last, welches mir einmahl im Schlaf gezeigt worden, da mir GOtt zwey Menschen auf die Weise bildlich vorstellete, den einten im Sumpf, den anderen im Pallast.
Die See- ligkeit des Evangeli- schen Sin- nes und Eitelkeit des Welt- Lebens ge- gen einan- der ge- halten.
§. 2. Und gesetzt, du seyest bey den Deinigen verachtet, es mache dir niemand keine tieffe Reverentz, höffliche Neigung und Beugung, ja du müssest darzu in Armuth und Trübsal schweben; Was verlie- rest du dabey? Was hindert dich das, GOTT hertzlich zu lieben, und in dieser Liebe vergnügt zu seyn und dich über JESUM stets zu erfreuen? Es können zwar nicht alle Menschen reich, vornehm, ge- sund, starck, gelehrt, hochgeacht und herrlich seyn, aber es können alle ruhig, seelig und wohl zufrieden seyn, wo sie nur das alles ver- kauffen, verschertzen, verschmähen aus dem Hertzens-Tempel, darinn GOTT allein angebettet werden soll, hinaus schmeissen wollen, da- mit JEsus allein alles darinn erfülle mit seinem Göttlichem Perlen- Schein.
Eya! Hast du nicht JESUM davor? Der Heyden Wunsch und Trost a. Und wann alles ob-ermeldte vergehet, so gehet alsdann erst deine Seeligkeit rechtschaffen an, welche zubereitet ist, daß sie offenbahret werde zur letzten Zeit: Freue dich zum Voraus und la- che in allem deinem Leiden, dann es hat ja kein Aug gesehen, kein Ohr gehöret und ist in keines Menschen Hertz kommen, was GOTT bereitet hat denen, die ihn liebenb. Und wer weißt was der neue Himmel und die neue Erdenc bringen werden, schweigen doch die Apostel davon, weil keine menschliche Sprach auf Erden gefunden wird, darinn man es auch erleuchteten aber noch in ihrer irrdischen Hütten wal- lenden Gläubigen verständlich genug könnte vortragen; Uns gebüh- ret nur Fleiß anzuwenden, vor GOTT unbefleckt und untadenlich im Frieden erfunden zu werden.
Exempel der Welt- Flüchtig- keit.
§. 3. Wie rauschet nicht alles unter der Sonnen vorbey, als ei- ne vom Wind starck getriebene Wolcke! Jst auch jemanden ein Stäubgen nachgefolget in jene Welt, von allem dem Bösen und Guten, das bey Leibes-Leben über ihn ergangen, als ein traurmü- thig oder freudenreiches Angedencken? Wo ist die grosse Baby-
len?
aHag. II. 7, 8.
b 1 Cor. II. 9.
c 2 Petr. III. 13.
R r r r r 3
uͤber die himmliſche Perle.
laſt, welches mir einmahl im Schlaf gezeigt worden, da mir GOtt zwey Menſchen auf die Weiſe bildlich vorſtellete, den einten im Sumpf, den anderen im Pallaſt.
Die See- ligkeit des Evangeli- ſchen Sin- nes und Eitelkeit des Welt- Lebens ge- gen einan- der ge- halten.
§. 2. Und geſetzt, du ſeyeſt bey den Deinigen verachtet, es mache dir niemand keine tieffe Reverentz, hoͤffliche Neigung und Beugung, ja du muͤſſeſt darzu in Armuth und Truͤbſal ſchweben; Was verlie- reſt du dabey? Was hindert dich das, GOTT hertzlich zu lieben, und in dieſer Liebe vergnuͤgt zu ſeyn und dich uͤber JESUM ſtets zu erfreuen? Es koͤnnen zwar nicht alle Menſchen reich, vornehm, ge- ſund, ſtarck, gelehrt, hochgeacht und herrlich ſeyn, aber es koͤnnen alle ruhig, ſeelig und wohl zufrieden ſeyn, wo ſie nur das alles ver- kauffen, verſchertzen, verſchmaͤhen aus dem Hertzens-Tempel, darinn GOTT allein angebettet werden ſoll, hinaus ſchmeiſſen wollen, da- mit JEſus allein alles darinn erfuͤlle mit ſeinem Goͤttlichem Perlen- Schein.
Eya! Haſt du nicht JESUM davor? Der Heyden Wunſch und Troſt a. Und wann alles ob-ermeldte vergehet, ſo gehet alsdann erſt deine Seeligkeit rechtſchaffen an, welche zubereitet iſt, daß ſie offenbahret werde zur letzten Zeit: Freue dich zum Voraus und la- che in allem deinem Leiden, dann es hat ja kein Aug geſehen, kein Ohr gehoͤret und iſt in keines Menſchen Hertz kommen, was GOTT bereitet hat denen, die ihn liebenb. Und wer weißt was der neue Himmel und die neue Erdenc bringen werden, ſchweigen doch die Apoſtel davon, weil keine menſchliche Sprach auf Erden gefunden wird, darinn man es auch erleuchteten aber noch in ihrer irrdiſchen Huͤtten wal- lenden Glaͤubigen verſtaͤndlich genug koͤnnte vortragen; Uns gebuͤh- ret nur Fleiß anzuwenden, vor GOTT unbefleckt und untadenlich im Frieden erfunden zu werden.
Exempel der Welt- Fluͤchtig- keit.
§. 3. Wie rauſchet nicht alles unter der Sonnen vorbey, als ei- ne vom Wind ſtarck getriebene Wolcke! Jſt auch jemanden ein Staͤubgen nachgefolget in jene Welt, von allem dem Boͤſen und Guten, das bey Leibes-Leben uͤber ihn ergangen, als ein traurmuͤ- thig oder freudenreiches Angedencken? Wo iſt die groſſe Baby-
len?
aHag. II. 7, 8.
b 1 Cor. II. 9.
c 2 Petr. III. 13.
R r r r r 3
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uͤber die himmliſche Perle.
laſt, welches mir einmahl im Schlaf gezeigt worden, da mir GOtt
zwey Menſchen auf die Weiſe bildlich vorſtellete, den einten im
Sumpf, den anderen im Pallaſt.
§. 2. Und geſetzt, du ſeyeſt bey den Deinigen verachtet, es mache
dir niemand keine tieffe Reverentz, hoͤffliche Neigung und Beugung,
ja du muͤſſeſt darzu in Armuth und Truͤbſal ſchweben; Was verlie-
reſt du dabey? Was hindert dich das, GOTT hertzlich zu lieben,
und in dieſer Liebe vergnuͤgt zu ſeyn und dich uͤber JESUM ſtets zu
erfreuen? Es koͤnnen zwar nicht alle Menſchen reich, vornehm, ge-
ſund, ſtarck, gelehrt, hochgeacht und herrlich ſeyn, aber es koͤnnen
alle ruhig, ſeelig und wohl zufrieden ſeyn, wo ſie nur das alles ver-
kauffen, verſchertzen, verſchmaͤhen aus dem Hertzens-Tempel, darinn
GOTT allein angebettet werden ſoll, hinaus ſchmeiſſen wollen, da-
mit JEſus allein alles darinn erfuͤlle mit ſeinem Goͤttlichem Perlen-
Schein.
Eya! Haſt du nicht JESUM davor? Der Heyden Wunſch und
Troſt a. Und wann alles ob-ermeldte vergehet, ſo gehet alsdann
erſt deine Seeligkeit rechtſchaffen an, welche zubereitet iſt, daß ſie
offenbahret werde zur letzten Zeit: Freue dich zum Voraus und la-
che in allem deinem Leiden, dann es hat ja kein Aug geſehen,
kein Ohr gehoͤret und iſt in keines Menſchen Hertz
kommen, was GOTT bereitet hat denen, die ihn
lieben b. Und wer weißt was der neue Himmel und die
neue Erden c bringen werden, ſchweigen doch die Apoſtel davon,
weil keine menſchliche Sprach auf Erden gefunden wird, darinn
man es auch erleuchteten aber noch in ihrer irrdiſchen Huͤtten wal-
lenden Glaͤubigen verſtaͤndlich genug koͤnnte vortragen; Uns gebuͤh-
ret nur Fleiß anzuwenden, vor GOTT unbefleckt und untadenlich
im Frieden erfunden zu werden.
§. 3. Wie rauſchet nicht alles unter der Sonnen vorbey, als ei-
ne vom Wind ſtarck getriebene Wolcke! Jſt auch jemanden ein
Staͤubgen nachgefolget in jene Welt, von allem dem Boͤſen und
Guten, das bey Leibes-Leben uͤber ihn ergangen, als ein traurmuͤ-
thig oder freudenreiches Angedencken? Wo iſt die groſſe Baby-
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a Hag. II. 7, 8.
b 1 Cor. II. 9.
c 2 Petr. III. 13.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 869. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/965>, abgerufen am 22.11.2024.
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