und diesen im Sterben; also kaltsinnig, zertheilt, lau ist deine Liebe beschaffen. Es hat sich noch kein Gold-Arbeiter gefunden, der die morgenländische recht gute, mit Lebens-Gefahr erlangete Perlen mit denen schlechten, mitternächtigen, von ohngefähr gefundenen Per- len in einem Kleinod vereinbahren könne, sie wollen sich gantz und gar nicht zusammen schicken; Ach! wie viel weniger schickt sich JEsus in ein Welt-Hertz, das die reine Liebe GOttes nicht anziehen will aus dem H. Geist. Auch werden Heuchler und Rechtschaffene wohl an ungleiche Oerter zu stehen kommen.
Dein Glaube ist auch nicht just, maßiv und daurhafft, denn du ki- tzelst dich mit deinen guten Wercken, bauest halb auf dich, halb auf Christum, ach wann du die Perl der ewigen Gerechtigkeit und Er- lösung recht kennetest, du würdest alles das Deine leicht darob ver- gessen.
Oder sind nicht red- lich in der Busse.
§. 3. Deine Buß ist auch nicht redlich, du willst nicht alles lassen fahren, behältest gerne die lieblichsten Anhänglichkeiten, meinest GOtt solle lassen abmärckten, du gebest noch genug und dergleichen, wel- ches alles vor den Himmel nichts anders ist als eine grosse Verach- tung und Lästerung JEsu Christi, eine schnöde Widerspenstigkeit, die nichts anders als den Verlust der Gnade GOttes, der See- len Untergang und ewige Verstossung vom Himmelreich nach sich zie- hen kan. Dann des Verbanneten Verschonen ist Ungehorsam ge- gen den ausdruckentlichen Willen GOttes a, Ungehorsam ist eine Zauberey-Sünde, und Widerstreben ist Abgötterey. Das heißt Elias auf zweyen Gedancken oder beyden Seiten hincken zwischen GOTT und dem Satan.
Solche alle haben nichts zu hoffen.
§. 4. Du Falscher! du handelst, und kauffest doch nichts, es ver- gehen Tag und Jahr und du hast noch keine Frucht und Blüste aus dem H. Geist, nichts vor die heilige, stille Ewigkeit; O kennetest du JEsum! wärest du nur ein halb viertel Stund bey ihme gewesen im Paradieß, wie freudig, wie eilig gebest du alles hin, wie seine erste Jünger thaten; Es ist dir aber schon zur Genüge gesagt, daß GOTT diese saubere, reine Perl in keine kothige Hand hinein lege, dann die Weißheit kommet nicht in eine boßhafftige b
Seele
a 1 Sam. XV. 23.
b 1 Reg. XVIII. 21.
Betrachtungen
und dieſen im Sterben; alſo kaltſinnig, zertheilt, lau iſt deine Liebe beſchaffen. Es hat ſich noch kein Gold-Arbeiter gefunden, der die morgenlaͤndiſche recht gute, mit Lebens-Gefahr erlangete Perlen mit denen ſchlechten, mitternaͤchtigen, von ohngefaͤhr gefundenen Per- len in einem Kleinod vereinbahren koͤnne, ſie wollen ſich gantz und gar nicht zuſammen ſchicken; Ach! wie viel weniger ſchickt ſich JEſus in ein Welt-Hertz, das die reine Liebe GOttes nicht anziehen will aus dem H. Geiſt. Auch werden Heuchler und Rechtſchaffene wohl an ungleiche Oerter zu ſtehen kommen.
Dein Glaube iſt auch nicht juſt, maßiv und daurhafft, denn du ki- tzelſt dich mit deinen guten Wercken, baueſt halb auf dich, halb auf Chriſtum, ach wann du die Perl der ewigen Gerechtigkeit und Er- loͤſung recht kenneteſt, du wuͤrdeſt alles das Deine leicht darob ver- geſſen.
Oder ſind nicht red- lich in der Buſſe.
§. 3. Deine Buß iſt auch nicht redlich, du willſt nicht alles laſſen fahren, behaͤlteſt gerne die lieblichſten Anhaͤnglichkeiten, meineſt GOtt ſolle laſſen abmaͤrckten, du gebeſt noch genug und dergleichen, wel- ches alles vor den Himmel nichts anders iſt als eine groſſe Verach- tung und Laͤſterung JEſu Chriſti, eine ſchnoͤde Widerſpenſtigkeit, die nichts anders als den Verluſt der Gnade GOttes, der See- len Untergang und ewige Verſtoſſung vom Himmelreich nach ſich zie- hen kan. Dann des Verbanneten Verſchonen iſt Ungehorſam ge- gen den ausdruckentlichen Willen GOttes a, Ungehorſam iſt eine Zauberey-Suͤnde, und Widerſtreben iſt Abgoͤtterey. Das heißt Elias auf zweyen Gedancken oder beyden Seiten hincken zwiſchen GOTT und dem Satan.
Solche alle haben nichts zu hoffen.
§. 4. Du Falſcher! du handelſt, und kauffeſt doch nichts, es ver- gehen Tag und Jahr und du haſt noch keine Frucht und Bluͤſte aus dem H. Geiſt, nichts vor die heilige, ſtille Ewigkeit; O kenneteſt du JEſum! waͤreſt du nur ein halb viertel Stund bey ihme geweſen im Paradieß, wie freudig, wie eilig gebeſt du alles hin, wie ſeine erſte Juͤnger thaten; Es iſt dir aber ſchon zur Genuͤge geſagt, daß GOTT dieſe ſaubere, reine Perl in keine kothige Hand hinein lege, dann die Weißheit kommet nicht in eine boßhafftige b
Seele
a 1 Sam. XV. 23.
b 1 Reg. XVIII. 21.
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Betrachtungen
und dieſen im Sterben; alſo kaltſinnig, zertheilt, lau iſt deine Liebe
beſchaffen. Es hat ſich noch kein Gold-Arbeiter gefunden, der die
morgenlaͤndiſche recht gute, mit Lebens-Gefahr erlangete Perlen mit
denen ſchlechten, mitternaͤchtigen, von ohngefaͤhr gefundenen Per-
len in einem Kleinod vereinbahren koͤnne, ſie wollen ſich gantz und gar
nicht zuſammen ſchicken; Ach! wie viel weniger ſchickt ſich JEſus in
ein Welt-Hertz, das die reine Liebe GOttes nicht anziehen will aus
dem H. Geiſt. Auch werden Heuchler und Rechtſchaffene wohl an
ungleiche Oerter zu ſtehen kommen.
Dein Glaube iſt auch nicht juſt, maßiv und daurhafft, denn du ki-
tzelſt dich mit deinen guten Wercken, baueſt halb auf dich, halb auf
Chriſtum, ach wann du die Perl der ewigen Gerechtigkeit und Er-
loͤſung recht kenneteſt, du wuͤrdeſt alles das Deine leicht darob ver-
geſſen.
§. 3. Deine Buß iſt auch nicht redlich, du willſt nicht alles laſſen
fahren, behaͤlteſt gerne die lieblichſten Anhaͤnglichkeiten, meineſt GOtt
ſolle laſſen abmaͤrckten, du gebeſt noch genug und dergleichen, wel-
ches alles vor den Himmel nichts anders iſt als eine groſſe Verach-
tung und Laͤſterung JEſu Chriſti, eine ſchnoͤde Widerſpenſtigkeit,
die nichts anders als den Verluſt der Gnade GOttes, der See-
len Untergang und ewige Verſtoſſung vom Himmelreich nach ſich zie-
hen kan. Dann des Verbanneten Verſchonen iſt Ungehorſam ge-
gen den ausdruckentlichen Willen GOttes a, Ungehorſam iſt eine
Zauberey-Suͤnde, und Widerſtreben iſt Abgoͤtterey. Das heißt
Elias auf zweyen Gedancken oder beyden Seiten hincken zwiſchen
GOTT und dem Satan.
§. 4. Du Falſcher! du handelſt, und kauffeſt doch nichts, es ver-
gehen Tag und Jahr und du haſt noch keine Frucht und Bluͤſte aus
dem H. Geiſt, nichts vor die heilige, ſtille Ewigkeit; O kenneteſt
du JEſum! waͤreſt du nur ein halb viertel Stund bey ihme geweſen
im Paradieß, wie freudig, wie eilig gebeſt du alles hin, wie ſeine
erſte Juͤnger thaten; Es iſt dir aber ſchon zur Genuͤge geſagt, daß
GOTT dieſe ſaubere, reine Perl in keine kothige Hand hinein lege,
dann die Weißheit kommet nicht in eine boßhafftige
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/938>, abgerufen am 22.11.2024.
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