Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

über die himmlische Perle.
te auf die Morgen-Röthe der Gnade JEsu und der Freude im Heil.
Geist, welche auch ordinari wieder kame aufs lieblichste.

§. 6. Jndessen verhält sichs mit diesem geistlichen Gewerb viel an-Zwar ist
noch ein
ziemlicher
Unter-
scheid
zwischen
dem geist-
lichen
Perlen-
Handel
und einem
irrdischen
Kauf.

ders als mit einem irrdischen Kauff: Sintemahl man diese Perl
(deutlich und ohne Gleichnuß von der Sache zu reden) nicht kauf-
fen kan; dann nur die Erlösung einer eintzigen Seel kostet zu viel und
muß anstehen bleiben ewiglich a. Wer wollte dann den unendlichen
GOtt bezahlen? Ach wohl niemand! Wers hat, hats wohl umsonst,
der Glaube nimmt umsonst JEsum mit aller Erleuchtung, Beruhi-
gung, Heiligung und Trost, oder wer hat jemahls GOtt
etwas zu vor gegeben, daß ihm wieder vergolten
werde von ihm. Durch ihn und zu ihm sind alle
Ding, ihm seye Ehr in Ewigkeit
b; Aus Gnaden
sind wir selig worden durch den Glauben, und das-
selbe nicht aus uns, GOttes Gab ist es, nicht aus
den Wercken, auf daß sich nicht jemand rühme
c.

§. 7. Es wird hiemit die Annehmung JESU einem Kauff ver-Jedoch
mag es
ein Kauff
genennet
werden,
weilen
man Aus-
gaben hat.

glichen.

1. Wegen der Ausgab, so ein Kauff-Herr thut, das ist die Verlaug-
nung dessen was einem am Hertzen hanget, Gesundheit, zeitlich Le-
ben, Freud, Gesellschafft, Menschen Lieb und Ruhm, Bücher,
Schrifften etc. eine Auslärung von allem, woran der Mensch von
Natur klebt; Ob schon GOtt die Perl nicht darum gibt: Wer wollte
sagen, daß ein Bettler verdiente, daß man ihm den Korb mit köstlichen
Früchten anfüllte, weil er die sauren Holtzäpfel ausgeschüttet, er wur-
de ja den Geber beschimpfen, wann er meinte, er hätte es redlich
bezahlt. Dann das macht nichts zur Sach, daß der Korb ohne
Müh ausgeschüttet wird, hingegen die Welt-Liebe an der Seelen
angebachen ist, dero gründliche Uberwindung und tieffste Befreyung
nicht weniger Schmertzen macht als schindete man einen lebendig d.
Es wird mir aber hierinn niemand glauben zu setzen, als wer die herr-
liche Freyheit der Kinder GOttes kennet und verlanget.

§. 8. 2. Ungeachtet es ein frey Gnaden-Geschenck ist, so mußWeilen es
Müh und
Bitten
kostet.

gleichwohl die Glaubens-Hand dasselbe empfahen und muß der Mensch
mit vielem Bitten und Flehen um den Glauben kämpfen, und wie

lang
a Psal. XLIX. 9.
b Rom. XI. 35. 36.
c Eph. II. 8. 9.
d Matth.
XIX.
24.
M m m m m 2

uͤber die himmliſche Perle.
te auf die Morgen-Roͤthe der Gnade JEſu und der Freude im Heil.
Geiſt, welche auch ordinari wieder kame aufs lieblichſte.

§. 6. Jndeſſen verhaͤlt ſichs mit dieſem geiſtlichen Gewerb viel an-Zwar iſt
noch ein
ziemlicher
Unter-
ſcheid
zwiſchen
dem geiſt-
lichen
Perlen-
Handel
und einem
irrdiſchen
Kauf.

ders als mit einem irrdiſchen Kauff: Sintemahl man dieſe Perl
(deutlich und ohne Gleichnuß von der Sache zu reden) nicht kauf-
fen kan; dann nur die Erloͤſung einer eintzigen Seel koſtet zu viel und
muß anſtehen bleiben ewiglich a. Wer wollte dann den unendlichen
GOtt bezahlen? Ach wohl niemand! Wers hat, hats wohl umſonſt,
der Glaube nimmt umſonſt JEſum mit aller Erleuchtung, Beruhi-
gung, Heiligung und Troſt, oder wer hat jemahls GOtt
etwas zu vor gegeben, daß ihm wieder vergolten
werde von ihm. Durch ihn und zu ihm ſind alle
Ding, ihm ſeye Ehr in Ewigkeit
b; Aus Gnaden
ſind wir ſelig worden durch den Glauben, und daſ-
ſelbe nicht aus uns, GOttes Gab iſt es, nicht aus
den Wercken, auf daß ſich nicht jemand ruͤhme
c.

§. 7. Es wird hiemit die Annehmung JESU einem Kauff ver-Jedoch
mag es
ein Kauff
genennet
werden,
weilen
man Aus-
gaben hat.

glichen.

1. Wegen der Ausgab, ſo ein Kauff-Herr thut, das iſt die Verlaug-
nung deſſen was einem am Hertzen hanget, Geſundheit, zeitlich Le-
ben, Freud, Geſellſchafft, Menſchen Lieb und Ruhm, Buͤcher,
Schrifften ꝛc. eine Auslaͤrung von allem, woran der Menſch von
Natur klebt; Ob ſchon GOtt die Perl nicht darum gibt: Wer wollte
ſagen, daß ein Bettler verdiente, daß man ihm den Korb mit koͤſtlichen
Fruͤchten anfuͤllte, weil er die ſauren Holtzaͤpfel ausgeſchuͤttet, er wur-
de ja den Geber beſchimpfen, wann er meinte, er haͤtte es redlich
bezahlt. Dann das macht nichts zur Sach, daß der Korb ohne
Muͤh ausgeſchuͤttet wird, hingegen die Welt-Liebe an der Seelen
angebachen iſt, dero gruͤndliche Uberwindung und tieffſte Befreyung
nicht weniger Schmertzen macht als ſchindete man einen lebendig d.
Es wird mir aber hierinn niemand glauben zu ſetzen, als wer die herr-
liche Freyheit der Kinder GOttes kennet und verlanget.

§. 8. 2. Ungeachtet es ein frey Gnaden-Geſchenck iſt, ſo mußWeilen es
Muͤh und
Bitten
koſtet.

gleichwohl die Glaubens-Hand daſſelbe empfahen und muß der Menſch
mit vielem Bitten und Flehen um den Glauben kaͤmpfen, und wie

lang
a Pſal. XLIX. 9.
b Rom. XI. 35. 36.
c Eph. II. 8. 9.
d Matth.
XIX.
24.
M m m m m 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0923" n="827"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber die himmli&#x017F;che Perle.</hi></fw><lb/>
te auf die Morgen-Ro&#x0364;the der Gnade JE&#x017F;u und der Freude im Heil.<lb/>
Gei&#x017F;t, welche auch ordinari wieder kame aufs lieblich&#x017F;te.</p><lb/>
          <p>§. 6. Jnde&#x017F;&#x017F;en verha&#x0364;lt &#x017F;ichs mit die&#x017F;em gei&#x017F;tlichen Gewerb viel an-<note place="right">Zwar i&#x017F;t<lb/>
noch ein<lb/>
ziemlicher<lb/>
Unter-<lb/>
&#x017F;cheid<lb/>
zwi&#x017F;chen<lb/>
dem gei&#x017F;t-<lb/>
lichen<lb/>
Perlen-<lb/>
Handel<lb/>
und einem<lb/>
irrdi&#x017F;chen<lb/>
Kauf.</note><lb/>
ders als mit einem irrdi&#x017F;chen Kauff: Sintemahl man die&#x017F;e Perl<lb/>
(deutlich und ohne Gleichnuß von der Sache zu reden) nicht kauf-<lb/>
fen kan; dann nur die Erlo&#x0364;&#x017F;ung einer eintzigen Seel ko&#x017F;tet zu viel und<lb/>
muß an&#x017F;tehen bleiben ewiglich <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al. XLIX.</hi> 9.</note>. Wer wollte dann den unendlichen<lb/>
GOtt bezahlen? Ach wohl niemand! Wers hat, hats wohl um&#x017F;on&#x017F;t,<lb/>
der Glaube nimmt um&#x017F;on&#x017F;t JE&#x017F;um mit aller Erleuchtung, Beruhi-<lb/>
gung, Heiligung und Tro&#x017F;t, <hi rendition="#fr">oder wer hat jemahls GOtt<lb/>
etwas zu vor gegeben, daß ihm wieder vergolten<lb/>
werde von ihm. Durch ihn und zu ihm &#x017F;ind alle<lb/>
Ding, ihm &#x017F;eye Ehr in Ewigkeit</hi> <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Rom. XI.</hi> 35. 36.</note>; <hi rendition="#fr">Aus Gnaden<lb/>
&#x017F;ind wir &#x017F;elig worden durch den Glauben, und da&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elbe nicht aus uns, GOttes Gab i&#x017F;t es, nicht aus<lb/>
den Wercken, auf daß &#x017F;ich nicht jemand ru&#x0364;hme</hi> <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Eph. II.</hi> 8. 9.</note>.</p><lb/>
          <p>§. 7. Es wird hiemit die Annehmung JESU einem Kauff ver-<note place="right">Jedoch<lb/>
mag es<lb/>
ein Kauff<lb/>
genennet<lb/>
werden,<lb/>
weilen<lb/>
man Aus-<lb/>
gaben hat.</note><lb/>
glichen.</p><lb/>
          <p>1. Wegen der Ausgab, &#x017F;o ein Kauff-Herr thut, das i&#x017F;t die Verlaug-<lb/>
nung de&#x017F;&#x017F;en was einem am Hertzen hanget, Ge&#x017F;undheit, zeitlich Le-<lb/>
ben, Freud, Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft, Men&#x017F;chen Lieb und Ruhm, Bu&#x0364;cher,<lb/>
Schrifften &#xA75B;c. eine Ausla&#x0364;rung von allem, woran der Men&#x017F;ch von<lb/>
Natur klebt; Ob &#x017F;chon GOtt die Perl nicht darum gibt: Wer wollte<lb/>
&#x017F;agen, daß ein Bettler verdiente, daß man ihm den Korb mit ko&#x0364;&#x017F;tlichen<lb/>
Fru&#x0364;chten anfu&#x0364;llte, weil er die &#x017F;auren Holtza&#x0364;pfel ausge&#x017F;chu&#x0364;ttet, er wur-<lb/>
de ja den Geber be&#x017F;chimpfen, wann er meinte, er ha&#x0364;tte es redlich<lb/>
bezahlt. Dann das macht nichts zur Sach, daß der Korb ohne<lb/>
Mu&#x0364;h ausge&#x017F;chu&#x0364;ttet wird, hingegen die Welt-Liebe an der Seelen<lb/>
angebachen i&#x017F;t, dero gru&#x0364;ndliche Uberwindung und tieff&#x017F;te Befreyung<lb/>
nicht weniger Schmertzen macht als &#x017F;chindete man einen lebendig <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Matth.<lb/>
XIX.</hi> 24.</note>.<lb/>
Es wird mir aber hierinn niemand glauben zu &#x017F;etzen, als wer die herr-<lb/>
liche Freyheit der Kinder GOttes kennet und verlanget.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 8. 2. Ungeachtet es ein frey Gnaden-Ge&#x017F;chenck i&#x017F;t, &#x017F;o muß<note place="right">Weilen es<lb/>
Mu&#x0364;h und<lb/>
Bitten<lb/>
ko&#x017F;tet.</note><lb/>
gleichwohl die Glaubens-Hand da&#x017F;&#x017F;elbe empfahen und muß der Men&#x017F;ch<lb/>
mit vielem Bitten und Flehen um den Glauben ka&#x0364;mpfen, und wie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m m m m 2</fw><fw place="bottom" type="catch">lang</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[827/0923] uͤber die himmliſche Perle. te auf die Morgen-Roͤthe der Gnade JEſu und der Freude im Heil. Geiſt, welche auch ordinari wieder kame aufs lieblichſte. §. 6. Jndeſſen verhaͤlt ſichs mit dieſem geiſtlichen Gewerb viel an- ders als mit einem irrdiſchen Kauff: Sintemahl man dieſe Perl (deutlich und ohne Gleichnuß von der Sache zu reden) nicht kauf- fen kan; dann nur die Erloͤſung einer eintzigen Seel koſtet zu viel und muß anſtehen bleiben ewiglich a. Wer wollte dann den unendlichen GOtt bezahlen? Ach wohl niemand! Wers hat, hats wohl umſonſt, der Glaube nimmt umſonſt JEſum mit aller Erleuchtung, Beruhi- gung, Heiligung und Troſt, oder wer hat jemahls GOtt etwas zu vor gegeben, daß ihm wieder vergolten werde von ihm. Durch ihn und zu ihm ſind alle Ding, ihm ſeye Ehr in Ewigkeit b; Aus Gnaden ſind wir ſelig worden durch den Glauben, und daſ- ſelbe nicht aus uns, GOttes Gab iſt es, nicht aus den Wercken, auf daß ſich nicht jemand ruͤhme c. Zwar iſt noch ein ziemlicher Unter- ſcheid zwiſchen dem geiſt- lichen Perlen- Handel und einem irrdiſchen Kauf. §. 7. Es wird hiemit die Annehmung JESU einem Kauff ver- glichen. Jedoch mag es ein Kauff genennet werden, weilen man Aus- gaben hat. 1. Wegen der Ausgab, ſo ein Kauff-Herr thut, das iſt die Verlaug- nung deſſen was einem am Hertzen hanget, Geſundheit, zeitlich Le- ben, Freud, Geſellſchafft, Menſchen Lieb und Ruhm, Buͤcher, Schrifften ꝛc. eine Auslaͤrung von allem, woran der Menſch von Natur klebt; Ob ſchon GOtt die Perl nicht darum gibt: Wer wollte ſagen, daß ein Bettler verdiente, daß man ihm den Korb mit koͤſtlichen Fruͤchten anfuͤllte, weil er die ſauren Holtzaͤpfel ausgeſchuͤttet, er wur- de ja den Geber beſchimpfen, wann er meinte, er haͤtte es redlich bezahlt. Dann das macht nichts zur Sach, daß der Korb ohne Muͤh ausgeſchuͤttet wird, hingegen die Welt-Liebe an der Seelen angebachen iſt, dero gruͤndliche Uberwindung und tieffſte Befreyung nicht weniger Schmertzen macht als ſchindete man einen lebendig d. Es wird mir aber hierinn niemand glauben zu ſetzen, als wer die herr- liche Freyheit der Kinder GOttes kennet und verlanget. §. 8. 2. Ungeachtet es ein frey Gnaden-Geſchenck iſt, ſo muß gleichwohl die Glaubens-Hand daſſelbe empfahen und muß der Menſch mit vielem Bitten und Flehen um den Glauben kaͤmpfen, und wie lang Weilen es Muͤh und Bitten koſtet. a Pſal. XLIX. 9. b Rom. XI. 35. 36. c Eph. II. 8. 9. d Matth. XIX. 24. M m m m m 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/923
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 827. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/923>, abgerufen am 22.11.2024.