nehmer reicher Handelsmann meinen, er müßte dich haben seine Chambre d' honneur oder Ehren-Zimmer mit zu zieren; Da du aber ein unzerbrüchlicher Spiegel bist, der allmächtigen Krafft und ein Glantz der Herrlichkeit, darinn man Himmel, Höll und alle ge- heimen Wunder der Ewigkeit sehen kan, auch aller Dingen Unter- scheid und Gestalt in der Zeit auf das lustigste und lieblichste; So wirst du verschmähet, weilen du ein klar, rein Hertz erforderst und eine ledige, freye Lust in GOTT, dich als einen solchen himmlischen Spiegel zu gebrauchen zu lauterer und unbetrogener Erkanntnuß, wie die Seele vor GOtt und allen himmlischen Chören aussehe.
Tapeze- rey.
§. 3. Ach JEsu! du mildreicher und leutseeliger! Wann du eine kunstreich gestickte Tapezerey wärest, so würde wohl jemand suchen dich an sich zu bringen; Aber da du die schönste Zierde bist der himm- lischen Welt, ein ausblitzender Schmuck der Wohnungen des Al- lerhöchsten, daran die heiligen Engel sich nicht satt sehen können, an denen unbegreifflichen Meister-Stücke des Heil. Geistes in deiner hei- ligsten Menschheit gewürcket; So begehret dein bey nahe niemand.
Pocal.
§. 4. Wärest du ein goldener Becher, Pocal mit edlen Gestei- nen besetzt, da sollte wohl jemand nach dir lüstern werden und viel Geld an dich wagen; Aber da dein Hertz und deine Wunden Becher sind, daraus die unsterbliche Seele täglich Königlichen Wein trin- cken kan, Heiligkeit, Freud und Fried im heiligen Geist, so schätzt man dich nicht so hoch.
Tuch oder Kleid.
§. 5. Solltest du ein buntfärbiges, wunder-schönes Tuch seyn, so würden die Töchtern Zions bald nach dir begierig werden; Aber da du die Seel mit Schnee-weisser Unschuld und Wahrheit auch de- nen mannigfalten Gaben des heiligen Geistes zierest zu ewigem Glantz und Bewunderung der Cherubinen und Seraphinen über deinen Schmuck, den du o Bräutigam denen mit dir sich in holder Liebe verlobenden Seelen schenckest und anzeuchest, daß sie in höchster Wonne ewig in dir erscheinen, so ist das Verlangen gar schlecht, dich o theurer JEsu! als ein Kleid anzulegen und eine Gnaden-rei- che Tugend nach der andern mit Gebett und Flehen wesentlich anzu- ziehen.
Rares Buch.
§. 6. Wo du ein rares Buch wärest aus dem Alterthum, das von verborgenen Künsten und Wissenschafften handelte, wie würden doch
die
Betrachtungen
nehmer reicher Handelsmann meinen, er muͤßte dich haben ſeine Chambre d’ honneur oder Ehren-Zimmer mit zu zieren; Da du aber ein unzerbruͤchlicher Spiegel biſt, der allmaͤchtigen Krafft und ein Glantz der Herrlichkeit, darinn man Himmel, Hoͤll und alle ge- heimen Wunder der Ewigkeit ſehen kan, auch aller Dingen Unter- ſcheid und Geſtalt in der Zeit auf das luſtigſte und lieblichſte; So wirſt du verſchmaͤhet, weilen du ein klar, rein Hertz erforderſt und eine ledige, freye Luſt in GOTT, dich als einen ſolchen himmliſchen Spiegel zu gebrauchen zu lauterer und unbetrogener Erkanntnuß, wie die Seele vor GOtt und allen himmliſchen Choͤren ausſehe.
Tapeze- rey.
§. 3. Ach JEſu! du mildreicher und leutſeeliger! Wann du eine kunſtreich geſtickte Tapezerey waͤreſt, ſo wuͤrde wohl jemand ſuchen dich an ſich zu bringen; Aber da du die ſchoͤnſte Zierde biſt der himm- liſchen Welt, ein ausblitzender Schmuck der Wohnungen des Al- lerhoͤchſten, daran die heiligen Engel ſich nicht ſatt ſehen koͤnnen, an denen unbegreifflichen Meiſter-Stuͤcke des Heil. Geiſtes in deiner hei- ligſten Menſchheit gewuͤrcket; So begehret dein bey nahe niemand.
Pocal.
§. 4. Waͤreſt du ein goldener Becher, Pocal mit edlen Geſtei- nen beſetzt, da ſollte wohl jemand nach dir luͤſtern werden und viel Geld an dich wagen; Aber da dein Hertz und deine Wunden Becher ſind, daraus die unſterbliche Seele taͤglich Koͤniglichen Wein trin- cken kan, Heiligkeit, Freud und Fried im heiligen Geiſt, ſo ſchaͤtzt man dich nicht ſo hoch.
Tuch oder Kleid.
§. 5. Sollteſt du ein buntfaͤrbiges, wunder-ſchoͤnes Tuch ſeyn, ſo wuͤrden die Toͤchtern Zions bald nach dir begierig werden; Aber da du die Seel mit Schnee-weiſſer Unſchuld und Wahrheit auch de- nen mannigfalten Gaben des heiligen Geiſtes ziereſt zu ewigem Glantz und Bewunderung der Cherubinen und Seraphinen uͤber deinen Schmuck, den du o Braͤutigam denen mit dir ſich in holder Liebe verlobenden Seelen ſchenckeſt und anzeucheſt, daß ſie in hoͤchſter Wonne ewig in dir erſcheinen, ſo iſt das Verlangen gar ſchlecht, dich o theurer JEſu! als ein Kleid anzulegen und eine Gnaden-rei- che Tugend nach der andern mit Gebett und Flehen weſentlich anzu- ziehen.
Rares Buch.
§. 6. Wo du ein rares Buch waͤreſt aus dem Alterthum, das von verborgenen Kuͤnſten und Wiſſenſchafften handelte, wie wuͤrden doch
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Betrachtungen
nehmer reicher Handelsmann meinen, er muͤßte dich haben ſeine
Chambre d’ honneur oder Ehren-Zimmer mit zu zieren; Da du
aber ein unzerbruͤchlicher Spiegel biſt, der allmaͤchtigen Krafft und
ein Glantz der Herrlichkeit, darinn man Himmel, Hoͤll und alle ge-
heimen Wunder der Ewigkeit ſehen kan, auch aller Dingen Unter-
ſcheid und Geſtalt in der Zeit auf das luſtigſte und lieblichſte; So
wirſt du verſchmaͤhet, weilen du ein klar, rein Hertz erforderſt und
eine ledige, freye Luſt in GOTT, dich als einen ſolchen himmliſchen
Spiegel zu gebrauchen zu lauterer und unbetrogener Erkanntnuß, wie
die Seele vor GOtt und allen himmliſchen Choͤren ausſehe.
§. 3. Ach JEſu! du mildreicher und leutſeeliger! Wann du eine
kunſtreich geſtickte Tapezerey waͤreſt, ſo wuͤrde wohl jemand ſuchen
dich an ſich zu bringen; Aber da du die ſchoͤnſte Zierde biſt der himm-
liſchen Welt, ein ausblitzender Schmuck der Wohnungen des Al-
lerhoͤchſten, daran die heiligen Engel ſich nicht ſatt ſehen koͤnnen, an
denen unbegreifflichen Meiſter-Stuͤcke des Heil. Geiſtes in deiner hei-
ligſten Menſchheit gewuͤrcket; So begehret dein bey nahe niemand.
§. 4. Waͤreſt du ein goldener Becher, Pocal mit edlen Geſtei-
nen beſetzt, da ſollte wohl jemand nach dir luͤſtern werden und viel
Geld an dich wagen; Aber da dein Hertz und deine Wunden Becher
ſind, daraus die unſterbliche Seele taͤglich Koͤniglichen Wein trin-
cken kan, Heiligkeit, Freud und Fried im heiligen Geiſt, ſo ſchaͤtzt
man dich nicht ſo hoch.
§. 5. Sollteſt du ein buntfaͤrbiges, wunder-ſchoͤnes Tuch ſeyn,
ſo wuͤrden die Toͤchtern Zions bald nach dir begierig werden; Aber
da du die Seel mit Schnee-weiſſer Unſchuld und Wahrheit auch de-
nen mannigfalten Gaben des heiligen Geiſtes ziereſt zu ewigem Glantz
und Bewunderung der Cherubinen und Seraphinen uͤber deinen
Schmuck, den du o Braͤutigam denen mit dir ſich in holder Liebe
verlobenden Seelen ſchenckeſt und anzeucheſt, daß ſie in hoͤchſter
Wonne ewig in dir erſcheinen, ſo iſt das Verlangen gar ſchlecht,
dich o theurer JEſu! als ein Kleid anzulegen und eine Gnaden-rei-
che Tugend nach der andern mit Gebett und Flehen weſentlich anzu-
ziehen.
§. 6. Wo du ein rares Buch waͤreſt aus dem Alterthum, das von
verborgenen Kuͤnſten und Wiſſenſchafften handelte, wie wuͤrden doch
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 852. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/948>, abgerufen am 22.11.2024.
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