auflegt, und ihm Tag und Nacht wollen anhangen, nicht so malhon- net und unehrlich seyn wollen abzuwechslen, Vormittag sich in die Kammer verschliessen, gantz geistlich und andächtig seyn und Nach- mittag spielen, tantzen, kurtzweilen? Nein! Solche haben diese Perl nie gesehen noch erkannt. Ach du unsterblicher Mensch, der du zur Handlung gewidmet und darzu ausgereiset ja ausgeschickt bist, was rechtschaffenes zu erhandlen und an dich zu bringen! Ach höre doch eine schöne Beschreibung dieser Perl, wie die Braut GOttes als eine höchst-seelige Besitzerin derselben dir sie beschreibt a. Ey schlag doch ein und gib den Handklapf deinem Bundes GOTT! wage es nur, es wird nicht lange anstehen, so wirst du erfahren, wie himm- lisch wohl es einer Seelen ist, die nichts haben, nichts lieben, nichts verlangen, sich um nichts bekümmeren will als um JESUM al- lein.
Wie süß ist doch ein freyer Wandel, Jn stiller Abgeschiedenheit, Wann dieser Welt ihr toller Handel Uns keine Sorg noch Furcht bereit.
O himmlisch Leben! O Seelen-Lust, O ewiges Gut! willt du wieder in die klare Gottheit hineingezogen werden, JEsus ist der ausgegossene Glantz der Herrlichkeit GOttes, hättest du gern einen Bruder, der allmächtig seye und ein Herr über alles, JESUS ist des Menschen Sohn, das Erstling-Brod aus GOttes Multen oder Kaste, das uns seiner heiligen, reinen Natur theilhafftig macht durch stete Darreichung seiner selbst zum innigsten Genuß; Hast du Lust auf den Berg Zion zu steigen und in das himmlische Jerusalem einzuge- hen zu denen viel tausend Engeln, und mit allen Glaubigen, Heili- gen und Auserwählten ein Hertz und Seele zu werden; diese Perl öffnet dir den Cingang zu allem diesem grossen Gut in seinem Blut, welches köstliche und seeligende Dinge redet; Wer sich zum Creutz hält, der stehet in JESU Kriegs-Heer, und sammlet sich zu sei- nem Reichs-Panier, und hat Theil an allen Kräfften und wunder- samen Würckungen dieser Perl; O wie ist doch JESUS das reineste,
herr-
a Hohel. V. 10 15.
R r r r r
uͤber die himmliſche Perle.
auflegt, und ihm Tag und Nacht wollen anhangen, nicht ſo malhon- net und unehrlich ſeyn wollen abzuwechslen, Vormittag ſich in die Kammer verſchlieſſen, gantz geiſtlich und andaͤchtig ſeyn und Nach- mittag ſpielen, tantzen, kurtzweilen? Nein! Solche haben dieſe Perl nie geſehen noch erkannt. Ach du unſterblicher Menſch, der du zur Handlung gewidmet und darzu ausgereiſet ja ausgeſchickt biſt, was rechtſchaffenes zu erhandlen und an dich zu bringen! Ach hoͤre doch eine ſchoͤne Beſchreibung dieſer Perl, wie die Braut GOttes als eine hoͤchſt-ſeelige Beſitzerin derſelben dir ſie beſchreibt a. Ey ſchlag doch ein und gib den Handklapf deinem Bundes GOTT! wage es nur, es wird nicht lange anſtehen, ſo wirſt du erfahren, wie himm- liſch wohl es einer Seelen iſt, die nichts haben, nichts lieben, nichts verlangen, ſich um nichts bekuͤmmeren will als um JESUM al- lein.
Wie ſuͤß iſt doch ein freyer Wandel, Jn ſtiller Abgeſchiedenheit, Wann dieſer Welt ihr toller Handel Uns keine Sorg noch Furcht bereit.
O himmliſch Leben! O Seelen-Luſt, O ewiges Gut! willt du wieder in die klare Gottheit hineingezogen werden, JEſus iſt der ausgegoſſene Glantz der Herrlichkeit GOttes, haͤtteſt du gern einen Bruder, der allmaͤchtig ſeye und ein Herr uͤber alles, JESUS iſt des Menſchen Sohn, das Erſtling-Brod aus GOttes Multen oder Kaſte, das uns ſeiner heiligen, reinen Natur theilhafftig macht durch ſtete Darreichung ſeiner ſelbſt zum innigſten Genuß; Haſt du Luſt auf den Berg Zion zu ſteigen und in das himmliſche Jeruſalem einzuge- hen zu denen viel tauſend Engeln, und mit allen Glaubigen, Heili- gen und Auserwaͤhlten ein Hertz und Seele zu werden; dieſe Perl oͤffnet dir den Cingang zu allem dieſem groſſen Gut in ſeinem Blut, welches koͤſtliche und ſeeligende Dinge redet; Wer ſich zum Creutz haͤlt, der ſtehet in JESU Kriegs-Heer, und ſammlet ſich zu ſei- nem Reichs-Panier, und hat Theil an allen Kraͤfften und wunder- ſamen Wuͤrckungen dieſer Perl; O wie iſt doch JESUS das reineſte,
herr-
a Hohel. V. 10 15.
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uͤber die himmliſche Perle.
auflegt, und ihm Tag und Nacht wollen anhangen, nicht ſo malhon-
net und unehrlich ſeyn wollen abzuwechslen, Vormittag ſich in die
Kammer verſchlieſſen, gantz geiſtlich und andaͤchtig ſeyn und Nach-
mittag ſpielen, tantzen, kurtzweilen? Nein! Solche haben dieſe Perl
nie geſehen noch erkannt. Ach du unſterblicher Menſch, der du zur
Handlung gewidmet und darzu ausgereiſet ja ausgeſchickt biſt, was
rechtſchaffenes zu erhandlen und an dich zu bringen! Ach hoͤre doch
eine ſchoͤne Beſchreibung dieſer Perl, wie die Braut GOttes als
eine hoͤchſt-ſeelige Beſitzerin derſelben dir ſie beſchreibt a. Ey ſchlag
doch ein und gib den Handklapf deinem Bundes GOTT! wage es
nur, es wird nicht lange anſtehen, ſo wirſt du erfahren, wie himm-
liſch wohl es einer Seelen iſt, die nichts haben, nichts lieben, nichts
verlangen, ſich um nichts bekuͤmmeren will als um JESUM al-
lein.
Wie ſuͤß iſt doch ein freyer Wandel,
Jn ſtiller Abgeſchiedenheit,
Wann dieſer Welt ihr toller Handel
Uns keine Sorg noch Furcht bereit.
O himmliſch Leben! O Seelen-Luſt, O ewiges Gut! willt du
wieder in die klare Gottheit hineingezogen werden, JEſus iſt der
ausgegoſſene Glantz der Herrlichkeit GOttes, haͤtteſt du gern einen
Bruder, der allmaͤchtig ſeye und ein Herr uͤber alles, JESUS
iſt des Menſchen Sohn, das Erſtling-Brod aus GOttes Multen
oder Kaſte, das uns ſeiner heiligen, reinen Natur theilhafftig macht durch
ſtete Darreichung ſeiner ſelbſt zum innigſten Genuß; Haſt du Luſt auf
den Berg Zion zu ſteigen und in das himmliſche Jeruſalem einzuge-
hen zu denen viel tauſend Engeln, und mit allen Glaubigen, Heili-
gen und Auserwaͤhlten ein Hertz und Seele zu werden; dieſe Perl
oͤffnet dir den Cingang zu allem dieſem groſſen Gut in ſeinem Blut,
welches koͤſtliche und ſeeligende Dinge redet; Wer ſich zum Creutz
haͤlt, der ſtehet in JESU Kriegs-Heer, und ſammlet ſich zu ſei-
nem Reichs-Panier, und hat Theil an allen Kraͤfften und wunder-
ſamen Wuͤrckungen dieſer Perl; O wie iſt doch JESUS das reineſte,
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 865. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/961>, abgerufen am 22.11.2024.
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