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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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über die himmlische Perle.
wisse, was jedes werth, item obs gut oder verdächtig. Also muß es
auch seyn mit einem jeden, der zum wahren Wein-Stock kommen und
ein ungezweiffleter Besitzer der Liebe JEsu werden will, ein Faul-
Beltz kriegt nichts: Du must es ernstlich überlegen, was es dich ko-
sten und über dich gehen werden, wann du das Welt-Glück vor
deinen Theil erwehlest, was du hier und dort vor Gewinn und
Schaden haben werdest;

§. 2. Der Gewinn ist, wanns noch wohl gerathet, ein groß,Welt-
Gewinnst.

prächtig Hauß, ein schön, sauber Kleid, viel Bediente, Gutschen
und Pferd, Renten und Baargeld, Lust-Häuser und Mayer-Höfe,
und wo du hinkommst schleunige Auffwart und häuffige Complimen-
te etc. ey ey sind das nicht herrliche Sachen! Wo man dann noch gu-
ten Appetit hat, daß man überflüßige Panquet und Freuden-Mahl-
zeiten mit Musiquen, Däntzen und allerhand Lust-Spielen, Spa-
tzier-Fahrten und was ersinnlicher Ergötzlichkeit mehr anstellen kan,
o laß mir das ein Fürstlich Leben seyn! Wo man noch darzu einen
Adels-Brief zu kauffen vermag, und gar eine Grafschafft mit allen
Titlen und Herrlichkeiten; Das ist die weltliche Fortun aufs höch-
ste und beste abgewogen, sintemahl wenige es so weit bringen: An
Fürsten-Höfen ists ein mißlich, schlüpferig Ding, und hat ihre Arg-
list nun mehr auch die silberne Vestungen der Kauff-Leuten und Ban-
guiers in ihrem Geld-Handel unterminiert; Jn Republiquen sind
die Obersten im Regiment durchläuchtige Sclaven, welchen die über-
häuffte Geschäffte den Geist aussaugen.

§. 3. Der Verlust aber in dieser Zeit ist, daß man keinen Ge-Der Welt-
Verlust in
Zeit und
Ewigkeit.

schmack findet in denen Evangelischen Verheissungen, nichts genießt
von dem verborgenen Manna und der Königlichen Hochzeit des Sohns
GOttes, man weißt nichts inniges von der Freud, so ein geängstiget
Hertz empfindt aus der Vergebung der Sünden, der Gunst des himm-
lischen Vatters und der unendlichen Erlösung im Blut Christi, das
Hertz erreichet nicht den tieffen, göttlichen Frieden im Heiligen Geist
und wird nie fröhlich in der Seelen-Ruh, so der Glauben an Chri-
stum bringt; Von allen diesen Dingen hat ein Weltling gar kei-
nen Begriff, und wann er gleich darvon hört, redt und liset, so sinds
ihm Böhmische Dörffer a.

Dieß ist, was man hier bey Leibes-Lebens verliehret, der Schade

aber
a 1 Cor. II. 9. 14.
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uͤber die himmliſche Perle.
wiſſe, was jedes werth, item obs gut oder verdaͤchtig. Alſo muß es
auch ſeyn mit einem jeden, der zum wahren Wein-Stock kommen und
ein ungezweiffleter Beſitzer der Liebe JEſu werden will, ein Faul-
Beltz kriegt nichts: Du muſt es ernſtlich uͤberlegen, was es dich ko-
ſten und uͤber dich gehen werden, wann du das Welt-Gluͤck vor
deinen Theil erwehleſt, was du hier und dort vor Gewinn und
Schaden haben werdeſt;

§. 2. Der Gewinn iſt, wanns noch wohl gerathet, ein groß,Welt-
Gewinnſt.

praͤchtig Hauß, ein ſchoͤn, ſauber Kleid, viel Bediente, Gutſchen
und Pferd, Renten und Baargeld, Luſt-Haͤuſer und Mayer-Hoͤfe,
und wo du hinkommſt ſchleunige Auffwart und haͤuffige Complimen-
te ꝛc. ey ey ſind das nicht herrliche Sachen! Wo man dann noch gu-
ten Appetit hat, daß man uͤberfluͤßige Panquet und Freuden-Mahl-
zeiten mit Muſiquen, Daͤntzen und allerhand Luſt-Spielen, Spa-
tzier-Fahrten und was erſinnlicher Ergoͤtzlichkeit mehr anſtellen kan,
o laß mir das ein Fuͤrſtlich Leben ſeyn! Wo man noch darzu einen
Adels-Brief zu kauffen vermag, und gar eine Grafſchafft mit allen
Titlen und Herrlichkeiten; Das iſt die weltliche Fortun aufs hoͤch-
ſte und beſte abgewogen, ſintemahl wenige es ſo weit bringen: An
Fuͤrſten-Hoͤfen iſts ein mißlich, ſchluͤpferig Ding, und hat ihre Arg-
liſt nun mehr auch die ſilberne Veſtungen der Kauff-Leuten und Ban-
guiers in ihrem Geld-Handel unterminiert; Jn Republiquen ſind
die Oberſten im Regiment durchlaͤuchtige Sclaven, welchen die uͤber-
haͤuffte Geſchaͤffte den Geiſt ausſaugen.

§. 3. Der Verluſt aber in dieſer Zeit iſt, daß man keinen Ge-Der Welt-
Verluſt in
Zeit und
Ewigkeit.

ſchmack findet in denen Evangeliſchen Verheiſſungen, nichts genießt
von dem verborgenen Manna und der Koͤniglichen Hochzeit des Sohns
GOttes, man weißt nichts inniges von der Freud, ſo ein geaͤngſtiget
Hertz empfindt aus der Vergebung der Suͤnden, der Gunſt des himm-
liſchen Vatters und der unendlichen Erloͤſung im Blut Chriſti, das
Hertz erreichet nicht den tieffen, goͤttlichen Frieden im Heiligen Geiſt
und wird nie froͤhlich in der Seelen-Ruh, ſo der Glauben an Chri-
ſtum bringt; Von allen dieſen Dingen hat ein Weltling gar kei-
nen Begriff, und wann er gleich darvon hoͤrt, redt und liſet, ſo ſinds
ihm Boͤhmiſche Doͤrffer a.

Dieß iſt, was man hier bey Leibes-Lebens verliehret, der Schade

aber
a 1 Cor. II. 9. 14.
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[817/0913] uͤber die himmliſche Perle. wiſſe, was jedes werth, item obs gut oder verdaͤchtig. Alſo muß es auch ſeyn mit einem jeden, der zum wahren Wein-Stock kommen und ein ungezweiffleter Beſitzer der Liebe JEſu werden will, ein Faul- Beltz kriegt nichts: Du muſt es ernſtlich uͤberlegen, was es dich ko- ſten und uͤber dich gehen werden, wann du das Welt-Gluͤck vor deinen Theil erwehleſt, was du hier und dort vor Gewinn und Schaden haben werdeſt; §. 2. Der Gewinn iſt, wanns noch wohl gerathet, ein groß, praͤchtig Hauß, ein ſchoͤn, ſauber Kleid, viel Bediente, Gutſchen und Pferd, Renten und Baargeld, Luſt-Haͤuſer und Mayer-Hoͤfe, und wo du hinkommſt ſchleunige Auffwart und haͤuffige Complimen- te ꝛc. ey ey ſind das nicht herrliche Sachen! Wo man dann noch gu- ten Appetit hat, daß man uͤberfluͤßige Panquet und Freuden-Mahl- zeiten mit Muſiquen, Daͤntzen und allerhand Luſt-Spielen, Spa- tzier-Fahrten und was erſinnlicher Ergoͤtzlichkeit mehr anſtellen kan, o laß mir das ein Fuͤrſtlich Leben ſeyn! Wo man noch darzu einen Adels-Brief zu kauffen vermag, und gar eine Grafſchafft mit allen Titlen und Herrlichkeiten; Das iſt die weltliche Fortun aufs hoͤch- ſte und beſte abgewogen, ſintemahl wenige es ſo weit bringen: An Fuͤrſten-Hoͤfen iſts ein mißlich, ſchluͤpferig Ding, und hat ihre Arg- liſt nun mehr auch die ſilberne Veſtungen der Kauff-Leuten und Ban- guiers in ihrem Geld-Handel unterminiert; Jn Republiquen ſind die Oberſten im Regiment durchlaͤuchtige Sclaven, welchen die uͤber- haͤuffte Geſchaͤffte den Geiſt ausſaugen. Welt- Gewinnſt. §. 3. Der Verluſt aber in dieſer Zeit iſt, daß man keinen Ge- ſchmack findet in denen Evangeliſchen Verheiſſungen, nichts genießt von dem verborgenen Manna und der Koͤniglichen Hochzeit des Sohns GOttes, man weißt nichts inniges von der Freud, ſo ein geaͤngſtiget Hertz empfindt aus der Vergebung der Suͤnden, der Gunſt des himm- liſchen Vatters und der unendlichen Erloͤſung im Blut Chriſti, das Hertz erreichet nicht den tieffen, goͤttlichen Frieden im Heiligen Geiſt und wird nie froͤhlich in der Seelen-Ruh, ſo der Glauben an Chri- ſtum bringt; Von allen dieſen Dingen hat ein Weltling gar kei- nen Begriff, und wann er gleich darvon hoͤrt, redt und liſet, ſo ſinds ihm Boͤhmiſche Doͤrffer a. Der Welt- Verluſt in Zeit und Ewigkeit. Dieß iſt, was man hier bey Leibes-Lebens verliehret, der Schade aber a 1 Cor. II. 9. 14. L l l l l

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 817. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/913>, abgerufen am 22.11.2024.