seyn, der Christen beurtheilen will wie es in ihren Hertzen aussehe. Welche Menschen GOtt innerlich mit seinem Sohn erfüllet hat und den prächtigen Glantz seines Himmelreichs geschencket, diese brechen hervor in der Gleichförmigkeit Christi wie die Morgenröthe, und schei- nen so schön in der finstern Nacht der Welt wie der Mond, als die unsträfflichen Kindern GOttes unter dem unschlachtigen Geschlecht, rein wie die Sonne, auch denen bekehrten Kindern des Tags und des Liechts zum Dienst scheinende; Es ist in ihnen ein temperierter und auch ein heller Glantz, nachdem sie mit Leuten zu schaffen haben, und in verschiedenen Zuständen sich befinden, dieses alles aber sind sie nur de- nen, welche Augen haben zu sehen, alldieweil die gantze Herrlichkeit der Tochter des Königs innwendig ist a; Sie ist mit des Bräutigams Blut und Geist innwendig gereiniget; mit der Gerechtigkeit GOttes eingehüllet, welche solchen Glantz und Klarheit von sich gibt, daß alle Feinde, Welt und Höll, auch das Gesetz selbst darab erstarren und sprechen: Wer will dem Menschen was thun? Jhn anklagen oder verdammen? Dann er hat GOttes Gerechtigkeit selbst. GOtt er- gebene Menschen tragen allen Schmuck, Zierrath, Reichthum, Schön- heit hinein in ihren unsterblichen Geist, und thun im Verborgenen an ihren Seelen eben das was die blinden Menschen an ihren Leiberen und Wohnungen thun, daß sie darinn herrlich, schön, glückseelig und prächtig aussehen vor der Welt, das wollen diese seyn im Willens- Grund vor GOtt, in dessen Vatter-Hertz sie ihr Leben hinein verber- gen, allwo die Perl heimlich gebildet wird, sind also gleich einem schlech- ten, schmutzigen Beutel voller Perlen und Edelgesteinen; Allweil die Christlosen mit allem ihrem Welt-Glantz einem hübsch-vergüldeten Grabstein gleichen.
Sie sind gleichsam Laternen, darinn das Evangelium als ein reines Liecht und geläutert Gold schimmert und alles mit dem Glantz des Gött- lichen Bildes selbst zieret, wie das neue Jerusalem.
Das neunte Capitel. Der wunderbahre und biß dahin nur einigen wenigen Weißheits-Sch[u]- leren jetzt aber insgemein bekannte Ursprung der Perlen.
Zeugung der Perl- Muscheln.
§. 1. Hier muß ich etwas melden von denen grossen Wunderen GOt- tes in der Natur, betreffend der Perlen-Schnecken ihren Ursprung,
wie
aPsal. XLV. 14.
Betrachtungen
ſeyn, der Chriſten beurtheilen will wie es in ihren Hertzen ausſehe. Welche Menſchen GOtt innerlich mit ſeinem Sohn erfuͤllet hat und den praͤchtigen Glantz ſeines Himmelreichs geſchencket, dieſe brechen hervor in der Gleichfoͤrmigkeit Chriſti wie die Morgenroͤthe, und ſchei- nen ſo ſchoͤn in der finſtern Nacht der Welt wie der Mond, als die unſtraͤfflichen Kindern GOttes unter dem unſchlachtigen Geſchlecht, rein wie die Sonne, auch denen bekehrten Kindern des Tags und des Liechts zum Dienſt ſcheinende; Es iſt in ihnen ein temperierter und auch ein heller Glantz, nachdem ſie mit Leuten zu ſchaffen haben, und in verſchiedenen Zuſtaͤnden ſich befinden, dieſes alles aber ſind ſie nur de- nen, welche Augen haben zu ſehen, alldieweil die gantze Herrlichkeit der Tochter des Koͤnigs innwendig iſt a; Sie iſt mit des Braͤutigams Blut und Geiſt innwendig gereiniget; mit der Gerechtigkeit GOttes eingehuͤllet, welche ſolchen Glantz und Klarheit von ſich gibt, daß alle Feinde, Welt und Hoͤll, auch das Geſetz ſelbſt darab erſtarren und ſprechen: Wer will dem Menſchen was thun? Jhn anklagen oder verdammen? Dann er hat GOttes Gerechtigkeit ſelbſt. GOtt er- gebene Menſchen tragen allen Schmuck, Zierrath, Reichthum, Schoͤn- heit hinein in ihren unſterblichen Geiſt, und thun im Verborgenen an ihren Seelen eben das was die blinden Menſchen an ihren Leiberen und Wohnungen thun, daß ſie darinn herrlich, ſchoͤn, gluͤckſeelig und praͤchtig ausſehen vor der Welt, das wollen dieſe ſeyn im Willens- Grund vor GOtt, in deſſen Vatter-Hertz ſie ihr Leben hinein verber- gen, allwo die Perl heimlich gebildet wird, ſind alſo gleich einem ſchlech- ten, ſchmutzigen Beutel voller Perlen und Edelgeſteinen; Allweil die Chriſtloſen mit allem ihrem Welt-Glantz einem huͤbſch-verguͤldeten Grabſtein gleichen.
Sie ſind gleichſam Laternen, darinn das Evangelium als ein reines Liecht und gelaͤutert Gold ſchimmert und alles mit dem Glantz des Goͤtt- lichen Bildes ſelbſt zieret, wie das neue Jeruſalem.
Das neunte Capitel. Der wunderbahre und biß dahin nur einigen wenigen Weißheits-Sch[u]- leren jetzt aber insgemein bekannte Urſprung der Perlen.
Zeugung der Perl- Muſcheln.
§. 1. Hier muß ich etwas melden von denen groſſen Wunderen GOt- tes in der Natur, betreffend der Perlen-Schnecken ihren Urſprung,
wie
aPſal. XLV. 14.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0908"n="812"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Betrachtungen</hi></fw><lb/>ſeyn, der Chriſten beurtheilen will wie es in ihren Hertzen ausſehe.<lb/>
Welche Menſchen GOtt innerlich mit ſeinem Sohn erfuͤllet hat und<lb/>
den praͤchtigen Glantz ſeines Himmelreichs geſchencket, dieſe brechen<lb/>
hervor in der Gleichfoͤrmigkeit Chriſti wie die Morgenroͤthe, und ſchei-<lb/>
nen ſo ſchoͤn in der finſtern Nacht der Welt wie der Mond, als die<lb/>
unſtraͤfflichen Kindern GOttes unter dem unſchlachtigen Geſchlecht,<lb/>
rein wie die Sonne, auch denen bekehrten Kindern des Tags und des<lb/>
Liechts zum Dienſt ſcheinende; Es iſt in ihnen ein temperierter und auch<lb/>
ein heller Glantz, nachdem ſie mit Leuten zu ſchaffen haben, und in<lb/>
verſchiedenen Zuſtaͤnden ſich befinden, dieſes alles aber ſind ſie nur de-<lb/>
nen, welche Augen haben zu ſehen, alldieweil die gantze Herrlichkeit<lb/>
der Tochter des Koͤnigs innwendig iſt <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Pſal. XLV.</hi> 14.</note>; Sie iſt mit des Braͤutigams<lb/>
Blut und Geiſt innwendig gereiniget; mit der Gerechtigkeit GOttes<lb/>
eingehuͤllet, welche ſolchen Glantz und Klarheit von ſich gibt, daß alle<lb/>
Feinde, Welt und Hoͤll, auch das Geſetz ſelbſt darab erſtarren und<lb/>ſprechen: Wer will dem Menſchen was thun? Jhn anklagen oder<lb/>
verdammen? Dann er hat GOttes Gerechtigkeit ſelbſt. GOtt er-<lb/>
gebene Menſchen tragen allen Schmuck, Zierrath, Reichthum, Schoͤn-<lb/>
heit hinein in ihren unſterblichen Geiſt, und thun im Verborgenen an<lb/>
ihren Seelen eben das was die blinden Menſchen an ihren Leiberen und<lb/>
Wohnungen thun, daß ſie darinn herrlich, ſchoͤn, gluͤckſeelig und<lb/>
praͤchtig ausſehen vor der Welt, das wollen dieſe ſeyn im Willens-<lb/>
Grund vor GOtt, in deſſen Vatter-Hertz ſie ihr Leben hinein verber-<lb/>
gen, allwo die Perl heimlich gebildet wird, ſind alſo gleich einem ſchlech-<lb/>
ten, ſchmutzigen Beutel voller Perlen und Edelgeſteinen; Allweil<lb/>
die Chriſtloſen mit allem ihrem Welt-Glantz einem huͤbſch-verguͤldeten<lb/>
Grabſtein gleichen.</p><lb/><p>Sie ſind gleichſam Laternen, darinn das Evangelium als ein reines<lb/>
Liecht und gelaͤutert Gold ſchimmert und alles mit dem Glantz des Goͤtt-<lb/>
lichen Bildes ſelbſt zieret, wie das neue Jeruſalem.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das neunte Capitel.</hi><lb/><hirendition="#fr">Der wunderbahre und biß dahin nur einigen wenigen Weißheits-Sch<supplied>u</supplied>-<lb/>
leren jetzt aber insgemein bekannte Urſprung der Perlen.</hi></head><lb/><noteplace="left">Zeugung<lb/>
der Perl-<lb/>
Muſcheln.</note><p>§. 1. Hier muß ich etwas melden von denen groſſen Wunderen GOt-<lb/>
tes in der Natur, betreffend der Perlen-Schnecken ihren Urſprung,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wie</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[812/0908]
Betrachtungen
ſeyn, der Chriſten beurtheilen will wie es in ihren Hertzen ausſehe.
Welche Menſchen GOtt innerlich mit ſeinem Sohn erfuͤllet hat und
den praͤchtigen Glantz ſeines Himmelreichs geſchencket, dieſe brechen
hervor in der Gleichfoͤrmigkeit Chriſti wie die Morgenroͤthe, und ſchei-
nen ſo ſchoͤn in der finſtern Nacht der Welt wie der Mond, als die
unſtraͤfflichen Kindern GOttes unter dem unſchlachtigen Geſchlecht,
rein wie die Sonne, auch denen bekehrten Kindern des Tags und des
Liechts zum Dienſt ſcheinende; Es iſt in ihnen ein temperierter und auch
ein heller Glantz, nachdem ſie mit Leuten zu ſchaffen haben, und in
verſchiedenen Zuſtaͤnden ſich befinden, dieſes alles aber ſind ſie nur de-
nen, welche Augen haben zu ſehen, alldieweil die gantze Herrlichkeit
der Tochter des Koͤnigs innwendig iſt a; Sie iſt mit des Braͤutigams
Blut und Geiſt innwendig gereiniget; mit der Gerechtigkeit GOttes
eingehuͤllet, welche ſolchen Glantz und Klarheit von ſich gibt, daß alle
Feinde, Welt und Hoͤll, auch das Geſetz ſelbſt darab erſtarren und
ſprechen: Wer will dem Menſchen was thun? Jhn anklagen oder
verdammen? Dann er hat GOttes Gerechtigkeit ſelbſt. GOtt er-
gebene Menſchen tragen allen Schmuck, Zierrath, Reichthum, Schoͤn-
heit hinein in ihren unſterblichen Geiſt, und thun im Verborgenen an
ihren Seelen eben das was die blinden Menſchen an ihren Leiberen und
Wohnungen thun, daß ſie darinn herrlich, ſchoͤn, gluͤckſeelig und
praͤchtig ausſehen vor der Welt, das wollen dieſe ſeyn im Willens-
Grund vor GOtt, in deſſen Vatter-Hertz ſie ihr Leben hinein verber-
gen, allwo die Perl heimlich gebildet wird, ſind alſo gleich einem ſchlech-
ten, ſchmutzigen Beutel voller Perlen und Edelgeſteinen; Allweil
die Chriſtloſen mit allem ihrem Welt-Glantz einem huͤbſch-verguͤldeten
Grabſtein gleichen.
Sie ſind gleichſam Laternen, darinn das Evangelium als ein reines
Liecht und gelaͤutert Gold ſchimmert und alles mit dem Glantz des Goͤtt-
lichen Bildes ſelbſt zieret, wie das neue Jeruſalem.
Das neunte Capitel.
Der wunderbahre und biß dahin nur einigen wenigen Weißheits-Schu-
leren jetzt aber insgemein bekannte Urſprung der Perlen.
§. 1. Hier muß ich etwas melden von denen groſſen Wunderen GOt-
tes in der Natur, betreffend der Perlen-Schnecken ihren Urſprung,
wie
a Pſal. XLV. 14.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/908>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.