Du weiſt
offt nicht, wo deinen Fuß hinſetzen, damit du richtig wandelſt, ſiehe
auf JESUM, der wird dein Leit-Stern und gerade Bahn all-
weg ſeyn. Plagt dich Teufel, Welt und deine eigene Unarten und
boͤſe Neigungen ohne Unterlaß, JESUS hat Marck in den
Faͤuſten und Erbarmung im Hertzen, er kan und will dir wehren und
helffen. Hat dich das Erb-Gifft ſo tieff angeſteckt und geſchwaͤcht,

daß
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[877/0973] uͤber die himmliſche Perle. §. 1. Demnach haſt du Luſt zu kauffen oder kramen, ſo beſchaue die Perl von erſt wohl, wie ein Kaͤuffer thut, uͤberſchlage den Ko- ſten, was das ſeye, ſo du ausgibſt, und den Werth deſſen was dir dagegen zu theil wird: Betrachte des Gnaden-Lebens Nothwen- digkeit, Nutzen, Vortheil, Luſtbarkeit; damit du JESU Schoͤn- heit recht ſeheſt und ſeine Gaben kenneſt; Sintemahl unter dieſen Betrachtungen der Heil. Geiſt dein Hertz entzuͤnden wird, daß dich das ausgeben, verkauffen und kauffen gantz leicht und erfreulich an- komme, alſo daß du all dein Sach luſtig biß in JESU Schooß hin- ein liefern wirſt; Dann du wirſt finden, daß dieſe Perl alſo ſehr gut, heilig und edel iſt, daß wer ſie hat, alles zuſammen und bey einander hat vollkommen und uͤberfluͤßig, was gut, heilig, herrlich, koͤſtlich, praͤchtig, ſeelig genennt mag werden in dieſer und in kuͤnff- tiger Welt, im Himmel und auf Erden; Wann ein Jubelierer ſchon die allerſchoͤnſte Perl beſaͤſſe, ſo je von Menſchen-Augen geſehen worden, ſo haͤtte er darum nicht in und mit ihr ſeidene Kleider, Luſt-Haͤuſer, Freuden-Feſt, Hoheit, Laͤndereyen, Luſt-Waͤl- der; Das Anſchauen und Beruͤhren der Perl ſtillte ihm weder Hunger noch Durſt und ſchirmte ihn nicht vor Froſt und Hitz, Feur und Waſſer, Moͤrder und Raͤuber, Kranckheit und Sterben. Durch ge- naue Be- trachtung wird man in die Perl verliebt. §. 2. Aber in JESU findeſt du mehr als du in Ewigkeit wirſt aufbrauchen. Du begeheſt eine Thorheit uͤber die andere, mache dich nur hieher und bleibe da, hier iſt die Weißheit, die dich leitet. Du kanſt nichts als mit Suͤnden ſtoͤhren die Ruh deiner Seelen, hier ſiheſt du einen Smaragdinen Gnaden-Thron, den einigen rech- ten Biſchoff, Lamm, Fuͤrſprech. Du biſt ein unleidig, haͤßig Bruͤ- derlein, verzagſt offt ſchier an Heiligung und Herrlichkeit uͤberall, liebeſt weder GOTT noch den Naͤchſten bruͤnſtig, reiche dein Hertz JESU dar, der gieſſet Gedult, Hoffnung, Liebe, ein. Du weiſt offt nicht, wo deinen Fuß hinſetzen, damit du richtig wandelſt, ſiehe auf JESUM, der wird dein Leit-Stern und gerade Bahn all- weg ſeyn. Plagt dich Teufel, Welt und deine eigene Unarten und boͤſe Neigungen ohne Unterlaß, JESUS hat Marck in den Faͤuſten und Erbarmung im Hertzen, er kan und will dir wehren und helffen. Hat dich das Erb-Gifft ſo tieff angeſteckt und geſchwaͤcht, daß Dann in JESU findt ſich alles Heyl. S s s s s 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/973>, abgerufen am 22.11.2024.