beruffet dich in meine Herrlichkeit und Tugend. Sagest du: Ey was höre ich, ist das die Stimm meines JESU, meint er mich so gut? Jch höre ihn die Sünder ruffen, das gehet niemand so hart an, als wie mich, auf der gantzen Erden; Aber wie darff ich armer, nackter Bettler vor ihn kommen? Jch werde wohl vor einen Räu- ber gehalten, der zu stehlen im Sinn habe, wann ich also verlumpet bey so köstlicher Waare stehe? Antw. O nein! Dieser edle Kauff- Herr schencket alles frey und umsonst hinweg, was zum Leben und Seeligkeit in GOTT dienet. Kan ich mich daran lassen, fragest du. Antw. O ja! sintemahl er uns die allergröste, und theureste Verheissungen geschencket hat; Auf daß wir durch dieselben theilhafftig würden der Göttlichen Natur, nachdem wir entflohen sind dem Verderben, welches in der Welt ist durch die Lusta.
§. 2. Alles ist fertig; Die Laden-Dienere und Gesandte des HEr-Seine Diener preisen uns deß- gleichen an, einen guten Schatz zu sammlen, ehe das böse Stünd- lein kom- me. ren ruffen euch auch herbey und schreyen, hieher, kauffet Gnad und ewiges Leben. Auf derhalben, allweil uns GOTT anbietet, kauffts in der Zeit, so habt ihrs in der Noth: Ach bedenckets, wann die Tagen der Angst kommen, wann GOT- TES Zorn anbrennet über den gantzen Erdboden, der Drach wü- tet und mit inneren und äusseren Versuchungen ansetzet und stürmet, wann aller Uberfluß der Gnaden-vollen Lockungen und himmlischen Trosts dahin ist, daß den muthwilligen, sichern Christen, als bösen, ungehorsamen Kindern, der Brod-Korb höher gehenckt wird, daß man fast nicht mehr weißt, wo der ehemahlige süsse Genuß der gött- lichen Liebe hingekommen, und man lange mein GOtt! Mein GOtt! Eli, Eli &c. ruffen muß, wie JESUS am Creutz. Wann alle Krafft des versöhnenden Bluts Christi im Gewissen verschwindet, und sich nichts darinn zeiget als die schreckende Bilder der begange- nen Sünden und tausenderley Jrregularitäten, Thorheiten und Fehl- Tritte, wann der Fürst der Welt Grimm und Mord samt Hohn und Lästerung in seinen Kindern ausblaset, und sonst alles bund durch einander gehet, wann Satan überall scheinet den Meister zu spielen, wann die Winde sausen, die Wellen brausen und JEsus
schlaf-
a 2 Petr. I. 4.
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uͤber die himmliſche Perle.
beruffet dich in meine Herrlichkeit und Tugend. Sageſt du: Ey was hoͤre ich, iſt das die Stimm meines JESU, meint er mich ſo gut? Jch hoͤre ihn die Suͤnder ruffen, das gehet niemand ſo hart an, als wie mich, auf der gantzen Erden; Aber wie darff ich armer, nackter Bettler vor ihn kommen? Jch werde wohl vor einen Raͤu- ber gehalten, der zu ſtehlen im Sinn habe, wann ich alſo verlumpet bey ſo koͤſtlicher Waare ſtehe? Antw. O nein! Dieſer edle Kauff- Herr ſchencket alles frey und umſonſt hinweg, was zum Leben und Seeligkeit in GOTT dienet. Kan ich mich daran laſſen, frageſt du. Antw. O ja! ſintemahl er uns die allergroͤſte, und theureſte Verheiſſungen geſchencket hat; Auf daß wir durch dieſelben theilhafftig wuͤrden der Goͤttlichen Natur, nachdem wir entflohen ſind dem Verderben, welches in der Welt iſt durch die Luſta.
§. 2. Alles iſt fertig; Die Laden-Dienere und Geſandte des HEr-Seine Diener preiſen uns deß- gleichen an, einen guten Schatz zu ſammlen, ehe das boͤſe Stuͤnd- lein kom- me. ren ruffen euch auch herbey und ſchreyen, hieher, kauffet Gnad und ewiges Leben. Auf derhalben, allweil uns GOTT anbietet, kauffts in der Zeit, ſo habt ihrs in der Noth: Ach bedenckets, wann die Tagen der Angſt kommen, wann GOT- TES Zorn anbrennet uͤber den gantzen Erdboden, der Drach wuͤ- tet und mit inneren und aͤuſſeren Verſuchungen anſetzet und ſtuͤrmet, wann aller Uberfluß der Gnaden-vollen Lockungen und himmliſchen Troſts dahin iſt, daß den muthwilligen, ſichern Chriſten, als boͤſen, ungehorſamen Kindern, der Brod-Korb hoͤher gehenckt wird, daß man faſt nicht mehr weißt, wo der ehemahlige ſuͤſſe Genuß der goͤtt- lichen Liebe hingekommen, und man lange mein GOtt! Mein GOtt! Eli, Eli &c. ruffen muß, wie JESUS am Creutz. Wann alle Krafft des verſoͤhnenden Bluts Chriſti im Gewiſſen verſchwindet, und ſich nichts darinn zeiget als die ſchreckende Bilder der begange- nen Suͤnden und tauſenderley Jrregularitaͤten, Thorheiten und Fehl- Tritte, wann der Fuͤrſt der Welt Grimm und Mord ſamt Hohn und Laͤſterung in ſeinen Kindern ausblaſet, und ſonſt alles bund durch einander gehet, wann Satan uͤberall ſcheinet den Meiſter zu ſpielen, wann die Winde ſauſen, die Wellen brauſen und JEſus
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uͤber die himmliſche Perle.
beruffet dich in meine Herrlichkeit und Tugend. Sageſt du: Ey
was hoͤre ich, iſt das die Stimm meines JESU, meint er mich ſo
gut? Jch hoͤre ihn die Suͤnder ruffen, das gehet niemand ſo hart
an, als wie mich, auf der gantzen Erden; Aber wie darff ich armer,
nackter Bettler vor ihn kommen? Jch werde wohl vor einen Raͤu-
ber gehalten, der zu ſtehlen im Sinn habe, wann ich alſo verlumpet
bey ſo koͤſtlicher Waare ſtehe? Antw. O nein! Dieſer edle Kauff-
Herr ſchencket alles frey und umſonſt hinweg, was zum Leben und
Seeligkeit in GOTT dienet. Kan ich mich daran laſſen, frageſt du.
Antw. O ja! ſintemahl er uns die allergroͤſte, und theureſte
Verheiſſungen geſchencket hat; Auf daß wir durch
dieſelben theilhafftig wuͤrden der Goͤttlichen Natur,
nachdem wir entflohen ſind dem Verderben, welches
in der Welt iſt durch die Luſt a.
§. 2. Alles iſt fertig; Die Laden-Dienere und Geſandte des HEr-
ren ruffen euch auch herbey und ſchreyen, hieher, kauffet Gnad und
ewiges Leben. Auf derhalben, allweil uns GOTT anbietet,
kauffts in der Zeit, ſo habt ihrs in der Noth:
Ach bedenckets, wann die Tagen der Angſt kommen, wann GOT-
TES Zorn anbrennet uͤber den gantzen Erdboden, der Drach wuͤ-
tet und mit inneren und aͤuſſeren Verſuchungen anſetzet und ſtuͤrmet,
wann aller Uberfluß der Gnaden-vollen Lockungen und himmliſchen
Troſts dahin iſt, daß den muthwilligen, ſichern Chriſten, als boͤſen,
ungehorſamen Kindern, der Brod-Korb hoͤher gehenckt wird, daß
man faſt nicht mehr weißt, wo der ehemahlige ſuͤſſe Genuß der goͤtt-
lichen Liebe hingekommen, und man lange mein GOtt! Mein GOtt!
Eli, Eli &c. ruffen muß, wie JESUS am Creutz. Wann alle
Krafft des verſoͤhnenden Bluts Chriſti im Gewiſſen verſchwindet,
und ſich nichts darinn zeiget als die ſchreckende Bilder der begange-
nen Suͤnden und tauſenderley Jrregularitaͤten, Thorheiten und Fehl-
Tritte, wann der Fuͤrſt der Welt Grimm und Mord ſamt Hohn
und Laͤſterung in ſeinen Kindern ausblaſet, und ſonſt alles bund
durch einander gehet, wann Satan uͤberall ſcheinet den Meiſter zu
ſpielen, wann die Winde ſauſen, die Wellen brauſen und JEſus
ſchlaf-
Seine
Diener
preiſen
uns deß-
gleichen
an, einen
guten
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me.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 861. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/957>, abgerufen am 22.11.2024.
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