lichen Gestanck der hochmüthigen selbst-Bewunderung und des nagenden Gewissens-Wurms: Da hingegen wann er eine eintzige Wahrheit aus dem Meer der Göttlichen Liebe mit stetem Kampf wider alles Böse her- aus geholet hätte, so hätte er eine schöne Perl gekriegt, die ihm viel Vergnügen im Hertzen und reiche Frucht im Amt gebracht hätte und grosse Freudigkeit in Christi Zukunfft. Eine Wahrheit, die vom Heiligen Geist selbst in der Seelen gezeuget und ausgebohren und im Hertzen zu lauter Leben worden, die erzeigt ihre Krafft bey allen Ge- legenheiten; Wann sie aber nur im Verstand ist, so verschwindt sie in der Versuchungs-Stund und hat keine Frücht, darum muß sie zum Wesen der Seelen werden, das sich in seiner Natur und Art beweise, wie Bäum und Vögel jedes seine besondere Früchte und Gesang hat; Zum Exempel: Ein Weinstock mag Frucht haben, wann er will, so sinds allzeit Trauben, die Rosen hat nie einen üb- len Gestanck und eine Nachtigall schreyet gar nie wie ein Raab.
Wann JEsus Christus das Leben ist der Seel, und im Hertzen wohnet, so ist überall lauter Wahrheit, und darff ein Mensch nicht lange herum lauffen nach Weißheit und Geschicklichkeit, wie sich hie oder da zu verhalten; Dann JEsus Christus gibts allezeit just wanns noth ist, und bringts jede von GOtt eingepflantzte und von JESU mit dem Heil. Geist im Hertzen begossene Wahrheit ohnfehlbar ihre Frucht zu rechter Zeit, wie sich die Gelegenheit ereignet in Ansehen der Personen, Zeiten, nach Göttlichem Rath und Dessein über alles.
JESUS ist der Lebens-Baum, Voller edler Tugend-Früchte; Findet er im Hertzen Raum, Wird das Unkraut gantz zu nichte. Alles Gifft und Unheil weicht, Was sein Schatten nur erreicht.
Medaille oder Schau- Pfenning.
§. 7. Wann JEsus eine seltene schöne Müntze oder Medaille wäre von Ahasverus oder Nebucadnezar, so fünde er noch einige Liebha- bers, die sich sein erfreuten, aber da er das ausgedruckte Ebenbild des selbst-ständigen Wesens ist, GOttes des Vatters, der auch unsere Seelen zu denen allerschönsten Medaille machen kan und will, da auf der einten Seiten die Taube ist mit dem Oelblat und der Uberschrifft:
Mein
Betrachtungen
lichen Geſtanck deꝛ hochmuͤthigen ſelbſt-Bewundeꝛung und des nagenden Gewiſſens-Wurms: Da hingegen wann er eine eintzige Wahrheit aus dem Meer der Goͤttlichen Liebe mit ſtetem Kampf wider alles Boͤſe her- aus geholet haͤtte, ſo haͤtte er eine ſchoͤne Perl gekriegt, die ihm viel Vergnuͤgen im Hertzen und reiche Frucht im Amt gebracht haͤtte und groſſe Freudigkeit in Chriſti Zukunfft. Eine Wahrheit, die vom Heiligen Geiſt ſelbſt in der Seelen gezeuget und ausgebohren und im Hertzen zu lauter Leben worden, die erzeigt ihre Krafft bey allen Ge- legenheiten; Wann ſie aber nur im Verſtand iſt, ſo verſchwindt ſie in der Verſuchungs-Stund und hat keine Fruͤcht, darum muß ſie zum Weſen der Seelen werden, das ſich in ſeiner Natur und Art beweiſe, wie Baͤum und Voͤgel jedes ſeine beſondere Fruͤchte und Geſang hat; Zum Exempel: Ein Weinſtock mag Frucht haben, wann er will, ſo ſinds allzeit Trauben, die Roſen hat nie einen uͤb- len Geſtanck und eine Nachtigall ſchreyet gar nie wie ein Raab.
Wann JEſus Chriſtus das Leben iſt der Seel, und im Hertzen wohnet, ſo iſt uͤberall lauter Wahrheit, und darff ein Menſch nicht lange herum lauffen nach Weißheit und Geſchicklichkeit, wie ſich hie oder da zu verhalten; Dann JEſus Chriſtus gibts allezeit juſt wanns noth iſt, und bringts jede von GOtt eingepflantzte und von JESU mit dem Heil. Geiſt im Hertzen begoſſene Wahrheit ohnfehlbar ihre Frucht zu rechter Zeit, wie ſich die Gelegenheit ereignet in Anſehen der Perſonen, Zeiten, nach Goͤttlichem Rath und Deſſein uͤber alles.
JESUS iſt der Lebens-Baum, Voller edler Tugend-Fruͤchte; Findet er im Hertzen Raum, Wird das Unkraut gantz zu nichte. Alles Gifft und Unheil weicht, Was ſein Schatten nur erreicht.
Medaille oder Schau- Pfenning.
§. 7. Wann JEſus eine ſeltene ſchoͤne Muͤntze oder Medaille waͤre von Ahasverus oder Nebucadnezar, ſo fuͤnde er noch einige Liebha- bers, die ſich ſein erfreuten, aber da er das ausgedruckte Ebenbild des ſelbſt-ſtaͤndigen Weſens iſt, GOttes des Vatters, der auch unſere Seelen zu denen allerſchoͤnſten Medaille machen kan und will, da auf der einten Seiten die Taube iſt mit dem Oelblat und der Uberſchrifft:
Mein
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Betrachtungen
lichen Geſtanck deꝛ hochmuͤthigen ſelbſt-Bewundeꝛung und des nagenden
Gewiſſens-Wurms: Da hingegen wann er eine eintzige Wahrheit aus
dem Meer der Goͤttlichen Liebe mit ſtetem Kampf wider alles Boͤſe her-
aus geholet haͤtte, ſo haͤtte er eine ſchoͤne Perl gekriegt, die ihm viel
Vergnuͤgen im Hertzen und reiche Frucht im Amt gebracht haͤtte und
groſſe Freudigkeit in Chriſti Zukunfft. Eine Wahrheit, die vom
Heiligen Geiſt ſelbſt in der Seelen gezeuget und ausgebohren und im
Hertzen zu lauter Leben worden, die erzeigt ihre Krafft bey allen Ge-
legenheiten; Wann ſie aber nur im Verſtand iſt, ſo verſchwindt ſie
in der Verſuchungs-Stund und hat keine Fruͤcht, darum muß ſie
zum Weſen der Seelen werden, das ſich in ſeiner Natur und Art
beweiſe, wie Baͤum und Voͤgel jedes ſeine beſondere Fruͤchte und
Geſang hat; Zum Exempel: Ein Weinſtock mag Frucht haben,
wann er will, ſo ſinds allzeit Trauben, die Roſen hat nie einen uͤb-
len Geſtanck und eine Nachtigall ſchreyet gar nie wie ein Raab.
Wann JEſus Chriſtus das Leben iſt der Seel, und im Hertzen
wohnet, ſo iſt uͤberall lauter Wahrheit, und darff ein Menſch nicht
lange herum lauffen nach Weißheit und Geſchicklichkeit, wie ſich hie
oder da zu verhalten; Dann JEſus Chriſtus gibts allezeit juſt wanns
noth iſt, und bringts jede von GOtt eingepflantzte und von JESU
mit dem Heil. Geiſt im Hertzen begoſſene Wahrheit ohnfehlbar ihre
Frucht zu rechter Zeit, wie ſich die Gelegenheit ereignet in Anſehen
der Perſonen, Zeiten, nach Goͤttlichem Rath und Deſſein uͤber
alles.
JESUS iſt der Lebens-Baum,
Voller edler Tugend-Fruͤchte;
Findet er im Hertzen Raum,
Wird das Unkraut gantz zu nichte.
Alles Gifft und Unheil weicht,
Was ſein Schatten nur erreicht.
§. 7. Wann JEſus eine ſeltene ſchoͤne Muͤntze oder Medaille waͤre
von Ahasverus oder Nebucadnezar, ſo fuͤnde er noch einige Liebha-
bers, die ſich ſein erfreuten, aber da er das ausgedruckte Ebenbild des
ſelbſt-ſtaͤndigen Weſens iſt, GOttes des Vatters, der auch unſere
Seelen zu denen allerſchoͤnſten Medaille machen kan und will, da auf
der einten Seiten die Taube iſt mit dem Oelblat und der Uberſchrifft:
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/950>, abgerufen am 22.11.2024.
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